Was erwartet ihr von der Therapie und vom Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Beebee
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Was erwartet ihr von der Therapie und vom Therapeuten?

Beitrag Fr., 07.12.2012, 13:57

Ich weiß, die Frage ist vielleicht etwas seltsam aber zur Zeit denke ich viel darüber nach.
Was erwarte ich eigentlich von meiner Therapeutin und von der Therapie?
Ich gehe in die Stunde und erzähle ihr die Sachen, die mich grad beschäftigen aber warum mache ich das überhaupt? Ich weiß es nicht genau
Ich weiß nicht, was ich mir davon erhoffe. So langfristiges schwammiges wie "danach soll es mir besser gehen" ist nicht das, was ich meine. Ich meine, die konkrete kurzfristige Therapiesituation. Ich erwarte nicht, dass sie mich in den Arm nimmt und mir die Hand hält oder sowas. Aber was will ich eigentlich von ihr, abgesehen davon, dass sie mir zuhört??? Und nunja, einfach "nur" fürs Zuhören, dafür brauche ich nicht zur Therapie gehen, dann kann ich es theoretisch an genügend anderen Stellen loswerden. (Sofern ich es an andere Stellen tragen möchte, das ist eine andere Sache)
Sie wird mir keine Ratschläge und keine Anleitung zum wieder unbeschwert und zufrieden sein in die Hand drücken.
Irgendwie glaube ich, habe ich noch nicht kapiert, wie Therpaie funktionieren soll, also, wie ich das, was ich an Rückmeldungen von meiner Therapeutin bekomme, verwerten soll. Ich fühl mich völlig dämlich
Zur Zeit bin ich völlig verwirrt und fühle mich alleingelassen.

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Traurige Seele
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 14:32

Vielleicht hast Du für die nicht die richtige Therapieform gewählt. Ich mache Verhaltenstherapie und da herrscht ein reger Dialog zwischen mir und der Therapeutin. Und sie gibt mir auch super Ratschläge an die Hand.

Welche Therapieform machst Du?

LG TS
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Beebee
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 14:37

Ja, ich mach TfP und da fehlt es mir halt irgendwie schon manchmal, "einfach" eine Antwort zu bekommen. Also ich steh auch gut im Dialog mit meiner Therapeutin, ich mach ja keine Analyse.
Manchmal laufen die Stunden (mittlerweile - Katastrophe am Anfang) ganz gut aber manchmal eben auch gar nicht.
Aber so generell die Sinnfrage der Therapie, die stelle ich mir. Und eben wie gesagt auch, was der Therapeut bei dieser "Hilfe zur Selbsthilfe" dabei nun eigentlich für eine Rolle hat.

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Traurige Seele
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 14:41

Besprich es doch in der nächsten Stunde mit der Therapeutin. So bringt es ja auch nichts. Sie wird Dir sicherlich erklären können wie die Therapie wirken soll. Zu dieser Therapieform kann ich leider nichts sagen, hab ich noch nie gemacht. Ich hab es mir überlegt aber meine Verhaltenstherapeutin meinte dass sie nicht glaube, dass es mir viel bringen wird. Sie meinte man wisse zwar oft nach der Therapie was der Grund für die heutige Krankheit ist aber man lerne nicht wirklich mit umzugehen.

LG TS
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Beebee
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 14:47

Danke für deine Antworten.

Aber mich interessiert trotzdem -auch unabhängig von der Therapieform - was sich die Forenuser hier so vom Therapeuten versprechen und eben auch von diesem erwarten.
Darf man überhaupt so richtige Erwartungen stellen?

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candle.
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 15:01

Beebee, drehe die Frage mal so um: Was erwartest du von dir? Therapie ist nicht einfach nur Gequatsche, das könnte ich insbesondere mit einer Freundin tun. Es ist mehr und vor allem harte Arbeit, Veränderung und hohe Eigenleistung. Es kommt eben darauf an wo du hinwillst.

Viele Grüße!
candle
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Gelli
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 15:03

Also direkt Erwartungen an den Therapeuten oder an die Therapie welche Richtung es auch immer ist,die kann und darf man nicht haben,sonnst besteht die Gefahr das man sich zu sehr unter Druck setzt und auch den Therapeuten unter Druck setzt,in dem Sinne:ich will schnell geholfen werden,denken Sie sich mal was schönes aus.
Therapie bedeutet viel Eigenarbeit,diese beginnt in der Therapiestunde,und geht weiter vor allem in dem eigenen Alltag.Im Gespräch mit dem Therapeuten werden einem verschiedene Sichtweisen dargestellt,diese schaut man sich an und gegebenfalls wird daran gearbeitet um etwas zu verändern wenn etwas zu verändern sein sollte.
Ganz wichtig ist es dabei,das man in der Therapie mitarbeitet,neue Erfahrungen zulässt,und nicht aufgibt wenn man denkt es geht nicht weiter.Sucht dann das gespräch mit dem Therapeuten,egal wie belanglos für euch das auch ist,sagt es ihm und es wird ein weiterkommen möglich seinn.
Ich finde Sympathie und Vertrauen sind zwei wichtige Grundvoraussetzungen die da sein sollten um sich überhaupt auf eine Therapie einlassen zu können.
In die Therapie bin ich z.b.gegangen um wieder Zugang zu mir und meinen Kindern zu bekommen,aber vor allem meine Vergangenheit aufzuarbeiten in allen Details,und zudem einen Blick fürs positive zu erhalten.
Mein Thera sollte dafür offen sein und mit mir Wege erarbeiten die mir den Alltag erleichtern sollten.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Beebee
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 15:16

Danke ihr Zwei!
Ja, ich weiß, dass Therapie viel Arbeit meinerseits bedeutet und davor scheue ich mich auch nicht.
Aber meine Therapeutin fragt mich direkt "Warum erzählen sie mir das jetzt? Was erwarten sie jetzt von mir?" Und auf diese Fragen habe ich in dem Moment einfach keine Antwort. Ich erzähle das, weil es mich belastet und, weil ja nun in der Therapie Raum für soetwas sein soll. Dachte ich jedenfalls... Ich denke dann immer, ich müsste irgendwas von ihr erwarten und im Umkehrschluß erwartet sie wahrscheinlich auch irgendwas von mir, was ich nicht erfüllen kann, weil ich nicht dahintersteige
Es fällt mir schwer, mich zu öffnen, also erwarte oder eher erhoffe ich von mir, dass ich dies eben nach und nach in der Therapie zulassen kann.
Ja, auch dass ich wieder zu mir selbst finde und gewisse Erlebnisse verarbeite und bearbeite, ja auch das wünsche ich mir. Aber das ist dann eher so das "große Ganze" aber was ich nun speziell in einer Sitzung von ihr oder mir erwarte, das weiß ich irgendwie nicht. Soll ich ihr sagen, was sie mir sagen soll? Dann könnte ich mir das doch auch selbst sagen und müßte gar nicht erst zur Therapie gehen...
Manno...

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Gelli
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 15:23

Also wenn mein Therapeut mich so fragte:was erwarten Sie jetzt von mir,wo kann ich ihnen da behilflich sein,dann hab ich folgendes geantwortet.
Ich erwarte nichts von ihnen,vielmehr wünsche ich mir das Sie eine Meinung dazu sagen,oder mir sogar einen Rat geben können.Ich wünsche mir eine neue Sichtweise zu den Dingen,sind Sie bereit mit mir daran zu arbeiten?
So entstand ein Dialog der beiden dazu verhalf weiter zu schauen.Gespräche bekommen sehr oft einen anderen und zudem besseren verlauf wenn nicht gesagt wird ich erwarte von ihnen......... sondern ich wünsche mir.......Ein Versuch ist es wert.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Beebee
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 15:35

Danke!
So sehe ich das auch eher, ich erhoffe mir Antworten, mit denen ich dann weitermachen kann. Etwas zu bekommen, woran ich mich dran langhangeln kann... Irgendwie so in der Richtung. Aber hm, das habe ich wohl bis jetzt noch nicht so in der Form in Worte fassen können (wie gesagt, ich krieg da sehr schwer den Mund auf *seufz*)
Aber sie nutzt ganz oft das Wort "Erwartung" und es macht dann für mich den Eindruck, als müßte ich jetzt irgendetwas von ihr einfordern, quasi wie eine Dienstleistung... Aber das will ich ja gar nicht.

Ok ich formuliere die Frage nochmal anders und denke auch nochmal drüber nach:
Was wünscht ihr euch vom Therapeuten? So klingt das ganze schon viel weniger streng und drastisch, viel weicher. Aber warum fragt sie es mich denn dann nicht auch so?

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candle.
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 16:08

Beebee hat geschrieben: "Warum erzählen sie mir das jetzt?
Ja, das ist doch eine gute Frage. Was antwortest du denn dann?

candle
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Traurige Seele
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 17:02

Candle das ist eine gute Frage.

Ich würde die Therapeutin doch glatt mal fragen was sie eigentlich von mir erwarten würde???

Ich glaub da muss einfach noch mal festgelegt werden welche Ziele in der Therapie verfolgt werden.
Ich meine irgendwie hört sich das für mich nach einem Kommunikationsproblem zwischen Therapeut und Patient an.

LG TS
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leberblümchen
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 18:11

Ich finde die Frage "warum erzählen Sie mir das?" ziemlich schräg. Wenn du mich fragst, was ich mir wünsche von meinem Therapeuten, dann sag ich dir: Ich wünsche, dass er so etwas NIE zu mir sagt!

Oft ist es doch so, dass man gar nicht 'weiß', was man erzählen soll: Man macht sich Gedanken: Sind meine Probleme lächerlich, peinlich, langweilig, nervig, bin ich zu jammerig, zu wütend, zu phlegmatisch??? Und da braucht es schon eine Menge Vertrauen, dass man sich einlassen kann und sich nicht selbst zensiert.

Also, was ich mir von einem Therapeuten erwarte und wünsche:
- eine Grundhaltung, die mir zeigt, dass alles, was ich sage, in Ordnung ist und dass es keine 'guten' Themen und keine 'schlechten' Themen gibt
- Geduld: Wartenkönnen, Zuversicht
- ich möchte fühlen können, dass er es gut mit mir meint und nicht nur seine Zeit absitzt
- ich möchte, dass er mich nicht zappeln lässt, wenn es mir nicht gut geht, dass er also auf mich eingeht und mich mal mit Worten und Gesten an die Hand nimmt, mir mal Freiraum gibt und mir mal einen Tritt in den Hintern gibt
- ich möchte, dass er offen ist für das, was ICH möchte - nicht, dass er seine Ziele und Erwartungen formuliert und dass ich mich auf eine bestimmte Weise verhalten soll
- ich erwarte, dass er sich in mich hineinversetzt und nicht von einer 'gesunden' Einstellung à la: "Sie sehen das falsch" ausgeht
- ich erwarte, dass er erkennt, wenn etwas wirklich schwierig für mich ist und dass er mich dann 'lobt' bzw. ermutigt, wenn ich mich getraut habe, mich zu öffnen - und dass er Verständnis hat, wenn das mal nicht möglich ist

Also, eigentlich könnte man das vermutlich auch zusammenfassen: Ich erwarte einen einfühlsamen Therapeuten, der sich auf mich einstellt.


kaja
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 18:31

Aber mich interessiert trotzdem -auch unabhängig von der Therapieform - was sich die Forenuser hier so vom Therapeuten versprechen und eben auch von diesem erwarten.
Darf man überhaupt so richtige Erwartungen stellen?
Ich erwarte:
- ein problem- und lösungsorientiertes Arbeiten.
- 1x pro Woche 50 Min Aufmerksamkeit für meine Themen
- flexible und innovative Lösungsansätze

Ich bin der Ansicht man darf (realistische) Erwartungen haben.
Schliesslich gibt man dem Therapeuten im Rahmen einer Dienstleistung einen Arbeitsauftrag.
Das er einem nicht mit Fingerschnippen die Probleme lösen wird ist logisch, aber das er gemeinsam mit mir einen Löungsweg ausarbeitet, kann man erwarten.

/edit Deswegen bin ich mit der Therapieform (VT) auch sehr zufrieden.
Zuletzt geändert von kaja am Fr., 07.12.2012, 18:42, insgesamt 1-mal geändert.
After all this time ? Always.

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sandrin
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 18:40

Hm...
Also ich kann die TE schon verstehen. Mir geht es nämlich aktuell auch so. Ich mache ja auch eine TfP. Fragen sind da nicht unbedingt willkommen, wie mir scheint. Das fängt schon bei Fragen zur Diagnose an.

Titus, du schreibst, du wünschst dir, dein Thera würde erkennen, wenn etwas für dich schwierig ist und dafür Verständnis hat. Das ist ein schöner Wunsch, der sich auch mit meinem deckt. Leider ist dem aber nicht immer so - und das ist schade. Vielmehr ist mein Thera verärgert, wenn ich bestimmte Sachen gerne wissen möchte.

@bebee: Bleib trotzdem dran und frag nach, wenn du was wissen willst bzw. äußere, wie einige ihrer Aussagen bei dir ankommen.
Gern können wir uns auch mal per PN austauschen. Wir scheinen da in einer ähnlichen Situation zu sein.

GLG Sandrin

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