Hass auf den Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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joechen
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Hass auf den Therapeuten

Beitrag Di., 09.04.2013, 05:47

Hallo,

ich habe mal eine Psychotherapie gemacht und habe im Nachhinein nur noch einen unvorstellbaren Hass auf die Therapeutin. Irgendwie hat sie mein Leben versaut, sie hat mir immer gesagt, dass alles gut läuft und ich habe ihr geglaubt, dabei war alles total beschissen. Jetzt habe ich weitere Jahre nichts an meinem Leben verändert, ich dachte man würde in der Therapie an bestimmten Konflikten arbeiten, die einem vielleicht noch nicht bewusst sind, aber genau das ist nicht passiert. Ich habe in der Therapie gelernt, dass man seine Schwierigkeiten von außen angucken soll und dann ist alles nicht mehr schlimm. Kennt ihr das?????
Aber das stimmt nicht, ich wünsche der Therapeutin von damals nur noch das allerschlimmste und es geht mir schlimmer als damals, weil ich nicht ernst genommen wurde, dabei hat sie immer betont wie ernst sie mich doch nehmen würde, ich bin echt verzweifelt.
Grüße,

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Nico
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Beitrag Di., 09.04.2013, 05:58

Die Therapeutin hat dein Leben versaut ?
Da gibst du ihr aber ganz schön viel Macht über dein Leben.
Es muss dir aber schon davor beschissen gegangen sein denn sonst hättest du wohl keine Therapie gemacht, oder ?
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joechen
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Beitrag Di., 09.04.2013, 06:27

Ja, es ging mir schon vorher sehr schlecht. Zuvor bin ich bei mehreren Psychologen gewesen zur psychologischen Beratung und ich habe versucht zu erklären, wo meine Schwierigkeiten liegen, dass ich nicht weiß, wie's im Leben weitergehen soll usw..., aber ich habe mich von keinem Ernst genommen gefühlt, da kam nichts zurück, was mir geholfen hätte. Zugleich bin ich von einem Familienmitglied gedrängt worden eine Therapie zu machen, weil ich es in seinen Augen wohl nötig hatte, (dieses Familienmitglied spielt gerne die Ober-Helferin der gesamten Familie.)

Dann habe ich einen Therapieplatz bekommen und ich habe vor allem Selbstachtsamkeits-Techniken gelernt, anfangs hat es geholfen, aber jedes mal wenn ich sagt, dass ich mich mit dem und dem sehr, wirklich sehr unglücklich fühlt, kam von der Therapeutin zurück, dass ich in nicht in diesen Gedanken versinken darf und ich hätte doch so tolle Fortschritte gemacht. (d.h. ich soll die Probleme ignorieren??) Ich bin die gesamte ZEit in der Therapie nur gelobt worden und ich finde es ist alles schön geredet worden. Vor ein paar Monaten kam dann bei mir das große Aufwachen, wie wirklich unglücklich ich mich fühle und tja, meiner Meinung nach hat die Therapie nur zum großen Teil bewirkt, dass ich mir einreden kann es geht mir gut und dann glaubt man es. Ich fand die Therapie insgesamt sehr oberflächlich, leider ist das alles erst jetzt so hochgekommen.

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Nico
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Beitrag Di., 09.04.2013, 06:41

Hm,weißt du ich glaube es gehört relativ viel Glück dazu einen Therapeuten zu finden bei dem man sich wirklich verstanden und akzeptiert fühlt.
Das ist halt nicht so wie wenn man mit einem Auto zum Mechaniker fährt, wobei man auch da Glück braucht einen fähigen zu erwischen.
Woher dann aber dein H a s s auf die Thera kommt, verstehe ich nicht ganz.
Sie konnte dir nicht im gewünschten Ausmaß helfen ok, aber wie sie damit dein Leben versaut haben soll,sehe ich nicht.

Du wirst wohl keinen Thera finden der dir einen Lebenssinn einimpfen kann, ausserdem warst du ja schon bei mehreren Psychologen, warum dann der H a s s auf die eine ?
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Ratlosigkeit
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Beitrag Di., 09.04.2013, 06:42

Es ist leider sehr schwer, heraus zu lesen, warum Du tatsächlich eine Therapie gemacht hast. Nicht zu wissen wie es weitergeht und sich unglücklich fühlen - naja, das ist ziemlich vage und trifft auf 99% der Menschheit irgendwann zu, ohne dass da gleich Therapie nötig wäre. Kann es sein, dass du zu hohe Erwartungen hattest, so in der Art : Therapeut macht alles gut?
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joechen
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Beitrag Di., 09.04.2013, 07:21

Nein, ich hatte eher keine großen Erwartungen, definitiv nicht. Ich habe dann halt versucht alles zu befolgen, was mir in der Therapie beigebracht wurde, aber vielleicht wollte ich das garnicht tun. Hmmm... ich habe immer gedacht es wäre meine Entscheidung in die Therapie zu gehen, aber vielleicht war es gar nicht meine Entscheidung, dann kann es ja nur schief laufen... Ich habe damals gesagt, dass ich möglicherweise unter Depressionen leide, war mir aber nicht sicher. Der Hass kommt daher, weil ich mich im Nachhinein total bevormundet fühle. Als ich einen neuen Nenbejob angenommen hatte und erfolgreich ein paar Monate darin gearbeitet hatte, aber mich sehr unglücklich gefühlt habe und ich überlegen wollte ob ich den Job nicht wechsle, ist mir immer in der Therapie gesagt, wie toll ich den neuen Job erledigen würde. Ich durfte nicht sagen, dass ich mich in dem Job unglücklich fühle ("kein Verschmelzen mit negativen Gedanken"), also habe ich es gelernt zu ignorieren.

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Atara
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Beitrag Di., 09.04.2013, 10:52

Was für eine Art von Therapie war das denn?
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 10.04.2013, 07:06

Naja, wenn du dich bevormundet gefühlt hast - ich würde das mal frech so interpretieren, dass du ohnehin dabei warst Lösungen zu entwickeln, die für dich passen und die Therapie dich da nur verunsichert hat. Leider ist mir noch immer nicht klar, was genau dein Problem ist/war. Sich deprimiert zu fühlen - auch dass ist sehr vage und trifft auf die meisten Menschen irgendwann zu.
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joechen
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Beitrag So., 14.04.2013, 07:14

Die Therapieform war ACT. Ich war damals in einer sehr unglücklichen Lage, ich hatte finanzielle Probleme, hatte keinen Job, wollte das Arbeiten wieder fortsetzen und fühlte mich schon seit langer Zeit depressiv bzw. ängstlich.

Vielleicht ist mir jetzt im Nachhinein klar, warum ich so unzufrieden mit der Therapie bin und so einen Hass darauf habe. Damals denke ich, dass ich vor allem jemanden gebraucht habe, mit dem ich reden konnte und genau das ist in der Therapie dann wohl völlig falsch gelaufen.

Ich hätte mir nichts mehr gewünscht mal über all die Dinge zu reden, die mich belasten, aber am Ende ist es darauf hinausgelaufen, dass ich genau das nicht tun darf. Das ist sozusagen der Sinn der ACT-Therapie, dass man nicht auf die Ängst usw. eingeht, sondern lernt die Ängst als gegeben zu betrachten und loszulassen und eben nicht darüber reden, weil man sonst mit den negativen Gedanken verschmilzt. Aber gerade wenn man unbedingt über seine Sorgen reden will, ist das ja furchtbar.

Das ist mir damals so nicht bewusst geworden. Ich habe eigentlich schon immer das Problem gehabt, dass ich nicht geredet habe, wenn es mir schlecht ging. (Aber sowas durfte ich nicht in der Therapie erwähnen, weil "vergangenes ist vergangen", wichtig ist nur heute.) Tja, dann habe ich mich mal in eine Therapie getraut, und begonnen darüber zu reden, wenn es mir schlecht geht und habe nur in der Therpiae gelernt, dass ich das nicht tun darf, weil ich sonst zu sehr in meine negativen Gedanken abdrifte. Dann habe ich am Ende Therapiestunde meistens nur noch geschwiegen und die Therapeutin hat mich zugetextet.

Wie ist es denn in euer Therapie gewesen? Durftet ihr über das reden, was euch konkret belastet, oder seid ihr dann abgewürgt worden?

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Ratlosigkeit
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Beitrag So., 14.04.2013, 16:04

Ich glaub, Du brauchst gar keine Therapie, sondern einfach nur jemanden zum Reden, damit Du dir im Austausch über dich selber klar wirst.
Therapie sollte wirklich nur für jene da sein, die Unterstützung brauchen. Ich finde das interessant - bei einem Erwachsenen löst es richtige Hassgefühle aus, wenn er unnötigerweise therapiert wird. Sehr gesunde Reaktion in dem Fall.
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joechen
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Beitrag Mo., 15.04.2013, 06:14

Ich glaube mittlerweile, dass in der Therapie schon den kritischen Punkt vom Therapeuten entdeckt wurde (bestimmte familäre Beziehungen), dann ist darüber einmal spielerisch geredet worden und das wars, die restliche Zeit ist wieder die übliche Therapieform durchgezogen worden. Und wenn man schon seeeeeeeeeeehr lange unter einer Sache gelitten hat (ohne es zu wissen wo es liegt), dann fühlt sich das für mich nicht ganz so toll an.

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Amelie_fabelhaft
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Beitrag Mo., 15.04.2013, 06:39

Hi,
also mir scheint, als hätte deine Therapeutin, die ACT völlig falsch verstanden, so wie du es beschreibst klingt es völlig dilletantisch.
Bei der Act geht es nicht darum Gefühle nicht zu leben, auch ist sie keine Form von "Positivem Denken".
Act ist das genaue Gegenteil, alle Gefühle dürfen und müssen da sein. Alle Situationen, welche schlimm waren und sind gehören auf den Tisch. Act ist dafür da zu erkennen, das Menschen Schlimmes erfahren, das Menschen "unerträgliche " Gefühle haben, aber sie zeigt, dass diese Gefühle weder vermieden werden dürfen, noch das sie uns handlungsunfähig machen.
Durch die Act sollte man lernen, jedes Gefühl dasein zu lassen, es zu fühlen, es anzusehen und mit ihnen zu leben, so wie sie nun einmal sind. Ohne sie zu bewerten, ohne sie in "gut" und "schlecht" zu kategorisieren. Menschen neigen dazu negatives weg haben zu wollen und genau das macht es zum Problem. Dann suchen sie Lösungen, manche die Radikalsten wie SVV & Drogen/Essen/ Depressionen, aber auch weniger schlimmes, wie TV/ Computer etc. Du sollst lernen, den <gefühlen zuzuhören, die Situationen so zu sehen wie sie sind, ohne dort "sofort" handeln zu müssen.
Wenn der Job scheizze ist, dann sollst du nicht impulsiv kündigen oder so, sondern die ganz genau anschauen was daran dir nicht gut tut, was da für Gefühle hochkommen, warum sie hochkommen. Erinnert dich das Gefühl an früheres Leiden, oder ist es wirklich erst in dem Job entstanden? Wenn du da zu einer Antwort kommst, dann und erst dann solltest du etwas verändern, denn ohne dieses Wissen kommst du meist vom Regen in die Traufe.
Viele Menschen rennen vor ihren Gefühlen weg und kommen dadurch von einem Schlamassel in den anderen, weil sie nicht wissen was eigentlich wirklich dahinter steckt.
Weist was ich meine?

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