Wie es dem Therapeuten geht, fragt ihr das manchmal?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Flupsy
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Wie es dem Therapeuten geht, fragt ihr das manchmal?

Beitrag Do., 09.05.2013, 20:37

Hallo liebes Forum,

die meisten unserer Therapeuten starten die Sitzung ja gerne mit einer "Wie geht es Ihnen?" oder ähnlichen Frage. Diese weckt nun nach längerer Pause das Bedürfnis in mir, auch meinen Therapeuten zu fragen wie es ihm eigentlich geht. Fragen kann ich natürlich, aber macht man das überhaupt z.B. aus Höflichkeit oder ist das völlig unangebracht? Auch wenn ich davon ausgehe, dass man auf diese Frage nur eine Standardfloskel à la "Danke, gut" erwarten kann, würde mich interessieren, ob ihr eurem Therapeuten manchmal diese Frage stellt und wie sie reagieren?

LG
Flupsy

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per_se
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Beitrag Do., 09.05.2013, 21:04

Ich habe meinen manchmal gefragt wie es ihm geht. In der Regel benutzt er dies um wieder zurück zu mir zu lenken, mit sowas wie "Wie kommen Sie zu der Frage?" oder "Was denken Sie wie es mir geht?". Aber er hat auch schon gesagt das er Angst hat oder müde ist oder ähnliches

Finde es schön das er zumindest etwas dazu sagt, denn wenn er ganz schweigen würde ohje, dann würde ich mich sofort für die Frage schämen. Jedoch hab ich ihn das erste mal gefragt als ich ihn schon etwas kannte, am anfang, wenn man sich noch ganz fremd ist finde ich es schon unangebracht. Es kam/kommt aus der Situation heraus, deswegen merkt er wahrscheinlich das ich ihn wirklich frage und es nicht nur als Floskel oder der Höflichkeitwegen tue ^-^

Aber ja, er hat beim ersten mal sehr irritiert geschaut er hat auch schon gelächelt und ich hatte das Gefühl als würde er sich freuen. Jedoch würde er nie etwas bei mir "abladen" er hat das alles sehr gut unter Kontrolle
Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens.
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Fast Forward
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Beitrag Fr., 10.05.2013, 11:41

Ich frage meinen Thera nie, wie es ihm geht. Nicht, weil es mich nicht interessiert sondern wirklich nur aus Selbstschutz. Er hat mich letztens gefragt - als ich kritisiert habe, dass ich ihn so schwer erreichen kann an manchen Phasen - ob es mich denn interessieren würde, wie es ihm ginge. Ich habe dann erklärt, dass ich einfach manchmal nicht mit seinem Befinden umgehen kann... Prinzipiell darf ich meinen Thera aber alles fragen. Das Problem ist nur, ich finde, er könnte mich etwas mehr schonen, wenn er mir antwortet, so einige Male hat er mich mit seiner Offenheit schon von den Socken gehauen.

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per_se
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Beitrag Fr., 10.05.2013, 11:47

@ FastForword: Darf ich mal fragen mit was z.b.? Also ich hatte mal jemand in einer Klinik kennengelernt die hat erzählt das ihr Therapeut ihr oft von sich aus Dinge erzählt, was bei ihm grad so los ist usw. Ich denke zum Teil ist das grundsätzlich in Ordnung, schließlich ist es in erster Linie ein Mensch, nur zu viel unaufgefordert ist schon unangebracht. Je nach Patient klar.

lg
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Marzipanschnute
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Beitrag Fr., 10.05.2013, 11:57

Ich hab mal eine Sitzung mit "Sie sehen aber müde aus" begonnen, war vielleicht nicht das charmanteste, aber ich hatte ihn ehrlich noch nie mit so tiefen Augenringen gesehen. Er erzählte dann auch ein bisschen, kam dann aber sehr schnell auf mich zurück, denn wer im Glashaus sitzt soll ja nicht mit Steinen werfen (in dem Fall, wer Augenringe hat, sollte sich nicht über die Augenringe anderer wundern)

Ein anderes Mal gähnte er zwischendurch immer mal wieder und meinte dann als ich ihn anschaute "Mittagstief, tut mir leid." (Er hat aber auch zwei noch relativ kleine Kinder und kann mir vorstellen, dass da noch nicht jede Nacht so hundertprozentig durchgeschlafen wird)

Und sonst, ja, schon hin und wieder. Gerade wenn ich merke das er anders ist, wenn er irgendwie nervös und abgelenkt wird (da reagiere ich total sensibel drauf und irgendwie geht es mir auch besser damit dann mal kurz darüber zu sprechen)
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Jugendstil
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Beitrag Fr., 10.05.2013, 11:59

Nein, ich halte das für nicht angebracht, außer man kennt sich schon lange und entsprechend gut, aber meist erzählt dann der Therapeut ohnehin zwischendurch auch von sich, oder?

Ansonsten ist das für mich ein Verhältnis wie Arzt zu Patient oder Rechtsanwalt zur Klientin - ich finde, da gehört das Private der "dienstleistenden" Person höchstens nur dann hin, wenn es zur Sache oder zum Thema beitragen kann. Manche Theras mögen das sogar selbst als ungehörig empfinden, weil es das "Gefälle" zwischen ihm und Patienten irgendwie verschiebt...

Allerdings gibts dafür keine feststehenden Regeln, und es darf sicher individuell so gehandhabt werden, wie man sich selbst damit wohl fühlt. Aus reiner Höflichkeit wäre an der Stelle aber wirklich verfehlt bzw. unnötig, finde ich.

Jugendstil

P.S. Mich würde es stören, wenn es überhand nähme mit Privatberichten, so dass man als Patient das Gefühl hätte, zu kurz zu kommen, weil plötzlich das Befinden des Theras im Mittelpunkt steht; zumal die Zeit teuer bezahlt werden muss, schon deshalb würde ich eher nicht fragen.

P.P.S. (Mich würde es aber auch nerven, wenn der Zahnarzt einen "tot quasselt", während man wehrlos auf dem Behandlungsstuhl liegt... oder der Friseur, der kein Ende findet mit den Berichten über sich selbst... die Kassiererin, die vor lauter Erzählen nicht mehr weitermacht etc. - Andere finden das vielleicht nett, ist wohl unterschiedlich.)

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Fast Forward
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Beitrag Fr., 10.05.2013, 12:16

per_se hat geschrieben:@ FastForword: Darf ich mal fragen mit was z.b.? Also ich hatte mal jemand in einer Klinik kennengelernt die hat erzählt das ihr Therapeut ihr oft von sich aus Dinge erzählt, was bei ihm grad so los ist usw. Ich denke zum Teil ist das grundsätzlich in Ordnung, schließlich ist es in erster Linie ein Mensch, nur zu viel unaufgefordert ist schon unangebracht. Je nach Patient klar.

lg
Da will ich lieber nicht zu sehr ins Detail gehen, ich sehe es doch als eher vertraulich an, auch wenn ich ausgehen kann, dass er diese Dinge auch anderen erzählt. Es geht dabei meistens um Erfahrungen, die er gemacht hat und dabei ist er wirklich ziemlich ehrlich und nimmt kein Blatt vor den Mund. Zwar bin ich immer auch dankbar über alles, was er erzählt, immer wieder aber brauch ich eine Weile, um damit klar zu kommen.

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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Fr., 10.05.2013, 13:09

Ich frage ihn normalerweise nicht so direkt, aber ich merke es ja auch seinem Verhalten, wie er sich fühlt, ob er ausgeglichen ist oder eher müde. Da er am Vormittag frischer wirkt, mache ich jetzt meine Termine immer am Morgen ab. Dasselbe auch bei meinem Hausarzt.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Luxbordie
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Beitrag Fr., 10.05.2013, 13:16

Ich bin irgendwie während der Sitzungen zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Da denke ich gar nicht daran ihn zu fragen.

Mein alter Thera hat von sich aus schon mal gesagt dass er müde wäre oder so. Dann aber eher so als Entschuldigung.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

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away
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Beiträge: 125

Beitrag Fr., 10.05.2013, 16:15

Ich frage schon mal am Ende der Stunde, beim Verabschieden, ob er schöne Ostern/Weihnachten oder ein schönes Wochenende hatte. Auf die Art und Weise bin ich höflich und seine Antworten können die Sitzung nicht mit "beeinflussen". Ich finde, ein bisschen Höflichkeit auch von Seiten des Klienten ist völlig in Ordnung. Auf diese Fragen bekomme ich dann immer eine ausführliche, ehrliche und freundliche Antwort

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Longway
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Beiträge: 45

Beitrag Fr., 10.05.2013, 19:10

Ich würde gerne manchmal meine Thera fragen" Wie es Ihr geht", ich traue mich aber irgendwie nicht,weiss nicht warum.
Sie erzählt ab und zu mal was Sie am Wochenende macht oder gemacht hat,oder was Sie am Abend wo ich Thera habe macht. Sie erzähltdoch so einiges :0)).

Ich finde das schön auch etwas von Ihr zu wissen,da Sie ja eigentlich mein ganzes verkorktes Leben kennt.

Longway

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Muschelchen
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Beitrag Sa., 11.05.2013, 00:02

So ein bisschen frage ich schon, z.B. nach Urlaubszeiten - sie reist viel, das erzählt sie dann immer, also wo sie war und so. Oder wenn ich weiß, dass sie vor meiner Stunde (und deshalb vorgewarnt hat, dass sie evtl. zu spät kommt) nen Zahnarzttermin hatte, oder so, da frage ich auch, ob sie noch lebt
Oder mal wieder eine Vernissage hatte oder sie irgendwas größeres gefeiert hatte (z.B. mal eine 4-Nächte Übernachtungsparty mit Freundinnen als Geburtstagsfete einer Freundin) - meistens erfahre ich sowas, wenn irgendwas "anders" ist an unserem festen Termin und sie es kurz begründet oder mal kurz als Smalltalk auf meine Aussagen bezogen - dann frage ich da auch mal nach. Hält sich aber alles im angenehmen Minimum finde ich



bei meiner früheren Therapeutin randalierte bei unseren Terminen immer ihr Bauch Gurgeln, Brummen, Knurren - der wollte auch was sagen
Da habe ich auch immer gefragt, ob sie den Hunger hätte Finde dieses peinliche Drüberschweigen von solchen Geräuschen immer blöd, dieses beidseitige so-tun-als-ob-nichts-gewesen-wäre. Gerade wenn es immer wieder auftaucht

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Traurige Seele
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Beitrag Sa., 11.05.2013, 09:54

Meine Thera stand letztes Mal hinkend auf und schleppte sich so zum Schreibtisch, ich hab nix gesagt habe sie aber wohl sehr fragend angeschaut und sie meinte dann von sich aus "Ich war am Wochenende joggen" . Ich dachte nur meine Güte, ich mit Anfang dreißig würde sterben beim joggen und die Thera mit bestimmt um die 60 geht am Wochenende joggen. Wir haben dann nur beide gegrinst.

Meine sagt schon mal hin und wieder jetzt hätte ihr Sohn wieder angerufen und meint immer große Kinder brauchen immer noch den Rat der Mutter. Sie will mir wohl damit sagen nicht nur meine Kleinen sind anstrengend.

Aber wie gesagt ich würde niemals von mir aus fragen wie es ihr geht. Wenn sie von sich aus was sagt ok. Ich hatte bei der letzten Therapie immer Abends Termine oft den aller letzten und da war sie manchmal schon recht platt dachte ich mir und etwas gereizter. Ich muss sagen durch das dass meine Jungs jetzt morgens versorgt sind ind Schule und Kindi ermöglicht es mir immer den ersten oder zweiten Termin bei ihr zu nehmen und da ist sie noch recht entspannt.

Ich fragte sie mal vor kurzem ob wie vielleicht wenn die richtige Therapie beginnt unsere Termine Freitags machen könnten und sie grinste und meinte nein Freitags sei sie nicht in der Praxis da lernt sie italienisch. Naja nun weiß ich das auch. Sie arbeitet wohl nur noch 4 Tage der Woche. Sie ist ja auch nimmer so jung.

LGTS
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RTRV
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Beitrag Sa., 11.05.2013, 11:19

Meine Psy gibt so kleine Anekdoten von sich, erzählt mir auch, sie fährt auf Urlaub und da frage ich rein aus Neugierde schon wohin es geht. Aber wirklich direkt gefragt, wie es ihr geht, außer wenn sie verkühlt wirkt, tue ich nicht.
Am Ende wird alles gut.
Wenn es nicht gut wird,
ist es noch nicht das Ende.
Oscar Wilde



http://ich-oder-so.webnode.at/

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Henrike76
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Beiträge: 621

Beitrag Sa., 11.05.2013, 11:49

Also meine jetzige Thera ist in meinen Therapiegesprächen kein Thema.

Ich hab die aber mal gefragt, ob die selbst auch so Traumata in der Kindheit erlebt, was die verneinte.

Meine Traumata-berichte haben ihr allerdings auch etwas zugesetzt (weil sie mich sicher auch ein Stück weit mag und meine berufl. lebensleistung bei all dem Müll ausserordentlich wertschätzt).

Die Thera in der Suchtklinik fragte ich mal "Sie scheinen hier mit viel Herzblut zu arbeiten!".
Da antwortete die mir "das kann man gar nicht" (und verdrückte eine Träne).

Das ist für die manchmal auch nicht einfach Leute zu behandeln, die oft zu 80 % dann wieder rückfällig sind.

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