'I google you ...' - Therapie und digitale Informationsgesellschaft

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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friedie
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 14:36

Miss_Understood hat geschrieben:
Mir ist im Reflektieren darüber auf jeden fall schonmal klargeworden, es ist nicht waschechte ANGST. Ich BIN in vielen Dingen nämlich kein ängstlicher Mensch. Ich bin auch nicht wirklich schüchtern. Aber - mich überfallen manchmal zu den unmöglichsten Dingen SCHULDGEFÜHLE - die maximal eine kleine UNSICHERHEIT als Ursache haben, zwar nicht VÖLLIG aus der Luft gegriffen oder gar psychotisch sind, aber in der jetzigen Realität meist keine echte Relevanz haben. Ich glaube ich wäre der perfekte DDR Bürger gewesen. *augenroll ...
Ich hatte auch keine "Angst", die wurde mir nur unterstellt. Das mit den Schuldgefühlen habe ich nicht verstanden in Zusammenhang mit dem Thema hier. An welcher Stelle könntest du denn Schuldgefühle entwickeln?

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Miss_Understood
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Beitrag Fr., 17.02.2017, 17:28

friedie hat geschrieben: Ich hatte auch keine "Angst", die wurde mir nur unterstellt. Das mit den Schuldgefühlen habe ich nicht verstanden in Zusammenhang mit dem Thema hier. An welcher Stelle könntest du denn Schuldgefühle entwickeln?
Ich merke, dass ich generell mich beobachtet oder kontrolliert oder teilweise sogar mich eben schuldig fühle - als würde ich bei etwas ertappt. Und das, obwohl ich (in der Regel) nichts, zumindest nichts gravierendes - getan habe!

Schräg ist, in anderen Bereichen halten sich meine Nervösität in absolut normalem Rahmen bzw erlebe ich mich sogar manchmal mutiger als andere. *seufz

Ich habe sogar manchmal, wenn ich in einen Laden gehe und NICHTS kaufe - mich also zb an den Kassen vorbeischlängeln muss ohne etwas zu zahlen, die Befürchtung, ich werde gleich angesprochen, ob ich nicht mal mitkommen soll - weil ich ja etwas gestohlen haben könnte. Was ich noch NIE getan habe, gestohlen! Allerdings hat es jetzt keinen völlig an den Haaren herbeigezogenen Grund, mir ist tatsächlich mal vor vielen Jahren aus Versehen ein Kleiderbügel an meinem Rucksack hängen geblieben und als ich durch die Sicherheitsschranke ging, passierte NICHTS, ich bemerkte erst 100 m weiter, als mir das (überaus geschmacklose ) Kleidungsstück auf den Boden fiel, dass ich da aus Versehen was mitgeschleppt habe! Ich habe es dann total erschrocken wieder zurück gebracht und war supernervös und beim ZURÜCKtragen ging dann der Alarm erst an. Aber passiert ist da auch nichts, rein gar nichts.

Natürlich war ich auch schon Teil 'kleinerer' .. ja nun ... 'Verstösse' oder kreativer Interpretationen von bestehenden Richtlinien - nehmen wir mal das Beispiel, dass meine Ärztin etwas auf den Zettel schrieb, damit man mir auch zum dritten Mal Akupunktur verordnete - sowas zb. Oder ich verschleppe Abgabefristen usw.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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luciabava
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Beitrag Sa., 18.02.2017, 08:22

Miss_Understood hat geschrieben:
friedie hat geschrieben: Ich hatte auch keine "Angst", die wurde mir nur unterstellt. Das mit den Schuldgefühlen habe ich nicht verstanden in Zusammenhang mit dem Thema hier. An welcher Stelle könntest du denn Schuldgefühle entwickeln?
Ich merke, dass ich generell mich beobachtet oder kontrolliert oder teilweise sogar mich eben schuldig fühle - als würde ich bei etwas ertappt. Und das, obwohl ich (in der Regel) nichts, zumindest nichts gravierendes - getan habe!
[...]
Ich habe sogar manchmal, wenn ich in einen Laden gehe und NICHTS kaufe - mich also zb an den Kassen vorbeischlängeln muss ohne etwas zu zahlen, die Befürchtung, ich werde gleich angesprochen, ob ich nicht mal mitkommen soll - weil ich ja etwas gestohlen haben könnte.
Hallo Miss, sowas ist definitiv eine Form sozialer Angst. Dafür musst du nicht mal ein ängstlicher Mensch sein - das ist ja nochmal was anderes.
Oder ich verschleppe Abgabefristen usw.
Wie entstehen denn Schuldgefühle? Doch durch die Befürchtung, dein Umfeld könnte etwas von dir aufgreifen und negativ bewerten (so negativ, wie du selbst es schon bewertest?). Also wenn das keine soziale Angst ist (wie das ganze Thema hier ..), was denn dann?

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 18.02.2017, 23:37

hm ... ich denke daran noch herum ... @luciabava (freut mich dich zu lesen!) ... insbesondere an eben dem Paradoxon, KEIN 'ängstlicher Typ' zu sein - und das bin ich in vielen Bereichen nicht - und dem Aspekt 'soziale' Angst ... die ich nach wie vor nicht als 'Angst' erlebe - die Bezeichnung Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle trifft es da mehr. Deswegen ist das für mich schon auch ein Unterschied. Aber was da genau der Unterschied ist, der den Unterschied ausmacht ... ? Weil: ANGST hat man ja VOR etwas. Da sind ja andere beteiligt. Ob nun vermutet oder faktisch zutreffend. Ich glaube es ist wirklich das meiste von mir selbst produziert. Eben. MICH selbst negativ bewerten. Und wenn dann da noch jemand IST, von 'dem' ich es - zumindest quasi stellvertretend - erlebt habe. (Wobei der spezielle Fall schon auch ... interessant ... IST.) ... DEM bin ich noch auf der Spur.

Wobei sich mein Grundgefühl schon seit einiger Zeit ein gutes Stück weit beruhigt hat.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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mio
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Beitrag So., 19.02.2017, 00:31

Miss_Understood hat geschrieben:ANGST hat man ja VOR etwas. Da sind ja andere beteiligt.
Muss nicht. Es kann auch sein, dass es einem Angst macht, wenn "niemand" beteiligt/da ist. Ich will jetzt nicht sagen, dass das bei Dir so ist, nur, dass der Rückschluss so nicht generell hinkommt. Lies mal von Thomas Glavinic "Die Arbeit der Nacht", extrem verstörendes Buch diesbezüglich. Ich konnte es nur zur "Hälfte" lesen, obwohl ich "solche" Literatur liebe...

(http://www.thomas-glavinic.de/wp-conten ... -Nacht.pdf)

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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 22.02.2017, 22:35

(Blöd, Beitrag weg. Hach ja. Technische Probleme hatte ich auch ohne Ende.)
Danke für den Buchtipp, liegt in meinem SUB, irgendwann mal.

Sonst hat sich ca. 70% von den Bedenken in Luft aufgelöst. *augenroll ... die anderen 30% ... muss ich noch bearbeiten.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 16.09.2017, 13:22

Ich nehme diesen Beitrag mal wieder hervor, weil ich finde, dass es gerade zwei interessante Themen dazu gibt und mich an anderen Beiträgen durchaus öfter interessiert, wie es sich entwickelt.

1. Ich wurde kürzlich in einem Supermarkt fast sogar dem Geschäftsführer vorgeführt - weil - ich angeblich des 'Pfandbetruges' schuldig gesprochen werden sollte. SEHR unfreundliche Verkäuferin, die mich wenige Wochen zuvor schonmal zurechtwies, weil ich ja angeblich nur meine Einkäufe aus dem Baumarkt (zwei Bretter) dort geparkt hätte auf der Abgabetheke, um im benachbarten Discounter einzukaufen. Was zwar /auch/ stimmte, aber ich erwiderte, dass ich durchaus auch in jenem Supermarkt eingekauft habe und ich das jede Woche tue - was sie mir ERST glaubte, als ich meine Einkäufe und den Kassenzettel vorzeigte! Und in jenem Fall kürzlich hatte ich eine Kunststoffflasche ohne Etikett dabei, neben vielen anderen, die der Automat nicht annahm. Das finde ich wirklich ärgerlich, weil was kann man denn dafür, wenn das Etikett abgeht? Was ja nun selten vorkommt, aber trotzdem. Ich bemerkte dann, dass im großen Mülleimer daneben - und es war NICHT der aus dem Pfandautomat herausgenommene Müllcontainer - eine Pfandflasche mit Etikett darinnen war - und da ich dachte, dass sich da jemand vertan oder keine Zeit hatte, nahm ich eben die dort raus, warf meine ohne Etikett in den Müll und stellte dann fest, dass auch DIESE der Pfandautomat nicht annahm. Dann ging ich mit jener zur Infotheke und fragte, was ich tun könne, damit der Automat diese annehmen würde. Jene resolute Dame, von der ich nicht sicher war, ob sie mich wiedererkannte, nahm mir die Flasche mit spitzen Fingern ab und belehrte mich sofort, dass DAS ja nun gar nicht gänge und das Pfandbetrug sei und sie dann denn Geschäftsführer rufen müsse. Ich war erst verwirrt und sie musste mit dem spitzen Finger auf das Etikett zeigen, bis ich es selber verstand: da hatte jemand ein zweites Etikett über das erste gezogen - was ich nicht bemerkt hatte - und da wohl offenbar selber versucht diese Flasche durch den Automaten zu ziehen. Heiwei! DAS war mir dann erst mal sehr, sehr, sehr peinlich - wie konnte mir das nicht aufgefallen sein! Ich setzte mehrfach zu einer Erklärung an, sie unterbrach mich mehrfach, nahm schon den Telefonhörer in die Hand und just kurz bevor sie völlig unfreundlich wurde, sagte ich - ganz gefasst - "Moment mal bitte. Glauben Sie wirklich, ich wäre so dumm und würde einem waschechten Betrugsversuch auf diese Weise versuchen zu entgehen? Ich habe 25 cent weggeworfen - und was ist DAMIT? Das ist für mich auch Geld. Sie können jetzt rüber zum Müllkorb am Automaten gehen, da finden Sie ganz oben eine Flasche ohne Etikett. Das ist meine." - ich machte eine Pause und sah sie an - sie hatte hecktische rote Flecken im Gesicht und kochte sichtlich, meine Gedanken dazu hielt ich im Zaum - und fuhr fort - "Sie können natürlich auch den Geschäftsführer rufen und mich anzeigen - wegen der Frage, die ich eben gestellt habe, wenn Sie mir nicht glauben." Ihr "Schon gut. Schon gut." klang dann etwas gepresst und sie wendete sich den anderen Kunden zu.
Ich ging einkaufen, das 'seelenruhig' war zwar noch nicht vorhanden, ich musste mich erst mal beruhigen. Aber insgesamt und im Nachhinein hat mich das kuriert. 1. Ja, das war mir sehr, sehr, sehr peinlich. (Wobei ich in der Sache noch überlege, da ist man ja wirklich gestraft, wenn einem die Banderole abhanden kommt?) 2. Verkäuferinnen sind auch nur Menschen und wahrscheinlich oft gestresst, schlecht bezahlt und gerade in jenem Stadtteil begegnen ihr viele 'BetrügerInnen'. 3. Unfreundlich und unsympathisch finde ich sie trotzdem und speziell diese Kette sollte wirklich mal was an der Freundlichkeit der Verkäufer tun. Solche Unternehmen geben vermutlich kaum Geld aus für Trainings an der 'Basis'. Ich wurde da auch schon einmal ermahnt, weil ich zu langsam eingepackt hatte als ich nach der OP noch etwas wacklig auf den Beinen war und ein anderes Mal mir implizit unterstellt, ich habe wohl zuviel getrunken (fuck the Gleichgewichtsstörungen). 4. Ich kann solche Situationen meistern und lebe noch. Also. Lektion in Abhärten. Und: ich werde mich das nächste Mal beschweren, wenn eine Verkäuferin mir nochmal so unfreundlich daherkommt. Auch wenn ich das eigentlich kleinlich finde. *augenroll ... Aber: summa summarum: Nicht nur Lektion in Abhärten, sondern auch in Selbstwirksamkeit. Ich KANN meinen Standpunkt erläutern und vertreten. (So wenn ich zu Wort komme.) Eben.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 16.09.2017, 13:28

2. ICH bin nicht immer diejenige, die ZU empfindlich ist. Ich habe zwar diese merkwürdige Zweifelei hinsichtlich des einen Gruppentherapiemitgliedes auch überwunden, siehe Thema zuvor in diesem Thread - aber ich darf solche Gefühle auch ernst nehmen, sie sind NICHT völlig aus der Luft gegriffen oder gar eingebildet - obwohl das ja auch keiner gesagt hatte. (Ich neige dazu mich selber ja immer kleiner zu reden ...) Denn: ein jüngster Neuzugang hat die Gruppe nun aus dem gleichen Grund wieder verlassen, ihm war diese Querverbindung zuviel. O-ha.
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Krümmelmonster
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Beitrag Sa., 16.09.2017, 15:16

Hallo Miss_Understood,
krass was bei euch im Supermarkt abgeht.
Bei uns ist es üblich, dass wir die Pfandflaschen aus dem Mülleimer holen. Sogar im Supermarkt und hole mir das Geld.
Mich hat noch keiner darauf angesprochen im Supermarkt.

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