'I google you ...' - Therapie und digitale Informationsgesellschaft

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Miss_Understood
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'I google you ...' - Therapie und digitale Informationsgesellschaft

Beitrag Sa., 11.02.2017, 15:53

'I google you' ... und nicht nur die Menschen, die mir am Herzen lagen oder liegen, oder quer liegen -

'I google you'
(wo ist denn 'Video einfügen' hin?)

sondern es kann ja auch sein, dass DU ergooglet wirst?

Oder dass du deineN TherapeutIn oder dein Thera DICH googlet vielleicht?
Oder du wünschst, dass er oder sie das tut?

Im Zeitalter der digitalen Verfügbarkeit aller möglichen und unmöglichen Informationen wird Privatheit zum höchsten Gut, oder nicht?

Jetzt ist in einer Therapie ja durchaus auch ein Aspekt, auch peinliche und unangenehme Dinge von sich zu reflektieren. Und theoretisch sollte man selbst es in der Hand haben, was man und in welcher Reihenfolge und Tiefe man etwas von sich preisgibt.

Und - ja, dazu gibt es ja auch Schweigepflichtvereinbarungen - und das ist gut so.

Nur: Jetzt kann einem allerdings keiner untersagen, sich Informationen, die nun mal verfügbar sind, alleine wenn man den Namen des Gegenübers kennt - zu ergooglen oder andernorts zu recherchieren.

In einer Gruppentherapie kennen normalerweise die anderen deinen vollen Namen.
Den Namen des Therapeuten kennt man sowieso.

Google und Internet ist die eine Sache, die andere ist, dass heute in sehr vielen Berufsfeldern auch alle möglichen Daten von Millionen Bürgern zugänglich sind. Menschen, die in diesen Berufsfeldern arbeiten (Justiz, Polizei, Kranken- und Rentenversicherungen/kassen, Finanz- und sonstige Ämter, Banken und Versicherungen, Kliniken ...) können sich oft mit einer unaufwändigen Suche über Personen informieren. Warum genau sei erst mal dahingestellt. Okay, die meisten Banken dokumentieren solche Suchen ihrer Angestellten bei Kunden und deren Zweckbezogenheit, aber das ist bei weitem noch nicht überall umgesetzt. 'Man' sollte es vielleicht nicht tun, aber wenn es nun mal möglich ist und nicht explizit verboten, wieso sollte man es also /nicht/ tun?

Mir ist der Satz, den man dann oft hört "Wenn du nichts getan hast, dann muss es dir doch egal sein." im Hinblick auf Privatheit zu lapidar, zu dürftig. Es ist ja komplexer.

Zb gerade auch und wenn Schweigevereinbarungen und Rollen kollidieren?
Und du weißt, dass da jemand über DICH mehr weiß, als du über ihn?
Angenommen, in deiner Therapiegruppe ist - dein Schuldnerberater, deine Ansprechpartnerin bei deiner Krankenkasse, die Bankangestellte oder die Sprechstundenhilfe DEINES Arztes?

Wie kann man mit all dem umgehen?

Wie geht ihr damit um?
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Lockenkopf
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Beitrag Sa., 11.02.2017, 16:45

Miss_Understood hat geschrieben:
Zb gerade auch und wenn Schweigevereinbarungen und Rollen kollidieren?
Und du weißt, dass da jemand über DICH mehr weiß, als du über ihn?
Angenommen, in deiner Therapiegruppe ist - dein Schuldnerberater, deine Ansprechpartnerin bei deiner Krankenkasse, die Bankangestellte oder die Sprechstundenhilfe DEINES Arztes?

Wie kann man mit all dem umgehen?

Wie geht ihr damit um?

Ich trenne mittlerweile ganz bewusst meine privaten Angelegenheiten von meinen beruflichen. Ärzte u. Th. welche ich zur Erhaltung meiner Gesundheit nutze, empfehle ich nicht meinen Pat.
Ärzte und Th. mit denen ich beruflich zusammen arbeiten muss, suche ich als Pat. nicht auf.
Bei finanziellen Angelegenheiten würde ich mich genau so verhalten.

Ich habe echt keine Lust mich mit meinem Hausarzt über ärztliche Berufspolitik/Pfründesicherung (über das was nicht tun darf, nach Ärztemeinung, obwohl ich eine Ausbildung dafür habe) zu streiten. Es reicht mir vollkommen, mich gegebenenfalls darüber mit den Ärzten meiner Pat. auseinander setzen zu müssen.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 11.02.2017, 16:55

@Lockenkopf: das kann ich sehr gut nachvollziehen! Das ist ja noch ein interessanter Aspekt. Aber es kann doch auch sein, dass sich das mehr oder weniger zufällig ergibt?

Oder was, wenn man erst nach einer gewissen Zeit Person B von dem Person A (sei es als neue Bekannte, sei es als Mitglied der Therapiegruppe) erzählt als jemanden identifiziert, den man zufällig kennt? Und das passiert ja vermutlich weit häufiger in dörflichem Kontext, oder?

Ich hatte ja auch kürzlich diesen Film verlinkt, der so eine Story als Ausgangspunkt nahm. Der Film war ziemlich schlecht, aber in meiner Welt kommt es auffallend oft vor, dass sich zufällig Menschen und Ereignisse kreuzen. Das empfinde ich meist als erheiternd - aber gerade im Therapiekontext als sehr unangenehm. So als würde mir aus der Hand genommen, was ich über mich selbst aktiv preisgebe/n will.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 11.02.2017, 17:11

Wird das bei Gruppentherapien eigentlich gar nicht bedacht? Wenn sich die Mitglieder untereinander ohnehin mit dem Vornamen ansprechen, ist es da dennoch gewöhnlicherweise so, dass sich alle mit komplettem Namen oder auch Namensschildern vorstellen?
Was ist mit Menschen, die mehr oder weniger prominent/bekannt sind bzw in der Öffentlichkeit stehen?
Sei es als direkt Betroffene und eine Therapie oder Selbsthilfegruppe anstrebend, sei es als 'Person B' von der Person A berichtet, weil es zu seinem Thema gehört?
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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MariJane
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Beitrag Sa., 11.02.2017, 19:22

Also in meiner Gruppentherapie wurden wir mit Sie und Vornamen angesprochen und haben das auch in der Form die ganze Zeit durchgehalten. Allerdings, was ich scarry finde, mir wurden bei Fb dann teilweise Teilnehmer vorgeschlagen und so kannte ich auch den Nachnamen von einigen. Teufelszeug, dieses fb. Ich frag mich immer noch, wie das von statten ging. Wahrscheinlich, weil wir die Smartphones an hatten als wir im selben Raum saßen.

Wenn ich in ner Therapiegruppe jemanden getroffen hätte, den ich aus nem anderen Kontext kenne, hätte ich definitiv darum gebeten, die Gruppe zu wechseln und mich in der Situation bedeckt gehalten. Damit hätte ich nicht umgehen wollen; ich nehme aber auch an, dass ich damit nicht hätte umgehen müssen. Ich fand es in der Tagesklinik allerdings schon unangenehm, weil die eben in meinem Stadtteil liegt und ich treff abundan jemanden aus dieser Zeit auf der Straße. Ist mir nicht so angenehm.

Ansonsten find ich es nicht schlimm, wenn man sich googelt. Ich weiß nicht, wie du auf die Frage kommst? Steht von dir was im Netz, was dein Therapeut nicht wissen soll?

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saffiatou
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Beitrag Sa., 11.02.2017, 19:39

Hallo Mis Understood,

ein interessantes Thema, das mich und meine SHG gerade umtreibt, vor allem nachdem eine relativ neue Teilnehmerin unsere emails an die Leitung der Gruppen weitergeben wollte - inclusive adressen etc.... wir haben beschlossen keine vollständigen Namen mehr weiterzugeben bestimmte mails für Kontakte zu nutzen, aus der unsere Klar-Namen nicht zu erkennen sind.

Ich versuche mich möglichst nicht zu veröffentlichen (kein FB, etc) aber trotzdem taucht man auf, wenn der Ag eine Hp hat... oder wenn Freunde meine Privatsphäre nicht respektieren (eine Freundin hat einfach Fotos von mir auf ihrer FB Seite veröffentlicht... habe sie gebeten diese zu löschen)

Mein Thera ist zu finden, weil er eine HP hat, aber sonst hält er sich aus dem Netz fern.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


mio
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Beitrag Sa., 11.02.2017, 20:00

Ich glaube am Besten ist es, wenn man einfach nur das im Internet "veröffentlicht" was jeder andere auch wissen darf. Soweit man das eben selbst kontrollieren kann.

Mich hat beispielsweise mal ein Finanzbeamter gegoogelt, als ich eine Steuerprüfung hatte, das fand ich auch erst mal gruselig als es mir aufging... aber eigentlich ist es ja logisch heutzutage.

Eine Freundin von mir ist zB. Lehrerin und würde deshalb auch niemals einen FB Account anlegen. Andere Freunde von mir haben FB Accounts die "anonymisiert" sind, also über einen "Nic" laufen.

Whats app habe ich gelöscht, nachdem es von FB übernommen wurde.

Schwierig finde ich es im Job bisweilen, wobei ich da glücklicherweise nicht so betroffen bin bisher. Aber da besteht so ein bisschen der "Trend" dass man sich bei der Arbeit filmen oder fotografieren lassen "soll" und das dann im Internet auftaucht, dass kann man nun sicher ablehnen, aber wenn man der einzige im Team ist dann ist das auch blöd. Bisher hatte ich da allerdings immer Glück und niemand im Team war da besonders scharf drauf, so dass es auch nur ein paar mal vorkam bisher, dass ich da sozusagen "ungewollt" irgendwo auf FB oder einer Website veröffentlich wurde. Und solange mein Name nicht "auftaucht" in Verbindung damit findet das ja keiner der nach mir sucht.

Über mich findet man allerdings generell recht wenig und fast nur berufliches, wenn man mich googelt. Und mir ist das auch sehr recht so.

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werve
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Beitrag Sa., 11.02.2017, 20:20

Miss_Understood hat geschrieben:Was ist mit Menschen, die mehr oder weniger prominent/bekannt sind bzw in der Öffentlichkeit stehen?
Es gibt Psycho-Privatkliniken, in denen man sich unter einem "fake"-Namen führen lassen kann.

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Kellerkind
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Beitrag Sa., 11.02.2017, 20:24

Und - ja, dazu gibt es ja auch Schweigepflichtvereinbarungen - und das ist gut so. Nur: Jetzt kann einem allerdings keiner untersagen, sich Informationen, die nun mal verfügbar sind, alleine wenn man den Namen des Gegenübers kennt - zu ergooglen oder andernorts zu recherchieren.
Wieso sollte man das wollen? - Natürlich muss man in einer Gruppentherapie und/oder Selbsthilfegruppe etcpp damit rechnen, vermehrt auf ... pardon... verhaltensabnorme Menschen zu treffen, die z.B. besonders empfindsam, sensibel, aufdringlich, einsam oder sonst irgendwie strange sind. Sich selbst inklusive, sonst würde man da ja nicht hingehen.
Normalerweise macht sich aber kaum einer die Mühe, jemanden den man nur flüchtig aus so einer Gruppe kennt online zu stalken, sondern ist viel zu sehr mit sich selbst und den eigenen Problemen beschäftigt, es sei denn, diese unverhältnismäßig große Interesse an anderen Personen ist Teil des Problems bzw. einer Persönlichkeitsstörung, dass einen erst in diese Gruppe brachte. Dafür allerdings müsste dann theoretisch wiederum so viel Verständnis aufbringen wie man sich für die eigenen Marotten selbst erhofft. Theoretisch.

Worauf ich hinaus möchte: Im Normalfall interessieren sich die Teilnehmer viel mehr für ihre eigene Problematik als sich die Mühe zu machen, jemanden im Internet zu stalken. Und was die Ausnahmefälle vom normalen Verhalten angeht, damit muss man dann anderseits in solchen Gruppen immer rechnen, da zählt man ja selbst dazu... (erneut: sonst würde man sich dort ja nicht anmelden)... und da ist dann eben gegenseitiger Respekt und Verständnis angesagt.

Ich empfinde es nicht so, dass dieses Problem, dass man einer Person aus einer Therapie o.ä. zufällig im realen Leben außerhalb begegnen könnte, durch das Internet nennenswert schlimmer geworden ist. Oder dass bestimmte Berufsgruppen mehr über einen wissen als andere, z.B. die von dir erwähnte Sprechstundenhelferin. Das gab es schon immer und gehört zum normalen Alltag dazu...
Ja, insbesondere auch auf dem Dorf. Ich finde sogar, dass es einen Tick besser ist, wenn mich jemand googeln würde, da ich ja größtenteils mit-verantwortlich bin, was ich im Netz von mir preisgebe... als wenn sich jemand über die Gerüchteküche in einer großen Firma oder einem kleinem Dorf über mich informiert, und Gerüchte ... (auch die wird es es immer (!) geben)... deutlich mehr Schaden anrichten können als das, was man bei verantwortungsvollen Umgang mit privaten Informationen im Netz über mich ergooglen könnte.

Im Allgemeinen denke ich jedoch, dass ich überhaupt nicht interessant und wichtig genug bin, dass irgendwer sich die Mühe machen würde bzw. wenn, dass dies etwas Ernsthaftes zu bedeuten habe.

Ich habe sogar den Worst-Case schon hinter mir, denn selbstverständlich stieß man in der dörflichen Tagesklinik im Laufe der vielen Wochen immer mal wieder auf Bekannte oder über drei Ecke Bekannte von Bekannten, und vielleicht kam da mal ein... oder zwei Sprüche... Um genau zu sein: einer war sogar (Dorf-)Polizist, und klar ist der neugierig gewesen, der hat sich auch bei div. Leuten spaßeshalber nach mir erkundigt, mir jedoch mit Schmunzeln und mir davon erzählt. Hab dann über diese Person auch das eine oder andere vom ihm erfahren. Mit anderen Worten: wir haben getratscht. Hätte auch an jedem anderen Ort, z.B. bei Dorffest an der Theke sein können; einen wirklichen Unterschied hat es für mich nicht gemacht, es hat eher mehr zusammengeschweißt, dass man das Schweige-Dogma und die Schutzglocke der Klinik und damit ein "Geheimnis" miteinander teilte.

Ich bin fernerhin der Meinung, dass man in der heutigen Zeit... ja, auch oder gerade auf dem Dorf... durchaus dazu stehen sollte, bzw. ZU SICH SELBST stehen, dass man solche Einrichtungen oder Gruppen besucht. Es mangelt immer noch viel zu sehr an Aufklärung, und sofern dadurch nicht die eigene Existenz auf dem Spiel steht... (z.B. wenn man Bürgermeister ist, hüst)... sollte man dem noch im letzten Jahrhundert stehengebliebenen Ignoranten diese Seite unserer degenerierten Gesellschaft durchaus aufs Butterbrot schmieren statt sich zu verstecken oder zu schämen für das was oder wer man ist.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "

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Kellerkind
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Beitrag Sa., 11.02.2017, 20:31

(...Fortsetzung...)

Anders gesagt, habe ich im Laufe der Jahre gelernt, weder mich selbst zu wichtig zu nehmen noch die Dinge, die ich im Netzt oder per Gerüchte-Küche über Andere erfahre, dafür aber zu mir selbst zu stehen.

Es geht ja nicht nur darum, was andere über einen selbst erfahren könnten, sondern wie man selbst mit dem umgeht, was im Netz manchmal über eine andere Person mitbekommt. Irgendwann musste ich lernen, dass solche kontext-ambutierten Momentaufnahmen und einzelne, meist auf ein Bild oder wenige Worte reduzierte Eindrücke überhaupt nichts aussagen... Gerade bei Menschen mit Liebeskummer erlebt man immer wieder, wie sich auf einzelne Aussagen/Momentaufannahmen stürzen und verzweifelt versuchen, daraus sich irgendwas herzuleiten; das kann nicht funktionieren. Wer glaubt, dass ein Facebookprofil eine verlässliche Informationsquelle über eine Person xy ist, der hat das Internet noch nicht verstanden. Und wie war das gleich noch mal mit der modernen Zeit des Postfaktischen? - Menschen denken sowieso immer das über einen, was sie denken wollen, egal wie viele echte oder halbgare oder falsche Informationen derjenige über einen hat. Immer. Das lässt sich nicht verhindern. Nie. So war es schon immer, so wird es immer sein. Google hin, Facebook her... Menschen denken, was sie denken wollen, und das hat meisten sehr viel mehr mit ihren eigenen Projektionen zu tun als mit irgendwelchen Fakten.

Ja, es wird immer Menschen geben die lästern oder auch mal "recherchieren", aus welchen Gründen auch immer. Aber nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Selbst wenn jemand mal googelt: in der Regel ist demjenigen 5 min später das eigene Mittagessen bereits zehnmal wichtiger als irgendwelches Zeug über irgendeine flüchtige Bekannte von Irgendwo.
Insbesondere in (Gruppen-)Therapien muss man davon ausgehen, dass der Gegenüber (inkl. einem selbst!) ein nennenswertes psychischen Problem hat, und somit eine gewisse Egomanie an den Tag legt, und sich zehnmal mehr um den eigenen Kram/Kummer scheren als was über xy irgendwo im Netz geschrieben steht. Falls doch, dann war ihnen vielleicht langweilig oder sie waren kurz neugierig, aber letztendlich war das 101ste Katzenvideo oder der neuste Foodporn dann doch interessanter...

Last but not least: Falls jemand ein Problem damit hat sich außerhalb der Treffen angemessen zu verhalten, sich z.B. selbst für zu wichtig nimmt, unter sozialen Ängste leidet ("Was könnte der andere bloß über mich denken") oder unter leichtem Verfolgungswahn oder selbst zu aufdringlich ist, dann könnte genau DAS ein ideales Thema für die Gruppe sein, und den bestmöglichsten Lerneffekt erzielen.
Sich zu viele Sorgen zu machen, was andere über einen denken könnte, wenn man nicht gerade prominent ist oder Person des öffentlichen Lebens ist, ist eine Form von sozialen Ängsten, ebenso wie der (evt. zu großen) Wunsch nach Kontrolle...

Nochmals, es mag zynisch klingen, aber leider ist es so: die große Mehrheit der Mitmenschen interessiert sich mehr für ihr Mittagesse oder Katzenvideos als was Lieslichen Müller oder Heinz Kunz so treiben...das rat ich auch immer allen, die sich wegen Lästereien oder Gerüchten verrückt machen. Klar tut es weh, so was mit zukriegen, aber in 98% der Fälle ist es nur blöde, bedeutungsloses Gelaber. Bedeutungslos.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "


mio
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Beitrag Sa., 11.02.2017, 21:09

Kellerkind hat geschrieben:Selbst wenn jemand mal googelt: in der Regel ist demjenigen 5 min später das eigene Mittagessen bereits zehnmal wichtiger als irgendwelches Zeug über irgendeine flüchtige Bekannte von Irgendwo.
Da gibt es leider auch wirklich "kranke" Leute was das angeht, auch wenn es wohl eher die Ausnahme als die Regel sein dürfte.

Ich hatte mal so einen "Online-Stalker", den kannte ich noch nicht mal persönlich sondern hatte nur zwei dreimal schriftlichen Kontakt mit ihm in einer Partnersuchbörse. Dummerweise habe ich (da hatte ich ihn schon eine ganze Zeit lang gesperrt, weil er mir zu schräg und aufdringlich wurde) irgendwann einen Fehler gemacht und eine "zuordnenbare" Information dort hinterlassen ohne es damals zu wissen und dann wurde es "lustig", denn damit hatte der meine ganzen Kontaktdaten inklusive Adresse und hat mich dann eben gestalkt. Das war schon unheimlich, was der sich da in seinem Kopf so zurecht phantasiert hat und wie weit das teilweise ging. Inklusive "lustiger" Post und "mich" durchs Netz zerren, dass allerdings glücklicherweise nicht mit meinem Namen, aber für mich eben schon nachverfolg- und auch nachvollziehbar (was gewollt war von ihm) und auch mit so "Ansagen" von wegen: "Komm in die Kneipe die bei Dir am nächsten ist" und so...

Also wenn jemand wirklich schräg drauf ist, dann kann das schon unangenehm werden. Der hat mich zum absoluten Mittelpunkt seiner (psychotischen, also wohl tatsächlich so diagnostiziert) Welt gemacht, mal hat er mich "beschimpft", dann wieder hielt er mich für die Frau seines Lebens, ohne das wir uns überhaupt kannten oder jemals auch nur miteinander gesprochen hatten.

Bei einer Selbsthilfegruppe würde ich allerdings davon ausgehen, dass sowas dann schon geregelt sein wird bzw. geregelt werden würde, denn da gibt es ja meist übergeordnete Stellen.

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Kellerkind
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Beitrag Sa., 11.02.2017, 21:35

Hallo Mio,

ja, du sagst es: Ausnahmen gibt es. Und möglicherweise gibt es in einem psychotherapeutischen Umfeld wie Gruppentherapie und/oder SHG eine höhere Wahrscheinlichkeit auf solche Ausnahmen zu treffen als anderswo.

Ich für mich selbst verbuche das allerdings als "normales Lebensrisiko". Denn irgendwelche Idioten oder wirklich ernsthaft kranke Menschen kann es immer geben, man kann sich nicht vor allen Eventualitäten schützen, und schon gar nicht sollte man sich mMn davon abhalten lassen, das eigene Leben zu leben, bloß auf die Gefahr hin, den einen unter 10000 ... (oder was weiß ich wie vielen!)... schlechten Menschen zu treffen.
Selbst wenn, wenn jemand einem etwas böse will oder auf einer Psychose ist, so wie dir leider geschehen, dann findet derjenige schon seinen Weg, ob man will oder nicht, egal wie sehr man sich bemüht. Davon sollte man sich in seiner Lebensqualität nicht einschränken lassen.

(Aber zugegeben, man muss es ja nicht auch noch absichtlich provozieren. Ich gehe hier in dem Kontext von einem normalen, eigen-verantwortlichen Umgang mit öffentlichen Informationen aus, wer natürlich mit seinen persönlichen Informationen demonstrativ hausieren geht... nun ja, ein bisschen Eigenverantwortung darf man schon erwarten, deswegen setze ich das mal hier für die weitere Diskussion voraus).
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "


Alyssa
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Beitrag So., 12.02.2017, 00:03

mio hat geschrieben:Mich hat beispielsweise mal ein Finanzbeamter gegoogelt, als ich eine Steuerprüfung hatte, das fand ich auch erst mal gruselig als es mir aufging... aber eigentlich ist es ja logisch heutzutage.

Whats app habe ich gelöscht, nachdem es von FB übernommen wurde.
Wenn du eh schon bei FB bist, ist es doch völlig sinnfrei, Whatsapp zu löschen nachdem es von FB übernommen wurde?!? Du bist durch deinen FB-Account eh schon eine gläserne Person.

Ansonsten denke ich: Wer viel von sich im Internet veröffentlicht, muss damit leben, gefunden und gegoogelt zu werden. Wer darauf keinen Bock hat, hält sich eben zurück mit dem Veröffentlichen bzw. beschränkt Veröffentlichungen auf rein Berufliches/Fachliches.


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Beitrag So., 12.02.2017, 00:14

FB mache ich aber nur von zu Hause aus und auch nur sehr sporadisch. Und nicht mit dem Handy. Für mich ist das schon noch mal was anderes, als wenn ich sowas sozusagen "unterwegs" mache.

"Gläsern" bin ich natürlich dennoch ein wenig, aber eben zumindest nicht in Bezug auf mein "Bewegungsverhalten" auswertbar von FB. Was allerdings auch ein Stück weit "Illusion" ist, da zumindest Apple mich auswerten wird.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 12.02.2017, 00:22

Miss_Understood hat geschrieben:@Lockenkopf: das kann ich sehr gut nachvollziehen! Das ist ja noch ein interessanter Aspekt. Aber es kann doch auch sein, dass sich das mehr oder weniger zufällig ergibt?
Es hat sich rein zufällig ergeben, das ich einen Pat. aus der Praxis meines Hausarztes, mit einer Verordnung von seinem Kollegen übernommen habe. Ich habe sehr darauf geachtet, nicht zu erkennen zu geben eine bestimmte Therapiemethode zu beherrschen, welche auch in der Praxis meines Hausarztes von den Medizinern dort durchgeführt wird. Und auf welche mein Hausarzt mich hingewiesen hat, das ich diese nicht durchführen dürfte (Berufspolitik).
Oder was, wenn man erst nach einer gewissen Zeit Person B von dem Person A (sei es als neue Bekannte, sei es als Mitglied der Therapiegruppe) erzählt als jemanden identifiziert, den man zufällig kennt? Und das passiert ja vermutlich weit häufiger in dörflichem Kontext, oder?

Ich hatte ja auch kürzlich diesen Film verlinkt, der so eine Story als Ausgangspunkt nahm. Der Film war ziemlich schlecht, aber in meiner Welt kommt es auffallend oft vor, dass sich zufällig Menschen und Ereignisse kreuzen. Das empfinde ich meist als erheiternd - aber gerade im Therapiekontext als sehr unangenehm. So als würde mir aus der Hand genommen, was ich über mich selbst aktiv preisgebe/n will.
Ich habe mir vor mehr als einem Jahrzehnt eine Selbsthilfegruppe in einer Kleinstadt in einige Kilometer Entfernung gesucht.
War mit einer knappen Stunde Fahrzeit mit dem Rad erreichbar, wenn ich keinen PKW zur Verfügung hatte. Somit habe ich dort niemanden aus meinem Dorf angetroffen.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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