Anna-Luisa hat geschrieben: ↑Mi., 20.06.2018, 05:23
Des Weiteren würde ich an keinerlei Rollenspielen teilnehmen.
Warum betonst du immer wieder die Rollenspiele? Was stört dich daran? (Davon abgesehen, dass sie in analytischen und tiefenpsychologischen Gruppen eigentlich nicht üblich sind. Die finden eher in verhaltenstherapeutischen Gruppen statt oder in Kliniken, wo oft so en Mischmasch von beidem praktiziert wird.) "trainieren" bezog sich nicht auf Rollenspiele, sondern darauf, dass man z.B. üben kann, sich anderen Menschen, die nicht Therapeuten sind, zu öffnen und die Erfahrung zu machen, dort so wie man ist angenommen zu werden. Das ist wichtig, denn es steht ja nicht ein Leben lang immer und überall ein Therapeut zur Verfügung. Du übst dabei übrigens nicht
an, sondern
mit den Anderen. Du macht die Anderen mit deiner Denkweise zum Objekt!
Anna-Luisa hat geschrieben: ↑Mi., 20.06.2018, 05:23
Aber auch unabhängig von meiner Abneigung gegen Gruppentherapie, würde ich keinerlei Veranlassung sehen eine zu machen. Die Erfahrung des Miteinanders fände ich nicht wichtig, mache ich diese doch täglich außerhalb von Therapiegruppen.
Ich glaube genau um diese Abneigung geht es eigentlich in diesem Thread, und nicht um irgendwelche Begrifflichkeiten wie "Schweigepflicht". Das Miteinander ist eben nicht dasselbe wie im "normalen" leben, weil im besten Fall der Therapeut dafür sorgt, dass in der Gruppe eben nicht wie im "richtigen" Leben alles direkt bewertet wird, oder ungute gruppendynamische Prozesse wie z.b- Mobbing entstehen, die im Alltag durchaus üblich sind. Außerdem sind die Personen in der Gruppe, ähnlich wie der Therapeut, nicht persönlich an dir interessiert oder mit dir verflochten. Wenn du mit z.B. mit Freunden, Familie oder Partner sprichst, teilen die 1. das gleiche soziale Umfeld, haben also eine ähnliche "Brille" auf, durch die sie die Welt sehen, wodurch sie dir weniger wirklich neue Sichtweisen bieten können und 2. haben sie immer, wenn auch oft unbewusst, auch eigene Interessen, z.B. dass du für sie "funktionierst",dass es keine Konflikte gibt o.ä.
In einem vorangegangenen Beitrag hast du geschrieben, dass du dir nicht die Probleme anderer Leute anhören willst und ich glaube, das trifft den Kern des Problems. Du willst, dass es sich in der Einzeltherapie nur um dich dreht und dich keiner mit seinen eigenen Wünschen oder Belangen stört. Ist ja auch legitim, gerade wenn man noch emotional sehr bedürftig ist. Aber es ist auf jeden Fall eine noch viel "künstlichere" Situation als in der Gruppe. Wo gibt es das schon, dass sich jemand ausschließlich um dich kümmert, ohne eingene Bedürfnisse zu berücksichtigen? In sofern ist die Gruppe ein Schritt in Richtung "Normalität", weil da auf einmal andere Leute sitzten, die eigene Bedürfnisse haben und mit denen du dir die Aufmerksamkeit des Therapeuten teilen musst, was durchaus erstmal ein wenig kränkend für das eigene Ego sein kann. Aber es ist auch ein Schritt in Richtung Unabhängigkeit vom Therapeuten. Und das Verständnis einer Gruppe, das Wissen, dass andere Menschen gleiche oder ähnliche Probleme haben und sie daher verstehen (im Gegensatz zum Alltagsumfeld, die das oft nicht teilen und verstehen können) und das Gefühl, von der Gruppe getragen zu werden ist sehr heilsam und es tut mir Leid für dich, dass du das offensichtlich so noch nie erleben durftest. Mir würde das eindeutig fehlen, wenn ich es nicht gehabt hätte. Die Probleme und Lösungsansätze anderer Gruppenteilnehmer habe ich dabei nicht als störend, sondern als bereichernd empfunden.