Dissoziation versus Schizotype Störung

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nefer
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Dissoziation versus Schizotype Störung

Beitrag Di., 11.10.2011, 18:25

Hallo Leute!

Kenn mich mit Foren nicht so gut aus und hab für mein Problem einen neuen Thread eröffnet.

Will mich mal kurz vorstellen. Ich lebe alleine und mir geht seit den letzten Jahren ziemlich schlecht. Werde von Ängsten geplagt und die Folge ist sukzessiver Rückzug in die Isolation. Habe Angst vor lauten Geräuschen, boshaftes und gemeines Verhalten, überfüllte Plätze usw. Probleme hat mir sowas immer schon gemacht, doch in den letzten Jahren ist es immer schlimmer geworden. Allerdings befinde ich mich im Moment in einem relativ stabilen Zustand.
Nun war ich letzte Woche bei einer Psychaterin, die mir Dissoziative Störung mit der Differentialdiagnose einer Schizotypen Störung attestierte. Ich habe in einen Monat einen weiteren Termin um letzteres auszuschliessen oder zu bestätigen.
Diese Diagnosen sind nun ziemlich unterschiedlich und weiss nich so recht, was ich damit anfangen soll. Jetzt bin ich fast noch unsicherer als vorher.
Vor zwei Jahren wurde bei mir eine Hochbegabung diagnostiziert. Einen Test hab ich deshalb gemacht, weil ich mir Sachen gut merken kann, also alles was mit Ordnungssystemen und Listen zu tun hat. Falls sich jemand dafür interessiert, kann ich gerne näher darauf eingehen.
Ich bin mir sicher, dass ich durch Angst, Wut oder einfach nur Stress eine andere Person werde oder mich schlichtweg auflöse. Mir geht ab und zu Zeit verloren, wo ich definitiv nicht weiss wo die hingekommen ist, oder Sachen sind bereits erledigt (z.B. Betten machen) und ich kann mich absolut an nichts erinnern. Auch dürften sich verschiedene Personen in punkto Haushaltsgeld etc. uneinig sein.
Meine Frage an euch ist, ob jemand ähnliche Erfahrung mit so unterschiedlichen Diagnosen hat? Sollte ich nämlich letztere haben, müsste ich u. a. Gefühlsflach sein. Ich habe aber Gefühlsregungen die mich in Glückseligen Sphären heben, um die mich jeder Kokser mit Sicherheit beneiden würde. Obwohl ich allen Grund dazu hätte, bin ich keineswegs depressiv. Und ich wage zu behaupten, dass ich es auch diesen Glücksmomenten zu verdanken habe, die aus mir doch eine recht hoffnungsfrohe Person macht.

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Waldschratin
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Beitrag Mi., 12.10.2011, 07:19

Hallo Nefer,
also manches,was du beschreibst,kenn ich aus eigener Erfahrung...Einschließlich und besonders eines sehr intensiven Erlebens von Gefühlen.
Das Problem mit der Diagnosestellung war bei mir auch lange Zeit und ich kann dir nur raten,halt dich nicht allzu lange damit auf!

Du bist hochbegabt,so wie ich vermute auch hochsensíbel - du bringst also schon mal sehr viel "Eigenes" mit,um dich in dir selber auf die Suche zu machen,was "nicht stimmt" und dir das Leben schwer macht.

Ich hatte auch ne dissoziative Störung und war auch einiges in Therapie - grade fang ich wieder eine an wegen Depressionen - und hab dabei v.a. gelernt,daß ich meist "andere" Wege brauche,als so ein "Durchschnittspsychiater" sich überhaupt vorstellen kann.

Das klingt jetzt wahrscheinlich gruselig arrogant ,ist aber ganz einfach ein Erfahrungswert.
Psychiater meide ich inzwischen wie die Pest,ich habe mir mehr die Unterstützung von Psychotherapeuten gesucht und bin damit sehr gut gefahren.

Was du an Symptomen beschreibst,leitet sich für mich schon mal größtenteils aus ner HS (Hochsensibilität) ab.

Das mit dem "Auflösen" oder "ne andere Person werden" deutet schon auf Dissoziation hin,aber wichtiger als die Diagnose an sich ist doch die Frage,warum das geschieht.Aus welchem Grund der Stress in dir dann dermaßen hoch wird,daß ne Dissoziation nötig wird.

Hast du dich damit schon mal etwas beschäftigt?

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Elfchen
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Beiträge: 2845

Beitrag Mi., 12.10.2011, 09:07

liebe nefer

auch ich erkenne mich gut in den von dir beschriebenen dingen wieder.

ich bin auch sehr am kämpfen mit ängsten; derealisationen, depersonalisationen, schwindel und panikattacken machen mir derzeit das leben ungemein schwer. trigger wie grelles licht, dämmerung, menschen, die auf mich einreden sind nicht immer zu umgehen.
ich versuche sehr, mich auf mein "innen" zu konzentrieren. ich lehne mich wenn es geht an, spüre meinen rücken, streiche über meine beine usw. um zu spüren, doch, ich bin da, im hier und jetzt. oftmals fahre ich nach der arbeit nach hause und hab im nachhinein das gefühl, mein auto sei selber gefahren... .

das spüren des eigenen ist sehr wichtig, kann dich erden.
dann würde ich dir raten, unbedingt an der wut zu arbeiten. warum, woher, wird sie unterdrückt, wie ist sie rauszulassen.... wichtig finde ich. ich hatte- oder habe- hier auch ein thema.
wut ist auf der einen seite gesund, kreativ und kann zum vorwärtskommen genutzt werden.

ich finde wie waldschratin, dass du dich nicht an diagnosen aufhängen sollst, sondern deinen individuellen weg gehen musst. der ist wichtiger als diagnosen!

glg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Thread-EröffnerIn
nefer
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Beiträge: 3

Beitrag Mi., 12.10.2011, 12:32

Hallo, Liebe Leute! Vielen Dank für euer Feedback!

Ihr habt mir mit Ärzten wohl schon meine Intuition bestätigt und ich finde es überhaupt nicht arrogant. Ist ja auch ein bisschen schwierig, wenn man niemandem um Rat fragen kann. Ich misstraue ja grundsätzlich jeden Arzt, vorallem auch deshalb, weil sie mir dauernt Medikamente aufschwatzen wollen, hab nämlich das Gefühl, dass es mir dann noch schlechter geht und ich mir dadurch mein reiches Innenleben beraubt fühle! Von den Fragebögen die mir bisher untergekommen sind, will ich erst recht schweigen!
Elfchen: Eine Bestätigung auch was das "Innere" betrifft. Seit dem ich ahne was mit mir los ist, gehe ich mit meinen extremen Emotionen ganz anders um. Versuche in mich zu gehen, tief durchatmen, schließe die Augen und weiss, dass mir niemand und nix was anhaben kann. Manchmal mach ich auch einen Spaziergang.
Meine Wut rauszulassen ist schwierig. Kompensieren eher, eben durch angenehme Gedanken etc.
Waldschratin: Du schreibst, du hattes Dissoziative Störung. Wie hast du denn das wegbekommen? Das du jetzt Depressionen hast tut mir leid, ich hatte vor vielen Jahren mal einen schweren Schub, seit dem hab ich keine mehr.

Hochsensibel bin ich, wie ihr alle vermutlich auch! Habe das Gefühl, dass ich auf alle Menschen, Situationen und Begebenheite ziemlich stark reagiere. Wut, Angst und Verzweiflung gehört leider auch dazu. Die wahrscheinlich stärksten Emotionen, die in mir nichts anderes schaffen als Zerstörung. Es scheint so, als ob ich nämlich ein echt fettes Monster in mir habe, das damit überhaupt nicht umgehen kann. Wenn Wut und Angst in mir aufeinander prallen, kann ich es kaum ertragen. Hab aber das Gefühl, dass ich damit besser umgehen kann, weil ich jetzt besser bescheid weiss.

Meine Mutter ist vor sechs Jahren gestorben und ich hab diese Tatsache kaum ertragen. Das war der grösste Alptraum und bin mir sicher, dass ich damals schon mich aufglöst hab oder Multiple Persönlichkeiten entwickelt hab. Seitdem ist es mit mir eher bergab gegangen. Dann kommt noch hinzu, dass ich mit meinen Schwestern seither einen Bruch erlebe. Wir fallen richtiggehend auseinader, das macht mir auch zu schaffen. Ein blödes oder gemeines Wort meiner Schwester reicht schon für Wut und Verzweiflung. Ich fall dann in ein tiefes Loch und fühl mich leer und noch einsamer als ich es eh schon bin. Dann bin ich in einem Teufelskreis. Manchmal kommt es mir vor, als ob ich ganz alleine auf der Welt wäre und alle anderen sind nur Geister. Ich muss dann meine ganze Energie dafür einsetzen, dass ich halbwegs an der Oberfläche bleibe um nicht abzusaufen. Wenn dann noch zusätzlich andere Dinge hinzu kommen, z.B. Knacksen in der Wohnung, irgendwo anders pumperts, ein laufender Motor eines Autos auf der Strasse, kann´s durchaus passieren, dass ich zusammenbreche. Kriege dann auch Herzrasen und hab disbezüglich auch latente Herzrythmusstörungen. Eine ältere Schwester zu der ich als Kind eine ganz tiefe Beziehung hatte weis überhaupt nichts von dem was da mit mir passiert. Reagiert abweisend, eher aggresiv wenn ich sie anruf, dabei sieht sie ja, das es mir nicht gut geht. Wenn ich wütend bin, kann ich schon böse sein, auch zu meiner Schwester, hege aber den Verdacht, das ihr aggresives Verhalten etwas mit meiner Hochbegabtendiagnose zu tun hat, die ich vor ca. zwei Jahren bekommen hab. Sie hat nur kalt und abweisen reagiert und seither komm ich mit ihr nicht mehr zu recht und meide sie auch.

Da ich beruflich im Moment auch nicht soviel weiter bringe, kommen Geldsorgen auch noch hinzu und dann scheint da eine achtjährige mein ganzes Haushaltsgelb auszugeben.
Die Angst mich total aufzulösen war eigentlich immer schon da. Sehe mich im Moment als ein chaotisch zusammengeworfenes Puzzlespiel das aber in Wirklichkeit schon fertig ist.
Kennt ihr das Gefühl, dass sich viele Personen die Türklinke zum Körper in die Hand geben und nicht so recht weiss, wer ihr gerade seid? Mir geht´s im Moment so.

lieben Gruß
N

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