Seelisches Wohlbefinden: Katholisch oder evangelisch?

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luftikus
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Beitrag Di., 15.07.2008, 13:50

Dunkle hat geschrieben: Das hat aber wahrscheinlich wieder etwas damit zu tun, dass ich eben eine typisch deutsche liberale Protestantin bin und mich für sehr aufgeklärt halte
Sehr angenehm Wie schon erwähnt fühle ich mich dieser Form der Religion noch am ehesten zugehörig. Ich habe aber auch noch sehr gute Erinnerungen an meine Zeit als katholischer Fremdgeher in der protestantischen Fremde...

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Dunkle
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Beitrag Di., 15.07.2008, 13:59

Und wie wars da - als katholischer Alien ?

Wirkte das auf Dich einfach nur befreiend - nicht auch befremdlich, heimatlos, beliebig?

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luftikus
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Beitrag Di., 15.07.2008, 14:14

Dunkle hat geschrieben:Und wie wars da - als katholischer Alien ?

Wirkte das auf Dich einfach nur befreiend - nicht auch befremdlich, heimatlos, beliebig?
Befremdlich? Nein, gar nicht. Im Gegenteil, ich fühlte mich immer willkommen und gut aufgenommen. Dort fragte man eben nicht, ob ich auch ein Rechtgläubiger sei, dort akzeptierte man mich auch ohne vorher besuchten Konfirmandenunterricht und ich durfte sogar als "Fremder" im Posaunenchor mitspielen.

Bei den Evangelischen gefiel mir übrigens ihre Neigung zum Musikhören und Musizieren. Während die Kirchenmusik in der katholischen Pfarrkirche hauptsächlich von professionellen Kirchenmusikern gespielt wurde gab es in der evangelischen Kirche die Tendenz, die Gemeinde selbst aktiv mitmusizieren zu lassen (z.B. im Posaunenchor).

Ebenso habe ich die evangelische Religionsklasse in der Schule darum beneidet, dass sie ausgiebig die h-moll-Messe von Bach gehört und gesprochen hatten. Wie gern wäre ich da dabei gewesen....

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Dunkle
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Beitrag Di., 15.07.2008, 14:33

Da sprichst Du mir aus der Seele...
Das ist wohl der Protestantismus, der mich prägte...und die h-Moll-Messe habe ich später mal mit der Kantorei der ev. Stadtkirche geübt und aufgeführt...

Aber, weißt, Du, wir hatten von der Evangelischen Jugend so "Öku"-Treffen mit Baptisten, 7-Tages-Advendtisten und Katholiken und trafen uns reihum bei allen. In der katholischen Kirche hat es mir am besten gefallen. Ich habe die schon auch beneidet, nun war das allerdings in Nord-Ost-Deutschland und die waren auch ganz locker drauf (jedenfalls äußerlich). Wenn ich mit der Straßenbahn vom furchtbar leeren Gottedienst bei uns nach Hause fuhr und an der kath. Kirche vorbeikam, standen die vielen schwatzenden Gemeindeglieder der "Kaths" vor ihrem Kirchlein, nach der späten Messe am Sonntag. Tja, die hatten halt "Sonntagspflicht" und das wirkte auf mich sehr warm und familiär....

Übrigens, eine nette Mischung aus Ev. und Kath. gibts in den USA bei der Episcopal Church. Katholisch anmutender Ritus, aufgeklärte Theologie, klassische Kirchenmusik.... Leider hier nicht verbreitet. Da bin ich während meines Studienjahrs in den USA immer hin, nachdem ich sonstwas ausprobiert hatte an verschiedenen Kirchen

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luftikus
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Beitrag Di., 15.07.2008, 14:42

Dunkle hat geschrieben:Wenn ich mit der Straßenbahn vom furchtbar leeren Gottedienst bei uns nach Hause fuhr und an der kath. Kirche vorbeikam, standen die vielen schwatzenden Gemeindeglieder der "Kaths" vor ihrem Kirchlein, nach der späten Messe am Sonntag.
Könnte das nicht möglicherweise ein Effekt in Diasporagemeinden sein? Hier in Bayern erlebt man ähnliches teilweise in den kleinen evangelischen Kirchen, während in den großen katholischen Kirchen nicht selten die Messen nur noch sparsam besucht sind...

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Georgine
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Beitrag Di., 15.07.2008, 16:28

um nochmal auf die eingangsfrage von anastasius einzugehen...
und auf folgendes zitat von dunkle
Auch interessant, dass in den Niederlanden die Katholiken eher als lustig, die Protestanten als steif wahrgenommen werden und wie teilweise umgekehrt das in Deutschland ist!
"teilweise umgekehrt", das mag sein. ich empfinde es allerdings auch ganz pauschal gesehen so, dass die katholiken die lustigen, die protestanten die steifen, kargen asketen sind (alleine schon, wenn ich an den stil des gemeindezentrums denke, in dem ich konfirmiert wurde) die die härte zu sich selbst verlangen.
ein pfarrerssohn, den ich kannte machte mal die aussage: "die katholiken verstehen wenigstens noch etwas von prunk."
ich bin protestantisch aufgewachsen, inzwischen aber aus der kirche ausgetreten, da ich nicht einmal mehr in der kirche mit gefalteten händen beten kann, ohne mir falsch vorzukommen und mich unwohl zu fühlen.
ich bin zwar froh, eine einführung in die christliche gedankenwelt durch diverse prdigten, konfirmandenunterricht und religionsunterricht erhalten zu haben, bin heute aber einfach nicht gläubig.
als kind in einem dorf in süddeutschland aufwachsend, wollte ich unbedingt katholisch sein, wie alle anderen. dies hatte allerdings sehr viel mit dem komunionsdrumherum zu tun (besonders mit dem weißen spitzenkleid mit den weißen handschuhen und natürlich mit den geschenken ).
manchmal denke ich heute, dass ich vielleicht zum katholizismus konvertieren würde, sollte ich jemals wieder in die kirche eintreten. dazu weiß ich allerdings zu wenig darüber, was es bedeutet, ein gläubiger katholik zu sein.
"wenn schon christ, dann richtig."...habe ich mal als aussage gehört. erzählungen von böll fallen mir ein, die mich früher mal beeindruckten, sowie die literarischen werke anderer großer meister. nicht zuletzt lässt mich der gedanke an den katholizismus an die messdienergeschichten meines katholischen großvaters denken.
zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich protestanten tatsächlich eher als selbstkasteiende geizige (?weiß auch nicht, wie ich darauf komme) sehe, während der katholik ansich (jetzt mal bis hin zum klische vereinfacht gedacht) einer wäre, der weiß, was ihm guttut und sich auch mal etwas in die richtung gönnt und es genießt, dies auszukosten.

p.s.: mich wundert, dass ihr die konfessionen eurer theras kennt!!! meiner hat mir noch nicht einmal verraten, wo er uraprünglich herkommt, als ich eine minimale spracheinfärbung ansprach, die bei ihm auf eine süddeutsche abstammung zurückführwn könnte....
jetzt, wo ich darüber nachdenke, wird mir bewusst, dass ich ihn wohl schon immer unbewußt in die kathegorie: protestant eingeordnet habe. höchstens anthroposoph könnte er noch sein meinem empfinden nach.

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gompert
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Beitrag Di., 15.07.2008, 17:23

Georgine hat geschrieben: mich wundert, dass ihr die konfessionen eurer theras kennt!!! meiner hat mir noch nicht einmal verraten, wo er uraprünglich herkommt, als ich eine minimale spracheinfärbung ansprach.
Sag bloß du hast dir unbewusst wieder nen Holländer geangelt...
Staunend liest's der anbetroffne Chef......

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Gärtnerin
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Beitrag Di., 15.07.2008, 18:48

Dunkle hat geschrieben:Auch interessant, das in den Niederlanden die Katholiken eher als lustig, die Protestanten als steif wahrgenommen werden und wie teilweise umgekehrt das in Deutschland ist!
An diesem Zitat von Dunkle bin ich auch hängengeblieben. Ich kenne es nämlich auch so wie gompert, zumindest hier ganz im Süden Deutschlands. Die meisten fröhlichen Bräuche sind in überwiegend katholischen Gegenden entstanden. In den evangelischen Regionen wurde bloß die Kehrwoche erfunden, die - wenn mittlerweile auch allgemein verbreitet - dort am schärfsten von der Nachbarschaft überwacht wird, wo sich nach evangelisch-pietistischer Manier noch jeder für das Seelenheil seines Nächsten zuständig fühlt.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Dunkle
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Beitrag Di., 15.07.2008, 19:54

p.s.: mich wundert, dass ihr die konfessionen eurer theras kennt!!!

@Georgine...

Och... als waschechte Neurotikerin habe ich das herausgefunden, dem Internet und geschickten Nebenbei-Fragen bei anderen Leuten, die ihn flüchtig kennen (keine Patienten) sei DAnk!
jaja - ich weiß - sehr sehr neurotisch - aber so ist das. Später hat er mir es aber indirekt auch mal gesagt, da gab es einen Traum von mir, der was mit Religion zu tun hatte....

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Dunkle
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Beitrag Di., 15.07.2008, 20:03

@Gärtnerin

Ja, da hast Du natürlich recht! In Deutschland gibt es wirklich regionale Unterschiede. Außerdem spielt noch der Unterschied Stadt-Land eine Rolle. Und der Grad der Frömmigkeit.

Aber ich habe auch schon in einer evangelischen Kirche getanzt (offiziell) und furchtbar fromme und vernagelte Katholiken erlebt.... Das Leben mischt das durch...

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marsil
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Beitrag Di., 15.07.2008, 23:14

Meine Religion derzeit: rheinisch-katholisch! -> erstmal den lieben Herrgott
nen guten Mann sein lassen... alles weitere folgt bei ein paar Kölsch.

War auch schon mal humanistischer Atheist und Existenzialist, und sym-
pathisiere immer wieder mal damit. Letztlich ist aber auch dieser "Glaube"
auf christlichem Mist gediehen. Klar kommt man auch ohne Gott ganz gut
zurecht, zurzeit gefällt mir wieder mal das Beharren darauf, dass die Welt
trotzdem einen tieferen Sinn haben soll. Im Grunde ist mir aber alles recht,
was Leiden mindert, neben dem Zeigefinger auch ein Herz für menschliche
Schwäche(n) hat, und dabei auch noch eine echte, dauerhafte Lebens-
freude fördert...

LG, Marsil
VIRTVTIS RADIX AMOR

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gompert
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Beitrag Mi., 16.07.2008, 12:17

Soag moal, gibt's hier eigentlich keine Agnostiker? Leute wie ich, die sagen: kene Ahnung, blöd geboren, nix dazugelernt, lass mich überraschen wenn's mir offenbart wird?
Staunend liest's der anbetroffne Chef......

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MinaM
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Beitrag Mi., 16.07.2008, 12:44

Soag moal, gibt's hier eigentlich keine Agnostiker?
doch gibt es, ich würde mich als Agnostikerin bezeichnen.
Eigentlich sind die meisten Menschen ja Agnostiker, ohne es zu ahnen.
Letztendlich kann kein Mensch sagen ob es Gott gibt oder nicht, da bleibt nur der Agnostizismus ganz nach dem Motto: "Ich weiß, dass ich nichts weiß".

lgt
MinaM
Nichts bereuen ist aller Weisheit Anfang.
- Ludwig Börne

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luftikus
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Beitrag Mi., 16.07.2008, 12:55

Doch, zumindest zeitweise würde ich mich auch als Agnostiker bezeichnen. Ich bin ein Agnostiker, der sich aus traditionellen und sentimentalen Gründen manchmal dennoch in einer Kirche zuhause fühlt und der andererseits auch einen Hang zum konkreten Atheismus hat.

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Nurse_with_wound
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Beitrag Mi., 16.07.2008, 13:58

Seelisches Gleichgewicht ist Gleichgewicht irgendwo zwischen Himmel und Hölle "Heilig" und "Irdisch" m. M. nach
Hell und dunkel etc.

Ich kenne leider auch die andere Seite der Medalie ,Zu viel Hell und heilig macht krank, mich hat es zumindest krank gemacht. wenn man sich allerdings ins Chaos stürzt bringt es nicht viel. Am besten beide Seiten kennenlernen und für sich das Beste finden. Für mich gibt es kein Gut und Böse für mich gibt es nur gut und schlecht.

Eine Lichtung im Walde
wo die Sonne scheint
Eingeschlossen durch Baeume
sind wir gefangen
in dieser Lichtung Gottes

Es brennt, es schmerzt
als das Licht unser Fleisch leckt
gen Himmel, Rauch, eine Wolke
unserer Form

Gefangen durch das Begraebnis
gequaelt durch die Guete Gottes
keine Flammen, kein Hass
du hattest recht - wir kamen in die
Hoelle
Practice what you preach

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