Will weg. Wer hat Erfahrungen?

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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RSjabber
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Will weg. Wer hat Erfahrungen?

Beitrag Mi., 23.12.2015, 22:53

Es ist so. Ich wohne in einem ländlichen Gebiet. Hier kennt jeder jeden. Und wenn nicht, kennt einer jemanden der dich kennt. Oder einer kennt einen der dich schon mal gesehen hat. Es ist hier einfach eher ländlich und Gerüchte streuen können sie sowieso sehr gut.

Also mir wird oft gesagt es entspräche nicht der Realität, das darüber geredet wird, aber wenn man offen 2,5-3 Jahre 4-5 Liter Weisswein trinkt (durchaus auch in der Öffentlichkeit), seine Sucht nicht mal versteckt, naja, man wird angesehen und abgestempelt und fühlt sich dementsprechend. Input - Output.

Man denkt sich jeder hat dieses vorgefestigte Bild von dir im Kopf, dass du ihm nur nehmen kannst wenn du 15 Minuten mit ihm redest. Aber ich spreche nicht jeden Fussgänger 15 Minuten auf der Strasse an...

Jeder der mich kennenlernt und mal 15 Minuten mit mir verbringt sagt: "Man, mach was aus deinem Wissen! Du siehst gut aus, bist nett und hast was im Kopf!"

Es stimmt auch wirklich. Ich habe eine Lehre gemacht die zu den bestbezahlten in der Metallindustrie zählt. Aber ich flüchte mich die letzte Zeit und jetzt immer mehr und mehr wieder in die Polytoxikomanie rein. Hausverstand in Konserven auf Vorrat.

Durch diesen Stempel, diese Prägung, komme ich nicht aus diesem Gedankenschema raus das ich einfach sozial schlechter gestellt bin. Obwohl ich wahrscheinlich überall der Hit und beliebt wäre. Wenn der Alk nicht gewesen wäre. "Trockener Alkoholiker" oder eher hier wenn man schon 15 Jahre trocken wäre, wärs ungefähr so:

"Welcher Alfons?"
"Ja der Alfons halt!"
"Der Alkialfons?"
"Jaaa, genau deeeer!"


Stigmata wird man nicht los.



Und jetzt zum Kernpunkt:

Ich habe das Gefühl, und ich kenne mich doch sehr gut, würde ich wegziehen, könnte ich mich wie ein Phoenix aus der Asche erheben. Ich hätte einen Blancoscheck. Eine Weisse Weste. Ich bin ein ehrlicher korrekter Mensch. Ich schenke "Kumpels" ab und an mal 5 mal 10 € wenn sie nichts zum essen haben, ich teile meine letzte Zigarette mit meinen "Kumpels" haben. Die vorletzte gebe ich sogar her. (Ich glaube an Karma) Ich helfe in jeder erdenklichen Situation aus. Ich schau eigentlich nur auf die anderen und glaube ich kann mich nicht von denen abgrenzen, als ob sie in mich und ich in sie reinschauen könnte. Klingt das schon besorgniserregend?


Meine Annahme wäre, das ich mich in einer neuen Stadt nicht mehr quasi "rechtfertigen" muss für meine Geschichte. Das ich da als Neuer daherkomme, die erste Zeit viel alleine bin, arbeite und dann doch Menschen kennenlerne.

Hat das jemand von euch schon mal gemacht und das auch so erlebt wie ich beschrieben habe? Man hat da diese Last als Ex-Alki abgestempelt zu werden (Bei Gott, ansehen würde man es mir niemals. Das ist so komisch, aber ich bin auch erst 25) los von sich und ist ein unbeschriebenes Blatt das man wenn man das Suchtgift weglässt mit seinen positiven Eigenschaften schmücken kann. Ich würde dann beinhart nichts mehr trinken nichts mehr kiffen nichts mehr gifteln weiss der Geier was ich alles schon gemacht habe. Ich wär echt prädestiniert zu arbeiten. Bin ja von den Firmen immer selber gegangen und die Chefs fanden es immer schade aber ich sei erwachsen.

Aber was mich immer stabil und clean halten konnte, damals auch zwar "nur" für 2,5 Jahre war eine Frau und Arbeit.

Im Prinzip will ich wissen, seid ihr schonmal einfach weggezogen, hattet ihr das Gefühl die Zukunft jetzt selbst schreiben zu können? Im Sinne von, keiner weiss von eurer schlechten Zeit davor und das belastet euch nicht permanent.

War es schwer Freunde zu finden? Oder gar eine Beziehung einzugehen? Ich stelle mir dies dann sehr viel leichter vor. Wäre schön mal zu hören wie es anderen Leuten damit ging.

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Marzipanschnute
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Beitrag Do., 24.12.2015, 12:26

Ja.
Vor einem Jahr bin ich zum Studium weg gegangen, jetzt nicht grandios weit weg aber zwischen mir und meinem letzte Wohnort liegen jetzt etwa 80 km.

In meiner neuen Stadt kannte ich exakt einen Menschen.

Mir persönlich hat es sehr gut getan, da erstmal keiner was von mir wusste und ich selbst entscheiden konnte wer von meiner Krankheit erfährt und wer nicht.

Ob es dir schwer fällt freunde zu finden hängt davon ab wie du so tickst. Mir fiel es noch nie schwer Leute kennen zu lernen, andere sind da zurückhaltender.
Kommt halt auch darauf an was du so vor hast. Im studium lernt man einfach wahnsinnig schnell leute kennen. Aber auf der Arbeit hat man ja auch Kollegen und ein Hobby, ein Ehrenamt, etc. eignen sich auch gut dazu Leute zu treffen.


Wichtig ist, dass du authentisch und ehrlich bist.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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Nico
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Beitrag Do., 24.12.2015, 12:36

Egal wohin du ziehst, der Alkohol geht mit dir mit und es wird dort binnen kürzester Zeit wieder so, oder eher noch schlechter sein.
Ich weiß dass es nix bringt dir das zu schreiben also mach es einfach und erlebe es.
Hoffentlich überlebst du es!
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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RSjabber
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Beitrag Do., 24.12.2015, 13:35

Es muss nicht sein das der Alkohol mit mir mitgeht. Wenn die Firma und der neue Wohnort passen hätte ich einen 6er im Lotto. Sowas würde ich nicht aufs Spiel setzen. Wieso auch, wenn es auf Arbeit passt habe ich ja keinen Grund zu trinken.

Du kommst quasi mit dem Stigma "Alki -> wird wieder trinken": Das ist weder hilfreich noch in irgendeiner Weise informativ. Und ich choffe und denke mal das es lustig auch nicht hätte sein sollen. Der Kommentar war einfach unnötig.

Gute Besserung.

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Möbius
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Beitrag Do., 24.12.2015, 15:03

Ja, was soll ich sagen - ich will auch weg von dieser ländlichen Gegend, in der ich seit 20 Jahren lebe. Die Leute sind unglaublich zurückgeblieben und primitiv hier - das war zu ertragen, solange ich mit den Sekundärmerkmalen des Erfolges umgeben war und vor allem auch: eine sehr gutgehende Anwaltskanzlei hatte. Wenn man in der sozialen Hierarchie ganz oben ist, ist es eigentlich egal, wo man lebt - nur in den unteren Etagen wird's dann zum Problem, wenn man zum Problemfall geworden ist. Ich will nach Leipzig ziehen, "zu meinem Therapeuten und der Uni-Klinik". Leipzig ist ne obercoole Wohlfühl-Stadt, ich hab sie ja kennengelernt, sich dort einzuleben wird mir nicht sehr schwer fallen. Das Problem ist die Wohnungsakquisition. Wenn man ein Insolvenzverfahren hinter sich hat und unter Betreuung steht, ist das nicht einfach. Ich muß mich auf die Sozialverbände verlassen - aber dort tut sich seit ein paar Monaten nichts, werde nach Neujahr kräftig "nachfassen" müssen.

Die Gegend kann das Problem sein - gerade die Landluft macht Durst. "In der Kleinstadt wird saufen zur Wissenschaft: man hat nichts Besseres." (Heinrich Spoerl) In der Stadt ist man auch als Durchgeknallter besser aufgehoben, als auf dem Land, wo die Sozialkontrolle eben sehr eng ist.

Schlecht ist ein Tapetenwechsel wohl nie, auch nicht für Dich - ob's die Lösung ist ? Es ist auf jeden Fall ne Chance ! Und wenn Du viel rumvögelst, dann ist das auch kein Problem, den Einstieg zu finden, glaube ich. Ich als Szenegänger weiß genau, wo meine ersten Anlaufstellen sind. Und der Rest findet sich dann ganz von selbst.

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Nico
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Beitrag Do., 24.12.2015, 16:36

RSjabber hat geschrieben:Es muss nicht sein das der Alkohol mit mir mitgeht. Wenn die Firma und der neue Wohnort passen hätte ich einen 6er im Lotto. Sowas würde ich nicht aufs Spiel setzen. Wieso auch, wenn es auf Arbeit passt habe ich ja keinen Grund zu trinken.
.
ja klar

Du schreibst selbst dass du süchtig bist und Süchtige haben i m m e r einen Grund.
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Möbius
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Beitrag Do., 24.12.2015, 16:50

Naja, soo einfach isses - meiner Meinung nach - auch wieder nicht. Wir können hier nicht wissen, ob sich die "Polytoxikomanie" (nettes Wort, klingt so vornehm!) von RSJabber schon soweit verfestigt hat, daß es tatsächlich eine Sucht im engeren Wortsinne geworden ist, als unabhängig von irgendwelchen Anlässen weiter betrieben wird - oder ob es innere Spannungen sind, die durch die jeweiligen Substanzen abgemildert werden. Wenn sich diese inneren Spannungen durch ein neues Umfeld vermindern, und dafür sehe ich einige Anhaltspunkte, dann kann sich auch das Suchtverhalten zumindest bessern. Ausserdem sind in Großstädten auch die psychotherapeutischen Möglichkeiten meist weitaus besser, als im ländlichen Raum. Es handelt sich ja nicht um isolierte Alkohol- oder Drogensucht, RSJabber hat ja auch noch von anderen Problemen berichtet - ich muß beschämt feststellen, sie nicht mehr im Kopf zu haben.

In Großstädten gibt nicht nur qualifiziertere Therapeuten, sondern auch vielfältige begleitende Maßnahmen, Selbsthilfegruppen undsoweiter - wenn ich nur daran denke, was in der Uni-Klinik in Leipzig immer so am schwarzen Brett hängt: Vorträge, Gesprächskreise, Sportangebote speziell für psychisch Kranke ... sowas sucht man auf dem Land vergeblich.

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Nico
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Beitrag Do., 24.12.2015, 17:09

Natürlich wissen wir es nicht, aber wenn der TE selbst von Sucht schreibt, dann glaube ich es ihm einfach einmal.
Du hast recht und hätte er geschrieben " in der Stadt habe ich bessere Möglichkeiten meine Sucht zu be- und verarbeiten", wäre ich auch ganz seiner und deiner Meinung.
Aber so ist dass was er hier schreibt nix anderes als eine weitere Finte von König Alkohol.
" wenn sich dies und das ändert brauche ich nicht mehr trinken" ist wie bereits 100000000x erwiesen nix als Quatsch.
Der einzige gangbare Weg lautet " nix mehr trinken, dann regeln sich viele Probleme von selbst und die restlichen kann man dann selbst aktiv lösen".
Aber das ist hier eine völlig fruchtlose Diskussion, der TE kann und will das noch nicht wahrhaben, ich hoffe nur für ihn, dass er es noch für ihn rechtzeitig begreift. Viele tun es leider nicht.
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RSjabber
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Beitrag Do., 24.12.2015, 17:34

Nico hat geschrieben:
RSjabber hat geschrieben:Es muss nicht sein das der Alkohol mit mir mitgeht. Wenn die Firma und der neue Wohnort passen hätte ich einen 6er im Lotto. Sowas würde ich nicht aufs Spiel setzen. Wieso auch, wenn es auf Arbeit passt habe ich ja keinen Grund zu trinken.
.
ja klar

Du schreibst selbst dass du süchtig bist und Süchtige haben i m m e r einen Grund.

Scherzkeks, ich trinke seit März nicht mehr. Ausser beim Fotgehen 1-2 Bier.

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Nico
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Beitrag Do., 24.12.2015, 17:53

ja klar
Dann ist ja alles ganz einfach, geh weg, mach deinen Lottosechser und werde glücklich.
Frohe Weihnachten
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Möbius
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Beitrag Do., 24.12.2015, 18:43

Also hier:

viewtopic.php?f=3&t=35663&p=831211#p831211

steht, daß Du Dir Anfang Dezember mit 3,11 Promille ein Messer in den Bauch gestochen hast undsoweiter. Von 1-2 Bier beim Fortgehen kriegt man zwar möglicherweise auch n Messer innen Bauch, aber keine 3,11 Promille ins Blut !

Ich hab mal n paar ältere Posts von Dir gelesen, weil ich eben nur ne verschwommene Vorstellung von Dir hatte. Inzwischen blick ich voll durch ... das Chaos. Naja, ist ja nicht so schlimm, wir sind ja hier im Beklopptenforum, da darf man das. Also ich fass mal so aus'm Kopf zusammen:

Als Kind sprachgestört, in sich gekehrt. Dann frühreif, wissenschaftliche Literatur im Grundschulalter. Dann Drogen, irgendwie ne Facharbeiterlehre. Nochmal Drogen, Borderlinerinnnen-Beziehung, 4-5 l Weisswein am Tag (Dein Magen tut mir echt leid!), 55 verschiedene Drogen, mal kiffen, mal nicht kiffen, 1-2 Selbstmordversuche, Aggressionen im Suff, Autoaggression, Hypersensibilität. mehrfache Arbeitsplatzwechsel ... Auffällig, die häufige Betonung, wie gut Du aussiehst, wie beliebt Du bist. Auffällig die Sprache. Für einen 25-jährigen Metallfacharbeiter weit überdurchschnittlich - wenn ich mir so das Gestammele so mancher (mutmaßlicher) Akademikerinnen hier vor Augen führe. Das Startposting hier zB - fast schon literarisches Niveau, plastisch, naturalistisch, impressiv ... und dann wieder Posts, wo alles wild durcheinanderpurzelt: Hochsprachniveau, Slang, Schreibfehler ohne Ende ... laberlaber, quassel ... und dann wieder blitzgescheite Gedanken. Nun gut - wahrscheinlich sind die Bewußtseinszustände nicht einheitlich, der Blutgehalt in psychothropen Substanzen wahrscheinlich stark schwankend.

Ey ! Kannse da ma n Plan reinbringen ? So'n bischen ?

Irgendwie erinnerst Du mich an "meinen Dealer". So nannte ich einen jungen Mann von ca. 35, den mir der Zufall in meine damalige Anwaltskanzlei geschneit hatte. Er war hochgegangen mit 1 kg Dope + Handeltreiben, rechtskräftig festgestellt im Urteil gegen den Abnehmer. Der hat gesungen und deswegen Bewährung gekriegt. Ich hab ihn nochmal mit'm Blauen Auge rausgekriegt meinen Dealer, 1 Jahr mit Bewährung, normalerweise sitzt man hier bei der Menge + Handel. Da bin ich immer sehr ehrgeizig gewesen: wenn Fälle eigentlich total verbockt waren. Und weil ich von BTM keinen blassen Schimmer hatte, eigentlich nur Wirtschaftssachen gemacht habe. Und mein dealer war dann enorm dankbar und anhänglich geworden, hat mich alle paar Wochen besucht, mir teuren Schnaps und Wein geschenkt und so ... ich mochte ihn auch. Er war sehr intelligent - Dealer sind das ja wohl oft. Aber irgendwie isser immer mehr abgedreht, hat immer mehr total verrückte Stories erzählt - ich bin dann ziemlich auf Distanz gegangen. Vor n paar Jahren hat's ihn dann gefetzt. Selbstmordversuch, Drogenpsychose, Dissoziative Störung, "Geschlossene". Ich hab ihn dort sogar nochmal besucht letztes Jahr ...

Kann das sein, daß Du auf ne Drogenpsychose zutaumelst oder sogar schon drinnen steckst ?

Ich kenn mich mit dem Thema leider überhaupt nicht aus (oder gottseidank) - aber ich blick da echt nicht durch, keinen Meter !

Gruß
Möbius

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Myhre
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Beitrag Fr., 25.12.2015, 01:56

Um nochmal auf deine ursprüngliche Frage im Eingangsposting zurückzugehen:
Ich komme auch aus einem kleinen Dorf am Waldrand .Kenne die Vor- und Nachteile,wenn jeder jeden kennt.
Ich musste oft umziehen und neu anfangen.Wirklich oft.
Es ist zu schaffen.Man kann immer wieder neu anfangen,alles neu zusammensuchen,neues Netz aufbauen und Kontakte suchen.
Es klappt aber nur so gut,wie man sich seinen Problemen stellt und sie aufarbeitet.Sonst verliert man schnell den Mut und die Kraft und verliert sich und seine Lebensziele.
Apropo Lebensziel:
Hast du eine Vorstellung wo du hinmöchtest ,etwas das du erreichen möchtest...für das es sich lohnt?
Wenn du sowas hast,dann ist es zu schaffen.
Ansonsten wäre das für mich der erste Schritt und der zweite der Umzug oder Veränderung der Lebensumstände.
Sonst läufst du nur weg und die Probleme holen dich früher oder später ein....soweit meine Erfahrungen zu dem Thema.
VG Myhre
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi

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RSjabber
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Beitrag So., 27.12.2015, 22:06

Ich versuche hier mal chronologisch zu antworten.

@Möbius

Wie differenzierst du eine Sucht, wenn du von "inneren Spannungen" und "ohne Äussere Umstände betreiben" schreibst? Ich kann's mir denke ich sogar vorstellen, aber ich würde gern deine Meinung näher beäugen.

Und du hattest, meiner Meinung nach, Recht: es sind definitiv innere Spannungen, Ängste und in weiterer Form ein selbstdestruktives Verhalten: jeder Schuss ist ein Sargnagel und mir ist es nicht unbedingt recht, aber egal...

Die Sprache, die ich erst so spät entdeckte, ist nun mein Freund. Ich erkenne an Wörtern oft, wie sie gemeint sind (Fremdwörter jetzt mal eher ausgeschlossen). Positiv? Negativ? Vulgär, abwertend? Salopp? Z.B. ist "-ich" eine verniedlichende Nachsilbe. So Gedanken laufen bei mir ziemlich unbewusst ab. Ich schliesse auch aus deinem Posting, das du bei "Metallfacharbeiter" eher an jemand denkst, der 8 Stunden an einer Maschine steht und permanent dieselben monotonen Handbewegungen ausübt; Werkzeugmechaniker ist ein sehr anspruchsvoller Beruf, und die Leute brauchen echt viel Hausverstand und Aufnahmefähigkeit um darin weiterzukommen.

Ich nehme dein Posting irgendwie als Kompliment an, da ja doch positive Adjektive aufgeführt wurden. Wenn dem so ist, möchte ich "Danke" sagen.

Ich war schonmal psychotisch. Die Diagnose lautete: "drogeninduzierte paranoide Schizophrenie durch Cannbinoide". Diese äusserte sich dadurch, das ich z.B. im Bus sass und dachte die Menschen starren mich an. Sie haben negative Gedanken über mich (eigentlich nur eine Manifestation, ein Blick von aussen was ich über mich denken würde, ich kenne ja meine Geschichte). Sie DURCHBOHREN mich mit ihrem Blick. Ich lüge nicht wenn ich sage, dass es sich so anfühlte. Ja sogar schmerzend fühlte es sich an.

Mittelschwer psychotisch bin ich, wenn ich von Uppern (Amphetamine, Cathinone, Kokain, Pyrrolidine, etc.) runterkomme. Da war auch schon drinnen, das ich die Tapete nach Mikrophonen durchsucht habe, oder dachte mein Telefon wird permanent abgehört..)
Möbius hat geschrieben:Ey ! Kannse da ma n Plan reinbringen ? So'n bischen ?
Wenn du fragen hast, feel free to ask me. Ich weiss nicht genau, was ich näher ausführen soll/sollte.

Mein Post ist meiner Meinung nach wieder etwas ungeordnet & langweilig und ich bin weniger zufrieden damit. Ich denke ich kann mich gut reflektieren. Was denkst du?

Myhre hat geschrieben:Hast du eine Vorstellung wo du hinmöchtest ,etwas das du erreichen möchtest...für das es sich lohnt?
Wenn du sowas hast,dann ist es zu schaffen.
Ja, wie gesagt: Arbeit und unbefleckte Meinung über mich/neues soziales Umfeld.

Und zum "wegrennen": Der Körper kennt 2 Extremzustände: Fight or flight; wegrennen oder kämpfen. Lieber renne ich weg als mich einem Kampf zu stellen, der vielleicht gar nicht zu gewinnen ist und an dem ich höchstens an Erschöpfung draufgehe. Und diese 2 Ur-Gefühle/Aktionen ("Fight or flight") können nicht so falsch sein, wären wir heute dadurch doch nicht so "weit" wie wir heute sind.


@ALLE

Ich denke mir oft "Wer hoch fliegt, fällt auch tief." - eines meiner Lieblingszitate. Ich bin ein Adler, der im Sturzflug auf einen Vulkankrater zusteuert. Ich mache noch einmal das "Angebot" (eher das falsche Wort, da ich mir ja etwas erwarte) mich im Skype zu adden, dass ich mich wenigstens mal jemandem etwas ausschütten kann und er bei mir natürlich auch.

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RSjabber
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Beitrag So., 27.12.2015, 23:28

Und zum Thema Sucht: Ja es stimmt, ich habe im Prinzip versteckt gelogen: ich trinke keinen Alkohol mehr, bin aber auf einer anderen Droge. Die wirkung ist (wie so immer) schnell verflogen. Ich fühle mich nur noch normal, nicht berauscht und nehme sie nur noch um zu "funktionieren". Jemand der substanzbezogene Süchte kennt versteht was ich meine.

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Möbius
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Beitrag Mo., 28.12.2015, 12:24

@ RSjabber

Ich entschuldige mich für meine brutalstmögliche Inquisition - ich hoffe, Du nimmst sie mir nicht allzu übel. Aber ihr Ziel hat sie ja erreicht ! Ich blick jetzt echt voll total durch !

Ich arbeite für gewöhnlich mit zwei Strukturmodellen der Psyche: dem von meinem Liebling Freud mit Ich-Es-ÜberIch, das aber hier nicht so gut passt und dem Archetypenmodell von C.G. Jung mit all diesen esotherischen Geisterwesen im Unbewußten. Auf die kommt's jetzt aber nicht an, sondern auf ein paar Stockwerken darüber, nämlich der "persona" (Jung). Die persona ist die Persönlichkeit eines Menschen, wie er sich und wie seine Umwelt ihn wahrnimmt, wenn man so will: die Haut der Psyche. Sie ist aber viel komplexer wie die Haut des Körpers. Die persona managt dem gesamten Verkehr zwischen den tieferen Teilen der Psyche und der Umwelt. Sie nimmt Impulse auf, bearbeitet sie, weist sie zurück oder leitet sie weiter in die eine oder andere Richtung. Sie ist nicht nur ein weitgehend passives Organ, wie die Haut des Körpers, sondern ein sehr aktives Organ.

Ich selbst habe dieses Bild für mich erweitert: ich stelle mir diese "persona" vor wie eine Ritterrüstung, die im Museum aufgestellt ist. Sie besteht aus vielen größeren und kleineren Einzelteilen, die durch Gummibänder innen zusammengehalten werden. Das ist auch nötig, weil die "persona" ja beweglich und flexibel sein muß. Ein Trauma ist dann ein Ereignis, das von aussen durch diesen Panzer ins Innere dringt, vorzugsweise an den Stellen, an denen zwei solcher Einzelteile aneinander grenzen. An diesen Grenzen ist die Panzerkraft geringer, die Panzerplatten werden leichter auseinandergedrückt. Eine Psychose ist in diesem Bild nur das Gegenteil: etwas von innen drückt den Panzer auseinander und richtet Unheil an.

Und jetzt komme ich zu meiner mühsam aufgebauten Pointe: ich stelle mir das so vor, daß durch Zuviel an Drogen (prinzipiell egal welche), diese Gummibänder immer weiter auseinander gezogen werden, und es viel leichter ist, daß Traumata von aussen oder Psychosen von innen durch diesen Panzer hindurch schlüpfen. Große Kraft brauchen sie garnicht mehr zu haben - die "persona" ist permanent aufgelockert, und die Aufgabe wäre es dementsprechend, sie irgendwie wieder zusammenzubringen, widerstandsfähiger zu machen. Man kann vielleicht die Gummibänder wieder straffen oder ersetzten, die Anordnung der einzelnen Elemente verändern und vor allem: neue Elemente hinzufügen, so das auf diese Weise alle Elemente wieder näher zusammenrücken, die Spalten kleiner werden, die einzelnen Panzerplatten sich wieder überlappen.

So in etwa stelle ich mir das vor - aber ich befürchte, damit ist Dir kaum geholfen, nur indem ich mir etwas so vorstellen kann.

Gruß
Möbius

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