Erinnerung? - quälende Ungewissheit

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Wunschkonzert
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Erinnerung? - quälende Ungewissheit

Beitrag So., 25.03.2018, 16:12

Hallo zusammen.

Ich habe vor einigen Wochen dieses Forum durch Zufall entdeckt, heute habe ich mich endlich angemeldet, ich habe so viele Fragen, so ein Durcheinander in meinem Kopf. :(

Ich war vor 3,5 Jahren wegen einer schweren depressiven Phase und Angstzuständen 10 Wochen in einer Tagesklinik. Irgendwann während der Zeit dort kamen mir zu Hause plötzlich "Erinnerungen" hoch. Bilder an etwas, das ich vor Jahren erlebt habe - oder auch nicht?
Wie kann man diese unglaubliche Ungewissheit loswerden, wenn man selbst nicht weiß ob das, was man erinnert, wirklich real ist? Ich kenne inzwischen glaube ich alle Internetseiten die sich mit Erinnerungen / falschen Erinnerungen beschäftigen auswendig, aber fühle mich immer noch absolut unwissend.
Es macht mich verrückt nicht zu wissen, was da in meinem Kopf los ist und woher diese Bilder plötzlich kamen. Hat jemand sowas auch erlebt und wenn ja - wie kann man damit umgehen?

In der Tagesklinik habe ich damals nur gesagt "da sind plötzlich Bilder in meinem Kopf", damit war das Thema für mich erledigt.
Im Anschluss habe ich eine ambulante Psychotherapie gemacht (wegen andauernden Panikattacken und sehr geringem Selbstwert), dort habe ich kein Wort über die "Erinnerungen" verloren.

Seit dem Sommer bin ich nun alle 4 Wochen in einer Ambulanz. Dem Therapeuten gegenüber habe ich schon angedeutet, dass es Bilder in meinem Kopf gibt über die ich reden WILL - aber ich KANN einfach nicht. Jedes mal wenn ich zu einem Termin fahre nehme ich es mir ganz fest vor - und bekomme dann diesbezüglich kein Wort heraus.
Das frustriert mich unheimlich! Kennt das hier jemand? Das man während einer Therapie wirklich über etwas reden will, aber es geht einfach nicht? Ich sitze dort jedes mal, habe die Worte im Kopf, denke mir "Du musst sie jetzt einfach nur aussprechen", aber es geht einfach nicht. Das macht mich jedes Mal traurig, ich bin enttäuscht von mir selbst und sauer auf mich.

Ich wollte mich kurz fassen, aber so ganz hat das nicht geklappt. Sorry. :/

Liebe Grüße

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Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 4872

Beitrag Mo., 26.03.2018, 03:01

Hallo Wunschkonzert,

Erst mal Willkommen im Forum.
Ich war vor 3,5 Jahren wegen einer schweren depressiven Phase und Angstzuständen 10 Wochen in einer Tagesklinik. (...) Wie kann man diese unglaubliche Ungewissheit loswerden, wenn man selbst nicht weiß ob das, was man erinnert, wirklich real ist?
Im schlimmsten Fall bekommst Du diese Unsicherheit nie los. Wenn du keine Möglichkeit hast die Bilder, die Du siehst, auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen, wirst Du keine zuverlässige Antwort finden. Wenn du nicht überprüfen kannst, ob es sich um Bilder oder Erinnerungen handelt, wird die Unsicherheit und Ungewissheit bleiben.
Möglich ist alles, angefangen von tatsächlichen Erinnerungen, bis hin zu Bilder im Kopf, die durch Deine schwere Depression und Deine Angstzustände entstanden. Auch eine Depression und Angstzustände können den Effekt haben, dass man plötzlich Dinge sieht, die eher Ängste und Depressionen widerspiegeln als Erinnerungen. Versuch zu rekonstruieren, was während der Zeit deiner schweren depressiven Phase und der Angstzuständen in der Tageklinik passiert ist.
Möglich ist, dass Du nie zuverlässig herausbekommst, wie die Bilder entstanden sind. In dem Fall gilt es für dich zu lernen mit dieser Unwissenheit und Unsicherheit umzugehen und zu leben.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


shesmovedon
[nicht mehr wegzudenken]
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männlich/male, 25
Beiträge: 2203

Beitrag Mo., 26.03.2018, 06:10

Hey
Vielleicht könntest du einfach den Inhalt der Bilder aufschreiben und den Zettel dem Therapeuten geben, wenn du es nicht schaffst vorzulesen.

Beeinträchtigen dich die Bilder denn, also kommen sie wie Flashbacks oder ist es einfach so, dass diese Bilder kamen und du einfach darüber reden möchtest, was sie vielleicht damals bedeutet haben?

LG


Thread-EröffnerIn
Wunschkonzert
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Beiträge: 2

Beitrag Di., 27.03.2018, 17:12

Guten Abend und vielen Dank für Eure Antworten.

@Schlendrian, genau das hat mein Therapeut beim letzten Termin auch vorgeschlagen. Ich soll ein Notizbuch führen und dort den Inhalt der Bilder aufschreiben und an meine Gedanken an schlechten Tagen. Das versuche ich momentan auch, aber selbst das Aufschreiben fällt mir schwer. Aber ich versuche dran zu bleiben.
Die Bilder "kommen und gehen", ziemlich unvorhersehbar. Teilweise laufen sie dann in Endlosschleife in meinem Kopf neben meinem Alltag wie ein Film ab. Sie beeinträchtigen mich jetzt nicht so sehr, dass ich den ganzen Tag dann nichts machen kann, aber ich bin an diesen Tagen irgendwie ein bisschen "abwesend", schlecht gelaunt und schnell reizbar.

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