Youtube, Instagram und der Umgang mit psychischen Erkrankungen

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Federchen
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Beitrag Mo., 28.01.2019, 22:38

Ich habe das Gefühl die ganze Zeit nur zu sagen, dass ihr Recht habt. ;-)

Das stimmt natürlich und habe ich zuvor ja auch erwähnt, dass selbst sehr objektive Menschen in gewissen Bereichen Vorurteile haben - man kann sich ja nicht in allem weiterbilden, in alles einlesen, alles differenziert betrachten. Man kann es versuchen und das wäre wünschenswert.

Aber genau deshalb sehe ich eben die ganzen Youtube/Instagram/Facebook-Dinge so kritisch. Schön, da mehr Informationsaustausch. Das kann ja alles als Quelle genutzt werden, um sich weiterzubilden. Ohne Facebook und Foren hätte ich nie das Haustier, das ich jetzt habe, weil es sehr speziell ist und nur so kann ich mich gut um es kümmern und ihm alles geben, was es braucht. Aber dann wiederum ist es eben auch so einfach, unreflektiert Informationen zu verbreiten, Vorurteile zu vertiefen etc. Heutzutage ist ja jeder 2. Hashtag auf Instagram sowas wie "#depressed", wenn man mal nen schlechten Tag hat oder "#ocd", wenn ein Bild von Stiften gepostet wird die nach Farbe sortiert wurden.. :roll:

Es sollte hier auch nicht explizit um Borderline gehen, aber weil ich halt gerade damit konfrontiert werde, kam es mir als erstes Beispiel in den Sinn.

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mio
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Beitrag Mo., 28.01.2019, 22:50

Du musst das ja nicht so doll mitmachen. Ich seh das wie schon gesagt auch kritisch aus den gleichen Gründen wie Du, aber mich nervt das dann auch einfach irgendwann und ich picke mir dann nur noch das raus, was mich interessiert und nicht so sehr aufregt. Nun bin ich auch kein "digital nativ" und es damit eh gewohnt Quellen anders zu recherchieren und zu prüfen und gehöre nicht der Generation an, die da viel stärker geprägt ist davon als ich. Der gehören eher meine Nichte und mein Neffe an, aber die gehen damit mittlerweile ähnlich kritisch um wie ich. Sie haben eine andere Herangehensweise, weil sie sich teils einfach nur "belustigen" darüber, aber sie sind da zB. ebensowenig "leichtgläubig" wie Du es bist.

Von daher: Vertrau auf Dich. Was das angeht bist Du wohl ziemlich vielen Deiner Generation durchaus voraus. ;-)


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Beitrag Mo., 28.01.2019, 22:54

Sehr hat geschrieben: Mo., 28.01.2019, 16:08 Warum gibt es Stereotypen? Irgendwas wird schon dran sein, oder.
Stereotypen und Vorurteile vereinfachen die Realität EXTREM. Also sie bilden in keinster Weise die Komplexität der Realität ab.
Jeder Mensch hat Stereotype und Vorurteile im Kopf. Das ist ganz normal.
Und auch nicht weiter schlimm. Jeder halbwegs intelligente Mensch weiß, dass es eben NUR Stereotype sind.

Aber es gibt Menschen die blenden die Komplexität der Realität weitestgehend aus. Und verwechseln somit Stereotyp mit Realität.
Und wenn man nur Stereptype verbreitet z. B. via Instagram, Youtube verlieren leider einige Menschen schneinbar aus sem Blickfeld, dass dies nicht die Realität ist.

Beispiel: Borderliner sind manipulativ (dadurch bösartig, wollen anderen Schade). Ist ein Stereotyp.

Ja, einige von ihnen sind das. Zum Beispiel wenn sie so verzweifelt sind, weil sie das Leben nicht mehr ertragen tun sie manchmal in ihrere Verzweiflung Dinge, die manipulativ sind, weil sie es in dem Moment vielleicht nicht anders können...
Aber es gibt extreme Fälle von Borderline, es gibt schwache Fälle... es gibt Borderlinee die sich eher von anderen Menschen zurückziehen und deshalb gar keine Chance haben zu manipulieren... die andere Strategien haben... manipulatives Verhalten ist auch phasenabhängig, ...es gibt Borderliner, die in Therapie waren und andere Wege gefunden haben und auch nicht manipulativer sind als andere Menschen, bei Borderlinern über 30 schwächen sich Symptome ab bis sie gar nicht mehr da sind... es gibt Unterschiede zwischen Männer und Frauen, Unterschiede je nach Intelligenz, Charakter, Vorgeschichte... usw. usw. Das ist die Komplexität der Realität.
Und Borderliner manipulieren aus einer inneren Verzweiflung... und nicht weil sie böse sind oder jmd Schaden wollen.
Wenn man jetzt davon ausgeht jeder Borderliner ist manipulativ, tritt man diesen Menschen gleich extrem misstrauisch entgegen und tut ihnen manchmal unrecht. Es kann eben auch Nachteile mit sich bringen.
Viele Borderliner funktionieren im ihrem Job perfekt, gerade aufgrund ihrer Diagnose und was damit zusammen hängt. Aber nehmen wir an ein Vorgesetzter hat nur Vorurteile über Borderliner im Kopf. Als Beispiel. Der Vorgesetzte bekommt irgendwie was von der Diagnose mit. Und er denkt, die sind manipulativ, immer instabil whatever, wegen der Verbreitung von Stereotype. Das bedeutet ja große Nachteil für siese Personengruppe.

Das ist das schreckliche daran: "Stereotype, irgendwas muss ja schon dran sein" Den oder die stelle ich lieber nicht ein.Aber vielleicht wäre diese Person eine extrem gut funktionierender Mensch gewesen trotz der Diagnose. Aber er bekommt keine Chance.

Ich behaupt, dass viel mit "Borderlinern" zusammen arbeiten, sie aber überrascht wären über die Diagnose. Aber die Medien prägen eben das Bild. Sie stürzen sich halt auf die schlimmsten Fällen und dramatisieren sie manchmal noch zusätzlich. Und klar, es gibt extreme Fälle. Aber nicht alle sind so. Aber das Extreme bringt eben Zuschauer und Klicks.
Wenn interessiert schon der Borderliner der jeden Tag mit den Symptomen kämpft, dem das alles bewusst ist und der versucht so wenig wie möglich Belastung für sein Umfeld zu sein? Der noch einigermaßen normal wirkt und bei bestimmten Triggern dann erst Symptome zeigt.
Es gibt auch funktionierende normal wirkende Borderline. Viele. Aber dazu gibt es kein passendes Stereotyp.

Der Typ in dem Video behauptet z. B. auch, dass kein Borderliner in der Lage ist eine Beziehung zu führen. Das ist aber auch nicht die ganze Komplexität der Realität.
Und er warnt alle Menschen davor, weil alle Borderliner ja gleich sind. Gleich "böse". Ich finde das schlimm.

Dadurch traut sich natürlich kein Borderliner sich zu "outen" ... erst Recht nicht sie angepassten, denen niemand es ansieht im Job oder so... oder die die durch Therapie oder whatever symptomfrei sind.
Nur die krassen Extreme treten dann eher zu Vorschein und verstärken Stereotype. Ein Teufelkreislauf.

Ich würde mir deshalb einen etwas weniger auf Stereotypen und Vorurteilen beruhenden Umgang mit psych. Krankheiten wünschen.

Aber das Klima was da geschaffen wird durch solche Videos trägt zum Gegenteil bei.

Ich schaue mir seine Videos auch nicht mehr an. Das war für mich auch nur ein Beispiel von vielen.
Ich sehe das auch eher auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene.
Mir persönlich als Individuum wäre das relativ egal, wenn er mir seine stereotype Sichtweise ins Gesicht sagen würde. Ich würde ihn nicht ernst nehmen und mich nicht weiter mit ihm abgegben oder wenn er dazu Lust hat, würde ich eine Diskussion anfangen.
Aber das ist ja auch eine ganz andere Ebene.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Sehr
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Beitrag Mo., 28.01.2019, 23:07

Ich habe mir diese Videos nun nicht angesehen, aber, natürlich funktionieren auch sie im Job. Wie auch andere, denen man nicht ansieht dass sie was auch immer haben.
[wegzudenken, mehr nicht]

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Federchen
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Beitrag Di., 29.01.2019, 12:12

mio Danke.. ich lasse sowas teilweise schon noch sehr an mich ran. ;-) Das Video.. :lol:

~~~ Ich kann das alles nicht so gut formulieren, aber du sprichst mir mit dem Beitrag aus der Seele!

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