Erfahrungen mit dem Opferentschädigungsgesetz (OEG)

Spezielle Fragen zur Lage in Deutschland

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Landkärtchen
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Erfahrungen mit dem Opferentschädigungsgesetz (OEG)

Beitrag So., 08.09.2013, 07:44

Ich habe mal eine Frage zu euren Erfahrungen mit dem Opferentschädigungsgesetz (OEG).
Zum Hintergrund: ich habe 2005 die Anerkennung nach dem OEG erhalten. Ich kann also über das Versorgungsamt Mittel (auch Psychotherapie) beantragen. Habe dies jedoch noch nie gemacht, da meine Therapien immer über die Krankenkasse finanziert wurden. Nun steht bei mir eine Verlängerung an. Ich habe Angst, dass diese mir nicht bewilligt wird. Doch ohne therapeutische Unterstützung geht es gerade gar nicht da ich mitten in der Traumaaufarbeitung stecke und es mir nicht gut geht.
Meine Fragen an euch: habt ihr schon mal Therapiestunden nach dem OEG beantragt und erhalten? Und wie seid ihr dabei vorgegangen. Wie lange dauerte es bis ihr die Zusage erhalten habt und wieviel Stunden wurden euch genehmigt? Musstet ihr nochmal vorher zum Versorgungsamt und begutachtert werden? Viele Fragen.

Ich freue mich auf eure Antworten.
Landkärtchen
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh

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Beitrag Do., 26.09.2013, 07:13

Hallo Landkärtchen

Ich würde an Deiner Stelle direkt beim OEG nachfragen, da das sicher eine spezielle Situation ist und nicht so viele beanspruchen können.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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hopelife
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Beitrag Do., 26.09.2013, 07:44

ich bin auch gerade dabei meine Therapie darüber zu finanzieren. Du brauchst als erstes eine Ablehnung von der Kasse und mit dieser kannst du dann beim Versorgungsamt versuchen neue Stunden zu beantragen. Um eine mündliche Stellungnahme wirst du nicht rum kommen, laut meinen Informationen.
Sind aber auch alles Psychotherapeuten.
Hattest du damals eine Anzeige gemacht oder was meinst du mit Anerkennung? wie hast du diese erwirkt und warum?
Viele grüße
es wäre heute nicht so wie es ist,
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Landkärtchen
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Beitrag Do., 26.09.2013, 13:41

Hallo Hopelife,

wie es dazu gekommen ist? Eine lange Geschichte. Hier die Kurzform.
Während einer langjährigen Psychotherapie kam es zu sexuellen Übergriffen. Diese erstreckten sich über einen Zeitraum von fast fünf Jahren. Mit viel Mut konnte ich die Therapie abbrechen. Mir ging es zum damaligen Zeitpunkt sehr schlecht! Nach mehreren Monaten suchte ich mir zur Aufarbeitung eine neue Therapeutin. Ich hatte großes Glück und fand eine, die mich sehr gut begleitete und mit der ich viel aufarbeiten konnte. Hier habe ich ersteinmal herausgefunden, dass ich mich in einem Abhängigkeitsverhältnis befand und dieses vom Therapeuten schamlos ausgenutzt wurde. Als mir dies, und Vieles mehr, klar wurde, zeigte ich den damaligen Therapeuten bei der Polizei an. Ich wurde mehrfach von der Kriminalpolizei verhört, Gutachten (über mich) wurden geschrieben und schließlich wurde der Therapeut für seine Taten strafrechtlich verurteilt. Er selber hat vor Gericht nicht ein Wort gesprochen sondern geschwiegen. Gleichzeitig stellte ich einen Antrag nach dem OEG beim Versorgungsamt. Zunächst wurde er abgewiesen, ich ging in den Widerspruch und bekam auch dort (nach viel Kampf) einen positiven Bescheid.
Zur Zeit befinde ich mich in einer Traumatherapie und ich habe einfach Angst, dass mir die Stunden zur Aufarbeitung nicht reichen. Ich hoffe und wünsche mir, dass durch meine Anerkennung mir zusätzliche Therapiestunden genehmigt werden.
Landkärtchen
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hopelife
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Beitrag Do., 26.09.2013, 20:03

landkärtchen, das tut mir sehr leid, was dir da passiert ist.
Ja, verstehe deine Dilemma. Ich zahle jetzt auch selbst,aber nur weil ich weiss, dass für mich keine andere therapeutin in Frage käme.
Wir beantragen jetzt auch übers Versorgungsamt. Ich hab aber nur meine Berichte als Beweis,keinen Prozess.
Also kann es sein, dass es nicht klappt.
Irgendwann wäre es sowieso zur selbstfinanzierung gekommen...Ich finde es sowieso etwas doof, dass es für traumatisierte menschen wirklich wenig an Stunden gibt.
80 maximal, obwohl wirklich erwiesen ist, dass gerade frühkindliche Traumata jahrelange Betreuung und Aufarbeitung, vorallem eine gute therapeutische Beziehung brauchen.. .
Ich würde deine Thera nochmal fragen und ihr deine Ängste schildern, meine hat sich dafür entschieden den weg mit mir zu gehen.
Hoffe sehr für dich, dass du da Glück hast.
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Landkärtchen
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Beitrag Do., 26.09.2013, 21:16

Hallo hopelife,

Danke für deine Zeilen.
Der Gang über das Versorgungsamt ist sehr, sehr anstrengend. Ich habe die Erfahrung machen müssen, dass zunächst alles abgewiesen wird. Es kostet viel Kraft, Zeit und Nerven sich mit dem Amt und den Paragraphen auseinanderzusetzen. Ich wünsche dir dabei eine gute therapeutische Begleitung und einen Freundeskreis der dich in schwierigen Situationen unterstützt. Ich hatte damals ein "Auffangnetz" was mir sehr geholfen hat.
Besonders anstrengend empfand ich damals die Begutachtung. Insgesamt waren es vier Gespräche à zwei Stunden. Es musste nämlich herausgefunden werden welche Schäden ich aufgrund der Traumatisierung durch den Therapeuten bekommen habe und welche Schäden schon vorher vorlagen. Doch ich bereue meine Entscheidung, den Therapeuten angezeigt zu haben und den Antrag beim Versorgungsamt gestellt zu haben, nicht. Ich trat so aus der Opferrolle hinaus und habe mich so stark für mich eingesetzt wie ich es noch nie vorher tat.
Ja, ich werde nochmal mit meiner Therapeutin reden. Da ich gerade eine Verlängerung von 30 Stunden durch die Krankenkasse erhalten habe, ist der Druck und die Angst auf einmal ohne Begleitung mitten in der Traumaaufarbeitung zu stehen, geringer geworden.
Meine Therapeutin sagte auch zu mir, dass Traumatherapie (gerade bei mehrfach traumatisierten Menschen) i.d.R. nicht in 80-100 Stunden zu schaffen ist. Viele dieser Menschen brauchen 2-3 Therapien bis die Traumata gut aufgearbeitet sind.
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hopelife
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Beitrag Do., 26.09.2013, 21:59

ja, hab auch schon überlegt, ob es nicht besser wäre es einfach zu lassen jedenfalls bis ich stabiler bin momentan würde mich das überfordern. Bist du denn regulär über die Kasse bzw ist sie Kassentherapeutin?

ich könnte mir auch irgendwie nicht vorstellen so detailliert zu sprechen sind das dann Frauen oder Männer? habe ich da Mitspracherecht?
ich spüre gerade auch, dass das derzeit zuviel für mich wäre. Meine thera hat mir ja einen guten Vorschlag gemacht, so dass die Finanzierung für mich auch machbar ist und passt. Meine Stunden sind jetzt nämlich verbraucht. Ich arbeite momentan auch nicht am trauma. Ich fühle mich auch nicht danach. Und vielleicht beantrage ich das zu einem anderen Zeitpunkt nochmal. Ich bin erstmal glücklich damit, dass ich dort bleiben konnte, das macht ja auch nicht jeder therapeut. .Würde mich freuen mal zu lesen, wie es bei dir weitergegangen ist.
von mir aus auch per pn. Lieben Gruß.
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Landkärtchen
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Beitrag Fr., 27.09.2013, 06:23

Guten Morgen hopelife,

ich hoffe, ich habe dich mit meinen Erfahrungen mit dem Versorgungsamt nicht verschreckt. Das war wirklich nicht meine Absicht.
Beim Versorgungsamt wurde ich von einer systemischen Psychotherapeutin befragt. Ich konnte sie mir nicht aussuchen und als Person war sie mir unsympathisch. Sie ging sehr ins Detail. Vor allem kam immer wieder die Frage "und wie bewerten sie ihr Handeln / bzw. die Situation?". Hätte ich damals nicht eine sehr gute therapeutische Begleitung gehabt, ich wäre eingegangen. Falls du dazu mehr wissen möchtest würde ich dir eine pn senden.
Ja, meine drei Therapien wurden bis jetzt immer von der Krankenkasse finanziert. Ich hatte zwischen den einzelnen Therapien immer zwei Jahre Pause. Das war damals auch stimmig für mich. Doch diesmal verläuft die Therapie anders. Ich spüre, dass ich jetzt meine traumatischen Erlebnisse, nochmal mit all den Gefühlen / Empfindungen die dazu gehören, aufarbeiten will. Nicht nur vom Verstand her, auch der Körper will gesehen und in die Traumaaufarbeitung integriert werden. Dafür brauche ich Zeit und viele therapeutische Stunden.
Zur Stabilität: ich habe festgestellt, dass es sehr schwierig ist zu entscheiden, wann ist man stabil genug für eine Traumaaufarbeitung. Für mich selber kann ich nur sagen, dass ich zu lange gewartet habe, bzw. die Therapeutin sehr zögerlich war, mit der Traumaaufarbeitung zu beginnen. Jetzt stecke ich mitten drin und das ist gut so.

Schön, dass du einen guten Weg mit deiner Therapeutin gefunden hast, nach der Kassenfinanzierung, weiter zu ihr gehen zu können. Das ist nicht selbstverständlich.
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pax
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Beitrag Fr., 27.09.2013, 07:07

Zunächst einmal RESPEKT, dass Du den Therapeuten angezeigt hast.
Das finde ich mutig und klasse.

Kann Deine Therapeutin nicht Verlängerung beantragen?
Ich kenne das so, dass man einen Bericht an einen externen Gutachter schickt- und der dann die Verlängerung absegnet.

Kann man nicht auch noch beim weißen Ring anfragen?


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Beitrag Fr., 27.09.2013, 18:30

Ja, ich werde nochmal mit meiner Therapeutin reden, obwohl mir dies sehr unangenehm ist. Es hört sich so "hilfebedürftig" an. Mir ist es peinlich: jetzt hatte ich schon soviele Stunden und jetzt will ich noch mehr. Außerdem ist es für sie bestimmt mit Mehrarbeit verbunden: sie muss schließlich einen Antrag fürs Versorgungsamt schreiben.
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hopelife
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Beitrag Sa., 28.09.2013, 22:43

Nein, das finde ich nicht, dass sich das " hilfebedürftig" anhört.
Jetzt hast du noch 30 Stunden oder?
Du hast mich nicht verunsichert, eher gewarnt...und die Chance stehen
ja auch nicht so gut und da so vor Fremden auszupacken, nein momentan nicht vorstellbar für mich.
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pax
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Beitrag Sa., 28.09.2013, 23:13

Es geht um Dich.

Scheue Dich nicht dies bei Deiner Therapeutin anzusprechen.

Landkärtchen Du hast doch Vertrauen zu Ihr oder ?


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Landkärtchen
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Beitrag So., 29.09.2013, 08:16

pax: "Du hast doch Vertrauen zu Ihr oder?"
Ich vertraue ihr - aber - es gibt immernoch "weiße Flecke" über die ich mit ihr nicht reden kann. Ganz schwierig fällt es mir meine Bedürfnisse, die sich an sie richten, anzusprechen. Dahinter steckt die Angst vor Ablehnung aber auch vor Abhängigkeit. Beides ist für mich nachvollziehbar und verständlich, doch irgendwie kann ich es gerade nicht ändern.

hopelife: ja, ich habe jetzt noch 27, von der Krankenkasse bewilligte, Stunden. Eigentlich könnte ich mich beruhigt zurücklehnen und abwarten was passiert. Vielleicht brauche ich ja in einem halben Jahr keine Stunden mehr. Trotzdem bin ich unruhig, rastlos, sorgenvoll ... Von außen betrachtet nicht nachvollziehbar.
Landkärtchen
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pax
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Beitrag So., 29.09.2013, 09:51

doch irgendwie kann ich es gerade nicht ändern.
Dann lass Dir Zeit uns setz Dich nicht unter Druck.

Es wird sich bestimmt ändern.

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hopelife
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Beitrag So., 29.09.2013, 11:25

doch landkärtchen, sehr nachvollziehbar.
vielleicht hilft ein Brief an sie.
ABHÄNIGKEIT scheint immer so ein negativer Begriff zu sein, doch sind wir doch alle voneinander abhängig, kein Mensch kann alleine überleben.
Die Angst vor Ablehnung verstehe ich, ging mir auch so, auch zweitweise immer mal wieder Thema.
lg, hope
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