Ossi-Wessi-Debatte noch aktuell?

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metropolis
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Ossi-Wessi-Debatte noch aktuell?

Beitrag Mi., 24.03.2010, 22:12

Meine Fragen an euch:

Gibt es sie noch, die Ossi- und die Wessi-Vorurteile? Werden die Ossis und Wessis noch schief angeschaut oder diskriminiert? Welche Klischees haben überlebt? Oder ist das alles Vergangenheit?

Wie sind eure Erfahrungen damit?

Gibt es vielleicht tatsächlich doch etwas, worin sich Ost- und Westdeutsche bis heute noch unterscheiden?

(Klar, wir sind alle Deutsche und wir sind ganz klar ein Deutschland. Das ist doch das Wichtigste und das möchte ich auch nicht in Frage stellen)

LG

metro
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Tante Käthe
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Beitrag Do., 25.03.2010, 08:46

Warum interessiert es Dich? Gibt es einen Grund dafür? Aus welcher Richtung kommst Du?
Ich denke, von Vorurteilen kann man nicht sprechen - meine Meinung zumindest.
Na und ob es Unterschiede gibt, hängt, finde ich, auch von der Generation ab, was ich ganz normal finde.

Bis dahin erst einmal.

Gruss Käthe

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Es ist schwieriger eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom
(Albert Einstein)

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mitsuko
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Beitrag Do., 25.03.2010, 09:14

Ich denk schon, dass es noch Vorbehalte gibt. Meine Erfahrung ist, dass das auf so einem eher neckischen Level läuft und nicht das Ausmaß hat wie etwa Fremdenfeindlichkeit. Ich hab aber schon mitbekommen wie gegenüber Ostdeutschen "witzige" Ossi-Sprüche gemacht wurden und weiß von Bekannten, die im Osten studiert haben, dass solche Sprüche über Wessis ebenfalls in aller Regelmäßigkeit gefallen sind.

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Selene
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Beitrag Do., 25.03.2010, 09:15

Hallo,

mich würde auch interessieren, weshalb es für Dich ein Thema ist.
Ich selbst komme aus dem Westen und lebe jetzt im Osten und ich würde schon sagen, dass es auf beiden Seiten Vorurteile gibt.
Westdeutsche verhalten sich im Osten nicht selten überheblich, so nach dem Motto: "Das können die hier halt noch nicht so gut" (z. B. eine Speiskarte gestalten oder ein Kulturprogramm). Ostdeutsche hingegen erzählen mir oft, dass nicht alles schlecht war und dass nach der Wende viele "Wessis" kamen, sich eine goldene Nasen verdient haben, und dann wieder abgezogen und einen Scherbenhaufen zurückgelassen haben. Außerdem begegnet mir oft die Meinung, dass bei Westdeutschen die Ellbogenmentalität ausgeprägter ist, die Leute kaltschnäuziger und egoistischer sind. Gleichzeitig steht der Westen aber auch für "Kuschelpädagogik" und zu viel Nachsicht in der Erziehung.
Mir fällt auch auf, dass von Ostdeutschen viele Entwicklungen auf die Wiedervereinigung zurückgeführt werden und dabei nicht gesehen wird, dass die BRD früher auch anders war. Wenn ich sage, dass es im Westen früher auch keine Discounter gab, sondern "Tante-Emma-Läden" auch auf dem Dorf und dass es für die alten Leute dort heute auch schwierig ist, zum Einkaufen in den nächsten größeren Ort zu müssen, dann habe ich immer das Gefühl, dass das für die Ostdeutschen nicht so richtig ins Bild passt.

Dass es Vorurteile gibt, merke ich am deutlichsten daran, dass ich nicht selten zu hören bekomme: "Du bist aber kein typischer Wessi." Wenn ein Ostdeutscher sich unsozial benimmt heißt es oft: "Der hat sich schon der westdeutschen Mentalität voll angeglichen". Aber Diskriminierung würde ich das nicht nennen, ich fühle mich nicht benachteiligt auf Grund meiner Westherkunft.

Welchen Vorurteilen/Diskriminierungen Ostdeutsche begegnen, die im Westen leben, kann ich natürlich nicht so gut beurteilen. Die gibt es aber mit Sicherheit auch. Und solange Ostdeutsche im selben Beruf weniger verdienen als Westdeutsche wird es sicher auch schwer sein, sich als gleich-und-gleich anzusehen.

VG
Selene
Es gibt kein Übermaß an Liebe,
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und kein Übermaß an Schönheit
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metropolis
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Beitrag Do., 25.03.2010, 14:33

Hallöchen ihr drei,

ich dachte mir fast, dass gleich die Frage kommt, warum ich mich mit dem Thema beschäftige. Einen konkreten Anlass gibt es nicht. Ich als ostdeutsches Mädel wurde hier in Westdeutschland noch nie angefeindet oder komisch beäugt. Ich bekam auch noch keine Ossi-Witze gedrückt (außer von meinem ersten Freund damals).

Hier an der Uni scheint es überhaupt keine Rolle zu spielen, wo wer herkommt. Wenn mal jemand nach der Herkunft fragt, wird die Antwort neutral und selbstverständlich hingenommen. Deshalb bin ich nicht wirklich damit konfrontiert.

Allerdings habe ich mich schon anfangs ein bisschen fremd gefühlt hier im Westen. Mir schien als hätte man hier andere Prioritäten und Maßstäbe. Das könnte allerdings auch an der Wohngegend liegen oder daran, dass dies eine größere Rolle spielt, wenn man eine Familie hat.
Was blieb, war der Eindruck, dass man hier mehr Wert darauf legt, was man besitzt und was man arbeitet. Oder täusche ich mich, wenn ich glaube, dass man im Osten nicht so sehr darauf schaut, was der andere materiell und beruflich zu bieten hat.
Könnte natürlich ein Vorurteil sein.

LG

metro
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Beitrag Do., 25.03.2010, 14:50

@ metro

Zu Wendezeiten warst Du 5 Jahre alt, ab da ging ja hier im Osten alles drunter und drüber. Das war sicher für Dich als Kind genauso aufregend wie für alle. Wann bist Du gen Westen gezogen, erst zum Studium? Da hast Du sicher noch miterlebt wie schnell sich der Materialismus auch hier Bahn gebrochen hat - vor allem natürlich bei den Jüngeren. Man muß da stark nach Generationen differenzieren. In Deiner gibt es kaum noch Unterschiede, natürlich bleiben Prägungen der Eltern in gewissem Umfang erhalten. Bei den Älteren sind die Unterschiede schon größer. Es gab ja in der DDR keine großen Einkommensdifferenzen; zu kaufen gab's auch nicht viel, und die sozialistische Ideologie ging an den Meisten nicht spurlos vorüber. Wer berufliche Karriere machen wollte, mußte sich "politisch engagieren", also am besten der SED beitreten. Das kam für viele nicht in Betracht; außerdem hielt sich auch da der Mehrverdienst in überschaubaren Grenzen, kaum Anreiz, mehr zu tun ("ab freitags um eins macht jeder seins").

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Beitrag Do., 25.03.2010, 15:11

Hallo Sir,

danke für deine Schilderungen. Sehr interessant. Hast du auch eine Meinung zu meinen Fragen bezüglich Ossi-/ Wessi- Diskriminierung?

Ja, ich war damals zur Wende noch klein. Da meine Erinnerungen jedoch weit zurückreichen, habe ich sogar noch ein paar Jahre DDR präsent. Die Nachwendezeit war für mich jedoch recht unspektakulär, da ich zu dieser Zeit in einem winzigen Kuhkaff lebte, wo man die großen Veränderungen kaum mitbekam. Ich registrierte nur die andere Währung, die Auflösung der LPG und andere Lebensmittel im Supermarkt/ Konsum. Alles andere erregte nicht meine Aufmerksamkeit. Obwohl, ich weiß noch, wie meine Freundin in der Grundschule bei ihren Schilderungen immer von der Klassenlehrerin korrigiert wurde: "Du musst jetzt aber endlich mal verstehen, es gibt nun keine Westverwandten und kein "Drüben" mehr." So richtig wusste ich als Kind nicht, was damit gemeint war.
Zum ersten Mal wurde ich von meinem ersten Freund (aus dem Ruhrgebiet) mit der Ossi-Wessi-Debatte konfontiert. Er war der Meinung, dass Ossis arbeitsfaul, nicht so ehrgeizig und gebildet seien wie die Westdeutschen. Ich war in dem Moment extrem gekränkt, da ich natürlich ein ganz anderes Bild von meinen Mitmenschen hatte. Es hörte sich zudem wie eine Abwertung meiner Wenigkeit an. Uh, das waren hitzige Diskussionen.
Ich bin dann erst zum Studium nach Westdeutschland gezogen und fühlte schnell zu Hause hier. Momentan will ich lieber bleiben als wieder in meine Heimatregion zurückzukehren.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Beitrag Do., 25.03.2010, 15:26

Wenn ich (als alter Westler) an Ost-/West denke, fällt mir an Unangenehmem ein: Erst hieß, es "Wir sind das Volk", dann "Wir sind ein Volk", und dann "Wir wollen die D-Mark". Da scheint mir eine Linie zu bestehen.

Für mich war es, was ich sehr bedauere, eine ihrem Sinn nach verfassungskonträre Eingemeindung der DDR. (D. h. Es hätte eine Volksabstimmung über eine neu erarbeitete Verfassung geben müssen.

Vor-(?))Urteile, klar, die gibt es immer noch. Zum Glück. Mit "gemischten" Arbeitskollegen z.B. kann man sich gegenseitig bestens aufziehen. Da gibt es genügend aus dem Arsenal des "Kalten Krieges".

Gruß
Anastasius

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ENA
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Beitrag Do., 25.03.2010, 18:28

Also für mich und in meinem Bekanntenkreis ist es völlig egal, ob jemand aus den neuen oder aus den alten Bundesländern kommt!...
...und mich nerven solche Ost-West-Debatten im Fernsehen, ebenso wie so ein Artikel auf der ersten Seite einer Zeitung, wo es irgendwie darum ging, dass bzw. ob es besser wäre, wenn es die Grenze wieder gebe. ...Es wurde behauptet (ich weiß nicht, wie die Statistiken sind), dass viele sich die Grenze wieder wünschen, weil dann alles wieder besser würde!
Also ersten glaube ich nicht daran, dass dann alles besser bzw. so wie früher wird (da liegt nun mal die Wiedervereinigung mit ihren Geschichten und 20 Jahre Entwicklung dazwischen!) und außerdem denke ich, dass dieses ständige Hochheizen des Ost-West-Themas, ja allein schon diese Begrifflichkeiten und diese Aussage, dass alles wieder besser werden würde, wenn die Grenze wieder da wäre, eigentlich verhindert, dass sich das vereinigt, was sich noch nicht vereinigt hat.
Auch mir ist aus den Medien (nicht persönlich) bekannt, dass es immer noch große Unterschiede grade in Bereich Finanzen und Arbeit geben soll. Das zweifel ich auch gar nicht an,...aber ich glaube, dass dieses ständige Präsentmachen in den Medien von "den Ostdeutschen" und "den Westdeutschen"...und: "Ach, wenn die Grenze wieder da wäre,..." nicht grade förderlich für eine "Wiedervereinigung in den Köpfen und Herzen der Menschen" ist... .

Als ich eben mit jemandem Beiträge gewechselt habe, habe ich erfahren, dass sie in der Nähe von Leipzig lebt. Das einzigste, was mich daran interessiert hat, war, ob Leipzig schön ist... . Mir ging es um die Stadt an sich (auch wenn "schön" subjektiv und relativ ist) und das Erleben dieser Person,...ob Leipzig nun in Ostdeutschland liegt oder in Süddeutschland (München und Regensburg kenne ich z.B. auch nicht,...und auch da hätte ich die gleiche Frage gestellt) oder sonst wo, spielte bei der Frage eigentlich gar keine Rolle.

Was mich dagegen in letzter Zeit interessiert hat, ist, wie die Wiedervereinigung vonstatten gegangen ist. Ich habe sie als Jugendliche im Fernsehen mitbekommen, aber die einzelnen Schritte in dem Sinne nicht mitbekommen. Mich interessiert, wie Menschen, grade an der Grenze, diese Zeiten erlebt haben, egal, ob in Thüringen oder Hessen (die übrigens beide eher in der Mitte von Deutschland liegen,...da ist also nicht so viel mit geographisch klar Ost und West) oder in den anderen Bundesländern.... .
Was mich interessiert ist, wieso die finanzielle und Arbeitsmarktlage immer noch so unterschiedlich ist,...aber nicht, ob "Ostdeutsche" oder "Westdeutsche" eine "bessere Arbeitsmoral" haben, mit Geld umgehen können, u.s.w. . Das ist mir egal... . ...und "die" Ostdeutschen und "die" Westdeutschen gibt es sowieso nicht... .

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schmetterling.1983
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Beitrag Do., 25.03.2010, 19:42

metropolis hat geschrieben:Gibt es sie noch, die Ossi- und die Wessi-Vorurteile?
Bestimmt, irgendwo, bei denen die ich kenne zum Glück nicht mehr.
metropolis hat geschrieben:Wie sind eure Erfahrungen damit?
Ich bin aufgrund meiner Ausbildung vom "Osten" in den "Westen" gezogen, mit voller Vorfreude auf meinen neuen Lebensabschitt in einem anderen Teil von Deutschland ("Westen"), für mich war die Unabhängigkeit, die neuen Menschen und Möglichkeiten einer größeren Stadt die wichtigen Dinge. Für meine Eltern die Vorwarnung vor dem "Wessi", denn die sind ja nicht so wie hier bei uns, die sind nicht so nett und wollen nicht immer alle nur Gutes.
Ich dachte mir, mh, na gut, ich pass halt auf so wie immer, bin ja eh ein vorsichtiger Mensch.
Als ich ankam wurde ich freudig aufgenommen, niemand hat je einen bösen Witz gemacht, sogar liebevoll auf dem Arm genommen wurde man auch nur Aufgrund des Dialekts, den ich nach über 10 Jahren nun aus Gewohnheit des neuen Dialektes fast abgelegt habe.
Der Lacher kam also somit auf der gleichen Bahn zurück.
Meine Eltern und Verwandten habe mich die ersten Jahre bei Besuchen bei Ihnen dauernd aufgezogen, dass ich ja jetzt zurück zu den Wessis fahre, viel Geld verdiene, ...
Ich war davon schnell generft und habe das auch gesagt und darauf hingewiesen, dass es nur in Ihren Köpfen ist, verstanden haben Sie es jedoch erst, als Sie meine neuen Freunde kennen lernten und selbst zum Arbeiten hin gingen bzw. Urlaub machten und ein paar weitere Leute der Familie hier her kamen, sogar ins Ausland zogen.

Ich fand es enttäuschend, das meine Familie solche starken Vorurteile hat und bin froh, dass Sie nun , wenn auch nach Jahren, eines besseren belehrt wurden und überhaupt keine Bemerkungen zu dem Thema abgeben, nur wenn es um Fakten wie die Gehälter, ... geht.

Ich habe "Ostdeutsche" Freunde hier, "Westdeutsche" Freunde, genau so wie welche die Ihre Wurzeln in Afrika oder Asien haben.
Es ist alles ein wenig anders, aber dennoch findet man bei jedem etwas, was man gemein hat.
Ich finde, Sir trifft es hier auf den Punkt,
Sir hat geschrieben:Man muß da stark nach Generationen differenzieren.
, es gibt mittlerweile (Verhaltens und Gefühlstechn.) bei den Menschen ,glaube ich, oft mehr Unterschiede im Alter.
Was die Gehälter und den Kindergartenstand oder Arbeitsmarkt, ... angeht kennen wir die Probleme ja zur genüge.
metropolis hat geschrieben:Gibt es vielleicht tatsächlich doch etwas, worin sich Ost- und Westdeutsche bis heute noch unterscheiden?
Ja, ich denke das Gedankengut unserer Eltern schlummert noch in uns. Erst unsere Kinder oder Enkel werden aufhören sich an eine Gedanken"mauer" zu erinnern, die mit der Wende fiel., auch wenn mit uns Grenzgängern die wenige Jahre verbracht haben doch schon einiges an Gleichsein hergestellt wurde.
Ich erinnere mich dennoch an mein blaues Halstuch, was ich stolz trug, die kleine weiße Friedenstaube, das "seit bereit", ...die Bananen die plötzlich überall auftauchnten und die anderen vielen spannenden Sachen ....
und an eines erinnere ich mich selbst mit meinen damals 6 Jahren noch genau, den Schock, die Überraschung meines Vaters vor dem TV, der in die Küche zu meiner Mutter rief "xxx, xxx, guck doch ma! Die Mauer is weg,! Schnell, komm her, die Mauer iss weg!" Komisch, das mir selbst in dem Alter klar war, dass es etwas wirklich wichtiges war und ich es mir merkte.
Manchmal glaube ich ich fühle mich anders, weil ich Ostdeutsche bin und hier lebe, ich glaube aber, es ist eher das fremde im Sinne von als Halbstarke zugezogen und keine Familie bzw Geschichte hier (so wie der Kindergarten, die Kinderlieblingseisdiele, "mein Spiellatz", ...)
Ich fühle mich wohl, will nicht mehr weg, höchstens ins Ausland um neue Lebenssituationen, Erlebnisse zu haben.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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Beitrag Do., 25.03.2010, 20:03

Meiner Erfahrung nach hat ein "Ossi" in Westdeutschland nicht mehr oder weniger Vorurteile zu befürchten, als ein Bayer in Berlin.
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)


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Beitrag Do., 25.03.2010, 20:03

Na, ich Ossi bin mit einem Wessi verheiratet. Es gibt schon gewisse Unterschiede, auf die ich jetzt aber nicht näher eingehen will...

Zerrissene
Zuletzt geändert von Zerrissene am Do., 25.03.2010, 20:06, insgesamt 1-mal geändert.

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metropolis
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Beitrag Do., 25.03.2010, 20:04

Anastasius hat geschrieben:Wenn ich (als alter Westler)
Ich habe echt Tomaten auf den Augen: habe Wrestler gelesen
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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Beitrag Do., 25.03.2010, 20:55

Zerrissene hat geschrieben:Na, ich Ossi bin mit einem Wessi verheiratet. Es gibt schon gewisse Unterschiede, auf die ich jetzt aber nicht näher eingehen will...
Ja - schade aber auch, woher die Zurückhaltung...?

Ich nämlich auch, als Ossimädchen (war) mit einem Westdeutschen verheiratet.

Ansonsten, Metro: Das mit den Vorurteilen kommt, wie Sir schon richtig anmerkte, total auf die Generation an.
Meine Eltern (Jahrgänge 34 und 37) haben die meiste Zeit ihres Lebens als DDR-Bürger verbracht. Ja, eine gewisse Zurückhaltung gibts da schon, obwohl beide gebildete Leute sind. Das besteht vielleicht eher in einer gewissen Scham wegen fehlender Weltläufigkeit, so ein trotziges Sich-Wehren gegen allzuviel westdeutsche Vereinnahmung, als wirkliche Vorurteile.
Ich (seit fast 12 Jahren tief im Westen) erlebe das immer nur in die Richtung Ost-West. Sprich: In den westdeutschen Städten, in denen ich gelebt habe, herrschte meist große Toleranz. Irgendwie ging das Ost-West-Problem total unter, weil sowieso jeder "irgendwo" herkam, und grade da, wo ich jetzt mit meiner Tochter lebe, sind "echte Eingeborene" fast eine Minderheit.
Manchmal möchte ich - so erlebe ich es - diesem bunten Gemisch, wo die Vergangenheit kaum interessiert, weil alle hier zusammen im Existenzkampf verstrickt sind - mehr meinen Stempel aufdrücken. Ich suche dann das Gespräch. Gerade als meine Tochter zur Schule kam, fiel mir auf, dass für fast alle anderen viele Dinge (Religionsunterricht, Einspruch der Eltern gegenüber den Lehrern, "Schullandheime" und und und) selbstverständlich waren, für mich aber nicht... Da habe ich so meine letzten Anpassungsleistungen vollbracht, indem ich da einfach noch mal mitlernte, was einen (westdeutschen) Schulalltag so ausmacht.

Wenn ich im Osten zu Besuch bin, merke ich schon (in privaten Begegnungen und in mehr "ländlichen" Gegenden) sehr viele Vorurteile und vor allem sehr viel Verbitterung gegen die "Wessis" und allgemein gegen die neue Zeit. Das wird manchmal auch an die nachfolgende Generation vererbt, dass das Feindbild "Wessi" heißt, bzw. man einfach misstrauisch ist und die "alte Zeit" beschwört. Was Selene schrieb, dass solche Leute dann auch kein Feingefühl dafür haben, dass nicht alle Wessis der bürgerlichen Einfamilienhaus-Schicht angehören, das kann ich nur voll unterstreichen.

Es spielt sehr komplex zusammen, was an Erfahrungen und Eindrücken in den 20 Jahren zusammengekommen ist. Ich fühle mich da manchmal wie eine Mittlerin "zwischen den Welten".....

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Beitrag Do., 25.03.2010, 21:13

Eine spannende Frage wäre, finde ich: Decken sich die Vorurteile manchmal mit dem, was wirklich der Fall ist?

A.

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