Psychische Probleme - Problem mit der Arbeitsfähigkeit?

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Psychische Probleme - Problem mit der Arbeitsfähigkeit?

Beitrag Do., 26.12.2013, 12:53

Hey liebe Foris

Psychische Probleme gehen ja oft mit einer Einschränkung der Leistungs- und Arbeitsfähigkeit einher. Dies wird auch immer wieder deutlich in Beiträgen. Dieser Thread hier soll diesen Aspekt gesondert beleuchten. Inwiefern fühlt ihr euch in eurer Leistungs- und Arbeitsfähigkeit eingeschränkt oder gebremst durch eure psychische Problematik? Habt ihr in der Therapie gezielt daran gearbeitet und Lösungen gefunden?

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Therapie-Brennpunkt Leistungs- und Arbeitsfähigkeit" auf obige angepasst und in den Umfrage-Bereich verschoben)
Lieben Gruß
elana

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Silencia
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Beitrag Do., 26.12.2013, 14:47

Also ich merke es immer wieder in meinem Studium.

Komme morgens nicht auf, lustlos, kann mich nicht konzentrieren (weil Gedanken drehen sich immer um meine Probleme), kann nicht gleich einschlafen usw.

Bisher hab ichs dennoch geschafft irgendwie genug Leistung zu bringen um weiterhin finanzielle Unterstüzung zu bekommen, aber immer mit der Angst verbunden, man schafft es bei nächsten mal vl. nicht mehr.

Ich habe diese Probleme in der Therapie selten angesprochen, weil meine Probleme doch anderweitig viel belastendender für mich sind. Z.T. kenne ich aber auch veschiedene Strategien, wobei dass Anwenden bei mir immer so ne Sache ist. Schlussendlich probiert man doch meist den bequemeren Weg zu gehen und man muss ich überwinden es nicht zu tun.
Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wie macht man weiter, wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen, manchen Schmerz der zu tief sitzt und einen fest umklammert.


montagne
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Beitrag Do., 26.12.2013, 15:42

Das war für mich der Grund Therapie zu beginnen, von daher war es natürlich explizit Thema und wir haben daran gearbeitet. Damals war es erstmal Depression und soziale Ängste. Das ist wirklich gut geworden. Denke ich bin da auf einem normalen Maß.
Später und immer noch geht es um meine hohen Ansprüche an mich mit Versagensangst. Das blockiert mich an einigen Punkten. Es ist halt immer mal wieder ein Thema.
Inzwischen kann ich damit besser umgehen, habe Strategien im Alltag und gehe schon auch besser mit mir um. Dadurch wird es leichter.

Mir ist das Thema sehr wichtig. Für mich ist es Basis aber auch Ziel der Vergangenheitsbewaeltigung oder Traumaarbeit, wie mans nimmt.
Gute Leistungsfähigkeit heisst für mich Ressourcen frei zu haben, um mich mit inneren Themen befassen zu können. Mich damit zu befassen birgt wiederum die Hoffnung freier zu werden, das Leben leichter zu Leben und innerlich erfüllter.
Letztlich mache ich Therapie ja dafür. Ich denke eh innere Entwicklung schlägt sich im äußeren nieder und äußere Veränderungen führt zu Verinnerlichung. Beides muss zusammen kommen und da ist mir Arbeits- und Leistungsfähigkeit wichtig, neben anderen Themen.
amor fati

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Beitrag Do., 26.12.2013, 18:18

Bei mir war es so, dass ich als Selbständige Aufträge annahm, diese immer sehr perfektionistisch und kontrollzwänglerisch durchführte, sodass ich die Fristen nur mit großem Aufwand schaffte, was mich enorm erschöpfte, sodass ich mit der Zeit kaum noch Aufträge annehmen konnte. Deshalb wandte ich mich an die Rentenversicherung, eigentlich für einen Nebenjob, die speziell an körperlich Kranke vergeben werden (ich litt stark unter meiner Schmerzkrankheit), wodurch die gesamte Palette der Abklärung griff, Eingliederungsbemühungen, Gutachter, Diagnosestellung, Berentung aus gesundheitlichen Gründen. Doch ist diese Rente nicht sicher und zudem sehr klein, sodass ich wirklich wieder auf die Beine kommen muss. Deshalb die Psychotherapie.
Lieben Gruß
elana

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Fundevogel
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Beitrag Fr., 27.12.2013, 12:48

Hallo elana,

ein interessantes Thema, finde ich!

Bei mir war das zu Beginn der Therapie überhaupt kein Thema. Ich dachte, mit meiner Leistungsfähigkeit ist alles in bester Ordnung, ich will keine Therapiezeit damit verschwenden und habe das Thema Arbeit sogar bewußt ausgeklammert und das auch in der Therapie angesprochen.
Meine Arbeit hat hier nichts verloren, sagte ich.

Rückblickend glaube ich, das bedeutete damals so viel wie:
Sie (mein Therapeut) haben mir gar nichts zu sagen, denn Sie haben keine Ahnung wie es im richtigen Leben zugeht. In weiterer Folge der Therapie habe ich die Arbeit als Flucht vor der Therapie benutzt und vor den herandräuenden Themen und Gefühlen und Symptomen, habe mich zugedröhnt mit Adrenalin und Streß, bin zu Hochleistungsform aufgelaufen und habe einen Erfolg nach dem anderen eingefahren. Die diesbezüglichen Worte meines Therapeuten habe ich alle in den Wind geschlagen, denn er hat ja keine Ahnung. Keine Ahnung vom richtigen Leben, keine Ahnung wozu ich fähig bin und keine Ahnung von mir.

Die Folge all dessen war ein kompletter Zusammenbruch, körperlich und psychisch.
Dann war Leistungs- und Arbeitsfähigkeit DER Brennpunkt meiner Therapie. Mit allem Drum und Dran: Medikamente, Besprechung von Arztterminen bis hin zu strikten Vereinbarungen über Aufbau körperlicher Leistungsfähigkeit. Die schwere Depression war ständiges Thema, die Verzweiflung, dass es schon ein Erfolg ist, wenn mir an einem Tag mal das Duschen gelang, schwere Depression mit allem was da so dazugehört.

Ziel Nummer eins war wieder arbeiten gehen können:
Ein Jahr lang haben wir daran gearbeitet und es hat geklappt.
Ein weiteres Jahr haben wir daran gearbeitet, das halten zu können, langsam langsam, es geht so langsam mit so vielen Rückschlägen.

Ich arbeite halb so viele Stunden wie vorher, aber diese Zeit mittlerweile stabil, dafür habe ich allerdings auch ein Jahr gebraucht; die ersten Monate ging außer Arbeit nichts anderes, lag nur erschöpft, irgendwann dann mal ein privates Treffen alle paar Wochen, die erste Dienstreise war sauanstrengend, aber ich habs geschafft, die nächste Reise ging schon viel besser und so geht es - sehr langsam - aufwärts.

Das beste an alldem aber ist: Als gar nichts mehr ging und ich gar nichts mehr leisten und arbeiten konnte und ich auch gar nicht mehr leben wollte und als auch das alles Platz in der Therapie hatte und ausgesprochen werden konnte, dann ...
...dann tauchten aus meinem Inneren die wirklich tiefen Themen auf.

Ich glaube, dass dieses Innerste nur bewußt werden konnte, weil die äußeren Themen alle weggefallen sind, keine Arbeit mehr, kein soziales Leben mehr, auch keine Liebe mehr in mir zu meinem Mann, meiner Familie, meinen Freunden, da war nichts mehr, gar nichts im Außen, auf das ich so viel Aufmerksamkeit verwendet hatte und was mir so wichtig war.

Es tauchten aus dem Innersten Themen und Gefühle auf, die waren nicht leicht und sind es bis heute nicht, aber ich fühle mich damit vollständiger, sicherer und sehr viel mehr als Wer-ich-bin
als jemals zuvor in meinem Leben.

Leistungs- und Arbeitsfähigkeit ist immer noch, ist immer wieder Thema in der Therapie, auch mit Streit und Diskussionen, Frustration, Zorn und Tränen und Micherbärmlichfühlen; nicht zuletzt, weil ich jetzt auch neben der Arbeit mit einer neuen Ausbildung begonnen habe.
Dass ich das kann und dass das geht, das freut mich sehr, und ich bin sehr dankbar dafür,
diese Erfahrung machen zu dürfen.

Ich backe jetzt sehr viel kleinere Brötchen als früher,
aber das sind die besten Brötchen, die ich jemals gegessen habe.
Fundevogel

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Beitrag So., 29.12.2013, 00:49

Das mit den Brötchen ist ein guter Schlusssatz, Fundevogel. Mir wurde er auch wichtig, dieser Satz mit den Brötchen, nämlich dass ich früher immer zu große Brötchen backen wollte und deshalb scheiterte, ich hab die kleinen Brötchen nicht geachtet, das war mein Fehler. Ich wollte keine Ausbildung machen, sondern gleich Studium, dabei wäre in meiner Situation eine vorgängige Ausbildung das einzig Richtige gewesen, um freizukommen von zuhause und möglichst schnell auf die eigenen Beine zu kommen. Ich hätte danach immer noch darauf aufbauend studieren können. Ich war damals überhaupt nicht realistisch und setzte immer alles auf eine Karte. Dieser Anspruch an mich selbst und das Leben. Ich konnte mich nicht anpassen und bin gescheitert.

Auch wenn ich heute immer noch das Studium nachholen will, setze ich nicht mehr alles auf eine Karte. Ich habe immer noch Plan B und C und D. Ich versuche, meine Pläne ineinandergreifen zu lassen, sodass mein Aufwand sich so oder so lohnt, welchen Weg ich auch realisieren mag. Auch die Wahl des Zielstudiums hat sich geändert durch die Realitäten meines Lebens. Früher zog ich die Geisteswissenschaften von Theologie bis Literaturwissenschaft vor, heute bin ich in der Realität angekommen und ziehe ein Jura-Studium vor, mit dem ich mich besser durchsetzen kann im Leben, so wie ich es auch als Beiständin gelernt habe. Ich möchte so gerne leistungsfähig sein, bin es aber nicht. Es ist so hart, dies zu akzeptieren, die eigenen Grenzen zu akzeptieren, diese Zwänge, die negativen Aspekte meiner zwanghaften Persönlichkeit, meine Schmerzkrankheit, der tägliche Lebenskampf, der mir keine Ruhe gibt. Ich muss unbedingt auf die Beine kommen!
Lieben Gruß
elana

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ichbins(nur)
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Beitrag So., 29.12.2013, 06:19

Ich wollte immer zu schnell zu viel, zu hoch hinaus - wurde zum Perfektionszwang quasi erzogen.

In den vergangenen Jahren hatte ich drei totale Zusammenbrüche, zwei davon innerhalb eines Jahres und nur wenige Monate auseinanderliegend.
Zum Zeitpunkt des ersten lief bereits eine Therapie. Sie lief, so gut es in der Kombination aus mir und dem damaligen Therapeuten eben ging. Viel gebracht hat es insofern nichts, als ich mit meinem sehr wohl selbstschädigenden Arbeitsverhalten nicht aufhören konnte, ja: überhaupt keine Notwendigkeit und keinen Anlass dazu sah.
Der dritte Zusammenbruch erfolgte, nachdem die Therapie längst beendet war, zwei Jahre nach den ersten beiden.

Die ersten beiden Male war ich jeweils mehrere Wochen in der Psychiatrie, beim dritten Mal bekam ich auf Anhieb eine Reha bewilligt. Die angeblich "verhaltenstherapeutischen" Maßnahmen in der Psych halfen mir nicht wirklich, sondern machten alles nur noch schlimmer. Ich ging hinein als Mensch, der zusammengebrochen war, und ich verließ die Einrichtung wieder als mit Medikamenten bis oben abgefüllter Zombie (so fühlte ich mich), doch am Grundproblem wollte niemand etwas machen. Das geschah erst in der Reha, wo es in erster Linie darum ging, mich wieder arbeitsfähig zu machen.

Das gelang, und danach schaffte ich es, alles Alte hinter mir zu lassen und woanders nochmal völlig von vorne anzufangen. Das war vor fast vier Jahren, und es geht mir bis heute so weit gut.

Meine jetzige Therapie begann ich aufgrund/während einer neuerlichen Krise, in der ich den nächsten Zusammenbruch befürchtete. An sich ging ich allerdings nicht mit dem Gedanken dorthin, etwas an meiner Arbeits- oder Leistungsfähigkeit zu rütteln, denn das funktionierte ja. Dachte ich. Inzwischen habe ich sehr viel begriffen, was das anbelangt, und ich weiß nun, wo das herkommt. Zum ersten Mal habe ich Hoffnung, dieses sture Funktionieren wider alle Vernunft und über alle eigenen Grenzen hinweg doch noch mal ablegen zu können.

Mit der Leistungsfähigkeit hatte ich nie Probleme, wenn man so will: funktioniert habe ich immer, sogar noch recht schnell.
Die Arbeitsfähigkeit - ich ziehe quasi meine Daseinsberechtigung aus meiner Arbeit - war immer dann "weg", wenn ich mitten in einem Zusammenbruch steckte. Bei jedem Mal dauerte es länger, bis ich sie wieder erlangt hatte.

Das alles hat dennoch etwas bewirkt: ich bin viel ruhiger geworden, was die Arbeit anbelangt. Kann auch mal Nein sagen, wenn mir etwas zuviel ist. Ein echter Idealzustand ist es weiß Gott nicht, doch verglichen mit vorher ist es ein Unterschied von mehreren Millionen Lichtjahren zwischen früher und jetzt.
Meine Arbeitsfähigkeit ist im Moment nicht durch psychische Probleme bedroht, aber ich hoffe trotzdem, dass mir meine Therapie dazu verhilft, dass ich das noch sehr viele Jahre so halten kann. Drei Zusammenbrüche sollten gereicht haben.
[center]Wie können wir wissen, wer wir sind,
wenn wir nicht wagen,
was in uns steckt?
(Paulo Coelho)[/center]

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Beitrag So., 29.12.2013, 16:33

Es scheint viel mit der Selbststeuerung zu tun zu haben, die Arbeitsfunktionalität, wobei Pläne Halt geben, aber auch in die falsche Richtung führen können ohne die nötigen Anpassungen an die Lebensrealität. Natürlich kann nicht alles bis ins Letzte geplant werden, man muss offen und flexibel für Neues bleiben. Es gibt auch unterschiedliche Lebensentwürfe, je nach Lebensphase. Ich bin froh, dass ich die Grundrichtung für mich gefunden habe, womit ich mich wirklich identifizieren kann (vor allem meine Aufgabe als Beiständin und meine damit verbundene Weiterbildung im Rechtlichen).
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Di., 31.12.2013, 10:44

Ich hab das schon mal anderswo angesprochen, möchte es aber noch vertiefen: Bei gewissen Dingen kann ich sehr auf mir bauen, gerade was meine Gefühle betrifft. Ich habe mich im Griff. Eigentlich eine gute Basis für eine ordentliche Selbststeuerung, aber nein, meine Selbststeuerung ist sehr unkoordiniert. Ich bin zwar Käptn meines Schiffs, hab meine Mannschaft im Griff, aber offenbar bin ich kein guter Steuermann. Ich kann mich nur schwer durch den Alltag steuern. Das muss sich unbedingt ändern.

Diese Frage beschäftigt mich sehr. Weshalb kann ich mich so schlecht steuern, obwohl ich so gute Voraussetzungen habe für ein ordentliches Selbstmanagement? Ich bin eigenständig, kann gut für mich allein sein. Ich genieße es sogar. Es fühlt sich so befreiend an, sich unabhängig zu fühlen, mit sich allein sein zu können, nicht auf andere angewiesen. Warum jedoch kann ich dieses enorme Potenzial nicht nutzen, um mich ebenso eigenständig und koordiniert durch den Alltag zu steuern? Ich muss darüber nachdenken.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Di., 31.12.2013, 11:45

Vielleicht ist es so, dass ich mich schon steuern kann, aber ein Teil in mir in eine ganz andere Richtung steuern will. Ich bin eigenwillig, offenbar möchte ich das, was ich tun sollte, nicht genug. Ich bin nicht flexibel. Ich mag einfach nicht ständig hin- und hersteuern. Ich möchte keinen Konflikt, ob ich nun dies oder das machen sollte. Ich möchte die Stille der See. So viele Entscheidungen, die ein Steuermann überlegen muss, Überforderung. Das braucht alles Kraft. Ich möchte meine Entscheidungen so treffen, dass ich dann dabei bleiben kann. Ich möchte Dinge erledigen und dann ruhen lassen können. Ich möchte, dass es weniger wird, und nicht mehr. Und ich hasse es, wenn die Dinge so kurzlebig sind, ich möchte etwas Festes, was bleibt, worauf ich mich ausruhen kann. Denkmäler.

Dass ich mich z. B. so für das Rechtliche entscheiden konnte, fühlt sich genau so an, wie ein Denkmal in meinem Leben. Endlich etwas, was meinem Leben Struktur gibt, etwas wirklich Durchdachtes und Sinnvolles, wie der Gerichtssaal, in dem ich neulich war. Die Gesetze geben Struktur und Halt. Ich liebe das. Sie zu kennen, bedeutet, mich wehren zu können. Selbstverteidigung meines Bunkers. Mir kann niemand etwas tun. Das fühlt sich richtig gut an. Ein Panzer, der mich schützt vor Zugriffen auf meine Persönlichkeitsrechte. Und dann hab ich sogar noch Kontakte nach oben, habe "Beziehungen", die mich schützen. Ich bin kein Opfer, ich kann mich wehren. Ich habe die Kontrolle.

So möchte ich aber auch Kontrolle über meine Selbststeuerung haben.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Di., 31.12.2013, 12:10

Ich habe den Eindruck, alleine schon aus Abrechnungsgründen mit den Krankenkassen schwebt das Thema "Arbeitsfähigkeit" über allen Therapien, was bei den Klienten oft den bitteren Beigeschmack hinterlässt, dass es nur ums "wieder funktionieren" ginge.

Seltsamerweise erlebte ich das alles immer sehr ambivalent: während einem einerseits z.B. in der Reha immer wieder das Wort "Arbeitsfähigkeit" unter die Nase gerieben wurde, schienen mir die Maßnahmen eben genau das eher zu verhindern, z.B. in dem man noch ein Fass aufmachte und noch eines und noch eines und noch eine Verlängerung, noch mal "erst mal gaaanz langsam" ausgebremst und gedeckelt wurde, und noch mal zig Monate auf eine andere Warteliste setzen, usw.
Erlebe es just im Moment so, das zumindest mein Hausarzt als ich mich wegen des depressiven Rückfalls an ihn wandte, sehr großen Wert auf ERHALT meiner Arbeitsfähigkeit legte, damit ich nicht wieder ganz in Loch fallen. Bedenkt man allerdings, dass es trotzdem - obwohl der Hausarzt für mich anrief - mehr als 8 Wochen dauert, bevor ich überhaupt mal ein Vor-Vorgespräch mit einen Therapeuten habe,... pfff! Sagen wir es mal so: wenn ich mir nicht selbst zu helfen wüsste, wäre es bis dahin eh schon mit der Arbeitsfähigkeit vorbei, da bringt es mir dann auch nichts, wenn dann hinterher von den Krankenkassen und Therapeuten dem Kind, dass sie in den Brunnen fallen ließen, ein Handtuch gereicht wird.

Ansonsten sehe ich bei mir theoretisch kaum Probleme bei der Arbeitsfähigkeit, da meine Probleme ja vor allem im privaten und familiären Bereich angesiedelt sind. Die wirken sich zwar dann ab irgendeinem Punkt AUCH auf die Arbeitsfähigkeit aus, versteht sich von selbst, aber ich glaube nicht, dass man speziell an meinem "Arbeitsverhalten" was ändern müsse. (*einbild*). Weshalb ich mich mit dem verbreiteten Dogma und staatlichen Druck, dass vor allem die Arbeitsfähigkeit das A und O sei, auch nicht wirklich anfreunden kann. Gerade die letzten Monate habe ich gezeigt, dass ich sogar sehr hart arbeiten kann und sogar belastbarer bin also manch normaler-gesunder Kollege, nur bringt das üüüüüüberhaupt nichts, wenn die Life-Work-Balance so jenseits von gut und böse ist, dass einem privat alles um die Ohren fliegt...- Arbeiten und Arbeitsfähigkeit um jeden Preis? Nicht mit mir.

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Beitrag Mi., 01.01.2014, 18:30

Bei mir ist glaub ich wichtig, meine Motive noch besser wahrzunehmen, meine Gefühle zu verstehen bei gewissen Aufgaben, warum ich mich blockiert fühle oder mich gar davor drücke, weil ich eben keinen Druck spüren will, mich entziehen möchte, indem ich etwas ganz Anderes mache. Aufschieberitis. Vermeidungsverhalten. Weggedrückte Angst und Überforderung. Stress.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Do., 02.01.2014, 00:16

Ich setz mich wieder mal auf Forenpause, damit ich endlich meine Arbeit ordentlich erledige. Bin dann mal weg.
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elana

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Beitrag Sa., 04.01.2014, 15:36

Ich hab mir jetzt ein gutes Netz geschaffen, damit ich meine Arbeit besser ausführen kann zuhause. Bin zufrieden damit, auch wenn ich nicht voll arbeitsfähig bin. Es ist jedoch eine gute Ausgangslage für mehr. Ich merke jedoch auch, dass bei mir der Therapiebedarf doch noch sehr groß ist. Zusätzlich zur Therapie hab ich mir noch einige Fachbücher zu meiner Problematik besorgt.
Lieben Gruß
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Beitrag So., 12.01.2014, 23:43

So wie beim unbedachten Essen, als ich alles aufschrieb mit kcal und mir der tatsächlichen Menge bewusst wurde, erlebte ich heute dieselbe Überraschung über die Zeitfresser, hab vieles komplett falsch eingeschätzt und kann nur sagen, dass ich echt froh bin, einmal alles so fein säuberlich protokolliert zu haben. Denn ich hätte so viel Wichtiges zu erledigen und konnte mir nie einen Reim darauf machen, weshalb ich mit meiner Arbeit immer so extrem nachhinke. Jetzt weiß ich endlich, wo ich so viel Zeit verliere. Ich könnte in dieser verschwendeten Zeit Spanisch lernen, das hab ich nämlich vor.

Ach menno, wär ich nur früher darauf gekommen. Aber wenigstens hat es jetzt bei mir geklingelt. Das soll in Zukunft anders werden. Erholung ja, aber keine Kraftverschwendung an Nebenschauplätzen. Dafür fehlt mir nicht nur die Zeit, sondern auch die Kraft. Das alles nimmt mir unnötig Energie, mit der ich als Schmerzkranke haushalten muss. Ich könnte die gewonnene Zeit auch für mehr Bewegung einsetzen, damit ich besser abnehme und fitter werde.

Durch diese selbstauferlegte Kontrolle meiner Tätigkeiten und Zeiteinteilung fühle ich mich nun aber besser in der Lage, meinen Zwang zu bezwingen, so wie man Feuer mit Gegenfeuer bekämpft, wenn der Wind günstig ist. Das versuche ich nun auch hier, mal ohne Forenpause. Guter Test, ob das wirklich funktioniert.
Lieben Gruß
elana

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