Muss man seinen Eltern alles verzeihen? wo ist Schluss?

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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Bumpam
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Beitrag Sa., 21.03.2015, 20:23

ubeda hat geschrieben:Ja ich beschäftige mich SEHR damit, warum meiner Mutter dieser böse Mann wichtiger ist als ich. ist das nicht nachvollziehbar?
Warum wird ER mehr geliebt als ich, obwohl ich garnichts schlimmes getan habe? warum werde ICH nicht geliebt?
Das ist das Thema meines Lebens.
ubeda hat geschrieben:die Wut hilft mir, denn sie verdrängt den Schmerz.
Wenn ich WÜTEND bin, bin ich mehr bei mir & bedaure mich nicht so.
ubeda hat geschrieben:Ich überlege derzeit meine Heimatstadt zu verlassen - hat das jemand von euch getan?
Ich denke eine große räumliche Distanz könnte es einfacher machen, das alles hinter mir zu lassen. Ich wohne momentan nur 3 Kilometer entfernt vom Ort meiner Kindheit & der Misshandlungen... und auch meine Eltern sind viel zu NAH.
Hi, habe jetzt mal nach längerem alles was ich verpasst hab nachgelesen. Ich bin ja nie weggezogen - ich glaub nur (deswegen hab ich die oberen 2 Zitate dazugehängt) dass "zu NAH" ganz ganz sicher stimmt, nur inwieweit die räumliche Distanz helfen würde, bezweifle ich ein bisschen. Ich habe bei einer Freundin mitbekommen, wie es den gegenteiligen Effekt hatte, wie sie vom anderen Ende der Welt ihren gewalttätigen Vater und ihre passive Mutter immer weniger loslassen konnte, immer deutlicher spürte, wie sehr sie in ihrer Vergangenheit gefangen war. In ihrem Entwurzeltsein (so hab ich sie zumindest verstanden) hat sie sich ihrer Kindheit ausgelieferter gefühlt denn je. Sie war übrigens auch viel wütend. Ob sie damit den Schmerz verdrängt hat, hab ich sie nie gefragt, das weiss ich nicht. Sie ist mir nur eingefallen zum Thema.
ich versuche gerade (mehr oder minder erfolgreich, das wechselt von Tag zu Tag), möglichst viele Gegenerfahrungen im Jetzt als "Antidot" für die Kindheit zu etablieren. Kein Ersatz, aber zumindest real. Ich finde es übrigens gut nachvollziehbar, dass die Beziehung Deiner Mutter zu dem bösen Mann Dich beschäftigt. Warum sie sich nicht so verhält wie eine Mutter es sollte. Warum Du nicht bekommen hast was Du hättest bekommen sollen. Ich weiss nicht wie das bei Dir ist; bei mir steht hinter Fragen die so gelagert sind das fürchterliche Anerkennen müssen dass es eine unabänderliche Realität ist, dass diese Realität sich auf mein Leben unabänderlich ausgewirkt hat, und dass ich dagegen nichts tun konnte oder kann. Aber wenn ich es tue, dann kann ich die Erfahrungen zumindest in die Vergangenheit räumen. Und sie sind dann wenigstens keine jetzige Realität mehr.

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ubeda
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Beitrag So., 22.03.2015, 10:11

Bumpam hat geschrieben:
Hi, habe jetzt mal nach längerem alles was ich verpasst hab nachgelesen. Ich bin ja nie weggezogen - ich glaub nur (deswegen hab ich die oberen 2 Zitate dazugehängt) dass "zu NAH" ganz ganz sicher stimmt, nur inwieweit die räumliche Distanz helfen würde, bezweifle ich ein bisschen. Ich habe bei einer Freundin mitbekommen, wie es den gegenteiligen Effekt hatte, wie sie vom anderen Ende der Welt ihren gewalttätigen Vater und ihre passive Mutter immer weniger loslassen konnte, immer deutlicher spürte, wie sehr sie in ihrer Vergangenheit gefangen war.

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ich versuche gerade (mehr oder minder erfolgreich, das wechselt von Tag zu Tag), möglichst viele Gegenerfahrungen im Jetzt als "Antidot" für die Kindheit zu etablieren. Kein Ersatz, aber zumindest real. Ich finde es übrigens gut nachvollziehbar, dass die Beziehung Deiner Mutter zu dem bösen Mann Dich beschäftigt. Warum sie sich nicht so verhält wie eine Mutter es sollte. Warum Du nicht bekommen hast was Du hättest bekommen sollen. Ich weiss nicht wie das bei Dir ist; bei mir steht hinter Fragen die so gelagert sind das fürchterliche Anerkennen müssen dass es eine unabänderliche Realität ist, dass diese Realität sich auf mein Leben unabänderlich ausgewirkt hat, und dass ich dagegen nichts tun konnte oder kann. Aber wenn ich es tue, dann kann ich die Erfahrungen zumindest in die Vergangenheit räumen. Und sie sind dann wenigstens keine jetzige Realität mehr.
Hallo Bumpam, danke für dein Feedback...

auch ich habe ANgst, dass die räumliche Trennung nicht unbedingt "hilft" - ich habe es aber im letzten urlaub gemerkt, dass es mit total gut getan hat weit weg zu sein. Zu wissen, dass sie nicht plötzlich vorbeikommen können... ich habe mich plötzlich viel ERWACHSENER gefühlt und FREI!
Aber ob das anhält? Keine AHnung... ich fühle mich hier am Ort meiner Kindheit immernoch als hilfloses KIND. es ist so... auch wenn ich rational weiß, dass es Quatsch ist.

Hast du mit deinen Eltern den Kontakt abgebrochen? Wie fühlt sich das an für dich so nah dran zu wohnen?

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ubeda
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Beitrag So., 22.03.2015, 10:15

pandas hat geschrieben:
Ja, ich bin mit 19 Jahren für zwei Jahre nach London, von dort dann - forever - in eine deutsche Großstadt am anderen Ende von D gezogen.
Diese räumliche Distanz hat mir zumindest das Überleben gesichert, auch wenn sie viele existenzielle Nachteile hatte, die Personen mit Elternwohlwollen o.ä. nicht haben. Das wirkt sich bis heute aus. Aber in der Nähe hätte ich nie psychisch in irgendeiner Weise überleben können.
Danke pandas - genau so fühle ich mich auch... ich weiß auch dass es für mich finanziell erstmal sehr schwierig werden wird, muss wieder von vorne anfangen, lasse auch Freunde zurück... das macht mir ANgst, aber die Sehnsucht hier wegzugehen ist plötzlich RIESENGROß... auch der psychische Druck ist riesig, und leider kann es kaum ein Außenstehnder verstehen... nur hier im Forum gibts ein paar, die das selber mitgemacht haben... ich danke euch allen!!!

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ubeda
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Beitrag So., 22.03.2015, 10:32

candle. hat geschrieben:
eigentlich frage ich mich auch, wie es LEICHTER sein kann, mit so einem Fiesling zusammenzuleben.... da ist doch ein Auszug die leichteste Übung! Und EHRLICHER wärs...
Möglicherweise liegt deine Sicht daran, dass du keine Beziehungserfahrung hast?
Das hat mich jetzt sehr verletzt.... ich musste jetzt richtig heulen.

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candle.
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Beitrag So., 22.03.2015, 10:56

ubeda hat geschrieben: Das hat mich jetzt sehr verletzt.... ich musste jetzt richtig heulen.
Tut mir leid, das habe ich dir ja schon per PM geantwortet. Ich stehe da auch schon woanders in der "Entwicklung" und kann auch wieder die guten Anteile der Eltern sehen.

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Bumpam
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Beitrag So., 22.03.2015, 12:47

ubeda hat geschrieben: Aber ob das anhält? Keine AHnung... ich fühle mich hier am Ort meiner Kindheit immernoch als hilfloses KIND. es ist so... auch wenn ich rational weiß, dass es Quatsch ist.

Hast du mit deinen Eltern den Kontakt abgebrochen? Wie fühlt sich das an für dich so nah dran zu wohnen?
Nein, hab ich nicht. Ich hab aber auch nicht das Problem, mich ihnen gegenüber wie ein Kind zu fühlen. Im Gegenteil, ich hab mich schon als Achtjährige eher wie die (manchmal einzige) Erwachsene gefühlt. Und heute sind meine Eltern abhängig von mir. Soweit ich das zulasse. Aber ja, das macht schon Probleme. In letzter Zeit, seit alles wieder hochkommt. Lange Zeit meines Erwachsenenlebens habe ich ja erfolgreich meine Kindheit komplett weggepackt. Und Vieles liegt ja auch immer noch im Dunkeln, ich habe doch erhebliche Gedächtnislücken. Was passiert wenn ich mich wieder erinnern kann, habe ich keinen Plan.
Als "Quatsch" würde ich es nicht bezeichnen, wenn der Ort Deiner Kindheit Dich gefühlt klein hält. Und ich denke mir auch gerade, wenn der Neuanfang gelingt, dann ist das ja ganz aus eigener Kraft, ich kann mir schon vorstellen, dass einen das innerlich größer werden lässt, und dass man dann besser spüren kann, das man eben KEIN abhängiges Kind mehr ist, sondern sein Leben selbst in der Hand hat.

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Miss_Understood
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Beitrag So., 22.03.2015, 14:54

Lief mir gerade über den Weg - auf meinem Weg ein wichtiges Thema war das, was Katharina Ohana in ihrem Artikel "Kriegsenkel" (vom 21.3. - kann nicht direkt verlinkt werden) beschreibt. Die Thematik selbst sowie der Umgang damit:
http://www.katharinaohana.de/

Ergänzendes Edit: Im Buch "Ich, Rabentochter" von Katharina Ohana beschreibt sie ihren Weg, den Kontakt mit den Eltern abzubrechen und ihre Kindheit und Jugend in einer Therapie (Psychoanalyse) zu verarbeiten. Ich war neugierig auf da Buch und habe es vor einer Weile gelesen. Mir sind sonst keine ausdrücklich über dieses Thema bekannt.

Zu mir hat das Buch nicht gesprochen, mag bei anderen anders sein, ich fand es blieb trotz der Schilderung privater Momente vor allem deshalb an der Oberfläche, weil sie sich zuweilen in literarischer Sprache und Zitaten versteigt, es ein wenig definierter Versuch ist, sowohl Alltagssprache, Psychoanalyse und literarischem Anspruch gerecht zu werden.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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ubeda
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Beitrag So., 22.03.2015, 18:47

Danke Miss understood für den Buchtipp -ich werde mir das Buch holen!

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blade
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Beitrag Mo., 23.03.2015, 10:35

Jede Frage ist ein leerer Raum.
Die eigentliche Frage ist, womit man diesen füllt?

Viele leere Räume, durch viele niemals gelebte Aspekte seiner selbst (weil unterdrückt).
Ist es wirklich immer gut (Betonung liegt hier auf immer), diese leeren Räume füllen zu lassen?
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ubeda
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Beitrag Di., 24.03.2015, 09:47

Bumpam hat geschrieben:
Nein, hab ich nicht. Ich hab aber auch nicht das Problem, mich ihnen gegenüber wie ein Kind zu fühlen. Im Gegenteil, ich hab mich schon als Achtjährige eher wie die (manchmal einzige) Erwachsene gefühlt. Und heute sind meine Eltern abhängig von mir. Soweit ich das zulasse. Aber ja, das macht schon Probleme. In letzter Zeit, seit alles wieder hochkommt. Lange Zeit meines Erwachsenenlebens habe ich ja erfolgreich meine Kindheit komplett weggepackt. Und Vieles liegt ja auch immer noch im Dunkeln, ich habe doch erhebliche Gedächtnislücken. Was passiert wenn ich mich wieder erinnern kann, habe ich keinen Plan.
Ich habe mich oft gefragt ob es gut war in den Therapien das alles wieder rauszuholen was damals passiert ist. Es war furchtbar schmerzhaft & sollte ja eigentlich dazu dienen, dass es einen weiterbringt, aber ich hatte oft en Eindruck dass es mich massiv zurückwirft... ?!
Bumpam hat geschrieben: Als "Quatsch" würde ich es nicht bezeichnen, wenn der Ort Deiner Kindheit Dich gefühlt klein hält. Und ich denke mir auch gerade, wenn der Neuanfang gelingt, dann ist das ja ganz aus eigener Kraft, ich kann mir schon vorstellen, dass einen das innerlich größer werden lässt, und dass man dann besser spüren kann, das man eben KEIN abhängiges Kind mehr ist, sondern sein Leben selbst in der Hand hat.
Ja, danke Bumpam fühlt sich grad alles sehr gut an, habe richtig Energie, seitdem ich an dieses "Projekt" denke Bin auch schon dabei zu recherchieren...

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Krang2
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Beitrag Di., 24.03.2015, 10:28

Bei solchen Alternativtherapien könnte es auch eine Wirksamkeit geben, wenn diese wissenschaftlich (noch?) nicht nachvollziehbar ist, einerseits durch den Placeboeffekt und andererseits durch die Aktivierung der eigenen Konzentration und Selbstheilungskräfte. D.h. die eigentlich heilende Wirkung entfaltet man selbst und nicht die Therapietechnik, aber die Technik bewirkt erst, daß man diese Kräfte aktivieren, fokussieren und wirken lassen kann. Zum Teil ist es bei einer "normalen" Psychotherapie ähnlich, der Therapeut gibt einem mittels Gesprächstechniken die Möglichkeit, seine Probleme selbst zu erkennen und zu lösen. Das alles wirkt, weil man an sich selbst glaubt, und manchmal geht das über den "Umweg", daß man erst mal an die Methode glaubt. Prinzipiell würde ich auch alles ausprobieren, aber offen und erwartungsfrei und in Kenntnis der Möglichkeit von unerwünschten Nebenwirkungen. Letzteres wird ja oft außen vor gelassen, so als gäbe es das nur bei rein körperlichen Behandlungen.

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Bumpam
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Beitrag Do., 26.03.2015, 20:18

Hallo Ubeda, nur ganz kurz (mir gehts nicht so gut): freue mich SEHR dass es Dir gut geht mit Deinen Plänen. Alles Liebe

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blade
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Beitrag Fr., 27.03.2015, 09:22

Kurze Bemerkungen, in denen nur ganz kurz angemerkt wird "es geht mir nicht gut" geben mir meist lange zu denken.
Hallo Bumpam, hoffe es ist nichts, daß Sie nicht schon kennen und von dem Sie aus Erfahrung wissen, daß es nur ein vorübergehender Zustand ist?
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Bumpam
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Beitrag Fr., 27.03.2015, 18:35

Das tut mir fürchterlich leid - so war das nicht gemeint - ich wollte niemandem Sorge bereiten - und schon gar nicht ubedas thread mit meinen Problemen zumüllen.... bitte vielmals um Entschuldigung... ich weiss gar nicht richtig was ich sagen soll...

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blade
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Beitrag Sa., 28.03.2015, 12:59

Also so schlimm habe ich das jetzt nicht empfunden, wollte nur mal sicherheitshalber nachfragen.
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