Corona und Zwischenmenschliches

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 18.03.2020, 15:02

Blume1973 hat geschrieben: Mi., 18.03.2020, 10:24 Oh, könnt ihr in D Hitradio Ö3 empfangen?
Nicht dass ich wüsste, aber ich habe eh kein Radio und online höre ich auch keins - ich habe nur den Inhalt des verlinkten Artikels kopiert.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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nulla
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Beitrag Do., 19.03.2020, 02:36

Liebe Miss Understood,
ich hoffe, ich kriege jetzt einigermaßen sinnvoll hin, was ich mir denke. Bin eigentlich komplett ko, aber ich möchte dir schon gerne antworten.
Miss_Understood hat geschrieben: Mi., 18.03.2020, 15:00 Ich finde meinen eigenen Standpunkt, auch zb was Politik anbelangt, sehr oft tatsächlich indem ich mich informiere - und das nicht nur in Texten von JournalistInnen oder BloggerInnen, aka Medien, sondern auch in dem ich mit mehr oder weniger Bekannten spreche. Oder schreibe. Meine Meinung bilde ich mir NIE im Vakuum
Naja, wenn es um eine politische Ansicht geht, kann ich dir voll zustimmen, aber hier geht es ausschließlich um DEINE Fast-Beziehung bzw. DEINE Bedürfnisse diesem Mann gegenüber. Auch wenn du es noch so gut beschreibst, wird sich dazu niemand anderer als du selbst eine brauchbare Meinung dazu bilden können. Es geht doch bei Beziehungen nicht nur um eine angemessene Argumentationslinie (für dich selbst, für ihn, für euch, was auch immer), sondern darum, was du fühlst. Natürlich geht es mich nichts an, wie du zu Entscheidungen findest, aber ich sehe das eben so.
Miss_Understood hat geschrieben: Mi., 18.03.2020, 15:00 Ein Einfordern kann bei Nähewunsch nicht funktionieren.

Vermutlich wird es nicht funktionieren, da es ja einen Grund dafür gibt, warum du diese Nähe von diesem Mann zur Zeit nicht bekommst. Aber du kannst sehr wohl sagen, dass du die Nähe brauchst und ohne nicht kannst. Das würde ich unter "Einfordern" verstehen. Was danach kommt... Großes Fragezeichen.
Miss_Understood hat geschrieben: Mi., 18.03.2020, 15:00 Nähewünsche und/oder Bedürfnisse sind doch nicht statisch. Wenn ich weiß, bzw das feste Vertrauen habe, dass es temporär ist, dann kann ich das weit besser aushalten als wenn ich fürchte, dass das der Anfang vom Ende ist.
Ich glaube nicht, das man ein Bedürfnis wegrationalisieren kann. Man kann vielleicht ertragen, dass es nicht erfüllt wird, aber es bleibt dennoch da.
Miss_Understood hat geschrieben: Mi., 18.03.2020, 15:00 Was ich von dir hier andernorts las klingt für mich definitiv nicht nach einer erstrebenswerten Beziehung. Mir persönlich wären das zu viele no-Gos.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

Und natürlich ist es in einer so langen Beziehung etwas anderes, wenn einmal länger sexuell oder auch was Zärtlichkeiten betrifft nichts läuft. Bei einer beginnenden Beziehung wäre ein solcher Verzicht für mich sehr schwer vorstellbar, wenn nicht wirklich irgendeine schwere Krankheit dahintersteckt o.ä. Im Grunde ist das ja auch der größte Reiz an einer neuen Beziehung, der Rest kommt dann mit der Zeit und ist vermutlich auch viel wichtiger, aber am Anfang... Verbringt man da nicht z.B. das ganze Wochenende mehr oder weniger gemeinsam im Bett mit Sex und Kuscheln usw.? Ich kann mich zumindest an solche Zeiten erinnern, auch wenn es schon lange her ist und ich zu Beginn mit meinem Mann eine 1,5 jährige Fernbeziehung geführt habe.

Soweit meine Gedanken, jetzt bin ich streichfähig :cool:

LG nulla
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
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Miss_Understood
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Beitrag Do., 19.03.2020, 19:31

Hallo Nulla,
nulla hat geschrieben: Do., 19.03.2020, 02:36 Naja, wenn es um eine politische Ansicht geht, kann ich dir voll zustimmen, aber hier geht es ausschließlich um DEINE Fast-Beziehung bzw. DEINE Bedürfnisse diesem Mann gegenüber. Auch wenn du es noch so gut beschreibst, wird sich dazu niemand anderer als du selbst eine brauchbare Meinung dazu bilden können. Es geht doch bei Beziehungen nicht nur um eine angemessene Argumentationslinie (für dich selbst, für ihn, für euch, was auch immer), sondern darum, was du fühlst. Natürlich geht es mich nichts an, wie du zu Entscheidungen findest, aber ich sehe das eben so.


Und genau deshalb habe ich meinen wichtigsten Satz zum Schluss fett gemacht.
DER ist essentiell.

Ja, doch, die 'letzte Meinungsmeile' für die sorge ich selbst.
(Ich habe jetzt mal die Farbe GELB gewählt, hoffe es stellt das nochmal heraus. ;-) )
nulla hat geschrieben: Do., 19.03.2020, 02:36
Miss_Understood hat geschrieben: Mi., 18.03.2020, 15:00 Ein Einfordern kann bei Nähewunsch nicht funktionieren.

Vermutlich wird es nicht funktionieren, da es ja einen Grund dafür gibt, warum du diese Nähe von diesem Mann zur Zeit nicht bekommst. Aber du kannst sehr wohl sagen, dass du die Nähe brauchst und ohne nicht kannst. Das würde ich unter "Einfordern" verstehen. Was danach kommt... Großes Fragezeichen.


Hm. Spannend. Ich versuche mir ja oft Mühe zu geben, gewaltfrei zu kommunizieren - was mir auch nicht immer gelingt und manchmal auch nicht passt, wenn ich starke Gefühle habe bzw. eben meine Bedürfnisse zu äußern. Ich könnte und würde dann eher sowas sagen wie, dass "keine Nähe meinem Herzen entmöglicht, das kleine Gefühlspflänzchen wachsen zu lassen". Und nein, die von dir gewählte Ausdrucksweise würde dem nicht entsprechen. Die empfinde ich tatsächlich als Forderung. Wiederum kommt es allerdings nicht selten vor, dass nahezu EGAL wie man etwas formuliert, es beim Gegenüber als Forderung ANKOMMT - und dann manche sofort dicht machen oder sehr stark bis hin zu überreagieren.
nulla hat geschrieben: Do., 19.03.2020, 02:36
Miss_Understood hat geschrieben: Mi., 18.03.2020, 15:00 Nähewünsche und/oder Bedürfnisse sind doch nicht statisch. Wenn ich weiß, bzw das feste Vertrauen habe, dass es temporär ist, dann kann ich das weit besser aushalten als wenn ich fürchte, dass das der Anfang vom Ende ist.
Ich glaube nicht, das man ein Bedürfnis wegrationalisieren kann. Man kann vielleicht ertragen, dass es nicht erfüllt wird, aber es bleibt dennoch da.
Das war auch nicht mein Anliegen. Es ist ja jetzt bei Emotionen und Bedürfnissen (abgesehen vom Atmen) selten etwas schwarz/weiß. Es wäre eher sowas wie darüber zu reden. Wie es vielleicht anders erfüllt werden könnte. UND ob es überhaupt erwünscht ist. Ja, genau. ERST das. (Grummel, ja, genau davor habe ich schiss ...)
nulla hat geschrieben: Do., 19.03.2020, 02:36 Soweit meine Gedanken, jetzt bin ich streichfähig :cool:
LG nulla
Danke! Ich hoffe, du hast dich gut erholt!

Und ich glaube, dass diese Frage, wieviel NÄHE brauche ich und mit wie wenig kann ich wie lange auskommen bzw wie kriege ich die alternativ usw. - DAS sollen ja eben auch die übergreifenden Themen dieses Threads sein.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Miss_Understood
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Beitrag Fr., 20.03.2020, 02:21

Quelle MDR:
https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/cor ... e-100.html

Was bedeutet Ausgangssperre?

Was wäre in Deutschland im Falle einer Ausgangssperre verboten - und was erlaubt?

Verboten wären ...

das Verlassen der eigenen Wohnung (Ausnahmen s.u.)
das Betreten von öffentlichen Straßen, Plätzen, Parks
die Teilnahme an Versammlungen jeglicher Art
Teamsportarten im Freien (z.B. Fußball)

Erlaubt blieben ...

Arztbesuche, Einkäufe, Tankstellenbesuche, Bankbesuche
die Fahrt zur Arbeit (wenn Homeoffice nicht möglich ist)
Sportarten im Freien, sofern man dabei allein ist (Joggen, Walken, Skaten)
Gassigehen mit dem Hund in Wohnungsnähe
Familienzusammenführungen
Betreuung Hilfsbedürftiger

Demnach wäre es weiterhin möglich, den privaten Kleingarten zu besuchen, eine Fernbeziehung zu pflegen und enge Familienangehörige zu besuchen, auch wenn sie nicht im gleichen Ort leben. Freunde zu treffen wäre dagegen tabu, es sei denn, sie sind auf Ihre Hilfe angewiesen.“

DAS jetzt von fundierter Seite mal so schriftlich zu haben, erleichtert mich gerade. Egal, was jetzt in meinem konkreten Fall sein wird.
Es wird hoffentlich denen, die eine Fernbeziehung haben, weniger Rechtfertigungsdruck machen gegenüber denen, die es zwar immer noch geben wird, die aber dann vielleicht nicht mehr ganz so massiv einen beschuldigen und in die GefährderInnen-Ecke stellen uä.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Hamna
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Beitrag Fr., 20.03.2020, 07:22

Oh, danke Miss! Gerade hatte ich es noch in meinem Blog davon, was erlaubt und verboten wäre. Demnach könnte ich weiter mit dem Hund raus, meine Eltern besuchen und mein Liebster dürfte weiterhin angeln gehen! :-)

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Tröte
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Beitrag Fr., 20.03.2020, 07:46

Miss_Understood hat geschrieben: Do., 19.03.2020, 19:31
nulla hat geschrieben: Do., 19.03.2020, 02:36
Vermutlich wird es nicht funktionieren, da es ja einen Grund dafür gibt, warum du diese Nähe von diesem Mann zur Zeit nicht bekommst. Aber du kannst sehr wohl sagen, dass du die Nähe brauchst und ohne nicht kannst. Das würde ich unter "Einfordern" verstehen. Was danach kommt... Großes Fragezeichen.


Hm. Spannend. Ich versuche mir ja oft Mühe zu geben, gewaltfrei zu kommunizieren - was mir auch nicht immer gelingt und manchmal auch nicht passt, wenn ich starke Gefühle habe bzw. eben meine Bedürfnisse zu äußern. Ich könnte und würde dann eher sowas sagen wie, dass "keine Nähe meinem Herzen entmöglicht, das kleine Gefühlspflänzchen wachsen zu lassen". Und nein, die von dir gewählte Ausdrucksweise würde dem nicht entsprechen. Die empfinde ich tatsächlich als Forderung. Wiederum kommt es allerdings nicht selten vor, dass nahezu EGAL wie man etwas formuliert, es beim Gegenüber als Forderung ANKOMMT - und dann manche sofort dicht machen oder sehr stark bis hin zu überreagieren.
Hallo Miss,
zwei Anmerkungen/Meinungen von mir.

1. habe ich mich in den letzten Monaten sehr mit dem Thema Bindungsangst (und Verlustangst) beschäftigt. So spontan (als ich Deinen Blog mal wegen der Geschichte überflogen habe) würde ich meinen, dass es nicht zutrifft, aber vlt. kannst Du das für Dich anders einschätzen, weil Du ja näher dran bist und andere Details kennst.
Verkürzt erklärt, geht es bei Bindungsängstlern darum, dass sie in der Kindheit (wie auch Verlustängstler) nicht genügend Aufmerksamkeit/Liebe,... bekommen haben. Dadurch haben sie die Strategie entwickelt, dass sie lieber keine Beziehung führen, weil sie sonst verlassen werden können. Nun wünscht sich ja jeder (ok nicht jeder aber die meisten) eine Beziehung. Wenn jetzt also jemand daher kommt, der den BÄ emotional berührt kommt die Angst wieder hoch und (meist nach wunderschönen Begegnungen, oder wenn etwas verbindlicher wird) es erfolgt ein Rückzug.
Vielleicht (??) wäre das ggf. eine Erklärung, ohne jemanden pathologisieren zu wollen, wie gesagt, als ich das so gelesen habe, habe ich (die ja auch kein Profi ist) das nicht so herauslesen können. Geht eher mal um einen anderen Denkansatz als "er will mich wegen Corona nicht" (auch verkürzt dargestellt).

2. Gewaltfreie Kommunikation
auch mit diesem Thema beschäftige ich mich aktuell sehr intensiv, habe auch vor drei Wochen ein einwöchiges Seminar dazu besucht (was das beste meines Lebens war).
Ich habe die GFK so verstanden, dass man zuerst (möglichst neutral) versucht die Situation (Auslöser) zu beobachten.
Das man dann schaut, welche Gefühle bei einem selbst hochkommen, bei denen man anschließend (klingt jetzt etwas theoretisch, aber Du weisst sicher, wie ich das meine) schaut, welche Bedürfnisse dahinter stehen.
So, nun geht es m.E. im ersten Schritt weniger darum, dem anderen mein Bedürfnis zu sagen, damit er es erfüllt (denn genau das ist GFK NICHT!), sondern zu schauen, wie man sich das Bedürfnis befriedigen kann (denn, es ist "egal" wer das Bedürfnis befriedigt, es muss nicht derjenige sein, der das Bedürfnis/Gefühl "triggert"/"weckt".
Denn es ist egal "wer/wie" das Bedürfnis befriedigt wird.
Da gibt es dann einmal die Möglichkeit bei sich (innen) zu schauen, was kann ich tun (oder mich selbst bitten) um dieses Bedürfnis zu befriedigen.
Oder ich kann es bei anderen (aussen) suchen, sei es, dass ich jemand anderen Bitte mir das Bedürfnis zu erfüllen oder denjenigen, der mein Bedürfnis ausgelöst hat, allerdings nur, wenn ich weiss/damit umgehen kann, dass er(sie den Wunsch/die Bitte auch ablehnen "darf", wenn das was mit mir macht, dann ist dies die "falsche" Strategie.

Klingt alles fürchterlich theoretisch und geschrieben nochmals "blöder", aber was ich sagen wollte, dass es immer mehrere Strategien gibt, um ein Bedürfnis zu erfüllen und das es in erster Linie darum geht zu erkennen, was einem selber fehlt (Gefühle sind ja "Mangelmelder" des Bedürfnisses) und wie man sich das befriedigen kann und nicht die Erwartung, dass der Auslöser das befriedigen muss. Hast Du denn für Dich "klar", welche Bedürfnisse Du aktuell hast und welche Möglichkeiten es gäbe diese zu erfüllen, ohne, dass es ggf. dieser Mann sein muss?

Ich hoffe, Du konntest einigermaßen nachvollziehen, was ich geschrieben habe , sonst frage gerne nochmals nach.

VG
Tröte
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Blume1973
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Beitrag Fr., 20.03.2020, 08:07

@ Tröte
Klingt sehr interessant. Nur wie reagiert man in dem Moment, ohne wütend zu werden?

Beispiel:
Der Ehemann ist cholerisch und beginnt rumzuschreien über ein Thema, was nichts mit dir zu tun hat. Er beruhigt sich nicht so schnell und schreit aber dich quasi an, weil sonst keiner da ist.

Du weißt es betrifft dich nicht persönlich, bekommst es aber ab. Wie reagiert man, wenn man keine Möglichkeit hat, einfach den Raum zu verlassen, weil es zum Beispiel im Auto passiert oder sonst wo, wo man nicht einfach gehen kann?

Ich selbst werde jedes Mal sehr wütend und es folgt Streit. 🤷🏼‍♀️
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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Tröte
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Beitrag Fr., 20.03.2020, 08:35

Hallo Blume,
das ist dann GFK für Fortgeschrittene :-).
Spass beiseite, schlussendlich ist da bei ihm auch ein Bedürfnis im Mangel und eine Möglichkeit wäre, dass Du ihm sagst, was Du wahrnimmst:
"Ich nehme wahr, dass Du Dich gerade geärgert hast und ich vermute es könnte wegen xyz sein, ist es so? Kann es sein, dass Du Dich gerade nicht gesehen, traurig, wütend,... fühlst?" So in der Art (ich bin kein GFK Profi, sondern Anfänger).
Dadurch passieren 2 Dinge:
1. er fühlt sich "angenommen/verstanden", in dem was ihn gerade umtreibt
2. du wirst ihn verstehen, weil du das Bedürfnis kennst und vlt. dich weniger angegriffen fühlen (übrigens kommt dadurch bei dir auch ein Bedürfnis in Ungleichgewicht, da kannst du auch mal schauen, was es konkret ist, was bei dir ausgelöst wird und vlt. für Dich eine Strategie entwickeln.

D.h. wenn Du weisst, was bei ihm für ein Bedürfnis "klingelt" (können auch mehrere sein) und siehst, was bei Dir "aktiviert" wird, dann wirst Du die Dinge anders bewerten, anders handeln und dann wird Eure Dynamik anders.
Klingt aber einfacher als es ist und es wird auch sicherlich nicht immer gut funktionieren, aber laut Rosenberg ist es das :-)

VG
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Miss_Understood
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Beitrag Fr., 20.03.2020, 14:41

Tröte hat geschrieben: Fr., 20.03.2020, 07:46 Hallo Miss,
zwei Anmerkungen/Meinungen von mir.

1. habe ich mich in den letzten Monaten sehr mit dem Thema Bindungsangst (und Verlustangst) beschäftigt. So spontan (als ich Deinen Blog mal wegen der Geschichte überflogen habe) würde ich meinen, dass es nicht zutrifft, aber vlt. kannst Du das für Dich anders einschätzen, weil Du ja näher dran bist und andere Details kennst. (...)
Vielleicht (??) wäre das ggf. eine Erklärung, ohne jemanden pathologisieren zu wollen, wie gesagt, als ich das so gelesen habe, habe ich (die ja auch kein Profi ist) das nicht so herauslesen können. Geht eher mal um einen anderen Denkansatz als "er will mich wegen Corona nicht" (auch verkürzt dargestellt).
Oh ja - danke für deine ausführlichen Gedanken. DA mache ich mir - als selbst mich auch schon als Beziehungsängstlerin gesehene - und ich glaube auch ein Stück weit kurierte - natürlich auch Gedanken drum. Dazu mehr in meinem Blog. Das geht gerade weit über corona hinaus. Aber natürlich ist das interessant, was das alles hervorholt.

Tröte hat geschrieben: Fr., 20.03.2020, 07:46 2. Gewaltfreie Kommunikation (...)
Oder ich kann es bei anderen (aussen) suchen, sei es, dass ich jemand anderen Bitte mir das Bedürfnis zu erfüllen oder denjenigen, der mein Bedürfnis ausgelöst hat, allerdings nur, wenn ich weiss/damit umgehen kann, dass er(sie den Wunsch/die Bitte auch ablehnen "darf", wenn das was mit mir macht, dann ist dies die "falsche" Strategie.

Klingt alles fürchterlich theoretisch und geschrieben nochmals "blöder", aber was ich sagen wollte, dass es immer mehrere Strategien gibt, um ein Bedürfnis zu erfüllen und das es in erster Linie darum geht zu erkennen, was einem selber fehlt (Gefühle sind ja "Mangelmelder" des Bedürfnisses) und wie man sich das befriedigen kann und nicht die Erwartung, dass der Auslöser das befriedigen muss. Hast Du denn für Dich "klar", welche Bedürfnisse Du aktuell hast und welche Möglichkeiten es gäbe diese zu erfüllen, ohne, dass es ggf. dieser Mann sein muss?
Hier auch nur verkürzt, weiteres im Blog von mir:

So als Grundidee finde ich GfK sehr, sehr hilfreich. Ich hatte auch mal ein super Buch ausgeliehen (HA! das wollte ich mir längst mal gekauft haben) im Nachgang dieser Beziehung darüber, welche Fallen eben GfK auch hat: Kendra Gettel: Die Fallen der Gewaltfreien Kommunikation. SEHR zu empfehlen.

Das Dilemma bei Beziehungsbedürfnissen ist ja, DASS DIESE ja eben idR nur von (mindestens) zweien erfüllt werden können und man sie sich sehr oft nicht selbst erfüllen kann. (Und im 'social distancing' schonmal erst recht nicht.) -> Also, erst gar nicht äussern? Weil man damit zwangsweise das gegenüber in die Bredouille bringt, ablehnen zu müssen, wenn man das glaubt? ...
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Tröte
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Beitrag Fr., 20.03.2020, 14:54

Miss_Understood hat geschrieben: Fr., 20.03.2020, 14:41 Das Dilemma bei Beziehungsbedürfnissen ist ja, DASS DIESE ja eben idR nur von (mindestens) zweien erfüllt werden können und man sie sich sehr oft nicht selbst erfüllen kann. (Und im 'social distancing' schonmal erst recht nicht.) -> Also, erst gar nicht äussern? Weil man damit zwangsweise das gegenüber in die Bredouille bringt, ablehnen zu müssen, wenn man das glaubt? ...
AUch nur kurz, weil ich auf dem Sprung bin (und den Rest dann in Deinem Blog):
Das habe ich eben anders verstanden, nämlich, dass die Bedürfnisse durch einen selbst, durch eine unbeteiligte Person, oder eben durch die "auslösende" Person gelöst werden könnte, wobei letzteres nur dann eine erfolgreiche Strategie ist, wenn man emotional so "neutral" ist, dass ein "Nein, mache ich nicht" okay wäre.
Zuletzt geändert von Tröte am Fr., 20.03.2020, 15:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 20.03.2020, 15:01

Nun müssen ja alle Schüler ihre Hausaufgaben entweder am Computer machen oder Arbeitsblätter bearbeiten. Die meisten können bestimmt ggf. mit Hilfe von Angehörigen rechnen. Aber viele eben auch nicht - da es bspw. sprachliche Schwierigkeiten gibt oder die Eltern in systemkritischen Berufen arbeiten. Existiert irgendwo ein "Nachhilfeforum" in dem man Kindern und Jugendlichen vielleicht Denkanstöße geben oder Sachverhalte erläutern kann? Zeit genug habe ich ja (da Betrieb nahezu komplett geschlossen wurde)….
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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nulla
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Beitrag Fr., 20.03.2020, 23:13

Miss_Understood hat geschrieben: Do., 19.03.2020, 19:31 Aber du kannst sehr wohl sagen, dass du die Nähe brauchst und ohne nicht kannst.
Miss_Understood hat geschrieben: Do., 19.03.2020, 19:31 Und nein, die von dir gewählte Ausdrucksweise würde dem nicht entsprechen.
Da hast du wohl etwas missverstanden, das war doch kein Formulierungsvorschlag, sondern einfach nur die Kernaussage dessen, was ich bei dir herausgehört habe.

Was sich aus deiner Sicht scheinbar massiv von
Miss_Understood hat geschrieben: Do., 19.03.2020, 19:31 "keine Nähe meinem Herzen entmöglicht, das kleine Gefühlspflänzchen wachsen zu lassen".
unterscheidet.
Ich würde allerdings von doppelten Verneinungen abraten, wenn du deine Bedürfnisse ausdrücken möchtest.

Ich wünsche dir weiterhin viel Glück bei deiner Suche.
nulla
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Beitrag Fr., 20.03.2020, 23:16

Blume1973 hat geschrieben: Fr., 20.03.2020, 08:07 Du weißt es betrifft dich nicht persönlich, bekommst es aber ab.
Da liegt ja leider der Hund begraben...
Wenn du wirklich WEISST (und fühlst), dass es dich nicht betrifft, dann hast du nicht das Gefühl, dass du es abbekommst.

GLG nulla
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mio
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 16:18

nulla hat geschrieben: Fr., 20.03.2020, 23:16 dann hast du nicht das Gefühl, dass du es abbekommst.
Faktisch bekommt man es aber ja ab. Das ist auch wie ein "Virus".

Man kann sich dagegen sauber abgrenzen, das ändert aber nichts an der "schlechten Stimmung" die verbreitet werden soll. Und sich dauernd abgrenzen zu müssen kann auch anstrengend werden auf Dauer, wenn die grundsätzliche Distanz fehlt. Mit ausreichender Distanz geht das ganz gut finde ich, fehlt die aber, dann wird es echt mühsam.

Ich halte diesbezüglich von gewaltfreier Kommunikation in engen Beziehungen auch wenig da die in wirklich krassen Fällen meiner Meinung nach nix bringt. Außer vielleicht "therapeutisch", aber da hat man ja auch wieder Distanz.

Letztlich ist es tatsächlich ganz interessant, was Corona in Bezug auf diese "Distanzlosigkeit" mancher Menschen so gesellschaftlich aufzeigt. An der Stelle atme ich zB. durchaus auf, weil mir das auch in "normalen Zeiten" echt auf den Zeiger geht, wenn Leute sich so an mich "dranzuhängen" versuchen.

Psychologisch betrachtet findet da gerade was ganz ganz spannendes statt.

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Philosophia
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 17:40

mio hat geschrieben: Sa., 21.03.2020, 16:18 Psychologisch betrachtet findet da gerade was ganz ganz spannendes statt.
Ja, das finde ich allerdings auch, muss ich sagen. Mir hilft es zuweilen, das ganze ein bissl neugierig (aber nicht voyeuristisch!) offen zu betrachten.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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