Kaputte Beziehung zur Mutter

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Jules
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Kaputte Beziehung zur Mutter

Beitrag Mi., 05.08.2015, 11:16

Hallo Alle,

vielleicht gibt es den einen oder anderen, der mir weiterhelfen kann.
Ich habe seit einem halben Jahr so gut wie keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter. Man könnte sagen, dass sich vor Jahren etwas "eingeschlichen" hat. Ich vermute, dass meine Mutter an einer Depression leidet, zudem hab ich Bierflaschen in meinem alten Kinderzimmer gefunden und mein Bruder hat mir erzählt, dass sie hin und wieder trinkt wenn sie frustriert ist. Also eigentlich bin ich mir sicher, dass sie ein psychisches Problem hat.

Ich bin jetzt 27 Jahre alt. Bis zu meinem 19, 20. Lebensjahr war die Beziehung zu meiner Mutter ganz o.k. In dieser Zeit haben sich meine Eltern scheiden lassen. Mein Vater hat meine Mutter jahrelang betrogen, das wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Natürlich war ich sehr enttäuscht über die Vergehen meines Vaters. Kurze Zeit danach hatten beide Elternteile wieder einen neuen Partner und auch so verstanden sie sich wie gute, alte Freunde.

In den letzten Jahren jedoch hat sich die Beziehung verschlechtert. Ich traue mir zu sagen, dass dies von meiner Mutter ausgegangen ist. Mein Vater hat sich immer große Mühe gegeben und sich wesentlich verbessert, auch für meine Mutter war er nach der Scheidung IMMER da. Er hat sozusagen seine Fehler abgebüßt.

In den letzten Jahren haben meine Mutter und ich oft gestritten. Die Streitereien gingen oft von ihr aus. Ich bin mit 20 von zu Hause ausgezogen und immer wenn ich nach Hause kam, war der Streit schon vorprogrammiert. Mittlerweile weiß ich, dass sie ein gewaltiges Problem hat. Anfang des Jahres kam es zu einem riesengroßen Streit zwischen uns. Angefangen hat es damit, dass mein Vater zu Besuch war. Er war öfters da, um mich und meinen Bruder und auch sie zu besuchen. Ich habe den Fehler gemacht, den Besuch vorher nicht anzukünden, da dies für mich keine große Sache war. Als meine Mutter sah, dass mein Vater im Haus war, war die Stimmung schon sehr geladen. Und als wir ihr dann auch noch gutgemeinte Bügeltipps gaben, zuckte sie völlig aus. Sie nörgelte: " Ihr habt mir nicht zu sagen, wie ich zu bügeln habe, ständig will mir jemand vorschreiben wie ich zu leben habe!"
Wir haben uns beide bei unseren Tipps nichts gedacht und waren völlig perplex. Dann fing sie mich zu kritisieren an:" Du hast die Schuhe nicht ordentlich hingestellt, das und das hast du liegen lassen, "... etc. Es ging um Lappalien. Sie zuckte völlig aus. Ich war so blöd und bin drauf eingestiegen. Ich war richtig verletzt, dass sie aus solchen Kleinigkeiten so eine große Sache machte, überhaupt weil ich ja nur 2-3x im Jahr zu Besuch war. Noch dazu war ich vor diesem Streit in guter Laune und hatte nur gute Absichten, vorher bekam sie sogar noch ein Geschenk von mir. Der Streit artete soweit aus, dass sie mich anschrie: "Du und dein scheiß Vater könnt euch schleichen!" und sie warf mir meine Vergehen aus der Kindheit vor. Sie hat dann sogar noch gesagt, sie würde es allen erzählen wie ICH bin. Ich darauf: "Erzähl es von mir aus dem ganzen Dorf, die Leute, die mich kennen wissen eh wie ich bin!" Und dann hab ich noch gesagt: "Du bist ein ekliger Mensch!" Ich bereue das aber nicht.

Ich packte mein Zeug und schlief bei einer Freundin. Sie sperrte sich im Zimmer ein und wollte mir und meinem Bruder Angst machen. Sie hatte in meiner Kindheit schon mal vorgetäuscht, gestorben zu sein und hat sich des Öfteren einfach eingesperrt, Handy ausgestaltet und "totgestellt".

Ich hab sie seit Jänner nicht mehr gesehen und hab auch keine Lust mehr. Mir geht's in ihrer Anwesenheit jedes mal ganz schlecht. Sie strahlt etwas unheimlich trauriges und lebensverneinendes aus. Mein Bruder hat gemeint, dass ich meinem Vater zu ähnlich wäre und sie mich deshalb hasst. Wichtig zu sagen ist noch, dass es in unserer Familie nie Umarmungen gegeben hat und auch keine Worte wie: Ich hab dich lieb. Sie hat mich nie gefragt, wie es mir an der Uni geht oder nach meinem Wohlbefinden erkundigt. Sie hat ihre Mutterrolle völlig abgegeben. Wenn ich nach Hause kam, gab es kein Essen. Ich musste fragen, wenn ich mir etwas aus dem Kühlschrank nehmen wollte oder einen Kaffee machte. Das Haus war nicht mal beheizt im ärgsten Winter. Ich kam mir immer unwillkommen vor.


Ich kann ihr nicht verzeihen, für all das was sie zu mir gesagt hat. Der Schmerz sitzt so tief. Auch wenn ich mir immer und immer wieder einrede, dass sie ja nicht anders könne, weil sie so eine schwierige Kindheit hatte. Sie hatte ebenso eine kaputte Beziehung zu ihrer Mutter und diese wieder zu ihrer. Ein Muster, das immer so weiter geht wenn ich es nicht durchbreche. Wird mir aber nicht passieren. Ich bin ein Mensch voller Herzenswärme, habe keine Probleme damit meine Gefühle zu zeigen und bin unheimlich selbst reflexiv. Jedoch quält mich der Gedanke, keine Mutter zu haben. Ich habe immer von einer Familie geträumt und dazu gehört nun auch mal eine Mutter.

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Nico
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 11:30

Ist dir doch schon passiert
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Jules
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 11:31

Ich meine zu meinen eigenen Kindern. Da wird es mir nicht passieren

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Nico
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 11:33

Ach so - naja a b w a r t e n.....
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Jules
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 11:37

Zumindest hoffe ich das...

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Nico
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 11:42

Ich bin da immer skeptisch wenn kinderlose Menschen sagen was ihnen mit ihren Kindern alles nicht passieren wird.
Oder hast du Kinder ?
Derzeit scheint es ja eher um deine Mutter zu gehen.
Ich finde zum Streiten gehören halt immer 2
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Jules
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 11:45

Nein, ich habe noch keine Kinder. Wird sich aber bald ändern. Man redet sich immer leicht und die Realität schaut dann eh immer anders aus.
Das stimmt schon, zum Streiten gehören immer 2. Jedoch habe ich keine Lust zu Streiten. Natürlich wär's besser gewesen, wenn ich gar nicht drauf eingestiegen wäre, dann hätte ich mir vieles erspart.

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Metallworker
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 11:48

Familie können wir uns nicht aussuchen, Freunde hingegen schon. Mein Vorschlag wäre, dir einfach ein gesundes Umfeld zuzulegen und von da aus deine Kraft und deine "Liebe" schöpfen.

Das Thema Eltern und verkorkste Kindheit wirst du wahrscheinlich niemals los. Zumindest kannst du eine Distanz schaffen, bei dir es dir gut geht.

Bei den eigenen Kindern versuchst einfach die falsch gelaufenen Dinge nicht zu wiederholen .

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Nico
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 11:51

Ja zum Beispiel
War bei dem was deine Mutter zu dir gesagt hat eventuell auch ein Körnchen Wahrheit dabei, oder warum hat dich das so gekränkt, wenn eh nix dahinter steckt ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Jules
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 11:54

Danke Metall Worker. Genau das habe ich schon gemacht. Also die lokale Distanz ist gegeben, jedoch die emotionale steht noch aus. Ich träume oft davon, dass wir uns erst am Totenbett wieder vertragen.Noch dazu, weil meine Mutter mit ihrer Mutter einen Streit hatte, den sie nicht wieder beilegen konnten. Meine Oma hatte einen ganz schweren Unfall und war danach taubstumm. Darum die Angst.

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Jules
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 11:58

Klar hat das gestimmt, dass ich meine Sachen liegen hab lassen. Sie hat ihre eigene, kleine Welt. Jedes Ding hat seinen eigenen Platz. Verstanden hat sie mich noch nie. Ich war und bin wie mein Vater, wir interessieren uns fürs Weltgeschehen, Reisen in der Welt herum, sehen auch mal übern den Tellerrand drüber. In der Welt meiner Mutter gibt's halt nur die Arbeit und die finanzielle Absicherung.
Ab einem gewissen Alter gab's einfach keine Gesprächsthemen mehr. Meine Mutter ist sehr nachtragend, hat mir Dinge aus der Kindheit vorhalten. Da fass ich mir schon an den Kopf.

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Marzipanschnute
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 12:13

Hallo Jules,

ein paar Eingangfragen: Was möchtest du mit diesem Posting bezwecken? Es dir einfach nur mal von der Seele schreiben, Sichtweisen sammeln, Tipps bekommen?
Glaubst du, deine Mutter wäre bereit sich in psychologische oder erst einmal ärztliche Hilfe zu begeben?
Wie ist das Verhältnis zwischen deinem Bruder und deiner Mutter, könnte er dich eventuell in deinem Vorhaben unterstützen?
Möchtest du deiner Mutter helfen? Wie weit bist du bereit dafür zu gehen bzw. was hast du für Ressourcen dafür zur Verfügung und welche davon möchtest du nutzen?
Jules hat geschrieben:Angefangen hat es damit, dass mein Vater zu Besuch war. Er war öfters da, um mich und meinen Bruder und auch sie zu besuchen. Ich habe den Fehler gemacht, den Besuch vorher nicht anzukünden, da dies für mich keine große Sache war. Als meine Mutter sah, dass mein Vater im Haus war, war die Stimmung schon sehr geladen. Und als wir ihr dann auch noch gutgemeinte Bügeltipps gaben, zuckte sie völlig aus. Sie nörgelte: " Ihr habt mir nicht zu sagen, wie ich zu bügeln habe, ständig will mir jemand vorschreiben wie ich zu leben habe!"
Wir haben uns beide bei unseren Tipps nichts gedacht und waren völlig perplex. Dann fing sie mich zu kritisieren an:" Du hast die Schuhe nicht ordentlich hingestellt, das und das hast du liegen lassen, "... etc. Es ging um Lappalien. Sie zuckte völlig aus. Ich war so blöd und bin drauf eingestiegen. Ich war richtig verletzt, dass sie aus solchen Kleinigkeiten so eine große Sache machte, überhaupt weil ich ja nur 2-3x im Jahr zu Besuch war. Noch dazu war ich vor diesem Streit in guter Laune und hatte nur gute Absichten, vorher bekam sie sogar noch ein Geschenk von mir.
Das zum Beispiel finde ich etwas... na ja gewöhnungsbedürftig. Warum müsst ihr euren Vater denn im Haus eurer Mutter treffen und nicht außerhalb, gerade wenn du nur noch 2 oder 3x im Jahr zu Hause bist, bist du ja auch irgendwie dann Gast da und dann einfach jemanden mit heimbringen? Kann da nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen und ich würde nicht ungefragt Leute mit in die Wohnung meiner Mutter bringen. Er wird doch eine eigene Wohnung haben oder Café/Restaurant/Park/whatever würde ja auch noch gehen.
Ich kann mir einfach vorstellen, dass das für deine Mutter unglaublich belastend und schmerzvoll sein kann wenn er sie so lange betrogen hat und so etwas. Ganz ehrlich, ich würde so einen Mann, Kinder hin oder her, auch nicht in meinem Haus haben wollen wenn ich ihn nicht selbst eingeladen und somit darauf vorbereitet bin.

Die Sache mit den Bügeltipps... hm, wahrscheinlich war das einfach der berühmte Tropfern der das Fass dann hat überlaufen lassen. Wenn ich eh schon angespannt bin, weil jemand, den ich eigentlich nicht da haben möchte, in meinem Haus ist und der mir dann auch nicht "hilfreiche Tipps" gibt die ungewollt vielleicht mal schnell herablassend wirken könne... ja, da könnte ich vielleicht auch ausrasten.
Wie würdest du dich in so einer Situation fühlen? Was glaubst du wie du handeln würdest?
Jules hat geschrieben:Wichtig zu sagen ist noch, dass es in unserer Familie nie Umarmungen gegeben hat und auch keine Worte wie: Ich hab dich lieb. Sie hat mich nie gefragt, wie es mir an der Uni geht oder nach meinem Wohlbefinden erkundigt. Sie hat ihre Mutterrolle völlig abgegeben. Wenn ich nach Hause kam, gab es kein Essen. Ich musste fragen, wenn ich mir etwas aus dem Kühlschrank nehmen wollte oder einen Kaffee machte. Das Haus war nicht mal beheizt im ärgsten Winter. Ich kam mir immer unwillkommen vor.
Dass dich das sehr belastet, kann ich verstehen und mir vorstellen und es tut mir sehr leid.
War das schon immer so oder hat sich das erst mit deinem Auszug so ergeben, dass deine Mutter ihre Mutterrolle abgegeben hat?
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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Kellerkind
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 12:30

Hmm. Schon mal versucht, dich in IHRE Lage zu versetzen? Was ich hier lese, klingt eher nach der noch kindlichen geprägten Idealvorstellung einer Mutter, nicht nach einer erwachsenen Sichtweise.

Ich fasse mal kurz zusammen, wie ich mir in etwa ihre Sicht vorstelle, rein spekulativ versteht sich:
Für die Familie gingen die besten Jahre drauf. Sie wurde jahrelang vom Ehemann betrogen, führte also mit hoher Wahrscheinlichkeit eine nicht gerade glückliche, erfüllte Ehe. Die hielt solange, bis die Kinder in etwa flügge waren. Eigentlich ganz klassisch. Vermutlich bewusst oder unbewusst so ein "der Kinder wegen"-Ding. Innerhalb kürzester Zeit, d.h. kurz hintereinander, ist sowohl der Mann weg als auch die Tochter, und sie ist auf einmal auf sich alleine gestellt, gerade in der Zeit, da sie am meisten jemand braucht.
Wer würde da nicht depressiv werden? Selbst normale, gesunde Menschen brauchen Jahre und/oder einen Therapeuten um eine Scheidung zu verarbeiten. Wer würde da nicht auch mal wütend werden auf den verlogenen Ex-Mann? Aber nein, erneut den Kinder zuliebe reißt man sich halt am Riemen. Lässt ihn sogar ins Haus. Ganz egal, wie sehr in einem aussieht, ob bewusst oder nicht, spielt man hübsch weiter den Kinder zuliebe "heile Welt" und ein gutes Verhältnis, ob nun so ist oder nicht. Aber so eine Erfahrung VERÄNDERT Menschen! Man lässt sich nicht scheiden, schüttelt sich ein paar Wochen lang innerlich, ist dann wieder genauso wie früher. Im Gegenteil.
Nicht nur, dass alles, was man bisher hatte plötzlich wegfällt, sondern dass man sehr vermutlich auch noch erkennen muss, dass man sich jahrelang völlig unnötig aufgeopfert hat. Man muss sich plötzlich mit Fragen auseinandersetzen, wieso man nicht früher agiert hat, wieso man sich immer so viel gefallen lässt... (z.B. jahrelang mit einem Fremdgänger zusammenbleiben, den Kinder zuliebe)..., man muss sich und alles bisherige hinterfragen. Man muss nochmal ganz neu anfangen, sich fragen was man wirklich will, was man falsch machte. Mal mehr, mal weniger bewusst.
Und dann kommt das Kind daher, wohnt seit 7 Jahren nicht mehr hier, aber führt sich auf die Axt im Walde, wie selbstverständlich, und lädt auch noch ausgerechnet IHN ohne zu fragen in die eigene Wohnung ein, als die eigenen Gefühle, Wünsche oder Bedürfnisse komplett ignoriert werden bzw. man im eigenen Haus gar nichts zu melden habe. Mal ehrlich, das ist KEINE Kleinigkeit, das ist hochgradig respektlos. Da wäre ich auch völlig ausgerastet. Sei froh, dass deine Eltern sich um ein gutes Verhältnis bemühen, das ist NICHT selbstverständlich, aber erwarte doch bitte keine naiven Wunder. Ernsthaft, nicht böse gemeint, aber ich hätte dich auch rausgeworfen. Dieser Punkt war sehr unsensibel, gedankenlos und respektlos von dir. Gedankenlos in dem Sinne, dass du dich vermutlich kein einziges Mal gefragt hast, wie es IHR damit geht.

Ich hab so ein bisschen den Eindruck, dass deine Mutter so ein Heile-Welt-Spielerin ist, die jahrzehntelang vieles geschluckt hat, was sie wirklich kränkte, ZU VIELES, und du als Kind so einer Scheinwelt... (irgendwie war es etwas lieblos, aber trotzdem auch an nix festzumachen, schon irgendwie o.k. nur ein diffuses Gefühl, etwas stimme nicht)... bis so daran gewöhnt, dass du jetzt völlig vor den Kopf gestoßen bist, wenn deine Mutter nicht mehr mitspielt.
Es kann durchaus sein, dass deine Mutter tatsächlich noch immer gefangen ist zwischen unbearbeiteten Gefühlen und nach außen hin halbwegs heile Welt spielen / es allen Recht machen zu wollen, und ja, so etwas kann sich dann zum völligen falschen Zeitpunkt in heftigen Wutattacken äußern. Das ist häufig so. Und ja, es kann durchaus sein, dass sie psychotherapeutische Hilfe braucht, um das alles aufzudröseln. Aber an dieser Stelle eine kleine Warnung: eine Therapie würde vermutlich zu mehr Selbstbehauptung deiner Mutter führen, und nicht dazu, dass sie wieder harmonischer alles mit sich machen lässt so wie früher und versucht, es allen Recht zu machen. Falls dein Anliegen hier ist, dass sie wieder "ganz die Alte" wird, wirst du enttäuscht werden.

Du schreibst, du willst selbst bald Mutter werden. Dann wird es Zeit, deine kindliche Ideale von der Mama, die sich alles gefallen lässt und alles hinnimmt, loszulassen und deiner eigene Mutter als erwachsene Frau zu begegnen, und dazu gehört auch, ihren Wohnbereich ebenso wie ihre Gefühle zu respektieren, statt sich wie die Axt im Walde aufzuführen.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "

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Jules
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 18:37

Danke für die ehrlichen und schmerzhaften Sichtweisen. Wenn ich noch mehr Zeichen zur Verfügung gehabt hätte, hätte ich noch einige Informationen hinzugefügt.

Also zuerst: Es war meine Mutter, die meinen Vater seit der Scheidung regelmäßig auf einen Kaffee zu uns in die Wohnung einlud. Würde niemals fremde Leute einladen, da es ja wie gesagt nicht mehr mein Wohnort ist. Warum wir uns nicht woanders treffen? Weil wir alle irgendwo wohnen und es seit jeher die Wohnung meiner Mutter war in der wie uns getroffen haben. Daher war es auch an diesem besagten Tag ganz normal für mich. Was mir auch noch wichtig ist, mein Vater war nicht das einzige A********, immerhin hat meine Mutter meinen Vater "ausgetrickst" und dann kam ich. Das hat sie mir sogar erzählt. Mein Vater wiederum hat mir erzählt, dass meine Mutter eine Tyrannin in der Beziehung war und er deshalb in andere Arme geflohen ist. Egal wie es war, dazu gehören halt zwei.

Und was bitte ist eine Idealvorstellung von einer Mutter? Ist es zuviel, wenn man "verlangt" umarmt zu werden, geküsst zu werden oder einfach nur gefragt zu werden wie es einem geht. Seid mir nicht böse, das sollte normal sein!!! Sie hatte es schwer und das halte ich mir immer wieder vor Augen.. Trotzdem muss man irgendwann nach vorne schauen und was bitte können die Kinder dafür??

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Jules
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Beitrag Mi., 05.08.2015, 18:48

An Marzipanschnute: Ich habe 2x versucht friedlich mit ihr zu reden. Also weder belehrend noch herablassend. Sie stammt aus einem kleinen Dorf, zum Therapeuten zu gehen = Skandal. Sie hatten vor Jahren bereits Depressionen, liegt mütterlicherseits in der Familie. Ich hab die letzten Jahre viel Kraft in du Geschichte gesteckt. Mein Bruder kennt das Problem, auch er hat seine Probleme mit ihr. Jedoch ist er um einiges cooler als ich und steckt alles locker weg. Obwohl ich da gar nicht so sicher bin, er hatte letztes Jahr Krebs. Was wollte ich mit dem Posting? Von der Seele schreiben, austauschen, tipps um das ganze besser zu verstehen &akzeptieren... Danke für die Ratschläge

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