Haß auf Kinder / Jugendliche

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Christine_Walter
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Haß auf Kinder / Jugendliche

Beitrag Mi., 25.03.2009, 18:55

Ich habe als Kind und Teeny regelrecht in Armut gelebt (von zerfetzten Schuhen über geerbte, nicht passende Hosen und BH´s bis zum fehlenden Pausenbrot) und war auch immer eine Art "Untermensch", den man prügeln, demütigen, unterdrücken und anschreien durfte.

Heute kriege ich oft einen Haß auf Kinder und Jugendliche. Kommt die Nachbarin, um sich einen Liter MIlch zu borgen (den ich eh nicht wiederkriege), weil die Kinder gerne einen Pudding zum Essen hätten, sage ich ihr, ich hab keine Milch da und denke, nimm dir nen Rohrstock und prügel die Kinder die 8 km in die Stadt, sollen sie sich die MIlch selbst holen.
Mein Kumpel zahlt für seinen 16jährigen Sohn Unterhalt und muoß daher sehr sparen - ich denke, der Bengel sollte von der Schule abgehen und sich sein Freßchen selbst verdienen.

Kriege ich mit, dass eine Mutter ihr quengelndes Kind an der Kasse liebevoll-konsequent beruhigt (ich hätte damals tierisch eins aufs Maul bekommen), der Sohn meines Kollegen bei der Urlaubsreisenplanung ein Mitspracherecht hat, obwohl die Eltern die Kosten der Reise tragen, die Nachbarstochter Reitstunden nimmt, kleine Kinder im Bett der Eltern schlafen dürfen oder in einer Familie der Familienrat tagt, werde ich direkt neidisch und auch hasserfüllt - wie kann ein Kind eine Reise planen, die es eh nicht bezahlt? Wieso reitet das Mädchen, ohne dafür im Stall helfen zu müssen? Warum trägt der so teure Markenschuhe, wo er doch nur Schüler ist?

Das nagt und frisst an mir - kennt ihr das auch?

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Sauterelle
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Beitrag Mi., 25.03.2009, 19:07

uh uh ich denke so krass kenne ich das nicht. es ist durchaus so, dass es viele situationen gibt, in denen es mich ärgert, dass kinder das kriegen, was sie wollen, ohne dass sie etwas tun müssen und schon gar nicht wertschätzen, was sie eigentlich bekommen. oder auch, dass es mich oft ärgert, dass es teilweise so verdammt ungerecht zugeht, aber im endeffekt stört mich das nach kurzem nachdenken nicht mehr. jeder dem das seine. aber man kann meine kindheit auch überhaupt nicht mit deiner vergleichen. die war schon echt heftig. erschreckend find ich es allerdings, dass du schreibst, dass das quengelnde kind nicht liebevoll beruhigt werden sollte, zum beispiel. du hast keine kinder, oder?

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Christine_Walter
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Beitrag Mi., 25.03.2009, 19:11

nein. und WENN ich welche hätte, würde ich ihnen im rahmen meiner möglichkeiten alles bieten, einfach aus liebe. ich würde eine bessere mutter sein wollen als ich erlebt habe.

aber ich fürchte ganz nüchtern gesagt, das würde SO ausgehen: ich würde meinen kindern zb 10 süßigkeiten kaufen - wenn sie beim elftne mal jedoch ERWARTEN, dass sie was kriegen, würde ich vermutlich durchdrehen und ihnen die nächsten 3 monate garnichts kaufen.

du hast mich missverstanden: ich finde es toll, wenn mütter so liebevoll mit ihren quengelnden kindern umgehen; das sind die momente, wo ich gerne das kleine kind wäre und daran denken muss, dass meine mutter mich vermutlich verdroschen hätte, hätte ich es gewagt, beim aldi eine "haben will"-aktion an der kasse zu starten.

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Laura13
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Beitrag Mi., 25.03.2009, 19:11

Hallo Christine,

obwohl ich nachvollziehen kann, dass du so empfindest, solltest du sehen, dass du deinen Hass auf völlig Unschuldige überträgst! Es ist doch gut, dass es Kinder gibt, denen es besser ergeht als dir damals....dass du neidisch bist, ist vollkommen verständlich, aber gegen diesen Hass, der aus Wut und Verletzung entstanden ist, musst du was tun, sonst zerstört er dich selbst und du wirst mal genauso wie deine Eltern offensichtlich waren.
Dein inneres Kind hat schreckliches erlebt und erst, wenn du das verarbeitet hast, kannst du Frieden schließen.
Machst du denn eine Therapie? Wenn nicht würde ich dir dringend dazu raten!
Und lass dich mal ganz lieb umarmen, denn du tust mir sehr leid und ich weiß auch, wie du dich fühlst, denn ich habe ähnliches erlebt....

Liebe Grüße
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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Christine_Walter
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Beitrag Mi., 25.03.2009, 19:22

Danke! Ja, ich mache Therapie, und meine Thera schafft es auch immer wieder, mich wieder runterzubringen, wenn es ausufert. Einmal hat sie mir ihre Meinung zum Thema unterhaltsbedürftige kinder gesagt, und ich habe mich nachher richtig geschämt, weil ich so bösartig darüber dachte...

Im Grunde genommen bin ich allerdings ein sehr kinderlieber Mensch, der es gut findet, wenn Kinder anständig erzogen werden - aber nur solange ICH dafür keine ABstriche machen muss *seufz*

So war ich zB mal mit einer Freundin und deren kleinem Bruder auf einem kleinen Fest. Der Bruder und ich hatten Durst, er quengelte, aber sie schlug es ihm ab, weil sie kein Geld dabei hatte. Ich hatte auch nur noch GEld für EINE Limo, die habe ich dann selbst getrunken und ihn zuschauen lassen. Ich fand das für den Moment ganz richtig so, aber anschließend schämte ich mich total, dass ich nicht zumindest geteilt habe...

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Sauterelle
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Beitrag Mi., 25.03.2009, 19:24

oh ja tut mir leid- das habe ich wohl wirklich falsch verstanden und bin hiermit auch wieder etwas beruhigt. aber ich finde laura hat das sehr schön gesagt. es triffts eigentlich genau. erstens: du überträgst das ganze auf unschuldige (was auch verständlich ist) und zweitens: doch letztendlich zerfrisst es dich scheinbar. du tust dir damit nur selber schaden. ich würde dir auch raten zu lernen damit umzugehen. ich hab übrigens grad in dem anderen thread deinen beitrag gelesen. ich wünsch dir ganz viel kraft, dass du dem ganzen einfach standhälst und weiterhin widerstehst!

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karlei007
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Beitrag Do., 26.03.2009, 20:18

Christine_Walter hat geschrieben:Ich habe als Kind und Teeny regelrecht in Armut gelebt (von zerfetzten Schuhen über geerbte, nicht passende Hosen und BH´s bis zum fehlenden Pausenbrot) und war auch immer eine Art "Untermensch", den man prügeln, demütigen, unterdrücken und anschreien durfte.

Heute kriege ich oft einen Haß auf Kinder und Jugendliche. [...]

Kriege ich mit, dass eine Mutter ihr quengelndes Kind an der Kasse liebevoll-konsequent beruhigt (ich hätte damals tierisch eins aufs Maul bekommen) [...]
Kann es sein, dass dein heutiger Hass auf Kinder und Jugendliche eigentlich ein Hass auf deine Eltern ist? Also, dafür, dass du eben keine schöne Kindheit hattest, sondern immer verzichten musstest, sowohl materiell als auch auf emotionaler Ebene? (Es klingt jedenfalls nicht so, als hätten deine Eltern dir besonders viel Zuwendung gegeben, sondern eher das Gegenteil.)

Zu sehen, dass es anderen Kindern dahingehend wesentlich besser geht als es dir gegangen ist, schmerzt natürlich. Wenn du nun mitbekommen musst, was andere Kinder haben, dann wird dir vielleicht bewusst(er), was du nicht hattest. Und das tut weh und macht enorm wütend. Und gegen irgendjemanden oder irgendetwas muss sich diese Wut, der Hass, ja dann richten.

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Schneekugel
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Beitrag Fr., 27.03.2009, 11:23

Vielleicht kommt der Hass einfach aus dem Trauergefühl. Du siehst eine derartige Szene, vergleichst sie wie erwähnt mit deiner eigenen Kindheit, wirst traurig, machst indirekt das Kind für deine Trauer verantwortlich, was dich wiederum wütend macht?

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Georgine
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Beitrag Fr., 27.03.2009, 14:41

ich denke, es ist auf jeden fall der neid. die trauer darüber, selbst etwas verpasst zu haben in der kindheit, was du niemals wieder aufholen können wirst.
du schreibst, dass du nicht begreifen kannst, dass die kinder bei der urlaubsplanung ein mitspracherecht haben, die ja die eltern finanzieren. du schreibst, dass du nicht verstehst, warum sie bspw. markenschuhe tragen, ohne etwas dafür geleistet zu haben.
sie sind nun mal kinder und müssen/können noch nichts dazu leisten. es ist nun mal so, dass kinder mittellos sind und somit hilflos, wenn es darum geht, sich selbst wünsche zu erfüllen. an diesem punkt sind eben die erziehungsberechtigten gefragt, die nach geldbeutel und einstellung entscheiden, was die kinder bekommen.
ich kann sehr gut nachvollziehen, was du empfindest.
versuche auch daran zu denken, welche zeiten es damals waren, als du kind warst. ich denke damals haben die kinder insgesamt nicht so viel bekommen, wie die kinder heute. oder täusche ich mich?
und die sache mit der limonade finde ich schon schlimm. kinder haben nun mal kein eigenes geld, ausser es wird ihnen gegeben.
und, auch wenn es nicht viel ist...die eltern bekommen schließlich auch kindergeld. selbst wenn wenig geld da ist, sollte man es so organisieren, dass die kinder sich hin und wieder etwas wünschen dürfen.

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Nurse_with_wound
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Beitrag Fr., 27.03.2009, 15:50

wenn mich irgendwelche Bengel nerven, zb beim Einkaufen wenn sie im Supermarkt herumkreischen, dann stelle ich oft fest, dass mir auch die Eltern unsympathisch sind.
Mich nervt es, wenn Mütter ihre Auswüchse überhaupt nicht beachten wenn sie in irgendwelchen Geschäften lärm machen.
Aber es ist nicht so krass.
Du solltest eine Therapie machen, da du viel zu verarbeiten zu haben scheinst.
Vielleicht hasst du Kinder, weil du als Kind von ihnen geschlagen wurdest?
Practice what you preach

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Christine_Walter
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Beitrag Fr., 27.03.2009, 18:49

meine psychiaterin sagte mal, ich hasse eigentlich nicht die kinder, sondern mich selbst... und ich vermute einmal, dass sie da nicht unrecht hat. ich hasse mich auch dafür, dass ich selbst mal ein kind gewesen bin, das auf kosten der eltern lebte, das bedürfnisse hatte (die aber meist ignoriert wurden) etc.

klar haben die kinder damals insgesamt weniger gekriegt (so hatte zb noch nicht jede familie einen pc im haus, heute haben sie oft sogar mehrere), aber ich bin wegen meiner klamotten als die "billige schlampe" von anderen kids, die ihre markensachen von den eltern bezahlt bekamen, gehänselt worden und mußte mir von meinem vater teilweise geld LEIHEN, um mir eine jeans zu kaufen, die ich dringend brauchte. was dann hieß, daß das nächste geburtstagsgeld von oma oder uroma dafür draufging, meine schulden zurückzuzahlen.
ich hatte pro jahr etwa 300 dm für klamotten (100 von meinem vater nach langem betteln und je 100 von oma zum geburtstag und zu weihnachten). von dem geld musste ich möglichst viel kaufen und entsprechend auch möglichst billig. wenn ich dann vom shoppen heimkam, guckte sich mein dad (der übrigens ohne mit der wimper zu zucken 500 dm für seine eigenen klamotten ausgeben konnte und mit joop-duschgel duschte - darauf angesprochen meinte er nur, ICH arbeite ja auch dafür) die klamotten von mir und meiner schwester genau an und fragte oft: braucht ihr bald auch seide, oder was? den spruch habe ich nie verstanden und tue es auch jetzt noch nicht.
und zuwendung von den eltern? wenn ich medizin haben wollte, weil ich bronchitis hatte, in der schule überm klo hing und hustete, bis mir das blut aus dem hals lief und nachts vor husten nicht schlafen konnte, hieß es: das ist von allein gekommen, das geht auch von allein wieder weg... wenn meine mutter heute starken husten hat, lässt sie sich krank schreiben...

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candle
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Beitrag Fr., 27.03.2009, 18:57

Oh je, sowas Schreckliches habe ich ja noch nie gelesen.

Wie kann man gegen Kinder so einen Hass schieben?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Georgine
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Beitrag Fr., 27.03.2009, 18:59

das ist wirklich schlimm, chistine, was du erleben musstest. deine eltern selbst waren also garnicht arm?
oft haben sich solche konflikte ja von generation zu generation weitervererbt. vielleicht wurden deine eltern ebenfalls kurz gehalten und hassten kinder und deren ansprüche deswegen ebenso, wie du heute?
oder es gab einen anderen konflikt in deren familien, was zuwendung anbelangt?

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Sauterelle
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Beitrag Fr., 27.03.2009, 19:07

christine- hast du nicht mal in einem anderen thread was von kiffen erwähnt? dass du aufgehört hast und es würde deine mutter kaputt machen, wenn du wieder anfangen würdest? vielleicht irre ich mich grade!? falls das der fall sein sollte- ignoriere einfach die nächste frage. mich interessiert es wie du heute zu deinen eltern stehst? es müsste dir doch rein theoretisch scheiß egal sein, wie es deine mutter deswegen geht. und deine schwester, wie geht sie damit um?

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Christine_Walter
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Beitrag Do., 02.04.2009, 14:22

sagen wir so: die kinder und die mutter waren arm. mein vater nicht. meine mum trug auch die klamotten ihrer mutter auf...

heute habe ich ein sehr problematisches verhältnis zu meinem vater (der so tierisch selbstgerecht ist...), aber ein sehr gutes zu meiner mum. beide sind wieder verheiratet; seine frau ist mir suspekt, ihr mann aber ist ein ganz lieber. scheint so, als ob letztendlich jeder das gekriegt hätte, was er verdient hat...

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