Freundin hat Angst vor MS

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Freundin hat Angst vor MS

Beitrag Mi., 27.01.2016, 16:31

Hallo,

meine Freundin hat panische Angst vor MS. Sie ist schon immer Hypochonderin gewesen und studiert seit ein paar Jahren Medizin. Das hat natürlich alles verschlimmert und seit Dezember hatte sie ein paar Symptome und dadurch gesteigerte Angst. Ihre Symptome (teilweise weg, teilweise noch da):
- Kribbeln an unterschiedlichen Stellen im Körper, abwechselnd mal in Zeh 1, mal in Zeh 2, mal im Arm, mal im Bein
- zwei mal in zwei Wochen nachts aufgewacht und für ein paar Minuten schwarz vor Augen
- irgendwann dann plötzlich kribbelnde, manchmal schmerzende, schlappe Beine
- Sehkraftverschlechterung innerhalb der letzten 2-3 Monate

Wir waren nun bei zig Neurologen, haben Schädel-MRT, HWS-MRT, BWS-MRT, Liquorpunktion gemacht und auch die klinischen Symptome genannt, Reflexe prüfen lassen uvm... Ergebnis: Sie hat nichts, alles im grünen Bereich. Ein Sehnerv ist etwas verzögert, was sich aber auf nicht angepasste Brille und große Anspannung bei Test zurückführen lassen kann (Sehnerventzündung kann ja gut mal ein Vorbote von MS sein, daher hat sie davor natürlich auch Angst). Auch klinisch ergibt ihr Bild keinen Sinn für MS, weil die Symptome mal hier und mal da sind... mal auftauchen, mal verschwinden. Laut Ärzten wäre ihre Beschreibung sehr untypisch für MS.

Nun ist es bei MS natürlich so, dass man es haben kann, obwohl alle Untersuchungen negativ sind. Das ist vermutlich nicht sehr wahrscheinlich, aber natürlich möglich. Das gefundene Fressen für einen Hypochonder: unspezifische Symptome, die alles und nichts bedeuten können, und eine Krankheit, die man nicht zu 100% ausschließen kann.

Nach Ausschluss all der Sachen vor zwei Wochen war sie etwas beruhigt. Jetzt war sie beim Augenarzt: sie braucht eine neue Brille. Sie hatte auch leichte Doppelbilder, die vom leichten Schielen kommen. Der Test mit einer angepassten Brille ergab: die Bilder verschwinden damit. Also auch hier Entwarnung.

Seit einer Woche wurde es langsam bei ihr besser. Aber: Jetzt ist es 10° auf einen Schlag wärmer geworden, sie hat wenig geschlafen, saß gestern vermutlich lange Zeit blöd auf einem Bein und klagt heute über leichte Schmerzen im Bein... und das Kribbeln ist wieder aufgetaucht (das war nach Eisentabletten wieder weg). Also macht sich Angst langsam breit und sie hat (bestimmt auch angstbedingt) sehr schlappe Beine.

Und schon ist die Panik wieder da: Anfang Januar war also doch der Schub und das jetzt ist vermutlich ein Pseudoschub, der wegen ihrer Erkältung auftreten kann! (Erkältung... Gliederschmerzen... kann auch so sein, aber egal)

Sie war beim Psychiater, der auch Neurologe ist, und hat ihr ein leichtes Antidepressivum verschrieben. Sie muss jedoch lernen und das macht sie extrem müde, daher nimmt sie es nicht, auch wenn ich versuche sie drauf zu drängen. Manchmal argumentiere ich auch mehr, aber sie reagiert da sehr ablehnend... wenn sie das wirklich so müde macht, dass sie gar nicht mehr lernen kann, wäre es ja in gewisser Weise auch kontraproduktiv.

Zudem war sie beim Psychologen und erhält in den nächsten 3-4 Wochen wohl einen Psychotherapie-Platz, auf den wir jetzt natürlich warten.

Mich beeinträchtigt das alles natürlich auch. Ich halte eine MS zu 99,x% für ausgeschlossen, aber ihre Angst ist einfach ansteckend oder zieht mich zumindest auch runter. An machen Tagen kann ich nicht richtig arbeiten, weil ich nur mit ihr schreibe und diskutiere. Die Diskussion führe ich manchmal logisch, mit Argumenten gegen MS. Doch da habe ich den Eindruck, jedes Argument gegen MS erzeugt in ihrem Kopf drei neue für MS. Dann ziehe ich ihre Argumentation manchmal nur spaßhaft durch den Kakao, nehme ihre Auffassungen nicht ernst, und mache mich ein wenig über sie lustig. Wiederum manchmal blocke ich Diskussionen hart oder reagiere sehr ablehnend und fast aggressiv auf ihren Wunsch, darüber wieder mal zu reden.

Und wenn sie nicht mal alleine zu Hause bleiben kann wegen Angst vor Angst, dann ist es echt schwierig, weil ich nicht immer Home Office machen kann... sie macht dann manchmal Sport, und ich freue mich, wenn sie sich mit Freunden zum lernen treffen kann. Geht halt auch nicht immer.

Ich frage mich halt, wie ich damit umgehen kann. Alle Diskussionsmethoden haben Nachteile:
- ihre Sorgen und Ängste hart ablehnen, Sprechen darüber verweigern -> gibt ihr den Eindruck, keiner versteht sie, keiner nimmt sie und ihre Sorgen ernst, sie fühlt sich allein gelassen
- mit ihr versuchen sachlich zu argumentieren -> Gegenargumente erzeugen stets Pro-Argumente im Verhältnis 1 : 3 oder so was... ich gewinne bei solchen Argumentationen zwar manchmal, aber ob sie da erleichterter raus- als reingeht, wage ich zu bezweifeln
- sich über sie lustig machen, nicht so ernst nehmen -> gibt ihr auch ein wenig den Eindruck, ich nähme sie nicht ernst

So richtig scheint ja nichts zu klappen... Ich will natürlich für sie da sein, aber auch nicht ihren sekundären Krankheitsgewinn fördern. Wie gehe ich damit am besten um?

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Chancen
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Beitrag Mi., 27.01.2016, 21:06

Hallo!

Gleich mal vorweg: Psychotherapie ist bei sowas immer eine gute Idee. Einfach deshalb, weil kein Mensch alleine mit so massiven Ängsten klarkommen kann. Solche Ängste kann man auch niemandem ausreden. Logische Argumentation hilft da wenn überhaupt, dann nur sehr kurz weiter. Genauso wie die Untersuchungen nur kurzfristig Erleichterung bringen.

In der Psychotherapie kann man schauen, was da hinter solchen Ängsten steckt.

Was du als Partner tun kannst, ist soweit für sie da zu sein, dass du ihr das Gefühl gibst, sie in ihren Ängsten ernst zu nehmen, aber ihr auch klar zu verstehen gibst, dass du nicht dein Leben (Freizeit, Hobby, Freunde) für sie aufgeben wirst. Das hilft weder ihr noch dir noch euch als Paar, auch wenn es dein Leben leichter zu machen scheint, wenn du dich voll nach ihr richtest. Das ist nur kurzfristig so.

Falls du dir sehr schwer damit tust, ihr da Grenzen zu setzen und dich um dich selbst zu kümmern, wär vielleicht ein wenig Coaching oder psychotherapeutische Unterstützung (je nachdem) hilfreich. So dass auch du Unterstützung bekommst, denn so eine Situation stellt eine ziemliche Belastung dar.


Zu den Symptomen deiner Freundin kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass diese von Angst (Nerven) herrühren können und das auch sehr häufig vorkommt.

Gleichzeitig wäre bei Kribbeln auch immer Vit. B12 in Verdacht. Hier könnte ein Mangel bestehen. Man muss kein Veganer/Vegetarier sein um da einen Mangel zu haben, da Vit. B12 nur zusammen mit dem Intrinsic Factor verwertet werden kann, und viele Leute, deren Verdauung nicht so gut funktioniert haben diesen IF nicht, und können das B12 aus der Nahrung nicht aufnehmen. B12 Mangel tritt oft auch mit Eisenmangel gleichzeitig auf.

Mit B12-Mangel ist auch nicht zu spaßen, weil da wirklich irreversible Nervenschäden auftreten können.

Also vielleicht will sie das mal abklären lassen.

Chancen

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Beitrag Do., 28.01.2016, 08:39

Hi Chancen,

vielen Dank für deine Antwort!

Ja, ich versuche sie in ihren Ängsten ansich ernst zu nehmen, jedoch mache ich auch klar, dass das irrational ist und ihre Emotionen ihr in letzter Zeit eben einen Streich spielen.

Gerade basieren ihre Ängste darauf, dass ein Auge innerhalb 3-6 Monate 1 Dioptrien schlechter geworden ist, sodass ihre Angst vor Sehnerventzündung etwas da ist, auch wenn das in meinen Augen keinen Sinn ergibt. Und ihre Muskeln sind schwach, sind kann gerade schlecht weite Strecken laufen, jedenfalls tun ihre Beine dann weh, auch andere Müskelchen machen sich bemerkbar. Lässt sich wohl leicht durch den grippen Infekt erklären, sie meint jedoch, Gliederschmerzen würden sich anders anfühlen als das, was sie jetzt hat... blöd dagegen zu argumentieren.

Andere Verdachtsfälle haben wir weitestgehend ausgeschlossen. B12 ist in Ordnung, Schilddrüse vermutlich auch (da wurde wegen unpassender Symptomatik nicht wirklich reingeschaut). Im Dezember hatte sie Darmprobleme, bei der wir kurzfristig dachten, sie hätte Gluten-Unverträglichkeit, jedoch hat sich das dann wohl als Fehlschluss erwiesen.

Eine Blut-Anämie hat/hatte sie, also zu wenig Ferritin und zu wenig Hämoglobin. Das kann für alle möglichen Probleme ursächlich sein. Seit Anfang diesen Monats nimmt sie nun Eisentabletten, durch die das Kribbeln auch kurzzeitig ganz wegging, bis eben jetzt mit der Erkältung/Grippe. Das Speichereisen braucht wohl noch ein paar Monate, bis ganz aufgefüllt zu sein, jedoch ist es auch wieder deutlich besser. Und sie hatte eben jahrelang sehr schlechte Werte, daher zieht das Argument für sie nicht wirklich, dass alles zum Eisenmangel passt.

Bandscheibenvorfälle sind durch die MRTs natürlich auch ausgeschlossen worden. Viele Ärzte meinen, das könnte eben alles auch angstbedingt kommen. In Momenten der absoluten Ruhe und Zufriedenheit hatte sie letztens jedoch erhebliche Sehprobleme... da die nicht weiter zu erklären sind und nach einer Aura (ohne folgenden Kopfschmerz, jedoch) aussahen, denken wir mittlerweile jedoch, dass das eben einfach mal ein kleiner Migräneanfall aus heiterem Himmel war, würde es jedenfalls sehr gut erklären.

Das ist eben ihr Problem: Es gibt außer Psyche nicht wirklich zufriedenstellende Erklärungen. Die Erkältung würde andere Arten von Gliederschmerzen hervorrufen, die Sehkraftverschlechterung ist in der kurzen Zeit ihrer Meinung nach zu krass vorangeschritten, das VEP zeigte ja auf dem rechten Auge auch ein bisschen was, wenngleich das wohl als unwichtig von Ärzten interpretiert wurde, und das Kribbeln ist ja sowieso immer ganz, ganz blöd. Alle Beschwerden sind nur leicht, das sagt sie selbst... ihre Schmerzen in den Gliedmaßen sind nicht unerträglich stark und sie kann eben auch normal gehen, nur nach längeren Strecken sind die Beine eben sehr angestrengt...

Ja, also eigentlich ist alles abgeklärt... Diese Verbindung von jedem Wehwehchen mit MS müsste man kappen und das Ausklammern/Herunterreden viel offensichtlicherer Erklärungen abschwächen, aber leichter gesagt als getan.

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Chancen
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Beitrag Do., 28.01.2016, 10:18

Hallo Sonderbar!

Zuallererst: bei Ängsten treten oft die kuriosesten Symptome auf, ohne dass dafür eine somatische Ursache gefunden werden könnte. Es gibt soviele Patientinnen, die jahrelang wegen solcher Symptome zig Ärzte aufsuchen und immer wieder enttäuscht (ohne Diagnose) nach Hause gehen. Sie können einfach nicht glauben, dass sie "nichts" haben.

Aber "nichts" ist nicht nichts, sondern oftmals eben ein dahinterliegendes Problem, mit Angst (und dem Leben) umzugehen. Das äußert sich in Symptomen, denen wir dann Beachtung schenken müssen, weil wir sie nicht (so wie die Angst zu Anfang) wegdrücken können.

Sowas kann mit entsprechender Psychotherapie über die Zeit oft gut in den Griff bekommen werden.

Gerade funktionelle Sehbeschwerden sind bei Ängsten sehr oft im Spiel. Auch wenn da ein Sehnerv etwas auffällig sein könnte oder sollte - das kann ein Zufallsbefund sein, der vielleicht schon immer so exisitiert hat und auf den die Beschwerden nun geschoben werden, obwohl man früher damit keine Beschwerden hatte und viele Andere auch keine Beschwerden damit haben. Korrelation /= Kausalität

Auch Auren ohne Kopfschmerzen spielen bei Angst/Stress oft eine Rolle. (Ich spreche aus eigener Erfahrung...)

Bevor jedoch akzeptiert werden kann, dass man solche Ängste hat und dass hinter den Symptomen Angst steckt (und sonst nichts Dramatisches) muss man den Untersuchungsmarathon und alles durchmachen und durch diesen Angst- und Enttäuschungszyklus gehen. Das gehört dazu, dass man dann weiterkommt. Deine Freundin steckt da vielleicht in einer "ganz normalen" Hypochonderkarriere.

Es dauert, bis man da Einsichten in sich selbst bekommt.

Es kann auch eine ganz große Chance sein, mit Psychotherapie und Unterstützung auf viele Dinge draufzukommen. z.B. dass man nicht so gelebt hat, sich selbst nicht so gespürt und gut versorgt hat, wie es möglich wäre. Nach einem bestimmten Leidensweg tun sich da oft große Chancen aus, überhaupt Vieles zu überdenken und zu hinterfragen. Das ist ein langsamer aber sich oftmals lohnender Prozess.

Gib deiner Freundin Zeit, das durchzumachen.

Und vergiss dabei dich selbst nicht. Such auch du dir richtige, regelmäßige Unterstützung auf die du dich verlassen kannst.


Zum Somatischen:

Schilddrüsenprobleme sind ein Chamäleonphänomen. Wenn du in entsprechenden Formen schaust (Hashimoto-Forum) findest du alle Symptome dieser Welt im Zusammenhang mit der Schilddrüse. Von Muskelschwäche über Sehstörungen, Magen- Darm, Haut, Kopf, Muskeln, neurologische Beschwerden usw.

Die Schilddrüse ist bei einer Angstproblematik oft involviert.

Also wenn deine Freundin eine Schilddrüsenproblematik präferieren würde (statt Angstproblematik), dann könnte sie auf einer Untersuchung der Schilddrüse bestehen. Eine solche Problematik ist vielleicht nicht als solche behandlungsbedürftig, aber sie könnte Einiges erklären. Vielleicht würde sich deine Freundin da erleichtert fühlen.

Den TSH-Wert werden Sie wohl gemessen haben, im Blut. Wenn der über 2 oder 2,5 ist (auch wenn der Normwert von manchen Labors immer noch mit 4 angesetzt wird), jedenfalls auffällig.


Nochmal zum B12. Was heißt denn "in Ordnung"? Wie wurde das denn gemessen? Ein B12-Mangel ist leider nicht mittels Bluttest so einfach auszuschließen. Oder waren der B12-Spiegel im Serum derart hoch, dass man einen Mangel de facto tatsächlich ausschließen kann? Im mittleren Bereich kann theoretisch noch immer ein Mangel vorliegen. Oder habt ihr den MMA-Urin-Test gemacht? Lies mal hier: http://www.vitaminb12.de/mangel/

Bei mir war's damals so, dass kein Arzt B12 checken wollte, weil ich eben keine Vegetarierin war. Aber mein Spiegel war dann so niedrig, dass ich wirkliche Probleme bekam und sofort B12-Injektionen, nachdem ich es privat überprüfen habe lassen. Ferritin war bei mir damals auch niedrig, aber Hämoglobin noch in Ordnung, also nicht mal Anämie.

Zu deiner Freundin: besonders bei Anämie hängt oft das B12 mit drin, ohne dass das richtig abgeklärt wird, weil sich alle sofort erleichtert auf das Eisen stürzen.

Also lasst das nochmal abklären mit dem B12 oder checkt zumindest den Wert im Befund und gleicht ihn ab, mit den Infos aus o.g. Quelle.

Übrigens: bloß weil sie jahrelang mit Eisenmangel gut gelebt hat, heißt das nicht, dass die jetztigen Symptome nicht dennoch mit der Anämie zu tun haben können. Ewig lange hält der Körper sowas eben nicht durch und irgendwann macht er dann Probleme, wo er früher mit derselben Problematik noch einwandfrei funktioniert hat.


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Beitrag Do., 28.01.2016, 12:55

Hi nochmal,

danke für die Antwort!

Ja, Psychosomatik ergibt für mich aus vielen Gründen sehr viel Sinn. Leider lässt sie sich nicht davon überzeugen, dass es daran liegt... und auch dass Eisenmangel jahrelang gut ging und jetzt einschlägt, überzeugt nicht. Ihre Beinschlappheit würde perfekt auf MS passen, sagt sie...

Den B12-Mangel hält sie auch für ausgeschlossen, aber sie hatte eben nur den Bluttest. Der Speicher würde halt erst nach 5 Jahren leerlaufen und das wäre bei ihr eben total unwahrscheinlich, dass er jetzt leer sei. Eine vegetarische Phase hatte sie vor ein paar Jahren, mittlerweile isst sie aber ganz gut Fleisch.

TSH ist wohl bei 0,9. Generell wurde ja Blutbild gemacht und da ist eben alles unauffällig bis auf Eisen, was sich ja jetzt aber so langsam wieder auffüllt.

Die Sache mit dem Ärzte-Marathon ist: Das haben wir ja eigentlich schon gemacht.Viele Bluttests, EMG, EKG usw. alles unauffällig. Der einzig positive Test war eben das VEP und da gab es wie gesagt zig Messunsicherheiten und selbst wenn nicht, wäre es nur ein wenig auffällig... Nichts, was man groß wertschätzen müsste.

Nur besteht sie darauf, dass MS halt sein kann, auch wenn noch keine Läsionen in den ganzen MRTs gezeigt werden können und die Liquorpunktion unauffällig ist. Ich weiß nicht, wie wahrscheinlich das ist... laut Aussagen von Neurologen ist es ziemlich unwahrscheinlich, man hört jedoch trotzdem häufiger mal von Fällen, bei denen man nichts zeigen konnte. Und das ist ihr Problem: 100% ausschließen kann man MS einfach nicht. Genau das bräuchte sie aber, sonst könnte ja jedes Symptom darauf hindeuten... vor allem, wenn man keine sonstige Krankheit (außer Psychosomatik) findet, was z.B. ihre Beinschwäche angeht. Sie ist übrigens auch sonst fit, macht viel Sport...

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Beitrag So., 31.01.2016, 11:18

In der Therapie wird deine Freundin hoffentlich diese Ängste klären können. Es dauert aber oft seine Zeit und wahrscheinlich wird nicht von heute auf morgen alles gut werden.

Jemand, der solche Krankheitsängste hat, leidet meist unter dahinterliegenden ganz anderen tiefen Ängsten, die an die Oberfläche gebracht werden müssen.

Gebt euch die Zeit, behutsam an die Sache heranzugehen.

Ich denke, dass es darum gehen wird, dass deine Freundin Vertrauen in sich selbst und ins Leben finden lernt. Dass sie merkt, dass auch wenn sie eines Tages tatsächlich eine unangenehme Krankheit erlitte, dass sie es dennoch meistern können würde.

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Beitrag Mo., 01.02.2016, 13:09

Danke auch für diese Antwort.

Ja, hoffen wir mal, dass das mit der Angst vorübergeht. Die Angst vor MS schlägt jetzt langsam in eine diffusere Angst vor anderen Krankheiten um... Sie hat mittlerweile auch Haarausfall seit ner Woche, und ihr Herz stolpert häufiger. Das lässt sich mit MS nicht erklären...

Ihre Gliederschmerzen werden leider eher schlechter als besser. Zumindest hat sie bald die Klausurphase vorbei (die sie übrigens nicht stresst). Das könnte gut für sie sein, weil sie dann wirklich keinen Stress mehr hat, oder schlecht, weil sie dann auch weniger zu tun hat.

Wie ich mit ihr umgehen soll, weiß ich dennoch nicht. Ich ertappe mich durchaus manchmal, dass ich ihre Nachrichten fürchte, weil ich im Kopf habe "oje, da könnte wieder ein Gejammer, ein neues Symptom, eine Angststörung" dahinterliegen, obwohl viele unserer Gespräche eigentlich wie immer sehr schön sind.

Mit ihr zusammen zu feiern ist auch so eine Sache, weil ausgelassenes Feiern zurzeit natürlich auch nicht wirklich geht. Manchmal schwächt, manchmal verstärkt Alkohol die Angst.

Stellt sich also die Zusatzfrage, wie ich selbst damit umgehen soll, damit ich mich möglichst wenig belaste (und ihr damit dann ja auch am besten helfen kann)...

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Chancen
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Beitrag Mo., 01.02.2016, 17:27

Herzstolpern ist ziemlich typisch bei Ängsten.
Haarausfall kann Symptom der Anämie sein, aber auch psychisch bedingt (Stress, Angst).
Bezüglich Gliederschmerzen und auch etwaiger anderer Symptome - habt ihr Borreliose schon ausgeschlossen?

Wegen Stress/Angst - oft weiß man gar nicht so genau wovor man wirklich Angst hat und hat keine Angst/Stress in Situationen, die andere Leute stressen würden, z.B. Prüfungsstress. Dafür konzentriert sich dann die ganze Angst, die man in alltäglichen Bereichen nicht sieht oder zulässst, dann auf eine kuriose Angst, wie z.B. der vor MS.

All das gilt's dann im Rahmen einer Therapie genauer zu betrachten.


Was dich betrifft, so kann ich dir nur raten, dir ebenfalls Hilfe in Form von Unterstützung zu suchen. Ich weiß nicht, wie tief du drinhängst und wie sehr es dich belastet, aber oft belastet einen sowas als Partner mehr als man denkt. Besonders wenn es länger andauert, kann das dann schnell an die eigenen Ressourcen gehen.

Es wäre wichtig zu sehen, dass du deiner Partnerin ihre Ängste nicht nehmen kannst. Du bist auch nicht dafür verantwortlich, dass es ihr besser geht. Das ist ihre eigene Aufgabe, bei der du sie nur unterstützen kannst.

Hast du denn das Gefühl, dass es an dir liegt, dass es ihr besser geht? Also dass du dich sehr anstrengen musst, dass es ihr gut geht mit ihren Ängsten.

Außerdem, wenn du deiner Freundin zuviel abnimmst und sie so gut es geht schützt (indem du z.B. dich nicht mehr mit deinen Freunden triffst und immer bei ihr bist, oder was weiß ich), dann kann sich ihre Angst auch getrost immer weiter ausbreiten.

Oft beginnt man erst mit den eigenen Ressourcen an seine Ängste ranzugehen und was dagegen zu tun, wenn man darauf angewiesen ist, also wenn einem nicht immer alle alles recht machen, sondern wenn man zusehen muss, dass man selbst damit klarkommt.

Am besten würdest du wahrscheinlich handeln und ihr helfen können, wenn du dir auch ein paar Stunden Coaching oder psychotherapeutische Beratung nähmst, damit du das Rüstzeug dazu hast, auf dich selbst zu schauen und dennoch für sie da zu sein.

Das ist eine Gratwanderung, die man alleine nicht so gut hinkriegt, weil einem die Perspektive fehlt.

Vielleicht hast du aber auch gute Freunde oder jemanden, mit dem du darüber reden kannst und der dir hilft, bei dir selbst zu bleiben und nicht alles nach ihr und ihren Ängsten auszurichten.

Ich glaube, dass wenn du für dich lernst, stark für dich zu bleiben und sie lernt, stark für sich zu werden, dass eure Beziehung dann dadurch gestärkt wird.

Chancen

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Beitrag Mo., 01.02.2016, 18:08

Hi,

Borreliose ist schwierig auszuschließen. Man macht hier eben gerne Liquor-Untersuchung, die anscheinend ja nichts gezeigt hat. Sie hatte auch keine Zeckenbisse und keinen typischen Zeckenbiss-Ring. Natürlich ist das kein sicherer Ausschluss und ich würde ihr auch empfehlen, dass sie das nochmal bei ihrer Hausärztin ausschließen lässt. Reiht sich aber eben in die Menge der Krankheitsmöglichkeiten ein, zu der auch Schilddrüsen-Problemen, irgendeinem Mangel und anderen neurologischen Krankheiten wie Fibromyalgie gehören. Wenn es nicht von selbst weggeht, gehen uns so langsam die Möglichkeiten aus... na ja, ein paar Tests kann man ja noch machen.

Also es belastet mich durchaus einigermaßen... Ich fühle mich ein Stück weit verantwortlich dafür, dass es ihr gut geht. Wenn das nicht klappt und sie auch auf meine Ratschläge und Aussagen, dass es keine MS ist, nicht hört, dann habe ich das Gefühl nicht ernst genommen zu werden, dass meine Meinung für sie nicht zählt und auch, dass ich einfach keine Kontrolle in meinem Leben habe.

Meine Arbeit läuft schleppend voran... selbst wenn sie gut liefe, würde mich das gerade nicht zufrieden stellen. Es ist nicht leicht für mich glücklich zu sein und zurzeit versetzt jede Angstäußerung von ihr, jeder unnötige Selbsttest (der zwanghaft ist) und jede Unruhe von ihr meiner Laune einen Stoß.

Ich treffe mich in der Tat nicht mehr so viel mit Freunden, das war immer schon ein kleines Problem. Sie setzt mich nicht unter Druck, dass ich sie nicht alleine lassen soll, jedoch weiß ich, dass es ihr alleine schlechter geht. Und das nimmt mir natürlich an Treffen mit anderen etwas den Spaß. Gleichzeitig ist ihre Lust sich mit anderen zu treffen natürlich zurzeit auch vermindert. Und wenn sie dabei ist, wandert mein Blick eigentlich auch nur auf sie in der Hoffnung, dass es ihr gerade gut geht.

Es stimmt schon... vermutlich kann ich ihr gerade nicht helfen, außer indem ich da bin. Ressourcen verlangt es mir auf alle Fälle ab, mal mehr und mal weniger. Da ich nicht wirklich Freunde habe, mit denen sie gar nichts zu tun hat, oder Freunde, die nicht miteinander reden, möchte ich nur sehr ungerne mit anderen darüber reden. Sie würde es da nicht gut finden, wenn ich mit denen über sie rede, weil sie dann natürlich ein wenig einen Stempel abbekommen könnte. Meine Familie ist extrem unreflektiert, zieht schnell falsche Schlüsse und halte ich ehrlich gesagt für einen schlechten Ansprechpartner / für keine Hilfe.

Ich nutze viel Zeit und Energie, um mit ihr über Ängste zu sprechen oder auch einfach, um sie versuchen aufzuheitern. Wir sitzen oft abends nur rum und machen aktiv wenig außer Serien schauen, gemeinsamen Sport zu initiieren ist gerade auch gar nicht möglich, weil ihre Gliedmaßen ja spinnen. Gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, ich mache zu wenig für sie... mir fehlt auch die Lust viel anderes zu machen.

Und irgendwie möchte ich mir Spaß auch gar nicht gönnen, weil ich das Gefühl habe mich von ihr zu entfernen, wenn es ihr so schlecht geht und mir gut.

Ist alles keine so besonders gesunde Einstellung, mir fällt es aber auch schwer eine andere Perspektive einzunehmen, wie du schon sagst...

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Beitrag Di., 02.02.2016, 09:36

Heute z.B. wieder so ein Fall. Sie muss lernen und ihre Lernfreunde lernen heute alleine... Also müsste sie den ganzen Tag alleine hier sitzen. Mittlerweile ist sie zumindest so vernünftig, dass sie einsieht, dass MS einfach nicht passt. Trotzdem hat sie Angst, einfach weil sie Angst hat. Ich habe den Eindruck, die Angst ist jetzt einfach angewöhnt und wovor sie Angst hat, ist eigentlich egal, das kann sowieso schnell mal wechseln.

Das ist so schlimm, dass sie sich nach dem Aufstehen ins Sofa eingekrochen hat und weinte... Dass sie alleine hier nicht zum lernen käme, obwohl es wichtig wäre, und Angst vor Angstattacken hätte. Letztes mal half ein laufender Fernseher, diesmal meinte sie, das würde nichts bringen.

Sie hat irgendwelche Angsttabletten verschrieben bekommen, die aber zu stark sind. Selbst, wenn sie nur eine halbe nimmt, ist sie 12h lang komplett zerstört. Das kommt also nicht für sie in Frage, da sie so nicht lernen und erst recht keine Klausur schreiben kann.

Im Endeffekt habe ich jetzt also wieder mal ein Homeoffice eingelegt, auch wenn sie merkt, dass das für mich schlecht ist und mir auch die Laune verhagelt... Ich grenze mich von Kollegen halt durch so ein Verhalten weiter ab, die Wahrscheinlichkeit, dass der Chef heute mit mir was besprechen wollte, ist gegeben und ehrlich gesagt tut mir das arbeiten und nicht zu Hause rumsitzen auch gut.

Gibt es nichts, was Angstattacken (vor allem akute) eingrenzt aber einen nicht komplett müde macht? Etwas, was nicht süchtig macht wie Tavor? Das kann ja keine Dauerlösung sein...

---

Habe nun mit ihr gesprochen, auch ausgedrückt, dass mich das auch belastet. Sie fragte mich auch, ob ich glücklich sei, woraufhin ich ehrlich war und meinte, dass ich das zurzeit tatsächlich nicht immer bin. Wenn die uns keinen Mist erzählt haben, würde sich bei ihr wegen der Therapie jemand in jetzt bis zu 1,5 Wochen melden, solange kann man durchhalten. Jedoch ist es wohl auch Blödsinn zu viel Hoffnung in so einen Termin zu setzen.

Wir haben auch darüber geredet, dass sie wohl auch ein Medi nehmen kann, das pusht, welches aber trotzdem gut gegen Angst ist. Ihr Kalendar ist die nächsten Tage jedoch sehr voll, sodass sie den Termin ganz so schnell wohl nicht nehmen kann. Aber voller Kalendar hilft ja auch schon mal sehr viel.

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Chancen
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Beitrag Di., 02.02.2016, 17:12

Ich fürchte, ein Patentrezept zur Angstentschärfung wird es nicht geben. Weder in Tablettenform noch in Therapieform. Angst ist eine sehr individuelle Angelegenheit.

Mit Beginn der Therapie wird sicher nicht gleich alles gut. Jeder hat da sein eigenes Tempo.

Aber es ist schon mal gut, dass deine Freundin neben dir dann noch eine weitere Vertrauensperson hat, bei der sie viele Sorgen abladen kann.

Und es wäre noch besser, wenn du dir auch so eine Vertrauensperson organisieren könntest.

Damit du ohne schlechtes Gewissen (deiner Freundin gegenüber) deine Sorgen diesbezüglich loswerden und ein offenes Ohr finden kannst.

Wenn du deine Sorgen bloß mit deiner Freundin besprichst, dann musst du dich immer zurückhalten, weil du sie wahrscheinlich nicht verletzen willst oder Druck auf sie ausüben. Da kannst du deine Sorgen dann ja gar nicht wirklich rauslassen.

Wenn ein Paar die Sorgen immer bloß miteinander bespricht, dann wird das schnell sehr eng und schwierig, wenn beide sich dann am jeweils anderen orientieren. Du fühlst dich verantwortlich, dass es ihr gut geht und sie fühlt sich verantwortlich, dass es dir gut geht, und niemand fühlt sich für sich selbst verantwortlich, dass es ihm selbst gut geht.

Das ist eine äußerst schwierige Beziehungskonstellation, wenn tatsächlich Probleme auftauchen.

Deshalb wäre außenstehende Hilfe so wichtig, die euch beiden jeweils einzeln hilft, auf euch selbst zu schauen und miteinander dann eine gute Beziehung zu führen.


Chancen

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Beitrag Mi., 03.02.2016, 17:09

Hi,

ja, da hast du wohl recht. Ich bin halt sehr unkreativ, was das angeht. Ein Psychotherapeut für mich wäre übertrieben, ich habe ja eigentlich keine akuten Probleme, da geht es andere Menschen, die wirklich einen Platz brauchen, so wie meine Freundin eben.

Mir fällt in meinem Freundes- und Bekanntenkreis jedoch niemand ein, der passen würde. Dass Probleme nur beim Partner ausschütten problematisch ist, stimmt natürlich. Heute hat sie eine Einführungssitzung, anscheinend geht es dann also bald los mit der Therapie. Das gibt natürlich Hoffnung, dass es ihr bald besser geht.

Ihre physiologischen Probleme nehmen leider nicht wirklich ab... zwischendurch hat sie sogar Angst vor ALS, weil MS nicht mehr passt und sie Zeichen für ALS fand... die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch so extrem gering, dass selbst sie das nicht so richtig glaubt... aber die Angst könnte sich aufbauen, denn es gibt nach wie vor keine Erklärung.

Mir hilft es etwas hier zu schreiben - aber ich kann ja nicht ewig dieses Forum belagern. Schwierig...

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