Kurze starke depressive Phasen, sonst optimistisch, aber zugleich ängstlich …

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JungerMensch
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Kurze starke depressive Phasen, sonst optimistisch, aber zugleich ängstlich …

Beitrag Fr., 20.04.2018, 18:40

(Verfasser: männlich, 21 Jahre)
Hallo,

Vielleicht ist das keine Frage, auf die man eine "Antwort" geben kann, aber womöglich könnt Ihr mir trotzdem Anregungen geben, die ich dann in meine Entwicklungs-Arbeit einarbeiten kann …

… also ich habe schon ein komisches Wort, nämlich "Entwicklungs-Arbeit" benützt. Das zeigt eigentlich schon eine Komponente meines Wesens, nämlich dass ich vollbewusst an meiner Entwicklung (negative Charaktereigenschaften, fehlende Fähigkeiten, Ängste etc.) arbeite, was es mir mitunter erschwert (aber auch daran arbeite ich erfolgreich), im Moment zu leben. Außerdem deutet das auch den Optimismus an, der eine zentrale Rolle spielt, denn vieles, was ich tue, trägt für meine jetzige Lebenssituation und auch wohl für die folgenden Jahre noch keine sichtbaren Früchte. Trotzdem habe ich den Optimismus, weiter an diesen Dingen zu arbeiten. (Das Beschäftigen mit Themen, mit Sprachen, die ich nicht spreche, zum Beispiel.)

Es soll hier gar nicht um das Inhaltliche dieser Dinge gehen, sondern prinzipiell nur darum, dass ich sehr stark ausgeprägte Formen des Optimismus, der Motivation und des "Ehrgeizes" (falsches Wort eigentlich, aber im herkömmlichen Sinne gemeint) habe, was auch anderen Menschen auffällt.

Eigentlich könnte sich hiermit ein sehr gutes und "erfolgreiches" Leben führen, und für die fernere Zukunft bin ich da auch äußerst optimistisch, da ich ein großes Vertrauen in meine Entwicklung habe, aber diese kann ich nicht abwarten, sondern muss natürlich hart dafür arbeiten und auf manche Dinge (wie viel "Soziales Leben") verzichten.

Aber auch das ist nicht das Hauptproblem, denn ich verbringe grundsätzlich gerne Zeit alleine in der Bibliothek beispielsweise; mein Problem sind die Ängste und depressiven Phasen.

An einer solchen Stelle ist ja stets gefragt, ob diese Probleme wirklich "Probleme" sind, also das Leben belastend prägen. Soweit möchte ich nicht gehen, sonst würde ich mir wohl auch professionelle Hilfe suchen müssen.
Nichtsdestotrotz möchte ich diese Ängste und depressiven Phasen loswerden, was ich m.E. durch aktive Arbeit – und nicht zuletzt einem Wandel an Lebensumständen, die eine Biografie mit sich bringt – sehr gut hinbekommen kann. Deswegen frage ich also, um hoffentlich hie und da Anregungen zu bekommen, aber vielmehr auch, um überhaupt zu verstehen, was ich da habe.

--> Insofern die Schilderung meiner Probleme:

In einem Satz gesagt:
Ich scheine zu einem Pol immer auch den Gegenpol recht stark ausgeprägt zu haben.

Länger gesagt:
Einerseits bin ich gerne alleine und brödle gerne vor mich hin, andererseits habe ich große Angst vor dem Alleinsein. Wenn ich also sage, dass ich Angst vor dem Alleinsein (s. untere Markierung) habe, was meine ich dann damit? Mir geht es nicht darum, dauernd mit anderen Menschen reden zu müssen, aber ich habe gerne Menschen um mich herum. Vor allem hätte ich gerne eine Freundin, aber andererseits ist es ein einseitiges Wollen, das eigentlich mehr Fühlen ist. Ein anderer Widerspruch:

Ich bin eigentlich das Gegenteil von schüchtern, denn ich tue, was ich für richtig halte, aber ich bin in manchen Aspekten sehr unsicher, einfach weil ich nicht weiß, was ich für richtig halten soll (sowohl in Urteilsbildung als auch Handelsentschlüssen).

So ist es also bei meinem "hätte gerne" von einer Freundin. Wenn ich wirklich ein Mädchen ansprechen wollte, dann würde ich es sofort tun, wo auch immer. Aber ich "will" eigentlich gar nicht wirklich. Aber das Fühlen ist trotzdem da und immer wieder taucht in mir der Wunsch auf, die Nähe eines Mädchens zu haben. (Damit ist das Ansprechen eines fremden Mädchens gemeint, nicht der Fall, dass ich mich verliebt habe. In dem einen Fall, wo ich das letzte Mal verliebt war, habe ich das Mädchen angesprochen, wenn auch mit unerwiderten Gefühlen.)

Auch hier mit den Mädchen ein Widerspruch: Einerseits interessiere ich mich nicht für Sex, andererseits habe ich sehr starke Sexualtriebe. Genauer gesagt: Penetrativer Geschlechtsverkehr interessiert mich nicht, aber das gesamte Drumherum.

Ein weiterer Widerspruch ist ein großer Humor, also Selbstironie z.B., andererseits ein großer Ernst, wenn ich versuche, etwas zu verstehen. (Wissenschaft ist für mich gleichbedeutend mit Ernst, dem wohl die meisten akademisch Geschulten widersprechen würden, da sie für alles Namen brauchen. Für mich macht aber nicht der Gegenstand, für den man eine bestimmte Methodik entwickelt, die Wissenschaftlichkeit aus, sondern die innere Betätigung beim Gegenübertreten eines beliebigen Gegenstands. Das schreibe ich hier hinzu, damit diese Formulierung nicht so vage im Raum steht.)

(Max. Schriftzeichenzahl erreicht.)
Zuletzt geändert von JungerMensch am Fr., 20.04.2018, 19:40, insgesamt 2-mal geändert.

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JungerMensch
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Beitrag Fr., 20.04.2018, 18:52

Ich hatte aber auch von "depressiven Phasen" gesprochen. Wenn ich das etwas breiter fasse, also als eine Art "psychisches Blackout", dann habe ich insgesamt 2 verschiedene Arten von Erfahrungen gemacht:

1. Eine Art Derealisation, die ich insbesondere in meiner Pubertät häufiger hatte: Immer, wenn ich auf der Straße oder auf Gängen einer Gruppe von Menschen entgegen gegangen bin, hatte ich ein Gefühl (wofür der Terminus "Derealisation" vielleicht nicht zutreffend ist), das man ziemlich genau mit dem beschreiben kann, wenn man auf einer Wippe nach unten saust und ein Kribbeln in der Bauchgegend verspürt, nur dass mir dieses "Kribbeln" unangenehmerweise in den ganzen Körper ging.
2. Das Gefühl, das sich mir die Welt zuschnürt, dass ich wie auf einer Plastikfolie gehen würde, abgeschlossen von der Welt, nur mit meiner Angst. Dieses Gefühl ist vor allem ein Alleinsein-Gefühl. Ich habe es in der ganz starken Form – wofür mir das Wort »depressiv« nicht übertrieben scheint – zum Glück nur selten. Deswegen habe ich weiter oben auch nicht von wirklichen Problemen, die ich habe, gesprochen, sondern es mehr in den Kontext einer Baustelle gesetzt. Eben trat es wieder auf, weswegen ich diesen Thread gestartet habe. Es geschah in Folge eines kurzen Gesprächs mit einem alten Klassenkameraden, der ein, nach außen hin betrachtet, recht erfolgreiches Leben führt: Also immer irgendwelche Verabredungen, Erfolg im Studium und hoch bezahlten Job. Aus Gründen, die hier zu detailliert wären, erzeugt das bei mir keineswegs "Neid", also in Form einer Mahnung an mein eigenes Leben, das stiller und einsamer verläuft. Trotzdem kam ich nach Hause und als ich die Tür öffnete überkam mich dieses grässliche Gefühl, völlig falsch in die Welt gestellt zu sein und zu nichts nütze. Ich wünschte mir, dass meine Mutter da wäre, um mich nicht alleine zu fühlen, oder dass ich in dem Moment eine Freundin hätte, aber auch das schien in dem Moment kein Ausblick zu sein. Normalerweise wünsche ich mir in einsamen Momenten eine Freundin, aber das half hier nicht, ich musste die 1-2 Minuten abwarten, und ich ging hin- und her in der Wohnung, öffnete die Tür, und dann klang es langsam ab.
Verbunden mit der Angst ist ein Gefühl, dass ich nicht in der Lage bin, ein eigenes Leben zu führen, und ich Angst habe, keine Führung zu haben, wie man es noch als Kind hat.

Vielleicht hängt damit auch meine Angst vor engen (verschließbaren) Räumen und absoluter Dunkelheit zusammen?

In dem Moment, wo ich es schreibe, erscheint es mir schon wieder zu belanglos, um es weiter zu beschreiben, da Erwachsenwerden nun einmal nicht für jeden einfach ist, und auch Klaustrophobie haben viele Menschen. Auch geht es mir jetzt gerade wieder besser.

Trotzdem sind da ja viele Widersprüche und womöglich kennt Ihr Strategien, diese Ängste zu überwinden?

Ich befürchte, nun viel zu viel geschrieben zu haben, was sich eh nur individuell beantworten lässt, aber ich lasse es erst einmal stehen und warte Eure Antworten ab, für jede dieser ich schon einmal Danke sagen möchte! :-)

LG

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JungerMensch
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Beitrag Fr., 20.04.2018, 21:07

Nachtrag:
Vielleicht hilft das noch zum Einordnen dieser, selten stark, häufiger schwach ausgeprägten, (temporären) Angststörung: Es ist auch die Angst des Nicht-Weitergehens dabei, dass alles so bleibt wie es ist, dass keine Entwicklung stattfindet. Dies ist wieder ein Widerspruch bei mir, denn ich schaue in die Vergangenheit manchmal sehr verschönernd und wünsche mir dann ›alte‹ Zeiten zurück, und mir wird ganz unwohl, dass das alles nun vorbei ist. Gleichzeitig mischt sich da aber auch die Angst hinzu, dass es nicht weitergeht… so ein Gefühl mischt sich in diesen Angstzustand auch noch…

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Sinarellas
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Beitrag Sa., 21.04.2018, 12:45

zu - viel -text. das ist unmöglich alles zu erfassen sorry.
Hier muss man sagen: Gib das dem Therapeuten in die Hand un beginne die Arbeit. Hier ist der falsche Ort für derartig viel stuff.
..:..

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JungerMensch
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Beitrag Sa., 21.04.2018, 18:27

Ja, vermutlich! Ich hätte es auf eine kleine Frage reduzieren können:

Was für ein Phänomen ist das, wo man für 1-2 Minuten eine depressive Phase erleidet? Vielleicht die falsche Bezeichnung: Gemeint ist ein Gefühl, wo alles irreal erscheint, man selber überall fehl am Platz, als würde man über eine Welt gehen, die in Plastikfolie eingepackt ist, und man ganz alleine mit der Angst da steht.


Hamna
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Beitrag Sa., 21.04.2018, 19:01

Derealisation? Depersonalisation? Keine Ahnung, ob das passt - ich habe leider deinen sehr langen Text auch nicht gelesen. ::?

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Joa
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Beitrag So., 22.04.2018, 14:26

Was wäre für dich so schlimm daran, sich mit deinen Fragen im Rahmen einer psychotherapeutischen Sprechstunde mal an einen Profi zu wenden? Da ist gar nix dabei ;-).

Ich denke, je früher man auch gegebenenfalls mit therapeutischer Hilfe an Themen rangeht, desto geringer die Gefahr einer Chronifizierung. (Kann davon Liedchen singen, hab's selbst nämlich leider verabsäumt, mir rechtzeitig
Unterstützung zu holen.) Kann sein, dass sich diese Zustände bei dir von selbst auswachsen, aber wie gesagt, kann ja auch nicht schaden, einfach mal ein unverbindliches Gespräch zu führen.

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Chancen
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Beiträge: 674

Beitrag So., 22.04.2018, 15:09

Hallo JungerMensch!

Beim Lesen deines Textes dachte ich mir sofort, wie sehr im Kopf du leben musst, und wie sehr das charakteristisch ist für Leute, die sich mit dem Leben oftmals schwerer tun als andere, die unbeschwert und simpel an die Dinge herangehen.

Ich kann dir die Lektüre Alfred Adlers wärmstens ans Herz legen. Egal, was du von ihm in die Finger bekommst. Egal ob "Über den nervösen Charakter" oder "Neurosen - Fallstudien", "Die Technik der Individualpsychologie", "Der Sinn des Lebens".

Der Stoff ist teilweise harter Tobak und mutet anfangs einigermaßen schroff an, aber für die damalige Zeit (Anfang/Mitte 20. Jahrhundert) doch recht zugänglich geschrieben. Wenn du offen bist für Selbstreflexion und dich auf seine Denkweise einlässt, um seine Gedanken nachzuvollziehen, wirst du wahrscheinlich großen Gewinn für dein Leben und deine Entwicklung daraus ziehen, wenn du dich denn damit identifizieren kannst.

Adler beschreibt ziemlich gut, was mit Menschen los ist, die neurotische Symptome, die scheinbar nicht zusammenpassen ("depressive Phasen, sonst optimistisch, zugleich ängstlich") erleben, und vor allem auch, wie man da wieder raus kommt, und sein Leben in produktivere Bahnen lenkt. Je früher, desto besser.

Die Bücher gibt's in jeder Bücherei, Bibliothek und auch als gratis Ebooks online, da die Urheberrechte bereits verjährt sind.

Alles Gute!

Chancen

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Thread-EröffnerIn
JungerMensch
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Beiträge: 5

Beitrag So., 22.04.2018, 16:32

Das klingt sehr interessant und scheint ja auch zu meinen Gegensätzen zu passen; mit Adler wollte ich mich ohnehin noch beschäftigen! :-) Danke für die Empfehlung!

Danke auch für den Erfahrungs-Hinweis auf therapeutische Hilfe. Ich werde darüber nachdenken, ob das für mich ein Weg sein könnte.

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