Hallo MissingBonny,
und willkommen hier im Forum.
MissingBonny hat geschrieben: ↑So., 22.11.2020, 21:08
Bin seit einigen Wochen in ambulanter Therapie - befürchte aber, dass das nicht ausreicht.
Was genau befürchtest du?
Und: Sind "ein paar Wochen" nicht ein bisschen früh, um das einschätzen zu können, ob die ambulante Therapie ausreicht oder nicht? Wofür soll sie ausreichen, was willst du erreichen, was soll sich verändern? Oder andersrum: Warum denkst du, dass es besser wäre, in eine Tagesklinik zu gehen? (Die in der Regel ja auch Wartezeiten haben, von ein paar Wochen bis hin zu mehreren Monaten...)
Woher stammt diese Idee mit der Tagesklinik? Hat dein Therapeut das angesprochen? Oder ist das deine eigene Idee, weil du diese Befürchtungen hast, dass die ambulante Therapie nicht "ausreichen" könnte? Oder geht es dir so schlecht, dass du deinen Alltag nicht mehr geregelt kriegst? Wobei du ja unten schreibst, dass du mit deinem Tagesablauf eher keine Probleme hast...
Warum nicht erstmal abwarten und der Therapie einfach mal eine Chance geben, dass sie dir neue Impulse gibt und du Dinge verändern kannst, bevor du innerlich schon die nächste oder sogar übernächste Maßnahme planst? Deine Depressionen schleppst du ja wahrscheinlich schon länger mit dir rum. Daher wird sich das auch nicht so mal auf die Schnelle "abstellen" lassen, sondern das ist ein Veränderungsprozess und der braucht auch etwas Zeit. Es ist sicher auch sinnvoll, mit dem Therapeuten über deine Befürchtungen zu sprechen, und ihn nach seiner Einschätzung zu fragen (falls der Vorschlag nicht von ihm kam). Der kann dir sicherlich auch deine weiteren Fragen beantworten.
MissingBonny hat geschrieben: ↑So., 22.11.2020, 21:08
Ich schaffe es noch, einen geregelten Tagesablauf zu bewerkstelligen, und kann mich eigentlich auch ganz gut beschäftigen. Ist das sinnloser Zeitvertreib um den Tag vollzubringen? Kann mir da gerade nichts drunter vorstellen.
Hm. Für mich war der Punkt erreicht, in eine Klinik zu gehen, als ich zu einem geregelten Tagesablauf nicht mehr in der Lage war und als es mir so schlecht ging, dass ich für meine eigene körperliche Unversehrtheit nicht mehr die Hand ins Feuer legen konnte. Da war mir klar, ich brauche engmaschigere Begleitung als es ambulant möglich ist. War in meinem Fall dann aber vollstationär und nicht in der Tagesklinik.
In den Gruppentherapien wird idR auch wirklich 'inhaltlich' gearbeitet, wobei ich auch psychoedukative Gruppen kennen gelernt habe. Manche Gruppen hatten einen bestimmten Fokus/Thema (zB Selbstsicherheit, Sucht, Angst/Panik, andere waren von einer bestimmten Methode geprägt (Schematherapie)). Ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, und Vieles hängt von der Gruppenleitung ab. Aber irgendwann hab ich über das Setting nicht mehr nachgedacht. Bei mir war es auch so, dass es ausschließlich "geschlossene" Gruppen waren, dh wir waren von Anfang bis Ende über 6 oder sogar 8 Wochen in derselben Zusammensetzung. Da lernt man sich schon auch ganz gut kennen. Ich hab für mich die Erfahrung gemacht, dass das Gruppensetting durchaus wie ein "Katalysator" wirken kann und dass man dadurch auch direkter mit seinen eigenen Problemen und Themen konfrontiert wird, was ja nciht unbedingt verkehrt sein muss.
Was die einzelnen Therapien angeht: Es geht ja in der Kunsttherapie (oder auch in der Sport-/Bewegungstherapie) eben nicht darum, ein tolles Bild zu malen oder für Olympia zu trainieren. Da geht es auch darum, dass du dich selbst über diese Vehikel (also Kunst und Gestalten oder aber über Bewegung und deinen Körper) neu und anders erfahren und erleben kannst und das dann auch (mit dir und den anderen in der Gruppe) reflektierst. Das läuft halt über ein anderes Medium als das Gespräch in einer normalen Gesprächstherapie. Das ist damit auch viel mehr als nur Zeitvertreib.
Alles Gute!
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