Bulimie-Langzeitbetroffen

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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Morgenstund
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Bulimie-Langzeitbetroffen

Beitrag Fr., 21.04.2023, 14:20

Guten Tag,
Ich suche gute Erfahrungen von Betroffenen.
Ich habe seit ca. 38 Jahren Bulimie, dabei waren primär anorektische Phasen, dann lief es jahrelang besser ohne grosse Essanfälle ofer Erbrechen, das Essen war aber in meinen Gedanken und Gefühlen trotzdem bestimmend.
Vor zwei Jahren habe ich eine ambulante Therapie abgeschlossen, die mir sehr gut geholfen hat. Mit dem Rüstzeug und einer Selbsthilfegruppe bin ich seitdem noch ein gutes Stück weitergekommen in Bezug auf Selbstannahme und Lebensbewältigung, so möchte ich es kurz zusammenfassen.
Trotzdem habe ich weiter so alle 14 Tage mehrere Tage mit (kurzen) Essanfällen plus Erbrechen. Vielviel weniger als früher, aber da komme ich nicht raus. Trotz aller Überlegungen zu Auslösern und Versuchen, intuitiv oder nach Plan oder dem Vermeiden oder Zulassen vonTriggerlebensmitteln (gefühlt jede Variante mind. fünfmal durch).
Ich denke manchmal, es ist oft ein Reflex, der kaum Trigger braucht (manchmal Müdigkeit, Gelegenheit, also keine grossen Sachen).
Als gute Strategie hat sich für mich Musizieren erwiesen, nach dem Essen Geige raus, das hilft sehr oft. Und dann wieder nicht.
Mir ist klar, dass das nach so langer Zeit wohl noch dauern wird. Aber gleichzeitig bin ich auch deshab frustriert und traurig und ratlos, weil ich in diesem Bereich nicht weiss, wie ich vorgehen soll. Hat jemand Ideen und gute Erfahrungen für mich?

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 21.04.2023, 15:19

Was denkst du fehlt dir, was brauchst du noch damit es besser wird?
Eine weitere Therapie? Eine andere Therapierichtung, noch einen Klinkaufenthalt oder vielleicht auch eher eine Pause?
Wie geht es dir mit dem Gedanken dass es vielleicht nicht mehr besser wird?
Du hast sehr viel erreicht, du leidest seit vielen Jahrzehnten an Bulimie, das ist auch chronisch, du hast das alles mit sehr viel Anstrengung sehr reduziert - und das ist richtig klasse. Vielleicht ist das ja die Grenze, mehr geht einfach nicht, oder jedenfalls jetzt nicht?

Ich habe neben vielen anderen Dingen auch viele Jahre an Essstörungen gelitten und wurde sie letztlich ganz los. Aber das hat lange Zeit gedauert !


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Morgenstund
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Beitrag Fr., 21.04.2023, 17:46

Danke für deine Worte!!
Was mir fehlt, ist glaube ich Ruhe in den Momenten, in denen oder aus denen heraus es eskaliert. Also in dem Moment, in dem es sich verselbständigt. Da hilft inzwischen oft der Griff zur Geige, was mich dann so beschäftigt, dass ich nicht gleichzeitig essen kann und mich dann schnell "in seinen Bann" zieht. Manchmal funktioniert es auch, mir vor dem Essen was Bestimmtes fest vorzunehmen und dann "durchzuziehen", ganz bewusst (was Bestimmtes lesen z.B.). Was nicht funktioniert sind Dinge, die ich nicht mag (nach dem Essen sofort was im Haushalt tun wollen zB. Ja, vielleicht ist das ein Grund, wenn ich esse, kann und muss ich damit nicht funktionieren oder ganz banal die Wäsche aufhängen.

Da die zwei Jahre jetzt um sind, habe ich vor, wieder Kontakt zu meinem Therapeuten aufzunehmen.
Bei dem Gedanken, dass es nicht mehr besser werden kann, geht es mir schlecht. Die Angst vor dem Kontrollverlust beeinträchtigt mich täglich. Und auch, dass ich meinen Körper immer weniger mag. Was das angeht, geht es eher bergab.

Hat sich bei dir das essgestörte Verhalten mit der Bearbeitung zugrunde liegender Probleme quasi von selbst ausgeschlichen oder was hat dir geholfen?

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ohjefisch
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Beitrag Mo., 19.06.2023, 12:28

@Morgenstund

Ich habe keine richtige Idee für dich, aber ich habe Erfahrungen. Bei mir hat es nach der Magersucht mit ca. 19 angefangen und war, bis ich 57 war, immer mal wieder da. In guten Phasen zwischendurch, die auch jahrelang angehalten haben, hatte ich 'einfach keine Lust mehr'.

Wie du auch sagst, waren die Episoden später viel kontrollierter als früher. Wenn ich an Mitte 20 denke, ich weiß nicht, wie ich das nebenher mit dem Studium geschafft habe. Da habe ich die Nächte durchgemacht ...

Auslöser? Ich weiß es nicht richtig, zuletzt war es auf alle Fälle der Tod meiner Eltern. Ausleben konnte ich das dann aber auch nur, wenn ich alleine war, seit 2009 lebe ich mit meinem jetzigen Mann zusammen.

2017 war ein Wendepunkt, aber ein erzwungener: Ich habe die Diagnose Speiseröhrenkrebs bekommen, wurde mit Chemotherapie, Bestrahlung und Operation behandelt. Die OP ist ein großer Eingriff, da geht nichts mehr wie früher. Ich fühle mich da irgendwie kastriert, aber vielleicht ist das auch gut so. Bei den Risikofaktoren wird man immer nach Alkohol- und Tabakkonsum gefragt. Den kann ich nicht verneinen, aber im Vergleich zu Gleichaltrigen habe ich es nicht übertrieben. Nach Bulimie fragt keiner, aber ich sehe da eher den Risikofaktor. Die Speiseröhre ist keine Einbahnstraße.

Und nach der Anorexie habe ich jetzt mit 63 Osteoporose. Prima, was ich mir da geleistet habe, aber ich muss es akzeptieren.

Ich hoffe, du bist inzwischen weitergekommen, dein Beitrag ist ja schon älter.

Alles Gute, Monika

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ohjefisch
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Beitrag Mo., 19.06.2023, 12:31

Ich kann in meinem Profil mein Alter gerade nicht ändern, 48 war ich vor 15 Jahren, ich bin jetzt 63.

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ohjefisch
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Beitrag Mi., 21.06.2023, 10:44

Korrektur: Die Speiseröhre ist eine Einbahnstraße!

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