Traumatisierte Eltern

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
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reddie
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 16:43

Danke! (Jetzt dachte ich kurz, klang das so krank, was ich schrieb). :-o

Ist halt ein schwieriges Thema. Ich bin ein Gerechtigkeitsfanatiker. Weil man ist ja doppelt getroffen: einmal durch die Genetik und dann noch von der Erziehung. Grummel!

Das finde ich schon bei Krebs so schlimm. Vorteil: man wird Vorsorge ernster nehmen. Früherkennung ist von Vorteil.

Und ja: man kann an sich arbeiten, reflektieren, Impulse wahrnehmen, ohne Ausagieren. Aber wie gesagt, manchmal beneide ich Verdränger.

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candle.
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 16:49

Also mit Impulsen habe ich es nicht zu tun, aber zu viel denken schon. Aber das hat mit der Psyche eher nix zu tun. Das ist meines.
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saffiatou
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 17:04

https://www.klett-cotta.de/produkt/kath ... 031-t-3163

https://www.katharina-drexler.de/

sie beschreibt (in dem oben stehenden Link für ihr Buch) sehr gut, wie Traumata bereits in den reifenden Eizellen genetische "Schäden" anrichten (hohe Mengen an Stresshormonen) die dann ja im entwickelten Embryo verbleiben. Menschen, die generationale Traumata verarbeiten müssen, reagieren wie die, die Traumata direkt erfahren haben, ganz anderes auf Streß, als Menschen die da unbelastet sind. Nur als eines der vielen Beispiele, dass sich Traumata generationsübergreifend in die DNA verändern kann.

Trotzdem finde ich es keine Entschuldigung diese unbearbeiteten Traumata an den Kindern und anderen "auszulassen". Die Eltern mögen zwar Schlimmes erlebt haben, aber es ist kein Freifahrtschein.
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chrysokoll
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 17:19

da stimme ich dir völlig zu, aber: Es setzt zum einen überhaupt ein Bewusstsein für die eigenen Traumatisierung voraus. Die hat keineswegs jeder und es ist auch nicht immer so einfach.
Und es setzt voraus dass es überhaupt Hilfe gibt. Die war ja nun für die Kriegs- und Nachkriegsgeneration kaum bis gar nicht verfügbar. Auch heute und hierzulande bekommt ja nun keineswegs jeder der das möchte und braucht eine geeignete Behandlung.

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reddie
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 17:48


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saffiatou
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 18:01

chrysokoll hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 17:19 da stimme ich dir völlig zu, aber: Es setzt zum einen überhaupt ein Bewusstsein für die eigenen Traumatisierung voraus. Die hat keineswegs jeder und es ist auch nicht immer so einfach.
Nein, es setzt ein Bewußtsein vorraus zu tun was „richtig oder falsch“ ist. Meine Eltern waren richtig geschädigt, Krieg mit allem was dazu gehört. Sie wussten, dass die Misshandlungen an uns falsch waren und wenn Besuch da war, waren sie völlig andere Personen: freundlich, leise, etc, aber sowie die weg waren, war es wie sonst auch. Eine typisches dr. Jeckyll und Mr Hyde verhalten. Sie wussten, was sie taten. Sie hatten keine Ahnung von den Traumatisierungen, das ist klar, aber noch mal, ihre bösen Handlungen waren ihnen bewusst und sie konnten sie kontrollieren. Das ist was ich nie entschuldigen werde.
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candle.
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 18:06

reddie hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 17:48 https://birgit-ising.com/kriegsenkel-ah ... -symptome/

Auch sehr interessant.
Magst du sagen was? Ich finde das wieder sehr schwammig. Und wie trennt man, wenn ich das jetzt lese und als gegeben hinnehme, was ist Traumatisierung der Großeltern, was der Eltern?
Klingt ja beinahe so, dass man von den Eltern nicht traumatisiert wurde, aber von den Großeltern. Da muß doch irgendwie noch eine andere Idee dahinterstecken? Oder wie du dachtest reddie mit der Adoption.

Ach ja, einige Adoptierte sollen das ja auch so fühlen wie unter den 10 Punkten.

Für mich gibt es in der Beschreibung ein "Missing Link".

candle
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candle.
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 18:12

saffiatou hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 18:01 Sie hatten keine Ahnung von den Traumatisierungen, das ist klar, aber noch mal, ihre bösen Handlungen waren ihnen bewusst und sie konnten sie kontrollieren. Das ist was ich nie entschuldigen werde.
Eben! Das kenne ich ja auch. Deswegen geht es mir einfach nur um "gute Menschen" und "böse Menschen". Nicht jeder traumatisierte Mensch wird quasi ein "Psychopath".

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reddie
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 18:38

candle. hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 18:06
reddie hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 17:48 https://birgit-ising.com/kriegsenkel-ah ... -symptome/

Auch sehr interessant.
Magst du sagen was? Ich finde das wieder sehr schwammig. Und wie trennt man, wenn ich das jetzt lese und als gegeben hinnehme, was ist Traumatisierung der Gr

Also ich erkenne mich da total wieder. Ursachen sind meiner Meinung nach vielseitig. Das lässt sich wohl nicht entwirren.

Dass ich nie was an Nahrung schlecht werden lasse, die Krankenhaustasche immer gepackt habe und fest mit Putins Bombe gerechnet habe, Misstrauen, Schreckhaftigkeit...

reddie


Die Autorin hat ja auch viel Humor, muss man sagen.

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BluePoint
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 18:41

candle. hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 15:47
Also mir sagte mal eine Therapeutin in Bezug auf meine Herkunftsfamilie mal was von "emotionaler Dummheit", wo nur immer ungefiltert agiert wird und nie reflektiert und fand das recht passend.

Da muss man ja fast ein bisschen schmunzeln wenn man dich ein wenig länger kennt, Candle ;)

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Fairness
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 20:23

Ich kann mich noch erinnern, wie ich in meiner ersten Therapie einmal sagte, als ich körperliches gesündheitliches Problem hatte, "Ich hoffe, dass meine Probleme eine seelische Ursache haben." Therapeut fragte mich, "Warum?" "Weil das bedeuten würde, dass sich das verändern lässt." "Das stimmt."

Bei meinem zweiten Therapeuten fanden wir in anderem Zusammenhang heraus, dass es durchaus eine genetische Komponente gibt. Ich kann das ausgleichen, doch ich weiß, es wird nie so sein, wie wenn ich diese 'Abweichung' nicht hätte. Doch so wie sie einst eine Schwäche für mich war, so kann ich sie heute gleichzeitig auch als eine Stärke erkennen.

Sie ist aber in mir verankert und bleibt bei mir, ich kann keinen Schalter umlegen, mit welchem sich das ändern würde. Und ich denke, das ist ein Aspekt, wenn man über Genetik spricht - dass der Punkt unveränderbar bleibt. Das, was sich verändern lässt, ist der Umgang damit, doch spürbar bleibt es auf eine endgültige Art und Weise in einem das ganze Leben lang.

Das hat nun weniger mit transgenerationellen Themen zu tun, doch wenn eine Feststellung kommt, dass etwas in den Genen liegt, ist es schon fest verankert und braucht anderen Umgang als das, was 'nur' anerzogen ist. Das, was erlernt ist, lässt sich auch ändern, wenn man es will und auch Stückchen Glück hat... So verstehe ich das zumindest.
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)

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reddie
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 22:17



Das wollte ich noch mit euch teilen.

Wünsche allen einen friedlichen Abend!

reddie

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