Beitrag
Mi., 11.11.2015, 15:32
Hallo an alle im Forum noch aktiven,
erst seit Kurzem bin ich auf der Suche nach Anderen, die auch Erfahrungen machen mussten mit der "Festhaltetherapie" a la Prekop oder Martha Welch.
Mein Hauptanliegen ist, mehr Menschen zu finden, die die Kehrseite beleuchten, über Spätfolgen und Traumata berichten können, damit man Kinder und Eltern heute geschützt werden können.
Eine Gruppe oder auch Selbsthilfegruppe habe ich bislang nicht gefunden. Wer dazu Informationen hat, kann mich gerne und bitte anschreiben.
Viele Eindrücke und Schilderungen im Forum konnte ich sehr gut teilen und nachempfinden. Gefreut habe ich mich über die Formulierung "die alte Hexe", bezogen auf Prekop, da ich gerade in den letzten Tagen sehr ähnlich über sie gewettert habe.
Teilen konnte ich auch die Empörung ob des Wortes "Vergewaltigung".
Ich bin 29, seit drei Jahren in Therapie, Hauptsächlich wegen mangelndem Selbstwertgefühl. Da ich so wie ich war meinen Beruf nicht mehr hätte ausüben können
Für mich war es sehr schwierig, überhaupt erst die Frage zu stellen, "was ist passiert, was mich heute noch so traurig macht und solchen Schmerz in mir auslöst", da diese Frage alleine schon im Kontext große Scham auslöst, das Gefühl von Undankbarkeit und Schuldzuweisung, die ich nicht machen wollte. Zum Glück geht es darum aber gar nicht, sondern nur um das, was war anzunehmen und zu fühlen.
Eigentlich kam ich nicht über das Gespräch in Berührung mit dem Thema. Sondern andersherum, bei einer Aufmerksamkeitsübung bei der es um das Hinspüren in verschiedene Räume oder auch Körperteile ging.
Als ich beim Beckenboden angelangt war, überkam mich Trauer und Schmerz, ich musste direkt weinen, erschrak aber auch vor dem plötzlichen Auftreten solcher Gefühle und drängte diese wieder weg.
Umgekehrt, dass man über das Schildern von Ereignissen durch das Nachfühlen körperlichen Schmerz empfinden (diesen erleben, durchleben und dadurch bearbeiten) kann, hatte ich schon erfahren.
Da da aber plötzlich nur der Schmerz da war und das Ereignis für mich nicht sichtbar war, stellte ich mir natürlich Fragen "was ist gewesen", "habe ich etwa verdrängt"?.
Das Wort "Vergewaltigung" hat sich schnell bei mir aufgedrängt.
In einem Gespräch wurde mir klar, dass die "Festhaltetherapie" die Ursache für den Schmerz war.
Und, dass sich dies wie eine art der Ver-gewaltigung ist, möchte ich nur wie folgt erklären:
In einer Situation, in der Mutter oder Vater nicht mehr weiter wissen, vielleicht den Weg der Körperlichen Gewalt in Form von Schlagen ausschlagen wollen (hierbei möchte ich anmerken, dass dies in meinem Fall so war, Hintergründe von Eltern, warum sie wie handeln sind vielfältig und ich strebe kein Flächendeckendes Gleichnis an)
die meist beidseitig aggressiv aufgeladen ist, werden Grenzen in form von Nähe gezeigt. Das eigene, noch natürliche Empfinden von "ich will gerade nicht hier sein, möchte dir nicht nahe sein" oder gar "ich hass dich", wird mit einem Entzug der Freiheit, des freien Willen und massivem Eintritt in die Intimsphäre beantwortet. Das Festhalten gleicht des Dominierens der anderen Person. In den meisten Fällen ist diese sowieso schwächer, kleiner, war schon vorher hilflos. Die Aggression ist vielleicht sogar der einzige derzeit gefundene Ausdruck der Hilflosigkeit des Kindes. Das Kind wird Dominiert, die Persönlichkeit des Kindes wird massiv bearbeitet bis zur Brechung. Man ergibt sich, man gibt auf.
Das hat nichts mit einer freiwilligen, aus dem innen heraus kommenden Zuneigung zu tun.
Wenn man umklammert wird und zum Beispiel die eigenen Beine nicht geschlossen sind sondern geöffnet, liegt gerade der Genitalbereich offen. Man will aber überhaupt keine Nähe! Nicht an den Wangen, nicht an den Lippen, nicht am Oberkörper, nicht an den Oberschenkeln, nirgends! Man will den anderen NICHT spüren.
Die Folgen bei mir sind Störungen, was Nähe und Abstand in Beziehungen zu Freunden und Partnern angeht, statt einer Sicherheit. Sicherheit ist auch stark verbunden mit dem Thema Sicherheits-Abstand. Wahre Nähe habe ich somit noch nie erfahren wollen, geschweige denn geben können.
Und die ständige Unsicherheit mit sich selbst, mit der ich mich herumschlage.
Der echten Therapie sei Dank, sind aber alle Baustellen auf dem Weg der Besserung.
Ein anderes Thema wären Kinder, die man vor sich schützen möchte, da sie sich sonst in einer Wut gar selbst schwer verletzten würden.
Die "Festhaltetherapie" bei Autisten finde ich noch schlimmer, dazu haben aber Andere im Netz schon reichlich geschrieben, die sich mit dem Thema besser auskennen.
Ich bin gespannt auf andere Erfahrungen von euch!
Viele Grüße