Schwester (10) dreht durch, Familie verzweifelt!

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Mira.cc
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Schwester (10) dreht durch, Familie verzweifelt!

Beitrag So., 30.07.2017, 04:24

Hallo ich bin neu hier! Aus Verzweiflung in dieser weiteren schweren Nacht bin ich zufällig auf dieses Forum gestoßen. Meine Schwester (10 jahre) dreht momentan vollkommen durch! Wir alle halten das nicht mehr aus und vorallem meine Mutter macht das ziemlich kaputt. Die kleine soll an Mutismus leiden, das sagten uns Ärzte einige Jahre zuvor. Sie konnte nie mit fremden Menschen umgehen bzw überhaupt auf sie eingehen und verschließt vollkommen vor Personen, die nicht Teil der Familie sind. Immer wieder kommen neue Probleme zb. darf niemand ihre Haut sehen. Sie weigert sich zu duschen (schon bald 2 Jahre nicht geduscht) und muss immer einen langarm Pullover plus Jacke und lange Jeans tragen. Es ist eine Qual dies im Sommer mit anzusehen! Auch Ihre Haare, die sie bis vor ca 4 oder 5 Monaten noch manchmal gewaschen hat, sind mittlerweile komplett verfilzt. Ich persönlich halte das nicht mehr aus sie stinkt schon mittlerweile! Nun zu den momentanen Problemen: sie isst nix mehr in der Wohnung, da jmd von uns das essen berührt haben könnte. In ihrem Zimmer, welches sie mit einer weiteren kleinen Schwester teilt, darf man sich nicht mehr ihrem Bett nähern, geschweige denn dieses berühren. Falls es dazu kommt oder falls sie nur vermutet jemand könnte es berührt haben, wechselt sie Bettlaken, decken- sowie Kissenbezug. Seit ca 2 oder 3 Wochen ist es jedoch so schlimm geworden, dass sie fast gar nicht mehr schlafen geht. Sie legt sich einfach nicht mal mehr in ihr Bett und läuft die ganze Nacht mit Schuhe und Jacke durch die Wohnung. Sie hält uns so alle wach. Die ganze Nacht passt sie auf dass niemand sich ihrer Zimmer Ecke nähert. Meine Mutter schläft seit ein paar Tagen in dem Kinderzimmer auf einem Sofa um aufzupassen, da die kleine ja tagsüber nichts essen und trinken will und nachts wach vor ihrem Bett hockt und droht umzukippen. Sie isst echt manchmal einen ganzen Tag nichts vielleicht nur eine kleine Sache wie ein Brötchen oder börek. Dabei achtet sie jedoch genau darauf, dass weder meine Mutter, noch die andere kleine Schwester oder irgendjemand anderes das essen berührt. Sie trinkt auch nichts! Dinge, die Zucker enthalten nimmt sie jedoch zb schneller als anderes entgegen. Sie hat Augenringe und ist ganz blass. Wir alle sind überlastet mit der Situation. Meine Mutter hat mit Ärzten, notärzten und Psychiatrien telefoniert aber soweit ich verstanden habe kann sie nicht einfach eingewiesen werden bzw wird das jetzt in die Wege geleitet. Meine Mutter ist so hilflos, niemand unterstützt uns bei dieser Sache! Ich habe keine Ahnung!! was wir tun können! Ich wurde gerade von meiner laut heulenden Mutter aus dem Schlaf gerissen, weil die 10 jährige Küchenpapier Stücke auf den Boden vor ihr Bett gelegt hat und sich darauf gehockt hat und hin und her taumelt. Ich habe mal im Internet nach kinderpsychiatrien geguckt und wollte in Erfahrung bringen was ich, was wir tun können und bin dabei auf dieses forum gestoßen! Ich hoffe ich konnte euch ein bisschen klar machen, was hier vor sich geht und bitte euch, uns hier ein paar Tipps zu hinterlassen oder Dinge die wir unternehmen können! Wir wissen sie braucht dringend Hilfe und muss in eine Einrichtung! Wir schaffen das hier nicht mehr, die Familie ist am auseinander brechen unsere Nerven sind alle blank!

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lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag So., 30.07.2017, 07:08

Hallo Mira,

du hörst dich wirklich verzweifelt an, und ich glaube wirklich, dass es dir/ bzw. euch als Familie nicht gut geht.
Ich glaube aber auch, dass es deiner Schwester nicht gut geht. Und du hast Recht, sie braucht Hilfe.

Was mir aufgefallen ist: Dein "Frust", dass deine Schwester nicht so "funktioniert" wie sie sollte. Vielleicht hilft es, wenn ihr euch klarmacht, dass sie im Moment nicht anders "kann". Sie macht das nicht, weil sie bockig ist oder weil sie euch nerven möchte. Sondern weil sie echte Not hat und sich nicht anders zu helfen weiß.

Wo ihr Hilfe herbekommt und was nötig ist, kann man so aus der Entfernung schwer sagen. Aber ich glaube, ihr müsst euch darauf einstellen, dass das nicht in ein paar Wochen wieder "normal" sein wird. Das könnte ein längerer Weg werden, und unter Umständen seid ihr auch als ganze Familie gefordert, weil vielleicht mehr Dinge in eurer Familie nicht so gut zusammenpassen und deine Schwester das einfach deutlicher wahrnimmt und ausdrückt als der Rest von euch.

Eine gute Anlaufstelle wäre ein Kinder- und Jugendpsychiater oder ein Kinder-/Jugendlichen-Psychotherapeut. Macht am Telefon deutlich, dass es dringend ist. Eventuell würde es auch helfen, mit ihrem Kinderarzt/-ärztin zu reden. Er oder sie kann euch weitere Anlaufstationen nennen oder auch dabei helfen, möglichst bald einen Termin bei Fachleuten zu bekommen. Es gibt auch in den meisten größeren Städten einen Krisendienst, der bei psychischen Krisen unterstützt und sich auch mit weiterführenden Hilfsangeboten auskennen sollte. Da kann man auch als Angehöriger anrufen und/oder einen Termin ausmachen. Ganz wichtig: Falls möglich, bezieht die Schwester in Entscheidungen mit ein und macht nicht alles einfach über ihren Kopf hinweg.

Alles Gute, lisbeth

PS: wenn du Absätze in deinen Text einfügst, dann lässt sich das besser lesen :-)
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― Anne Lamott

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alatan
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Beitrag So., 30.07.2017, 08:41

Niedergelassene Ärzte und Kliniken interessiert sowas erstmal gar nicht (weil sie da gar nicht eingreifen können). Was hier zieht ist einzig die sofortige Einschaltung des Jugendamtes mit dem Hinweis Gefahr im Verzug (wenn die Person kaum mehr isst, wird sie früher oder später daran sterben).
Offensichtlich ist die Erziehungsberechtigte ja vollkommen überfordert und handlungsunfähig, sonst hätte sie Schritte eingeleitet, die zum Erfolg führen, nämlich der sofortigen Unterbringung in einer Klinik.


ballpoint
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Beiträge: 590

Beitrag So., 30.07.2017, 08:48

lisbeth hat geschrieben: So., 30.07.2017, 07:08Ganz wichtig: Falls möglich, bezieht die Schwester in Entscheidungen mit ein und macht nicht alles einfach über ihren Kopf hinweg.
Das Kind braucht Führung, braucht Halt, braucht zuverlässige erwachsene Entscheidungen. Es hat zehn Jahre lang der elterlichen Autorität getrotzt, alles selbst gestimmt und die Familie terrorisiert. Was es genau nicht braucht ist wiederum das Mitsprachrecht in dem Desaster das es angerichtet hat. Wohlgemerkt: das Mädel ist nicht verantwortlich für dieses Drama, es trägt keine Schuld, es wird aber jeden Eingriff in die Lage als eine Strafe präsentieren und sich heftig wehren. Diesem Druck seid Ihr als Familie wohl nicht gewachsen. Schon im Interesse der anderen kleinen Tochter sollte diese unselige Co-Abhängigkeit von Mutter und Problemkind durchbrochen werden. Die total überforderte Mutter schafft das alleine nicht. Ob sie es mit engagiertem coaching fertig bringen würde, lässt sich unbekannterweise nicht beurteilen.

Ich fürchte jemand muss bei den Instanzen Dampf machen. Das heißt: weinend anrufen, dramatisieren, zehn Telefonnummern statt zwei wählen. Oft kann ein eingeschriebener Brandbrief Wunder wirken, da man Anrufe ja leugnen oder verharmlosen kann. Das Problem ist sehr ernst. Ihr braucht absolut sachverständige Hilfe, anzufangen mit neurologischen Untersuchungen.

Ein Wort noch zu dir selbst, Mira.cc: verliere dein eigenes Wohlbefinden nicht aus dem Auge. Sorge in allererster Linie gut für dich selbst. Suche Ablenkung, gönne dir Spaß, positive Erlebnisse. Denn die Verantwortung für die Familie liegt nicht bei dir.
caute

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Kaonashi
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Beitrag So., 30.07.2017, 10:23

Das Jugendamt kann helfen, die notwendigen Schritte (vermutlich Klinikeinweisung) in die Wege zu leiten, wenn die Mutter es alleine nicht hinbekommt. Ich frage mich, warum sie mit dem Kind nicht schon längst mal zum Arzt gegangen ist. In der Schule müsste eigentlich auch was aufgefallen sein.

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Blume1973
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Beitrag So., 30.07.2017, 11:04

Hallo,

mein Post ist dir leider keine Hilfe, sondern nur mein Eindruck.

Ich habe deine Geschichte gelesen und sie hat mich sehr berührt. Ich fühle mit deiner Schwester mit, aber natürlich auch mit euch. Sie geht da die Hölle durch die Kleine!

Ja, mich interessiert auch wie sich deine Schwester in der Schule verhält. Kann sie mit diesen "Zwängem" überhaupt die Schule besuchen?

Ich stelle mir das alles sehr, sehr schwer vor. Viel Kraft für euch alle und ich hoffe, ihr bekommt schnell die richtige Hilfe!

Alles Liebe
Blume
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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lisbeth
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Beitrag So., 30.07.2017, 12:12

ballpoint hat geschrieben: So., 30.07.2017, 08:48
Das Kind braucht Führung, braucht Halt, braucht zuverlässige erwachsene Entscheidungen. Es hat zehn Jahre lang der elterlichen Autorität getrotzt, alles selbst gestimmt und die Familie terrorisiert. Was es genau nicht braucht ist wiederum das Mitsprachrecht in dem Desaster das es angerichtet hat.
Ich habe nicht gesagt: Überlasst der Schwester die Entscheidung, sondern bezieht sie mit ein. Das ist ein Unterschied. Dass etwas passieren muss, bestreitet hier wohl keiner.

Von "trotzen" oder "terrorisieren" zu reden finde ich schlichtweg nicht angebracht. Hier geht es um eine psychische Erkrankung und nicht um eine Zweijährige in der Trotzphase.

Ist denn deine Schwester auch der Meinung, dass sie Hilfe braucht, Mira? Würde sie die Hilfe annehmen?
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Mia Wallace
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Beitrag So., 30.07.2017, 13:08

Eine psychiatrische Behandlung können bei Minderjährigen selbstverständlich auch die Erziehungsberechtigten ohne das Jugendamt veranlassen.

Die Kleine gehört so schnell wie möglich in eine professionelle Behandlung.
Das klingt nach einer wirklich schwerwiegenden Erkrankung und auch schon chronifziert. Keine guten Voraussetzungen :cry:
Weshalb ist die Kleine nicht schon lange in Behandlung?
Was ist in der Familie los??

lisbeth hat geschrieben: So., 30.07.2017, 12:12
Von "trotzen" oder "terrorisieren" zu reden finde ich schlichtweg nicht angebracht. Hier geht es um eine psychische Erkrankung und nicht um eine Zweijährige in der Trotzphase.
Naja, aber die Kleine hat -so sicher auch sie selbst schlimm leidet- die Familie doch auch mit ihrer Symptomatik offenbar fest im Griff :)

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wind of change
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Beitrag Fr., 04.08.2017, 23:38

Hallo mira.cc ,
mich hat auch berührt was du geschrieben hast. Schade dass du dich seitdem nicht mehr gemeldet hast.
Wie ist es weiter gegangen mit deiner Schwester ( und auch mit euch anderen, vor allem dir?) ? Habt ihr Hilfe? Das fände ich wichtig!
Laut deinem Profil bist du 66, ich nehme aber mal an, in Wirklichkeit ETWAS jünger? ;)
Ich würde mich freuen, wenn Du Dich nochmal meldest. Das Schicksal Deiner Schwester, und auch wie es Dir damit geht, hat offensichtlich nicht nur mich berührt.
Alles Gute Dir und Deiner Schwester und Deiner ganzen Familie!
Gehe so weit, wie du sehen kannst. Wenn du dort ankommst, wirst du sehen, wie es weitergeht.
(Autor unbekannt)
Wege entstehen, indem man sie geht. (Franz Kafka)
Glaub nicht alles was du denkst (Heinz Erhardt (?))

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