Armut, Luxus und Luxusprobleme

Themen und Smalltalk aller Art - Plaudern, Tratschen, Gedanken, Offtopic-Beiträge (sofern Netiquette-verträglich..) und was immer Sie hier austauschen möchten.
Benutzeravatar

spirit-cologne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 1435

Beitrag Mo., 23.09.2019, 13:50

kaja hat geschrieben: Mo., 23.09.2019, 13:27 Die Qualität der Pflege und der Grad an medizinischer Versorgung hängen ja durchaus auch vom Einkommen ab.
Fragt sich nur, wie lange man da Sonderwünsche finanzieren kann. Schon die Kosten der "normalen" Pflege sind so hoch, da braucht man nicht arm zu sein, da kann sich auch der typische Mittelständler nicht allzu lange Extras leisten. Wie gesagt, da ist auch ein unbelastetes (nicht baufälliges) Eigenheim schnell "verbraten".
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

Werbung


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4534

Beitrag Mo., 23.09.2019, 16:10

Ich spreche da nicht von Sonderwünschen, sondern durchaus nur von einer akzeptablen Grundversorgung, d.h. von einer Pflegekraft die der Amtssprache mächtig ist und nicht nur Hilfskraft ist, von Nahrung die die Vorgaben der DGE entspricht, einem vernünftigen Personalschlüssel, Medikamenten- und Behandlungszuzahlungen usw.

Ich kenne Armut sehr gut und kann mich durchaus daran erinnern wie problematisch Praxisgebühr, rezeptfreie Medikamenten, Zuzahlungen zu Medikamenten, Heil- und Hilfsmitteln waren. Ich war da definitiv medizinisch unterversorgt.
After all this time ? Always.

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag Mo., 23.09.2019, 17:08

Aber sie treffen im Alter viele. Und sie sind von der unangenehmeren Sorte, nicht von der, wo als Jugendlicher bei einem schlimmen Unfall zumindestens die Chance besteht, es nicht zu überleben. Viele Dinge bekommen alte Menschen sind, weil sie die Gesellschaft nicht braucht.

Was es damit zu tun hat? Dass man die Armut, die man als Kind mehr oder weniger wahrgenommen hat, mittlerweile gut verdrängen und verklären konnte. Und dass man als Erwachsener nicht so tolerant ist wie ein Kind, das erstens optimalerweise viel Verständnis und Schutz erhält und zweitens noch viele Möglichkeiten hat. Ein Erwachsener hat das nicht. Mit 50 machst du in der Regel keine Karriere mehr und musst dich tatsächlich dauerhaft mit dem Mangel arrangieren.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Anna-Luisa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2908

Beitrag Di., 24.09.2019, 12:53

Broken Wing hat geschrieben: Mo., 23.09.2019, 17:08 Was es damit zu tun hat? Dass man die Armut, die man als Kind mehr oder weniger wahrgenommen hat, mittlerweile gut verdrängen und verklären konnte.
Oder "man" hat sie einfach nicht als schlimm empfunden. Eine Sucht nach Luxusartikeln verspüre ich bis heute nicht. Obwohl wir heute nicht mehr zu den "Armen" zählen, kaufen wir unseren Kindern ebenfalls nicht die Spielwarengeschäfte leer. Sie (und wir) tragen überwiegend gebrauchte Kleidung. Aber es gibt täglich frisch gekochtes Essen. Hilfe bei den Hausaufgaben. Und Zeit für gemeinsame Unternehmungen (die meist gratis sind).
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

Werbung

Benutzeravatar

Kellerkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 44
Beiträge: 3551

Beitrag Mi., 25.09.2019, 21:52

Anna-Luisa hat geschrieben: Di., 24.09.2019, 12:53 Hilfe bei den Hausaufgaben. Und Zeit für gemeinsame Unternehmungen (die meist gratis sind).
Mir fallen spontan keine Unternehmungen ein, außer spazieren gehen, die gratis sind. Wobei ich unter einer Unternehmung etwas "außer Haus" verstehe, nicht den Abend vor dem Fernseher oder Spiele-Abende ... wobei ja selbst fernsehen kostet und Spiele ebenso. Streng genommen. Ich will nicht spitzfindig sein.

Wir waren neulich zu dritt Burger essen und im Kino mit allem drum und dran. Um die 130 Euro. Für mich ein Alptraum. Würde ich niemals dafür locker machen. Alleine das Annehmen fällt schon schwer. Ich hatte TATSÄCHLICH zwei Kino-Gutscheine in der Tasche, zwei für eins plus kleinen Snack... "Lass stecken!", hieß es dann. "Nimm den das nächste Mal." Hmm. Okay. Aber nein, toll und bewundernswert finde ich das nicht, und das "DANKE" bleibt mir hier und da schon mal im Halse stecken....
Für meine Tochter war es ein riesen Event. Ein Geburstaggeschenk. Einmal im Jahr. Für seinen Sohn ist so was ein stinknormaler Samstag...

Neulich auf einer Feier mit teilweise doch recht reichen Leuten unterwegs, unter anderem ein Porsche-Fahrer, der nicht weiß wohin mit seinem Geld und dem die NPS schon auf der Stirn geschrieben steht. Schrecklich, ihm nur zuzuhören! Dann doch lieber wieder zurück in ALGII. Nicht wirklich, aber ich fühle mich in solchen Kreisen echt nicht wohl...
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Anna-Luisa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2908

Beitrag Do., 26.09.2019, 05:21

Kellerkind hat geschrieben: Mi., 25.09.2019, 21:52 Mir fallen spontan keine Unternehmungen ein, außer spazieren gehen, die gratis sind. Wobei ich unter einer Unternehmung etwas "außer Haus" verstehe, nicht den Abend vor dem Fernseher oder Spiele-Abende ... wobei ja selbst fernsehen kostet und Spiele ebenso. Streng genommen. Ich will nicht spitzfindig sein.
Wir machen z.B. oft Radtouren. Meist mit Picknick. Im Sommer sind wir oft am See. Auf dem Spielplatz. Oder Bolzplatz. Laufen Inliner.

Einen Fernseher haben wir nicht. Aber ich unternehme auch etwas mit den Kindern, wenn wir samstags Pizza backen und einen Spiele-Abend machen. Spiele leihen die Kinder oft in der Bibliothek aus. Wenngleich wir auch die "Spielesammlung" im Haus haben.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

Benutzeravatar

Kellerkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 44
Beiträge: 3551

Beitrag Do., 26.09.2019, 06:05

Anna-Luisa hat geschrieben: Do., 26.09.2019, 05:21 Wir machen z.B. oft Radtouren. Meist mit Picknick. Im Sommer sind wir oft am See. Auf dem Spielplatz. Oder Bolzplatz. Laufen Inliner.
Ja. Okay. Stimmt. Daran hatte ich ad hoc nicht gedacht, war eine ernst gemeinte Frage gewesen. Es sind zumindest mal "günstige" Ausflüge. Bisschen Geld braucht man meist doch, aber das ist i.d.R. vernachlässigbar.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4597

Beitrag Do., 26.09.2019, 06:24

Ich sehe das so und so. Als Kind war ich auch arm und ja, ich habe es gemerkt. Aber es gab immer gesundes, frisches Essen, Urlaub war drin. Dafür würde halt woanders gespart. Mein Vater hatte 10 Jahre vor der Rente ALG 2 selbstverschuldet, wie ich finde, jetzt entsprechend Rente auf Sozialhilfeniveau, bzw. mit Aufstockung. Nur über zu wenig Geld klagt er nie, er kommt immer gut durch.
Da bin ich ihm mal dankbar, gelernt zu haben, mit Geld umzugehen.
Trotzdem bin ich froh heute gut zu verdienen. Ich kann mir alles Leisten, was ich will, und betreibe noch Altersvorsorge. Aber ich weiß eben auch wie.
Ich finde es problematisch, das Geld im Grunde einen so schlechten Ruf hat in unsere Gesellschaft, ist ja nicht überall so. Wirkliche finanzielle Bildung kommt an Schulen nicht vor. Im Erwachsenenalter beschäftigt sich kaum jemand damit, der es nicht von berufswegen muss und selbst da....

Warum ich froh bin, nicht arm zu sein? Wo ich wohne gäbe es nichts kostenloses. Das Einzige vielleicht spazieren gehen, ist auf Dauer nicht kindgerecht.
Schon wenn mein Mann und ich, mit den Rädern mit der S-Bahn an den Stadtrand fahren, um von dort eine Runde zu drehen oder an den See zu fahren, sind fast 20 Euro für Fahrkarten hin und zurück weg. Radtour durch die Stadt ist für mich als überwiegend Radpendlerin keine angenehme Freizeitbeschäftigung.
Auch um in den Wald zu kommen, muss ich Fahrkarten zahlen. Oder sagen wir in den Forst. Echter Wald wäre nochmals weiter weg und teurer.

Ich finds heute schwerer als früher, mit wenig Geld zu leben. Unmöglich ist es nicht, aber schwerer.
amor fati

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Anna-Luisa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2908

Beitrag Do., 26.09.2019, 06:40

Ich hatte als Jugendliche oft mehr Geld zur Verfügung als Mitschüler mit reichen Eltern. Verdient mit Nachhilfe und babysitten. War auch angewandte Mathematik: 5 Stunden babysitten bedeutete, ich konnte mir die tolle neue CD kaufen. Oder weitere 4 Stunden arbeiten und das Album kaufen. Wenn ich etwas haben wollte, bin ich im Geiste immer die Arbeitszeit durchgegangen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag