Traumatherapie in der psychosomatischen Klinik

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 13:15

Liebe Saffia,
saffiatou hat geschrieben:Zu Hause durfte ich nicht wütend sein, mußte immer leise und unauffällig sein, das war sicherer.
Ja! Genauso war dann meine Überlebensstrategie. Heute spüre ich mich meist nicht mehr richtig und merke oft erst, dass es mir schlecht geht, wenn dann körperliche Symptome kommen. Außerdem fühl ich mich oft fremdbestimmt bzw. reagiere nur, weil ich gar keine eigenen Impulse mehr hab bzw. gar nicht mehr weiß, was ich mag und was nicht.
Wahrscheinlich hab ich mich so unsichtbar gemacht, dass ich alles abgestellt hab.

Auch die Angst vor Wut kenn ich, ja das war auch für mich gefährlich.
saffiatou hat geschrieben:Die hat mir mein Therapeut auch empfohlen und ich habe sie inzwischen alle gelesen. Ich bewundere diese Frau, weil sie sich
absolut auf die Seite der Kinder und Opfer stellt, nicht erwartet, daß man den Mißhandlern verzeiht.
Ganz genau! Das hat mir so gut getan, denn ich möchte mich nicht verpflichtet fühlen, meiner Mutter zu verzeihen.
saffiatou hat geschrieben:Die Erzählungen der Bekannten, hörten sich so toll an. Sie war auch zuerst skeptisch, kam aber begeistert zurück. In Göttingen
machen sie eine Intervall-Behandlung, daß heißt erstmal 6 Wochen ur Stabilisierung und dann eine Weile zu Hause, das gelernte
verfestigen und dann wieder einen Intervall. Sie bieten bis zu 5 Intervalle an.
Du, das würde ich sofort machen!
saffiatou hat geschrieben:Da bist Du auch nicht alleine! Bei mir ist das Essen Belohnung und Strafe gleichzeitig. Bereits zu Hause habe ich das falsche
Eßverhalten mitbekommen, meine Mutter konnte nur über Süßigkeiten Zuneigung ausdrücken, klar, daß ich, nach den
Mißbrauch mich dann "verwöhnt" habe. Und später kam dann als Strafe hinzu, wenn ich glaubte wieder mal versagt,
enttäuscht zu haben. Wenn ich dann gegessen habe, hasse ich mich noch mehr, meinen Körper, der das alles zugelassen
hat.... ist ein ganz blöder Kreislauf.
Hmm.. ich versuch irgendwas über das Essen zu kompensieren. Früher hab ich geraucht wie ein Schlot. Vor drei Jahren hab ich aufgehört und habs aufs Essen verlagert. Hat bei mir auch was mit Gefühlen zu tun, die ich damit beruhigen oder weg machen will. Auch mit ungestillten Bedürfnissen irgendwie. Und ich ärger mich dann, wenn ich mich vollgefuttert hab, weils mir schlechter geht und die Bedürfnisse noch da sind.

Tut gut, mit Dir zu schreiben und zu merken, dass es Dir auch so geht wie mir.

@Henrike
Bin etwas konfus von Deinem Beitrag, stimme Dir in einigen Punkten absolut zu, aber was hast Du jetzt genau für eine Frage?
Grüße
Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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Henrike76
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 13:46

@Freifrau
"Bin etwas konfus von Deinem Beitrag, stimme Dir in einigen Punkten absolut zu, aber was hast Du jetzt genau für eine Frage?"

Konfus ist das ganze PT-Thema auch für mich inbesondere wenn es darum geht, einen zu finden, der die Traumata auflöst!

Das ganze intellektuelle Reden hilft meiner Meinung nach nämlich Null.

Die Frage war, bombardiere ich die Klinik zu Beginn bereits mit den Dokumenten über die Eiterbeutel (auf die Gefahr hin, dass wieder 8 Wochen nur stabilisiert wird) oder halte ich besser einige zurück?

Im Kern geht es um 4 schlimme Einzelerlebnisse, an die ich mich recht genau erinnere. Dazu die erhebliche und jahrelange Ablehnung durch den Vater. Tendenzen gehen klar zu einer gewalttätigen Zeugung meiner Person, was in den 60er Jahren (und auch bis heute) nichts seltenes war.

Angst vor der Konfrontation habe ich gar keine, mir hängt es nur zum Halse raus da seit fast 20 Jahren immer nur drüber zu reden.

Eine Wahlmöglichkeit hinsichtlich der Klinik werde ich vsl. nicht haben.
Ich werde aber extrem darauf achten, dass der Bezugstherapeut eine qualifizierte EMDR-Ausbildung nachweisen kann, sonst wird nichts konfrontiert.

Es geht auch nicht ums Verzeihen gegenüber den "Eltern": Erstens kann ich das später noch entscheiden und zweitens haben die mich nie ehrlich um Verzeihung gebeten.

Kurz-Erläuterung EMDR:

Eye Movement Desensitization and Reprocessing (kurz EMDR, wörtlich auf deutsch: ‚Augenbewegungs-Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung‘) ist eine von Francine Shapiro in den USA entwickelte psychotraumatologische Behandlungsmethode für traumatisierte Personen. Zentrales Element dieser Methode ist die auf eine strukturierte Vorbereitung folgende bilaterale Stimulation: Hier soll der Patient eine besonders belastende Phase seines traumatischen Erlebnisses gedanklich einfrieren, während der Therapeut ihn mit langsamen Fingerbewegungen zeitgleich zu rhythmischen Augenbewegungen anhält, was bei vielen Betroffenen die Angst reduziert, die ihre Erinnerungen hervorrufen. Die neurologische Wirkungsweise der bilateralen Stimulation ist nicht endgültig geklärt, hat sich in umfangreichen Studien aber als nützlich erwiesen (Quelle: Wikipedia)

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candle.
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 14:02

Hallo Henrieke76!

Ich habe mich ja aus diversen Gründen für eine ambulante Traumatherapie entschieden.

Mich irritiert dein Beitrag auch etwas, denn EMDR ist kein Spaziergang und wird auch sehr oft eher in der Klinik durchgeführt. Für mich hast du das Pferd irgendwie von Hinten aufgezäumt, kann mir das auch gar nicht vorstellen, dass man belastende Traumata einfach mal so rausfindet und dann mit einem Zettel irgendwo hinspaziert und das abarbeiten läßt. Bist du denn völlig stabil?

Man muß auch damit rechnen, dass EMDR nicht wirkungsvoll ist, das ist sehr individuell, ob es klappt oder nicht.

Viele Grüße!
candle
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 14:31

Hallo Henrike,

ich bin auch zu meiner Therapeutin hin und wollte endlich ran an die Traumatas. Dann kam sie mir mit Stabilisierung und ich war erstmal irgendwie gefrustet, weil es in mir doch so drängte und brodelte und ich endlich das weg haben wollte. Aber immer, wenn ich darüber sprach, ging es mir dann tagelang total schlecht. Jetzt hab ich mich drauf eingelassen, das heißt, dass ich sozusagen Werkzeuge bekomme, wie ich mich selbst beruhigen kann und positive Gegenbilder erzeugen kann zu den schrecklichen Bildern. Z.B mache ich auch diese Imaginationsübungen nach Redemann, die Du erwähnt hast. Aber das von Dir erwähnte "schon mal Einüben" von zwei Imaginationen ist noch keine ausreichende Stabilisierungsarbeit.

Für mich klingt Dein Beitrag - und das ist jetzt bitte nicht böse gemeint - irgendwie etwas hart und sehr sachlich-fachlich-nüchtern. So als wärst Du auch nicht im Kontakt mit irgendwelchen Gefühlen. Zackzack, emotionslos und sachlich die Fakten auf den Tisch und so solls jetzt gemacht werden! Aber ich fürchte, so leicht geht das nicht, auch wenn ich Deine Ungeduld irgendwo verstehen kann. Du kannst doch gar nicht wissen, welche schlimmen Gefühle dich bei einer Konfrontation überfallen könnten und dann bist Du ihnen vielleicht hilflos ausgeliefert und wirst vielleicht retraumatisiert.
Henrike76 hat geschrieben:Die Frage war, bombardiere ich die Klinik zu Beginn bereits mit den Dokumenten über die Eiterbeutel (auf die Gefahr hin, dass wieder 8 Wochen nur stabilisiert wird) oder halte ich besser einige zurück?
Wenn Du den Therapeuten so wenig vertraust und meinst, sie machen das eh alles falsch, dann macht eine Therapie meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn. Entweder, Du öffnest Dich und bist bereit, Dich da führen und Dir helfen zu lassen oder eben nicht.
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Henrike76
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 14:36

@candle

Das geht ja schnell hier mit den Anworten. Danke dafür.

Traumakonfrontation ist immer gefährlich würde ich sagen (weil unvorhergesehenes passieren kann). Dafür gehe ich ja in eine Fachklinik, in der ausgebildete Fachleute sind.

Die "Zettel" sind gewissenhaft aufgeschriebene Beschreibungen der Vorfälle, die ich auch schon seit Jahren mit mir rumschleppe. Da habe ich auch lernen müssen, weil ich von der 1. amb. PT fast nichts mehr an Dokumenten habe.
Und die habe ich mehrfach überarbeitet und aktualisiert, damit es verständlicher ist (für einen Fremden).

Letztendlich lasse ich den Therapeuten in der Klinik dazu natürlich die Entscheidung was da passt.

Was mir nur auf den Keks geht ist, dass man bei jeder PT irgendwie immer bei Null anfangen muss (anscheinend). Ich mache das nicht mehr mit.

Zudem werde ich vsl. alsbald auch umziehen müssen, da würde ich dann ja wieder bei Null anfangen.

Stabil bin ich nicht mehr und nicht weniger als vor 25 Jahren, habe Bulimie, Alkohol-Sucht (abstinent seit 2,5 Jahren), Depressionen.

Habe jedoch auch wahnsnnig gute Eigenschaften (Einfühlungsvermögen, gerade einen kleinen Fanclub (Verein) gegründet, habe ein engl. Sachbuch fast fertig geschrieben, usw. usw.). Ich will nicht immer nur auf das Negative sehen.

Letztendlich will ich mal 1 einzige negative Gewalterfahrung integrieren, um zu sehen dass es klappt. Mir ist bewusst, dass ich da nach der Klinik nahtlos mit der amb. PT weitermache.

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candle.
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 14:51

Hm, es ist aber gar nicht nötig die Erlebnisse bis ins kleinste Detail aufzuschreiben, damit retraumatisierst du dich doch auch? Letztlich geht es (bei mir) um die Gefühlsschiene. Das ist schon eine Ablage von Ereignissen in eine Schublade, die zu einer Erinnerung werden- also ganz neutral.

Mehr kann ich da jetzt auch nicht sagen, denn mir ist dein Vorgehen immer noch ein wenig schleierhaft, aber dennoch alles Gute für den weiteren Therapieverlauf.

VG candle

Sorry an die Anderen hier, wollte da jetzt nicht so reinspringen, weil ich ja keine klinischen traumatherapeutischen Erfahrungen habe.
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Henrike76
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 15:21

@candle

Danke für die guten Wünsche. Ich sehe hier sind gute Leute am Wirken.

Natürlich habe ich mch mit dem Aufschreiben ein Stück retraumatisiert.
Die Therapeuten sollen aber endlich auch mal realisieren wie schlimm das alles für mich war (und es nicht abmildern mit den Worten, "die konnten wahrsch. nicht anders").

Das schlimmste an dem ganzen Schrott war, dass mich meine Mutter danach nie getröstet hat! Da war einfach Übergang zur Tagesordnung.

Meine Symptome sind so klar dass man es als Laie schon einordnen kann (inbesondere die Zwangsvorstellungen gegenüber dem anderen Geschlecht).

Ein Stück weit bin ich auch technisch-math. denkend, also These 1, Lösung1 dann Problem 2 usw.. Das ist sicher auch meinem techn. Beruf geschuldet. Bin männlich, jedoch trotzdem einfühlsam.
Ich weiss auch dass so keine PT machen kann.

Ich habe schon gesagt, dass ich jetzt mit der Klinik die Siebte Therapie beginne.

Sogar im Studium habe ich 1 gemacht (100 Stunden ambulant und jedes mal 100 km Autofahrt). Ich bin langsam mehr als Therapiemüde.

Die amb. Therapie finde ich für mich persönlich nur als Stabiliserungsphase geeignet, Konfrontation dann lieber stationär, wo man nach der Konfrontation wenigstens nicht wieder 10-14 Tage alleine mit seinen Gefühlen rumhängt (bin Single, habe Freunde, aber kaum welche, die für sowas Verständnis haben).

Mir geht es am schlechtesten, wenn das Gift da in der Seele bleibt und sowieso alles ausstreut.

Ich möchte da jetzt mit Fachleuten ran (Klinik). Das ich dazu erneut Geduld brauche ist mir klar.
Ich muss dazu aber auch bald wieder Geld verdienen (2. Jahreshälfte 2013), vom Hartz4-Geld kann ich nicht leben. Es muss möglich sein in nem halben Jahr da mal einen Zwischenerfolg zu erreichen.
Der Klinikaufenthalt kann dazu sicher auch verlängert werden (indikationsbedingt), dass ging schonmal in der Reha.

Ich würde das hier alles so nicht schreiben müssen, wenn ich endlich in der Reha wäre.

Plane dazu auch ein ressourcenorientiertes Bild welches ich in der Ergotherapie (natürlich nach Abstimmung mit den Therapeuten) malen möchte.

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candle.
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 15:26

Vielleicht magst du ja einen eigenen Thread aufmachen, das führt hier ein wenig OT. Mein Therapeut hat das nie gesagt, dass sie nicht anders konnten... muß da auch nichts erklären, eher bekomme ich da viel Verständnis.

candle
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Henrike76
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Beitrag Di., 12.02.2013, 22:53

Ich werde meinen Weg der Traumtherapie weitergehen und mir dazu auch viele Tips anhören und dann versuchen an meine Gefühle heranzukommen. Die amb. Thera will nun keine Konfrontation mehr machen (was ich befürworte). Weitéstgehend werden wir aber die "Übungen" nach PITT (Frau Reddemann) wie die Bildschirmtechnik, die guten Helfer, die Tresorübung usw. noch einüben.

Natürlich wird in der Reha da der Weg gesucht, den die Therapeuten mir empfehlen.

Da ich nur 1 Wunsch angeben konnte: Welche Trauma-Kliniken in der BRD würdet Ihr denn empfehlen?

Ich werde positiv auf alle zugehen und da nicht besserwissend auftreten (das kommt manchmal bei mir leider so rüber).

Trotzdem lese ich auch Fachliteratur darüber, dafür ist das für mich interessant.

Parallel werde ich meine Kontakte in die "Aussenwelt" möglichst intensiv pflegen (SHG, Fanclub, usw..) (nur nicht in die Herkunftsfamilie).

Ich finde es aber falsch dahin zu gehen nach dem Motto "Nun macht mich mal gesund", da werde ich sicher die meiste Arbeit machen müssen, das ist mir klar.

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Beitrag Mi., 13.02.2013, 08:20

Hallo Henrike,
Henrike76 hat geschrieben:Die amb. Thera will nun keine Konfrontation mehr machen (was ich befürworte). Weitéstgehend werden wir aber die "Übungen" nach PITT (Frau Reddemann) wie die Bildschirmtechnik, die guten Helfer, die Tresorübung usw. noch einüben.
Meintest Du, die Thera will keine Stabilisierung mehr machen? Denn Du hast ja gesagt, dass Du gerne Konfrontation machen möchtest, oder?

Wie schon erwähnt, ich war in noch keiner Klinik, aber die Irmingard Klinik in Prien soll wohl sehr gut sein, sagt meine Therapeutin. Dort gibt es aber 9 Monate Wartezeit.

Ansonsten gucke ich immer unter klinikbewertungen.de.

Vielleicht hat noch jemand anderes Tipps für Kliniken.

@candle
candle. hat geschrieben:Sorry an die Anderen hier, wollte da jetzt nicht so reinspringen, weil ich ja keine klinischen traumatherapeutischen Erfahrungen habe.
An Dich hab ich auch schon mal gedacht, weil ich noch im Kopf hatte, dass Du auch die Diagnose PTBS hast. Als ich das gelesen hab, wusste ich nur nicht, dass ich das auch hab. Du kannst natürlich trotzdem auch Deine Erfahrungen schreiben, auch wenn sie ambulant sind. Hab ich das richtig in Erinnerung, dass Du dieses EMDR-Dings gemacht hast? Hat Dir das geholfen?
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Henrike76
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Beitrag Mi., 13.02.2013, 10:36

@Freifrau
Danke für Deine Antwort.
"Meintest Du, die Thera will keine Stabilisierung mehr machen?"
Doch die Thera (und ich) will weiter Stabilisierung machen (so wie die 18 Monate vorher auch).
Stabilisierung muss man eigentlich immer machen. Es ist nur jetzt nicht mehr viel Zeit.

Die Konfrontation dann doch lieber in der Klinik, wo dann doch Fachleute im Umfeld sind. Das gilt aber nur für mich (Single und derzeit arbeitslos).

Ich bin sehr froh, dass die Thera keine Konfrontation gemacht hat im letzten Frühjahr/ Sommer, als ich unter extremsten Arbeits-Stress (Mobbing, Bossing) stand und ich da aus der Fa. rausgeschmissen worden bin. Der Schuss wäre nach hinten losgegangen.

Wir hatten mal in 1 Stunde eine Vor-Konfrontation gemacht (also in einer Imagination eine traumatische Szene ganz positiv dargestellt und ausgeschmückt in guten Bildern). Also noch weit vor dem Zeitpunkt als damals der extreme Gewaltübergriff einsetzte. Allein durch die Nähe zu der damaligen Situation überfluteten mich sehr traurige Gefühle, die ich dann bewusst stoppte.

Nun nehme ich mir die Zeit dafür, die Gesundheit ist mir lieber (sollen die Leute doch denken was sie wollen).

Ich muss immer wiederholen wie gut ich dieses Forum finde! Dieser Erfahrungsaustausch ist schon ein gutes Stück Therapie.

Bin über jeden Satz (Erfahrung) dankbar der über PITT (oder EMDR) oder ggf. noch andere Richtungen der Traumatherapie. Das scheint ja so neu zu sein, dass fast die Therapeuten (zumind. in der Suchtklinik) da nicht drüber informiert sind.

Was versteht man denn im allgemeinen unter komplex traumatisierten Menschen? Wann trifft das zu?

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Beitrag Mi., 13.02.2013, 11:48

Henrike76 hat geschrieben:Doch die Thera (und ich) will weiter Stabilisierung machen (so wie die 18 Monate vorher auch).
Stabilisierung muss man eigentlich immer machen. Es ist nur jetzt nicht mehr viel Zeit.
Achso. Ich bin nur verwirrt, weil Du ja erst geschrieben hast, dass Du keine Stabilisierung mehr machen möchtest. Ja, in der Klinik find ich auch besser, da kann man besser abgefangen werden. Ich mach das auch in der Klinik.
Henrike76 hat geschrieben:Ich bin sehr froh, dass die Thera keine Konfrontation gemacht hat im letzten Frühjahr/ Sommer, als ich unter extremsten Arbeits-Stress (Mobbing, Bossing) stand und ich da aus der Fa. rausgeschmissen worden bin.
Das kenn ich auch. Geflogen bin ich am Ende wegen Problemen (Mobbing) mit einer Kollegin und ständiger Krankheit. Also die Kollegin kam immer in unser Dreierbüro und hat lauthals geschimpft und gelästert über irgendwen. Die anderen beiden haben das Geschimpfe höflich kommentiert oder zumindest genickt und ich hab sie ignoriert und weiter gearbeitet. Irgendwann hatte sie mich auf dem Kieker und hat ständig Kommentare gelassen von wegen, ich würde immer wie hypnotisiert in den PC reinstarren und ich wär wohl stumm und außerdem wär ich total unscheinbar und könnte mich mal mehr schminken etc...
Ich hab ständig Konflikte in der Arbeit und denk manchmal, dass ich schuld sein muss, weil es mir halt ständig passiert. Nicht, dass ich streitsüchtig bin, sondern eher das Gegenteil. Ich erzähl das schon keinem mehr, weil ich Angst hab, dass die dann denken, dass es eh an mir liegt, wenn es mir ständig passiert, dass mich jemand mies behandelt.
Henrike76 hat geschrieben:Wir hatten mal in 1 Stunde eine Vor-Konfrontation gemacht (also in einer Imagination eine traumatische Szene ganz positiv dargestellt und ausgeschmückt in guten Bildern).
Oh, das stell ich mir nicht so toll vor, ich möchte da nix ausschmücken, wenns doch schlimm und traumatisch war für mich.

Henrike76 hat geschrieben:Was versteht man denn im allgemeinen unter komplex traumatisierten Menschen? Wann trifft das zu?
Das würde mich auch interessieren.
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Beitrag Mi., 13.02.2013, 11:52

Liebe Freifrau,
Freifrau hat geschrieben:Ja! Genauso war dann meine Überlebensstrategie. Heute spüre ich mich meist nicht mehr richtig und merke oft erst, dass es mir schlecht geht, wenn dann körperliche Symptome kommen. Außerdem fühl ich mich oft fremdbestimmt bzw. reagiere nur, weil ich gar keine eigenen Impulse mehr hab bzw. gar nicht mehr weiß, was ich mag und was nicht.
Wahrscheinlich hab ich mich so unsichtbar gemacht, dass ich alles abgestellt hab.

Auch die Angst vor Wut kenn ich, ja das war auch für mich gefährlich.
das spüren der Wut und anderen Gefühle…. Ein großes Thema auch in meiner Therapie. In der Reha, fragte mich einmal der Therapeut nach Gefühlen, welche ich kenne. Ich konnte nur ganz Wenige benennen, er gab mir dann eine Liste in der so viele Gefühle notiert waren, die ich einfach niemals beachtet habe.
Sicher kannte ich Freude, aber das war oft oberflächlich, ich habe mich so verhalten, wie andere das erwartet haben, habe sie gespiegelt. Innerlich war ich leer.
Wut, ich habe Angst davor, erlaube mir nie wütend zu sein, weil ich sie nur destruktiv kenne, wenn meine Eltern jähzornig waren und wegen jeder Kleinigkeit geprügelt haben. Ich will nicht so werden wie sie. Auch für mich war die Wut gefährlich, dann wurde die Strafe nur noch schlimmer.
Freifrau hat geschrieben:Ganz genau! Das hat mir so gut getan, denn ich möchte mich nicht verpflichtet fühlen, meiner Mutter zu verzeihen.
Ja, ich will auch einfach nicht verzeihen, meistens jedenfalls nicht. Manchmal ist die Sehnsucht nach der Familie so unendlich groß, dass ich bereit bin zurückzugehen, alle weiteren Demütigungen und Übergriffe wieder zu ertragen, , sage es tut MIR leid!
Zur Zeit habe ich zum Glück nicht das Bedürfnis, aber es kommt immer wieder hoch, vor allem, wenn ich sehe, wie andere Eltern mit ihren Kindern umgehen, wie liebe- und vertrauensvoll. Wie manche Eltern vor Glück strahlen, wenn sie ihre Kinder sehen. Das tut weh.
Freifrau hat geschrieben:Hmm.. ich versuch irgendwas über das Essen zu kompensieren. Früher hab ich geraucht wie ein Schlot. Vor drei Jahren hab ich aufgehört und habs aufs Essen verlagert. Hat bei mir auch was mit Gefühlen zu tun, die ich damit beruhigen oder weg machen will. Auch mit ungestillten Bedürfnissen irgendwie. Und ich ärger mich dann, wenn ich mich vollgefuttert hab, weils mir schlechter geht und die Bedürfnisse noch da sind.
Das Essen…. Es tröstet, wenn ich esse sage ich mir, dass ich mir etwas Gutes tue, jedenfalls ich habe mich gerne (was eigentlich nicht stimmt, wenn ich an die SvV denke, die gerade in den letzten Monaten stärker geworden sind.). Es war schon immer Trostmittel, bereits als ganz kleines Kind und sicher kompensiere ich damit eine innere Leere, meine gefühlte Einsamkeit. Ich war in meiner Familie immer alleine, auf mich gestellt, oft wurde ich einfach „vergessen“. Das Gefühl ist bis heute geblieben.
Es ist ein sehr schmerzhaftes Thema für mich und ich konnte es in der Thera bisher nich ansprechen, viele Demütigungen.... habe das Gefühl, wenn ich da wirklich einsteige, breche ich vollends zusammen. Habe Angst mich diesem Schmerz (auch warum ich esse) zu stellen, weil es so tief geht.
Aber igrendwann muß ich da ran, ich weiß.

Wünsche Dir einen schönen Tag, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Henrike76
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Beitrag Mi., 13.02.2013, 13:22

@Freifrau

Danke für Deine Antwort. So kann man Mosaiksteinchen für Steinchen zusammensetzen.

"Oh, das stell ich mir nicht so toll vor, ich möchte da nix ausschmücken, wenns doch schlimm und traumatisch war für mich."

Das ist ja leider gerade das, was bei einer ressourcenorientierten Trauma-Bearbeitung ("Heilung") grundsätzlich notwendig ist. Das ist in den Büchern drin beschrieben (PITT).

Also das Trauma mit best. Techniken (die erprobt wurden und sich bewährt haben) wiedererleben mit einem anderen positiven Ausgang.

Dafür die Bildschirmtechnik, der sichere Ort, die guten Helfer, die Tresorübung usw.. anwenden.
Dabei das Negative nur gesteuert (und soviel wie notwendig) angucken.
Meinetwegen auch in 4-6 Sitzungen aufgeteilt. Das muss ja der Thera entscheiden.

Also ich freue mich da drauf wie ein kleines Kind und kann es kaum erwarten.

Erwiesen ist, dass das Trauma gar nicht nochmal durchlitten werden muss (bzw. sogar dies vermíeden werden muss).

Mag auch sein, dass ich dass zu sehr technisch-analytisch angehe, zunächst bleibt mir nix anderes.

Wenn ich Traumatherapie als Thema in der Selbsthilfegruppe anspreche, gucken die ungefähr so als wenn ich erzähle, dass ich einen Mordangriff auf A. Merkel und W. Schäuble plane. Das scheint so neu zu sein, dass es Suchthelfer noch nie gehört haben.

Die Fragen waren:
Was ist nun eine komplexe Traumatisierung?
Wer hat Erfahrungen mit solchen Kliniken in der BRD?
Wer hat Erfahrungen mit PITT?
Wer kann Tips für die unterstützende Begleitung in der Ergotherapie geben?

Hinweis: Bin 100 %iger Psycho-Laie, jedoch mittlerweile recht therapieerfahren (fast therapiemüde, weil nur an der Oberfläche etwas optisch umgemalt wird).
Wenn es hoch kommt ist in all den bisherigen Therapien nur mal ein neuer Eiterbeutel in der Seele entdeckt worden, oder man hat einen farblich neu gestaltet (um es mal bildhaft auszudrücken).

Manchmal hat man auch gesagt: Guck mal der Eiterbeutel hat sich etwas gedreht, er liegt nun komfortabler im Körper.

ich muss es manchmal etwas lustig beschreiben, sonst kann ich den Eiter nicht mehr ertragen!

Könnte aber auch ein neues Hobby von mir werden!

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candle.
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Beitrag Mi., 13.02.2013, 13:32

Hallo Freifrau!

Über EMDR habe ich ja hier ein wenig geschrieben bzw. gefragt. Ja, bei mir läuft es sehr gut, hatte da gerade wieder eine EMDR mit Erfolg, nur sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, weil immer mehr Traumatisierendes auftaucht, was mir gar nicht bewußt ist und sich dann in depressiven Episoden widerspiegelt.

Henrieke hingegen verstehe ich immer noch nicht wirklich, man erarbeitet doch nicht die Traumata und hebt sie sich irgendwie auf für die Klinik? Naja, ich muß es ja nicht verstehen.

Kliniken: Göttingen und Bielefeld. Ich hatte mich mal für die Traumatherapie in Göttingen angemeldet, aber das hätte mindestens zwei Jahre Wartezeit gebraucht.

Ich weiß jetzt nur, dass die Schoen Kliniken PTBS Abteilungen haben, weiß aber nicht wie die bundesweit verteilt sind. Die sollen gut sein und die Wartezeit ist meistens nur ein paar Wochen.

Lieben Gruß!
candle
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