Approbation und Borderline

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.

isabe
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Beitrag Do., 16.03.2017, 11:10

Das mit den Grenzen und dem Wahrnehmen derselben kann hier niemand beurteilen.

Dass "die Akte" offengelegt wird, wage ich zu bezweifeln. Wie sollte das aussehen? Die Kasse darf doch nicht einfach deine persönlichen Diagnosen weiterreichen; sie darf sie nicht mal dir zuordnen. Vielleicht wird danach gefragt, ob du schon mal einen Suizidversuch unternommen hast; das wird ja bei allen möglichen Gelegenheiten gefragt. Sollte dich jemand fragen, ob jemand bei dir eine PS diagnostiziert hat (wenn das überhaupt legitim ist), würde ich - wie gesagt - dafür sorgen, dass dieser Zweifel auch offiziell ausgeräumt wird oder zumindest dein derzeitiger Behandler attestiert, dass eine solche nicht vorliegt.

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Broken Wing
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Beitrag Do., 16.03.2017, 13:28

Ich habe einen Dickschädel. Da hilft reden nichts. Ein Borderliner käme irgendwann mit härteren Argumenten wie Tellern und Gusseisenpfannen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


montagne
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Beitrag Do., 16.03.2017, 18:04

Wer zwei Psychopharmaka braucht, um stabil zu sein und sein zeug auf die Reihe zu kriegen hat mehr als nur "Hormone". und wa simmer es ist, welches Label man immer auch aufklebt oder abreißt, es ändert nichts daran, dass doch deutliche Defizite bestehen.
Ob das mit den Belastungen vereinbar ist, die es mit sich bringt, mit psychisch gestörten Menschen zu arben? Fraglich.


Nicht umsonst ist die Suizidrate unter TherapeutInnen eine der höchsten unter den Berufsgruppen. Vielleicht aber auch deshalb, weil es ist wie Jenny schreibt. Da studieren Leute das Fach und wollen Therapieausbildung machen, denen man vom anderen Ende des Flurs aus ansieht, dass sie Probleme haben, mit denen sie selbst nicht klar kommen.

Ich meine eine Therapeutin muss das Mehr an Stabilität und Containment aufbringen, was dem Klienten gerade zu beginn, aber auch späzer fehlt. Wie soll das gehen, wenn man sich slebst nicht mal ohne Psychopharmaka stabilisieren und containen kann?

Na ja in der Praxis "geht" es schon. Gescheiterte Therapieverläufe mit schädlichen, ungesunden Beziehungsmustern gibt ja genug, wie hier nachzulesen ist.... auf Kosten der Klienten.
amor fati

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saffiatou
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Beitrag Do., 16.03.2017, 18:46

Ich bin an einen Therapeuten geraten, der seine Traumen eben nicht verarbeitet hat und es war schrecklich!

Zum Glück hatte ich noch meinen alten Therapeuten, bei dem ich dann geblieben bin. Wenn ich als Therapie-
Neuling bei Mr. Hyde so eine Therapie gemacht hätte, wäre ich nicht mehr am Leben.

Du magst Deine BL jetzt klein reden, nichtig ansehen, auch Deine anderen psychischen Störungen, nur so eine psychische Krankheit zu haben, hat Gründe, und die haben nichts mit Pubertät zu tun - so weit ich informiert bin. Eine psychische Erkrankung macht Dich nicht zu einer besseren Therapeutin! Es kann natürlich sein, daß Du Dein Leben bis dahin im Griff hast, es mag sein - oder auch nicht! und dann Gnade Deinen Patienten, die dann nämlich in die Therapeuten-Rolle rutschen....

Alles Gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Kieselberg
Helferlein
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Beitrag Do., 16.03.2017, 18:47

Es ist doch gar nicht ungewöhnlich dass Therapeuten selbst eine "turbulente" Vergangenheit haben, oder Lehrer/Erzieher, die wunderbar die Kinder anderer unterrichten/erziehen können, aber bei den eigenen kläglich scheitern. Oder wieviele Ärzte gibt es die Medikamenten/Alkoholabhängig sind und dennoch täglich viele Patienten (gut) behandeln? In den Helferberufen finden sich doch eigentlich überwiegend "selbst Betroffene". Es gibt sogar Menschen mit DIS, die für sich selbst oft völlig hilflos wirken und eigene Hilfe brauchen und gleichzeitig professionell andere Menschen betreuen. Ich war viele Jahre in diversen Foren zum Thema Essstörung angemeldet, und mir war schon damals aufgefallen dass es dort echt viele Psychologie Studentinnen gab. Ich habe aber auch schon häufiger gelesen dass eine BL Diagnose tatsächlich, beruflich, schädlich sein kann, daher vergeben manche Therapeuten diese Diagnose nicht mal wenn absehbar ist wohin der Patient beruflich mal will.

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Möbius
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Beitrag Do., 16.03.2017, 19:14

Meine Güte bin ich froh, daß der Admin Sozialpädagoge und kein Psychologe ist, sonst käme ich jetzt wohl tüchtig ins Schwitzen ...

Warum studiert jemand Psychologie ? Psychoanalytisch gesehen gibt es nur zwei Gründe:

1) Der Typ ist aggressiv narzistisch und will wissen, wie man andere wissenschaftlich korrekt manipuliert, und/oder

2) Der Typ hat gewaltig einen an der Klatsche und will das selbst in Ordnung bringen.

Alles andere fällt - psychoanalytisch gesehen - unter "Rationalisierung".

Beweis: "Augenschein", wie es ziviprozessualistisch heißt: man stelle sich zu Semesterbeginnn vor das Gebäude, in dem "Einführung in das Studium der Psychologie" gegeben wird, möglichst kurz vor dem planmässigen Ende dieser Vorlesung und gucke zu, was da aus dem Hörsaal strömt. montagne hat insofern völlig recht: nix wie Gestörte ! Naja ... so 10-20 % Normale sind auch dabei, die wissen wollen, wie man wissenschaftlich korrekt bes.cheisst.

Freud war - wahrscheinlich - Inzestopfer und - ziemlich sicher - Inzesttäter, hat's aber nie zugegeben. C.G. Jung hat am Ende seines Lebens zugegeben, ne massive "Schizoide" gehabt zu haben, und nur durch seine viele Arbeit, seine vielköpfige Familie und die vielen Patientinnen, mit denen er *** hatte, am Boden geblieben zu sein. Das mit dem *** der Patientinnen hat er aber nicht zugegeben. Ferenczi war total durchgeknallt - in Pathologie bin ich ne Null, kann ich nicht einordnen. Gestörte, Durchgeknallte, soweit das Auge reicht ! Und mein eigener "Überpsycho" (er ist Privatdozent) macht keinen Hehl aus seiner psychosomatischen Hautkrankheit- er ist Spezialist für Psychodermatologie - und wenn man ihn vom anderen Ende des Flures sieht, meint man, da kommt der Präsi von den Hells Angels. Er wird gelegentlich "der Rockertherapeut" genannt, wie ich hier im PTF erfahren habe. (Er fährt aber mit der Straßenbahn.)

"So what !?"

Wieder originär psychoanalytisch: wir sind alle Traumatisierte. Ohne traumatisiert zu werden, kann man unmöglich zum Erwachsenen werden. Homo sapiens sapiens ist konstitutionell neurotisch.

Ich für meinen Teil habe jedenfalls kein Problem mit Therapeutenaspiranten "mit Diagnose". Denn auch die Stabilen, die psychisch Unauffälligen, auch die haben eine Diagnose - sie ist nur wegen ihrer Sozialüblichkeit entpathologisiert. ;-)

Gruß
Möbius

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Ophelia12
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Beitrag Do., 16.03.2017, 20:08

Ich arbeite im sozialen Bereich und was ich da so von Kollegen erlebe ist auch nicht ohne. Da sind viele, viele Sonder/Sozialpädagogen zwischen wo ich wirklich denke das sie Hilfe brauchen.

Da hab ich lieber jemanden der weiß das er Hilfe braucht und an sich arbeitet. , sich helfen lässt. , als so einen Möchtegern gesunden die null einsehen haben

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stern
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Beitrag Do., 16.03.2017, 20:17

Ich glaube, so what sagt nur jemand, der noch nicht an einen psychisch auffälligen Therapeuten geraten ist, der einen Therapieschaden fabriziert hat. Wissen um seine Macken schützt ist kein Garant, dass diese gebannt sind. Mitnichten. Und wenn die Diagnose einer PS grenzwertig ist, so ist es so, dass der eine Behandler evtl. diagnostizieren würde, der nächste nicht. Ein PS ist eine andere Hausnummer als z.B. eine Spinnenphobie: Hier war manches nie wirklich entwickelt. Therapie schafft dann evtl. Besserung der Symptomatik, aber das level eines Gesunden wird evtl. nie erreicht, weil eine PS viel tiefer reicht. Wüsste ich davon, würde ich einen solchen Therapeuten meiden. Die Alternative zu einem selbst gestörten Therapeuten, der an sich arbeitet, ist ein Gesunder. Auch die gibt es... aber es ist eben auch nicht nur ein Gerücht, dass dieser Beruf oft auch im Hinblick auf die eigenen Störungen gewählt wird.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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Möbius
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Beitrag Do., 16.03.2017, 20:27

@ Stern

Eine Garantie dafür, daß ein Therapeut keinen Schaden produziert gibt es nicht. Auch in der Chirurgie kann bei jeder OP der Patient "auf dem Tisch bleiben" - abkratzen. Nicht nur das Rauchen, auch das Leben ist tödlich !

Mir ist der Therapeut lieber, der wenigstens einige seiner eigenen Schwachstellen kennt und damit - gerade auch in der Therapie - zumindest versucht, sachgerecht umzugehen, als derjenige, der meint, er hätte gar keine.

Gruß
Möbius

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stern
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Beitrag Do., 16.03.2017, 20:40

Garantien gibt es nicht, aber Wahrscheinlichkeiten. Und wie gesagt: die Alternative zu einem gestörten Therapeut, der seine Macken kennt, ist ein Gesunder. Um ein guter Therapeut zu sein, braucht man besonders hohe menschliche Fähigkeiten. Bereits in Probesitzungen merkt man mitunter, welche Unterschiede es gibt. Und hier heißt es ja: PS liegt nicht vor (kann sein, kann nicht sein... kann nicht über das Forum beurteilt werden). Also hier geht es gar nicht darum, dass jemand sein Borderlinezüge kennt, sondern diese werden negiert (und dürften auch nie zu Tage treten, da die Befürchtung besteht, dass sonst die Zulassung gefährdet ist).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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isabe
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Beitrag Do., 16.03.2017, 20:46

Die Gefahr sind ja nicht Menschen, die (wissen, dass sie) psychotherapeutische Hilfe brauchen. Die Gefahr sind die, die Medikamente nehmen und denken, damit seien die Probleme vom Tisch. Sie werden bestenfalls "zugedeckt"; sobald aber die Feinabstimmung nicht mehr stimmt, weil die Dosierung nicht mehr passt oder weil große psychische Belastungen hinzukommen (wie das bei Therapeuten naturgemäß der Fall ist), besteht die Gefahr, dass die Stabilität, die man sich auf Rezept erkauft hat, zusammenbricht. Und damit einhergehend ist eine große Gefahr gegeben, dass diese Entwicklung geleugnet wird, weil man spürt, dass die (berufliche) Identität massiv bedroht ist, wenn man sich nicht eingesteht, dass man nur auf Rezept funktioniert. Ausbaden tut das dann der Patient. Wie IMMER, wenn ein Therapeut merken müsste und es nicht tut, dass ihm etwas entgleitet.

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 16.03.2017, 21:49

Ich habe kein Approbation, arbeite aber in einem Therapeutischen Beruf.
Ich habe vor Ausbildungsbeginn bei Vertragsabschluss mit dem Ausbildungsinstitut ein Gesundheitszeugnis von Hausarzt vorlegen müssen.
Auch zu dem Zwischenprüfungen und zum Staatsexamen wurde ein Gesundheitszeugnis verlangt.

Da ich zwischenzeitlich depressiv war, verlange der Schulleiter es zum Staatsexamen von Facharzt für Psychiatrie.
Ich habe ihm gleich zwei gebracht, eins von meinem Psychiater und eins von meinem Psychotherapeuten (Facharzt für Psychiatrie). So das er sich denken konnte, das ein drittes Zeugnis auch nicht anders ausfallen würde, obwohl ich damals ein AD einnahm, verordnet von meinem Psychiater.

Habe im Herbst die Heilpraktikerlaubniss beantragt und musste wieder ein Gesundheitszeugnis beibringen, diesmal vom Hausarzt.

Die Diagnose entnehmen die jeweiligen Ärzte der in ihrer Praxis befindlichen Krankenakte. Wenn Du den Arzt wechselst, und dem Neuen deine vorangegangenen Diagnose nicht mitteilst, erfährt dieser diese nicht und kann sie somit auch nicht weiter geben oder im Gesundheitszeugnis berücksichtigen. Dann wird das Zeugnis sauber ausgestellt.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Do., 16.03.2017, 22:20, insgesamt 3-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Broken Wing
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Beitrag Do., 16.03.2017, 21:52

@ Isabe: Das scheint so eine psychoanalytische Sichtweise zu sein, dass Meds nur zudecken.
Diesen Unsinn verzapfte auch der derzeit bekannteste unter Ihnen, Otto Kernberg. Da gings allerdings um andere Therapieverfahren.

https://www.profil.at/gesellschaft/inte ... lt-5664082

Gerade eine BL, die unter Psychotherapeuten sowas wie der Grippale Infekt bei Hausärzten ist, wäre ich vorsichtig. Wird schnell mal diagnostiziert, insbes bei Frauen. Die überprüfen ja nicht wirklich, ob die Person je einem anderen mit einer Pfanne übergebraten hat. Für eine seriöse Diagnose finde ich das aber unerlässlich.
Ein Teller reicht nicht aus, sowas kann jedem mal passieren.

Also ich würde mich auch nicht behandeln lassen, wüsste ich über solche Probleme. Andererseits würde ich mein Kind auch nicht einem Lehrer mit so einer störung anvertrauen.
Ich mache mir trotzdem nichts vor. Ein Normalo wird keine höchstleistungen vollbringen. Nicht alle wahnsinnigen sind Genies, aber viele Genies eben wahnsinnig.

Und btw: Was sollte ein Borderliner überhaupt machen dürfen? Die meisten erfüllenden Jobs sind mit Verantwortung verbunden. Soll der Borderliner trotz Hochbegabung aufgrund seiner Diagnose zur Tippse verdammt werden?
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


kaja
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Beitrag Do., 16.03.2017, 22:12

Möbius hat geschrieben: Do., 16.03.2017, 20:27
Auch in der Chirurgie kann bei jeder OP der Patient "auf dem Tisch bleiben" - abkratzen. Nicht nur das Rauchen, auch das Leben ist tödlich !

Nur ist die Gefahr das der Patient bei einem operativen Eingriff verstirbt, deutlich höher wenn der Chirurg z.B. im Drogenrausch oder Vollsuff ist.

Einen Persönlichkeitsgestörten als Psychotherapeuten. Da wird der Bock zum Gärtner gemacht.
After all this time ? Always.

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 16.03.2017, 22:17

Den Einwand von Herrn Fellner möchte ich beipflichten. Therapeutische Berufe sind emotional extrem belastend und die Arbeit ist immer sehr zehrend. Man wird sehr häufig mit sehr großem Elend konfrontiert. Das muss man aushalten können.
Psychische Stabilität ist für diese Arbeit unerlässlich, sonst machst Du sie nicht lange.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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