Atmung- alles nur psychisch?

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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Sperlingfan
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Beitrag Do., 12.03.2020, 09:39

Das zweite Mal war ich bei einer anderen Notaufnahme, da ich es einfach nicht wahr haben wollte, dass ich was psychischen habe (und sowieso sollte man sich immer eine Zweitmeinung einholen). Die Wahrscheinlichkeit, dass mich sowas trifft ist einfach gegen 0, dachte ich. Ich hätte mich eher über solche Leute lustig gemacht. Im Endeffekt war ich dann selber davon betroffen und habe Homöopathische Mittel probiert, bin zum Heilpraktiker, zu Massagen, Meditation etc etc, eben alles versucht zu machen, damit die Atemnot weggeht. Das Ganze hat nun ganze ~ 7 Monate angehalten. Atemnot bzw. beim Luft holen kein Sättigungsgefühl zu haben immer Begleitet mit: Kloß im Hals, schwer beschreibbares unwohles Gefühl/Unwohlsein/Angst, teilweise ganz schlimmen trockenen Husten, zeitweiße kalter Nachtschweiß, zittern, ne Art Angst vor der Angst sowie (für mich persönlich das schlimmste gewesen, da psychosomatische Entwicklung) in den letzten 2 Monaten: ziehen im hinteren mittleren/unteren rechten Rücken und das Gefühl von einen Steinchen/Körnchen im linken Auge. Diese beiden Symptome sind zum Glück von heute auf morgen im 7 Monat weggewesen.

Ich war so am Ende, dass ich mir für 4 Wochen Urlaub genommen habe und diese Zeit mit reinen „chillen“ und nix tun verbracht habe. Normalerweise wäre ich wieder nach Thailand oder Bali. Da ich aber Angst hatte keinen Arzt auf die schnelle zu bekommen und auch momentan der Corona Virus seine Runden im asiatischen Raum macht, habe ich mich entschlossen, eben das Beste zu Hause zu machen. Wer weiß, vllt habe ich tatsächlich was aus der Ecke mitgeschleppt (war im selben Jahr im Januar da; auch in diversen Höllen wo Fledermäuse fliegen und deren Kot auf den Boden lag -> Habe erfahren, dass dieses für viele Krankheiten verantwortlich ist), welches sich aber erst ca. 8 Monate später bemerkbar gemacht hat. Hab schon an alle möglichen Ursachen gesucht und geforscht.

Ich schreibe das ganze gerade „mal eben so“, aber ich kann euch garantieren, in der Zeit wo ich damit konfrontiert war, war es alles andere als einfach. Ich habe mich schon von den Eltern verabschiedet und habe mit dem schlimmsten gerechnet. Ich weiß ehrlich gesagt immer noch nicht was nun der ausschlaggebende Grund dafür ist. Eine kurze Zeit bevor das ganze stattgefunden hat, war meine Oma schwer krank. Meine Oma ist für mich die wichtigste Person im Leben und ich habe natürlich viel „mitgefiebert“. Ich war jeden Tag bei ihr und habe versucht zu helfen. 2x mussten wir den Notarzt rufen und wahrscheinlich hat das alles eine Rolle gespielt. Seitdem ich nun Sirenen höre, ist es negativbehaftet bei mir. Zudem ist zeitgleich ein Arbeitskollege plötzlich an einer Lungenembolie gestorben. Er konnte noch den Notwagen rufen, seine Lungen sind insich gefallen und er ist dann erstickt, bevor der Arzt vor Ort war. Auch das hat sich sicher bei mir so eingebrannt, dass ich dann ständig gedacht habe, dass ich was mit der Lunge habe (wir arbeiteten schließlich zusammen und vllt haben wir irgendwas komischen eingeatmet etc).
Ansonsten habe ich eigentlich ein sehr gutes Leben, ich würde sogar eher sagen ein vorbildliches und besonders erfülltes Leben. Mir macht die Arbeit Spaß, welche aber sehr sehr stressig ist. Ich liebe aber sogar den Stress, denn dann bin ich gefordert und es ist nicht langweilig. Freunde beschreiben, dass ich eher hibbelig bin und nicht ruhig sitzen kann. Ich höre beispielsweise Podcast in doppelter Geschwindigkeit, mache manchmal zwei Sachen parallel, bin auch schon paar Mal alleine in anderen Ländern als Backpacker unterwegs gewesen, Onewayticket Thailand etc.
Beim Sport tobe ich mich fast täglich aus, sodass ich sehr müde werde und meist schon um 20:30Uhr schlafen gehe. Ich merke, dass Sport mich eher Kraft kostet, aber ich habe immer das verlangen was zu machen, sonst fühle ich mich unproduktiv wenn ich z.B. mal kein Muskelkater habe.
Was mir auch geholfen hat waren Sitzungen beim „Psychiater“, also genauer gesagt bei einem Freund, welcher Systematischer Therapeut ist. Beim Psychiater bekommt man einfach keinen freien Platz, die haben Wartezeiten von 6 Monaten und länger.
Was auch gut geholfen hat: Durch die Nase atmen. Wenn ich durch den Mund atme habe ich häufig das Gefühl einmal tief Luft holen zu müssen. Und genau da kommt eben manchmal kein Sättigungsgefühl. Wenn ich aber flach durch die Nase atme, habe ich seltener das Gefühl tief durchatmen zu müssen.
Ich bin immer noch nicht davon befreit und man ist häufig damit beschäftig sich auf die Atmung zu konzentrieren. Das ist ein Fehler und leichter gesagt sich nicht drauf zu konzentrieren, als getan.
Das beste nach Tavor war das gähnen. Durch das gähnen hatte man jedesmal das Gefühl richtig geil mit Sauerstoff versorgt zu sein. Ich kann mich noch erinnern, wo ich garnicht einschlafen wollte, denn ich wollte nur diese Sauerstoffsättigung.

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Sperlingfan
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Beitrag Do., 12.03.2020, 09:47

Ich habe zudem gemerkt, dass ich immer nach einem Kaffee nervöser war und nach mehr Luft gerinnt habe. Ich habe Kaffee für die Zeit wo ich damit der Atemnot zu kämpfen hatte komplett rausgeworfen und nurnoch Fenchel und Pfefferminztee getrunken. Kaffee sorgt nämlich dafür, dass die pumpe und alles hochgehen, welches wir bei einer allgemein hohen Anspannung nicht noch weiter erhöhen wollen.

Ich selber würde diese Atemnot auch als atypische bilaterale Pneumonie bezeichnen. Anscheinend ähnlich wie beim Corona Virus aktuell. Ich bin wirklich hart im Nehmen, war aber mehr als an meinen Grenzen, eher mehrmals darüber. Wer sowas psychisch ohne Schäden übersteht, hat mein größten Respekt verdient. Wenn nun tatsächlich die Bevölkerung solche ähnlichen Symptome verspüren sollte, dann Prost Mahlzeit.

Ein anderer Freund hat mir mal folgenden Tipp gegeben:
Du musst dir vorstellen, Angst und die Attacken sind dein Feind, wollen dich quälen. Wenn du denen aber keine Aufmerksamkeit mehr schenkst, dann verlieren sie die Lust dich zu quälen und lassen dich irgendwann in Ruhe.
Auch wichtig zu wissen: Angstzustände oder Nervositäten gehen IMMER vorbei. Das regelt das vegetative Nervensystem. Wenn man das weiß, verlieren die Attacken an Wirkung.
Alles im Leben passiert nicht gegen, sondern für Dich. Frag dich, was dein Körper/Geist dir mit der Atemnot sagen will? Lebst du hier und jetzt sogut wie es nur geht? Lebst du nur aus Kompromissen?
Mach dir weniger Sorgen, am Ende kommen wir hier alle nicht lebendig raus. Auch materielle Güter/ das Streben nach Erfolg bei der Arbeit sind nicht für immer. Wenn sich eine Tür schließt, gehen woanders zwei neue auf!!


Wer momentan auch in so einer Lage steckt und Hilfe benötigt, kann mich gerne [...] kontaktieren: [...]
Zuletzt geändert von Tristezza am Do., 12.03.2020, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Private Telefonnummer entfernt.

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