Internetsucht

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.
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StefanM
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Beitrag So., 22.02.2009, 01:12

Antonia hat geschrieben:wg Browser abschalten, man kann auch mit Dateienbrowser surfen...internet explorer kann man nicht wegmachen.
Es ist so: Wenn Du Windows als Betriebssystem hast, dann IST der IE zugleich der Windows Explorer (also der Datei-Browser).

Und auf dem kannst Du den Internet-Zugang definitiv sperren.

Ich habs eben nochmal gecheckt für IE 6 und 7 (für IE 8 kann ichs nicht sagen, nehme aber nicht an, dass sie ausgerechnet das geändert haben) - es funktioniert.

(Es geht wohlgemerkt nicht darum, den IE zu deinstallieren - das geht unter Windows tatsächlich nicht -, sondern um die Sperrung des Internet-Zugriffs. Deinstallieren musst Du nur die anderen Browser, die ihrerseits keine Sperrfunktion haben, vor allem der Firefox. Die lassen sich aber ohne weiteres über die Deinstallationsroutine der Systemsteuerung löschen.)

So gehst Du vor:

Du gehst unter "Extras" auf "Internetoptionen", dort die Registerkarte "Inhalte" und dort wiederum den "Inhaltsratgeber" (Button: "Aktivieren", dann zu: "Gebilligte Sites"). Dort kannst Du entweder bestimmte Sites sperren, oder umgekehrt: Das ganze Internet sperren, und nur bestimmte einzelne ausdrücklich von Dir ausgewählte Ausnahme-Sites zulassen, wenn Du das möchtest. Du kannst weiterhin den Filter jederzeit aktivieren und deaktivieren, soweit Du im Besitz des "Supvervisorkennwortes" bist.

Und genau das ist das einzige Problem: Das "Supervisorkennwort" musst Du Dir selber zuweisen. Und damit könntest Du Dich natürlich auch jederzeit wieder entsperren. Deswegen unbedingt: Das Supervisorkennwort, dass Du Dir zuweist, möglichst schnell aufschreiben (möglichst Buchstaben und Zahlen durcheinander, keine Wörter), nicht so genau merken (!), und schnell jemand anders geben oder sonst vor dem eigenen Zugriff sicher aufbewahren.

Wie es ist, wenn Du einen anderen Datei-Browser hast, kann ich Dir nicht sagen, d. h. sowas müsstest Du gegebenenfalls vorher deinstallieren.

Gleiches gilt, falls Du ein Apple-Betriebssystem drauf hast oder Linux. Auch da weiß ich nicht, ob man den Datei-Browser, soweit er auf das Internet zugreifen kann, effektiv sperren kann.
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StefanM
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Beitrag So., 22.02.2009, 11:51

Saul hat geschrieben:Nun nochmal zurück zum "Nur-Verbalisieren": Wo und wann im Alltag kommt man schon noch dazu, gemeinsam mit anderen auf eine Meta-Ebene zu gelangen, um z. B. eigenes Verhalten und das des jeweils anderen (kritisch) zu "analysieren", oder über Bedürfnisse, Gedanken, Ideen, Probleme zu reden? Es ist wohl der Mangel an intimen Gesprächen, der so viele Menschen "Zuflucht" in der Virtualität finden läßt. Denn in einem Forum wie diesem ist es - anders als draußen - weitaus möglicher, seine Gedanken zu verbalisieren. (...) im Internet ist es eben oft möglicher, von sich zu geben und von anderen zu nehmen. "Hier" fällt die natürliche Hemmschwelle gegenüber anderen schneller, "hier" ist Ruhe und Zeit ein wichtiger Faktor, der in der Hektik des Alltags "draußen" eben nicht (mehr) unbedingt gegeben ist.
Naja, ich sags mal so: Du hast damit natürlich das perfekte Argument zum Hierbleiben gefunden. Es ist hier naturgemäß unwiderlegbar (wobei es die auf den Plan rufen wird, die bei sowas dann gebetsmühlenhaft versichern, dass sie ein unglaublich buntes und reichhaltiges RealLife haben, mit tollen Gesprächen, hier nur ganz nebenher posten usw. ... ). Außerdem ist ja ein Körnchen Wahrheit dran: Es gibt hier tatsächlich viele richtig gute Diskussionen, gerade im PT-Forum!

Worum es den Leuten hier geht, ist aber etwas anderes: Hier haben sich Leute versammelt, die ihren Internet-Konsum für sich als krankhaft (Antonia, Mitsukuo, Gothika) oder zumindest bedenklich (meine Wenigkeit) erkannt haben. Da ist Dein Argument sozusagen gar kein Gegenargument. Es geht ja nicht um Pro und Contra Internet (bzw. Foren). Um es überspitzt auszudrücken: Du argumentierst ja auch nicht in einer Alkoholiker-Gruppe damit, dass der Beaujolais dieses Jahr so toll ist.

Insgesamt ist das, was Du ausdrückst, natürlich schon die Grundlage jeder Sucht: Man möchte eigentlich "A" (gute Gespräche im RealLife), hält "A" aber in der Form für schwer erreichbar, und weicht stattdessen auf "B" aus (Gespräche im Internet). Ich sage nicht, dass jeder, der im Internet Gespräche sucht, "süchtig" ist. Sondern nur, dass das dieses "Verschiebungsverhalten" die Grundlage eigentlich jeder Sucht ist. So wie z. B. einer, der meint, an seiner RealLife-Situation nichts ändern zu können, und deswegen das Saufen anfängt. Ich weiß, bei dem Vergleich werden jetzt viele aufschreien, und natürlich ist Internet-Sucht zum Glück wesentlich weniger schädlich als Alkoholismus. Aber der Mechanismus ist derselbe, davon bin ich überzeugt.

Es kommt ja nicht von ungefähr, dass hier eigentlich jeder schildert, dass ihn die "Internet-Sucht" eher in Momenten der Schwäche packt. Wenn man von irgendeinem Mist gestresst ist, oder aus Langeweile. Praktisch kaum einer greift zur Posterei in einer Situation, wo er sowieso schon völlig glücklich und zufrieden ist.

Bei mir war es ja auch so, dass im letzten Jahr einige RealLife-Kontakte weggebrochen sind (Freundin, ein Freund, Bruder), und ich deswegen so um Sylverster rum wieder mit dem Posten angefangen habe. Das kommt nicht von ungefähr. Ich will es auch gar nicht abwerten, was ich seitdem hier gepostet habe, waren für mich schon auch wieder einige wichtige Sachen drunter. Nur der Sachverhalt, dass das "Posten" eben - zumindest häufig - für irgendetwas anderes steht, was man gerne hätte, der erscheint mir ziemlich klar.

Gruß, StefanM
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Saul
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Beitrag So., 22.02.2009, 17:21

StefanM hat geschrieben:Naja, ich sags mal so: Du hast damit natürlich das perfekte Argument zum Hierbleiben gefunden.
Ein Argument zum Hierbleiben wollte ich damit eigentlich gar nicht suggerieren. Im Grunde war mein Statement zum Thema recht wertfrei und sollte nur meine eigene Position darlegen. Und die ist - ich will`s nochmal kurz wiederholen und auf Foren begrenzen: Der Mangel an einer vor allem sachlichen Tiefe im Real-Life läßt sich in Internet-Foren vorzüglich kompensieren. Das soll aber nicht heißen, daß das Leben da draußen zu meiden wäre oder daß es aufhört zu existieren. Aber es soll auch nicht heißen, daß zumindest ein ausgewogenes Verhältnis zwischen beiden Ebenen bereits bedenklich wäre. Jedenfalls nicht aus meiner Sicht.

Um den empfundenen Mangel an Tiefe mittels Internet-Möglichkeiten auszugleichen wird ein einziges Forum wohl nicht ausreichen. Denn das Interesse eines jeden erstreckt sich ja günstigerweise gleich auf mehrere Bereiche. Wenn du also die virtuellen Diskussionen lobst - und gerade jene im PT-Forum - so würde ich dem entgegenhalten, daß "hier" ja bestenfalls nur "Nischen-Bereiche" des Lebens abgedeckt werden. Wenn ich mich aber auch noch für Politik, Philosophie und Naturwisschenschaften interessiere, so bin ich hier falsch und werde zusätzlich auf andere Foren ausweichen (müssen).
Ich will nicht unnötig abschweifen, sondern damit nur sagen, daß das aktive und passive Zubringen in sämtlichen Foren, die eines oder mehrere persönliche Interessensgebiete abdecken, womöglich den ganzen Tag in Anspruch nehmen kann - und das Tag für Tag, vielleicht bis das Gefühl einer Befriedigung oder Übersättigung einsetzt. Und wenn es dann überhaupt keinen Ausgleich bzw. überhaupt kein Leben da draußen mehr gibt, an dem man teilnimmt, dann wird das unweigerlich zur Abhängigkeit führen. Einmal nur für mich gesprochen: Bisher habe ich immer nach einer Weile intensiverer Internet-Nutzung ein Gefühl der Übersättigung empfunden und damit das Bedürfnis zurück zum nicht-Virtuellen, zu dem ich dann wieder zurückkehren konnte. Und allgemein: Zieht es denn nicht jeden immer wieder zurück ins Leben?

Jetzt bin ich wohl tatsächlich sehr weit abgeschweift. Zumindest würde eine Fortsetzung obiger Gedanken die Diskussion wohl in eine unerwünschte Richtung lenken.
StefanM hat geschrieben:Worum es den Leuten hier geht, ist aber etwas anderes: Hier haben sich Leute versammelt, die ihren Internet-Konsum für sich als krankhaft (Antonia, Mitsukuo, Gothika) oder zumindest bedenklich (meine Wenigkeit) erkannt haben. Da ist Dein Argument sozusagen gar kein Gegenargument.
Eben. Auch ich würde meinen Internet-Kosum eher als bedenklich bewerten, weil er schon eine ganze Weile beinahe die gefühlte Hälfte meiner Freizeit einnimmt. Würde ich diese Grenze der Hälfte überschreiten, wäre ich geneigt, mich als "süchtig" einzuschätzen. Solange ich aber den überwiegenden Teil meiner Freizeit mit "realen" Dingen fülle, wie z. B. Gespräche führen, ein Buch lesen, einen Waldspaziergang machen, so ist die Zeit, die ich online verbringe absolut legitim (vor mir selbst).

Übrigens: Wenn jemand schon nach technischen Möglichkeiten sucht, um seine erkannte Sucht unterbinden zu wollen , dann halte ich das unbedingt für sehr bedenklich - und ich halte es für Blödsinn. Das wäre ja fast so, als würde ein Alkoholiker seine Schnaps-Reserven vernichten und sich gleich im nächsten Supermarkt wieder neu eindecken. Kann mir nicht vorstellen, daß das wirklich funktioniert.
StefanM hat geschrieben:Insgesamt ist das, was Du ausdrückst, natürlich schon die Grundlage jeder Sucht: Man möchte eigentlich "A" (gute Gespräche im RealLife), hält "A" aber in der Form für schwer erreichbar, und weicht stattdessen auf "B" aus (Gespräche im Internet).
Es ist ja hoffentlich klar, daß Gespräche im Internet niemals Gespräche im Real-Life ersetzen können. Wenn man als "User" aber die Qualitätsunterschiede beider Ebenen bewußt im Auge behält und jeweils nur ausgleicht (nicht zu ersetzen versucht), dann müßte die "gesunde" Mitte doch eigentlich gefunden werden können.
StefanM hat geschrieben:[...]Ich weiß, bei dem Vergleich werden jetzt viele aufschreien, und natürlich ist Internet-Sucht zum Glück wesentlich weniger schädlich als Alkoholismus. Aber der Mechanismus ist derselbe, davon bin ich überzeugt.
Da stimme ich dir natürlich zu - der Mechanismus ist wohl immer: Kompensation. Dennoch finde ich, daß Sucht relativ ist und daß die Sucht-Art entscheidend ist. Gerade gestern hatte ich`s noch mit meiner Mitbewohnerin davon. Ich machte sie auf ihren in letzter Zeit erhöhten Alkoholkonsum aufmerksam und sie entgegnete mir ernsthaft, daß ich zuviel Kaffee trinken würde. Lenke ich denn mit Kaffeetrinken von meinen Problemen ab, oder will ich Mängel kompensieren? Nein, würde ich mal sagen.

Gruß,
Saul

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StefanM
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Beitrag So., 22.02.2009, 20:24

Hi Saul,

also eigentlich ist das, was Du geschrieben hast, ein schönes Beispiel für das, was ich weiter oben sagen wollte (Schlagwort: "Interpretationsraum").

Sieh mal, Du läufst hier in einen thread zum Thema Internet-Sucht rein, nur um ausdrücklich zu erklären, dass bei Dir im Großen und Ganzen alles in Ordnung ist damit. Ich kenn Dich ja nun aus anderen threads, und glaub Dir das schon irgendwie. Aber Du gibst zu, dass Du theoretisch auch gelogen haben könntest. Um Dir selbst und anderen was einzureden.

Und genau da seh ich einen hohen Sucht-Faktor der Foren-Posterei. Du kannst damit ein Selbstbild abstützen, dass draußen am RealLife sofort zerschellen würde, aber in der Peer-Group Deines Forums Bestand hat. Denn hier greift Dich damit niemand an, weil ja im Prinzip alle dasselbe machen. Und vor allem: Es ist letztlich nicht kontrollierbar.

Auf einer niederen Ebene spielt sich das dann so ab, dass in einem Finanzforum irgendwelche vermeintlichen GmbH-Geschäftsführer mit Porsche einlaufen, die im Grunde nur noch an der Börse mitzocken aus Spaß am Zocken, und sich angesichts ihres gewaltigen Vermögens sowieso bald auf die Insel zum Golfen zurückziehen werden.

Die Spezies fehlt ja hier im PT-Forum zum Glück. Aber auf einer subtileren Ebene droht natürlich ähnliches. Da muss man schlicht für aufmerksam bleiben, finde ich.

Ich hätte, als ich hier in diesen thread einstieg, ehrlich gesagt mit viel mehr Postings vom Kaliber eines "Wieso, bei mir ist alles in Ordnung" gerechnet. Dass die nicht gekommen sind, spricht in meinen Augen irgendwie für das Forum hier.

Weißt Du, "Sucht" hat eine sehr subjektive Komponente. Wirklich offen thematisierbar wird sie immer nur im Kontakt mit demjenigen, der sich bekennt "Ja, ich bin süchtig". Nur mit dem kann man wirklich sinnvoll darüber diskutieren, woher sie kommt, was man tun kann usw. usf.

Die Leute, die dagegen noch im Stadium des "Ich trinke jeden Tag nur maximal eine Flasche Wein und außerdem kann ich jederzeit damit aufhören" sind, die sind für diese Diskussion letztlich verloren. Das hat auch ein bitteres Element. Denn: Gerade für den Süchtigen, der sich in diesem Punkt erkannt hat und den Weg der Bewältigung geht, ist es dann ab einem gewissen Punkt zwingend notwendig, sich mit denen, die es nicht schaffen, zu entsolidarisieren.

Gruß, StefanM
The whole man must move at once!

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kamikatze
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Beitrag So., 22.02.2009, 22:11

Hallo ihr,
darf ich? ich möcht hier nicht als Moralapostelin auftreten.
finde eure gedanken interessant, um nicht zu sagen, dass ich mit eigenen kompensationstendenzen hier ein hoffentlich fruchtbares (stilles) austauschörtchen finde.

also.
wenn ich meiner motivation auf den grund gehe, mich hier im pt forum aufzuhalten, so kommt doch einiges vergnügliches, interessantes aber auch befremdliches raus. das geht in die richtiung von wegen: gewöhnung, angewohnheit, routine etc. wo ja die linie zur sucht nie ganz klar demarkiert ist, per definitionem. (und wie streng ich mit mir selbst oder nicht umgeh soll ja jedermannfraus eigene angelegenheit sein). aber nicht nur. ich denk, da entstehen auch begegnungen mit menschen, die einem mehr oder weniger ans herz wachsen.
mein credo ist, dass sucht immer irgendwo eine selbstmedikation darstellt. sprich: wiederholtes konsumieren birgt immer irgend ein risiko. die kehrseite davon: sucht-, isolationsgefährdete und schizoide tendenzen können so getriggert werden. logo. da braucht man nicht mit dem finger auf andere zu zeigen.

andererseits möcht ich euren postings doch auch etwas entgegenhalten (trotz oder gerade wegen dem dritten glas weisswein intus):
die grenze zwischen RL und VL; zwischen privat und arbeitstechnisch etc. ist halt auch irgendwo ein kontinuum geworden. will heissen: so knallharte grenzen gibts für mich eh nicht. wir sind halt alles verdammt globalisierte, emanzipierte und informationsgeile fories mit mehr oder weniger geltungsdrang, an sich nicht schlecht oder gut. und alle haben in irgend einer form ein RL daneben, davon geh ich jetzt mal aus. aber es ist halt verdammt einfach, sich wie ich jetzt, an einer diskussion zu beteilligen, als im buch weiterzulesen, das meine volle aufmerksamkeit beanspruchen würde.

red i stuss?
gruss, k.
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...

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Saul
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Beitrag So., 22.02.2009, 22:57

Guten Abend Stefan!
StefanM hat geschrieben:Denn hier greift Dich damit niemand an, weil ja im Prinzip alle dasselbe machen
Also ich weiß ja nicht, ob hier wirklich alle dasselbe machen. Jeder hat hier sicherlich ein anderes Motiv. Man kann erahnen, daß in diesem Forum einige Leute von morgens bis abends in irgendeiner Form anwesend sind. Einige scheinen tatsächlich ihren Lebensmittelpunkt genau hier zu haben. Andere wiederum kommen mehrmals am Tag "vorbei" und posten einfach drauf los, wollen überall helfen, unterstützen, Leid teilen, Erfahrungen austauschen oder einfach nur zu sehen sein. Wiederum andere schreiben gar nichts und fiebern dennoch vielleicht im Hintergrund mit jedem "Schicksal" bzw. in jeder Diskussion mit.
Was ich sagen will: Die jeweiligen Motivationen sind sehr verschieden gelagert. Deshalb würde ich hier auch nicht generell jeden zurückweisen, wenn er mir nahelegen würde, daß er die Dauer oder die Art und Weise meines Aufenthalts in diesem Forum für mehr als bedenklich hält.
StefanM hat geschrieben:Ich hätte, als ich hier in diesen thread einstieg, ehrlich gesagt mit viel mehr Postings vom Kaliber eines "Wieso, bei mir ist alles in Ordnung" gerechnet. Dass die nicht gekommen sind, spricht in meinen Augen irgendwie für das Forum hier.
Ich habe den Thread schon länger im Auge und wundere mich ebenfalls, daß es hier so ruhig bleibt. Aber wenn man mal über mögliche Gründe nachdenkt, könnte man vermuten, daß diejenigen, die mitlesen, wissen, daß man es ihnen vielleicht sowieso nicht abnimmt, wenn sie hier schreiben und von sich behaupten, daß alles in Ordnung sei mit ihnen. Und wenn nämlich wirklich alles in Ordnung wäre, hätte man andererseits auch keinen Grund, sich ausgerechnet an diesem Thread zu beteiligen. So läßt man es doch lieber von vornherein ganz sein, bevor man in die Situation kommt, sich rechtfertigen zu müssen. Hoffe, es ist zu verstehen, wie ich es meine

Gruß,
Saul

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(V)
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Beitrag So., 22.02.2009, 23:48

so knallharte grenzen gibts für mich eh nicht. wir sind halt alles verdammt globalisierte, emanzipierte und informationsgeile fories mit mehr oder weniger geltungsdrang, an sich nicht schlecht oder gut. und alle haben in irgend einer form ein RL daneben, davon geh ich jetzt mal aus. aber es ist halt verdammt einfach, ...


Vielleicht manchmal... ZU... einfach.

Praxis-Beispiel von mir, mein (einstiger) bester Seelenfreund. Wohnte schätzungsweise 500 m entfernt. Oft in Zeitnot. Jetzt wollt ich unbedingt JETZT GLEICH wo ich es fühle/denke etc. ihm was mitteilen. Na, ganz klar: Email schreiben. Noch mal durchlesen. Korrigieren. Tagelang auf Antwort warten. Und so weiter. Voll automatischer Reflex. Relativ selten kam ich auf die "glorreiche Idee" einfach mal zum Hörer zu greifen??? 1 h arbeit, abschweifen, kurzen, etc. Am Telefon wär's in 5 min geklärt. Und noch seltener, einfach mal auf einen Kaffee SPONTAN vorbei zu gehen. Email schreiben. Emails checken. Immer noch keine Antwort. Mist! Ärger! Frust! Wie der aus allen Wolken fiel, als ich EIN EINZIGES MAL spontan vor seiner Tür stand. Wie der sich gefreut hat! Dabei bin ich ausschließlich auf diese "Idee" gekommen, weil ich mal so richtig sauer war. (Nun ja, seine Überfreude nahm meiner Wut unverzüglich den Wind aus der Segeln, aber nun ja...)

Gut, das ging über 10 Jahre. Da gab es viele verschiedene Phasen. Die ersten 5 davon wohnten wir 600 km entfernt und waren auf Telefon und Schriftverkehr angewiesen. Als wir dann nur 500 METER auseinander wohnten, braucht das erst mal eine Zeit um das zu realisieren. Da wurde z.T. abends munter gechatet. Ja, hallo??? 500 Meter entfernt??! Der Mensch ist halt doch ein Gewohnheitstier. Dann die Emailphase. Später gings besser, aber so ganz rausgekriegt habe ich es nie so wirklich, dass ich wegen der EINFACHKEIT und der ILLUSION DER STÄNDIGEN VERFÜGBARKEIT zehnmal eher zur Email als zum Hörer griff. Und um das mit den Spontan-Besuchen zu vertiefen, fehlte am Ende die Gelegenheit.

Grad so "ungeduldige" Menschen wie ich, die sich auskotzen müssen, sobald sie was auf dem Herzen haben. Dafür ist ICQ oder Email ja bestens geeignet. Die Illusion der ständigen Verfügbarkeit. Milchmädchenrechnung. Rächt sich, wenn die Antwort ausbleibt oder es dann mangels Sichtkontakt etc. zu Missverständnissen kommt.

Ach, früher war irgendwie alles besser. Hab ja schon VOR dem Internet viel schriftlich kommunziert (Briefefreunde, Briefclubs gegründet, wieder verworfen, neu gegründet etc.)... und ICQ, Messengers, Email, Handys, SMS, Handys, mit denen man online gehen kann. Verflucht. Wenn einer keine Zeit, hat einer keine Zeit. Das gibt's ja heute kaum noch. Diese ständige Erreichbarkeit - über jedwede Entfernung - ist doch unnatürlich. Ja, ich denk mir manchmal, die Evolution hat die menschliche Psyche einfach nicht dafür ausgestattet. Früher war's Schicksals, wenn man dem Zukünftigen (endlich!) begegnete, dann wenn die Zeit reif dafür war. Heute war's der Chat der Seite So-und-so, rund um die Uhr, wann immer dir danach ist, dir jemand aus dem virtuellen Angebot rauszudeuten...

Jetzt mal ehrlich: Was ich da schon für seltsame Anwandlungen von "Fernbeziehungen" / "Chat-Beziehungen" bei jungen Teenies miterlebt habe...
da staunt man manchmal nicht schlecht. GESUND ist das sicherlich nicht.

Kurz: Es ist ZU einfach. ZU bequem. Und genau das fordert nun mal oft seinen Preis.

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Beitrag So., 22.02.2009, 23:58

Sorry für das Doppelpost, aber ich muss gerade noch mal meinen Zyniker ein wenig Ausgang gewähren:

Vor 10 Jahren. Ich sitze auf dem Land fest, frisch verheiratet und voll Sternchen in den Augen. Gemahl ist auf der Arbeit. Nachtdienst. Adminstrator. Nicht viel zu tun. Haushalt? Lesen? Wo doch das Schatzi über den Chat so nah? Zur Spüle schau, zum PC schau, hin konnt ich nirgends, er hat's Auto ja mitgenommen... Spüle? Chat? Klar, der Chat siegt! Tag ein, Nacht aus. Das mal zu realisieren, dass wenn Menne weg ist (zur Arbeit), der auch wirklich WEG ist... nö, warum denn?! Wozu??? Ist doch schön einfach. Ist doch so verlockend!

Nun gewinnt man in der gemeinsamen Community na bald auch schon neue interessante virtuelle Freunde. Ergo, was geschieht an freien Tagen? Man sitzt trotzdem im Chat. Göttergatte und ich allerdings nun Seite an Seite, Rücken an Rücken in unseren "PC-Raum" (eine kleine Kommandozentrale, nun ja, ER = PC-Freak)... und CHATEN!!!!

Na... am Ende hat er mich gegen seinen (Rollenspiel)-Online-EHEFRAU sozusagen "eingetauscht". Ob er den Unterschied überhaupt bemerkte???

Na ja, man muss dazu sagen, da dazwischen lagen 10 Jahre, ein Kind und viele verschiedene Phasen. Man lebte auch mal ein paar Jahre oder Monate komplett internetfrei. Aber ansonsten...noch Fragen??!

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Beitrag Mo., 23.02.2009, 02:12

Gothika, wg Programm und Freund dann hol dir deine eigene Version des Programms , mir waere das Geld wert.

Jetzt habe ich 2 Stunden des Gruebelns hinter mir, eigentlich habe ich schon oefters im Verlauf des Tages ueber Stefans und Gothikas Worte gegruebelt.
Ueber das Verbalisieren zb. Habe festgestellt, dass fuer mich das verbalisieren sehr wichtig ist, vor allem seit ich hier im Forum bin.
Verbalisieren heisst fuer mich die Probleme zu konkretisieren, sie einfach greifbar zu machen.
So lassen sie sich nicht so leicht verdraengen wie sonst!
Andererseits, ist das schon ein Problem weil ich das Medium Internet eher mit Ablenkungs und Fluchtmoeglichkeit asoziiere, das steht fuer mich im Widerspruch zu der Idee das Internet als Medium zu benutzen den Problemen zu begegnen .
So bleibt man auch an einem Punkt stehen.
Ich habe gegruebelt was mich dazu treibt hier zu sein.
Es sind ganz klar , dass in meinem Leben viel zu wenige Kommunikationsmoeglichkeiten existieren.
Dass ich hier Menschen treffe mit denen ich gerne rede, weil sie entweder im gleichen Alter sind, gleiche Probleme haben, oder gleiche Hobbys haben.
Und dass mein Freund mit mir nicht immer gerne redet

Ich habe mir was ueberlegt, da ich unter meinem Hausfrauendasein momentan sehr leide, dass ich mir einen Job suchen werde, in dem ich viel mit Menschen zu tun habe.
Nicht solche Jobs die ich in den vorlesungsfreien Zeit immer hatte.
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Beitrag Mo., 23.02.2009, 15:13

Stefan M, ich weiss das es viele Wege gibt Internet zu sperren, das Problem ist nicht das sperren sondern ICH bin das Problem.
Wenn ich weiss wie man sperren kann weiss ich auch wie man es entsperren kann.

Es kommt irgendwann etwas, was ich GANZ DRINGEND im Internet nachschauen muss. Dann mache ich wieder Internet auf meinem PC erreichbar, und nachdem ich diese ganz dringend wichtige Sache gefunden habe, lande ich 100 % wieder in der Forenwelt und bin wieder am stundenlangem Schreiben.
nee das funzt bei mir nicht.
Ich bin zu suechtig.
Ich will ein Programm, das meine Online Zeit managet ohne den PC abzuschalten, da ich studentisch davon abhaengig bin. Wenn ich eine Stunde am Tag online darf, habe ich auch die Chance die Sachen zu finden die wichtig sind, und vielleicht auch paar Threads zu lesen.
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Saul
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Beitrag Mo., 23.02.2009, 15:25

kamikatze hat geschrieben:darf ich?
Du mußt
kamikatze hat geschrieben:ich möcht hier nicht als Moralapostelin auftreten.
Aber als Moderatorin? Oder warum tägst du jetzt auch grün?
kamikatze hat geschrieben:finde eure gedanken interessant, um nicht zu sagen, dass ich mit eigenen kompensationstendenzen hier ein hoffentlich fruchtbares (stilles) austauschörtchen finde.
Das wirst du ganz bestimmt finden. Wir sind doch eine Harmonie-erprobte Runde

Allerdings bin ich mit meinem Latein hier schon (fast) am Ende und vermag auch zur Zeit keine neuen Impulse zu geben.
kamikatze hat geschrieben:aber nicht nur. ich denk, da entstehen auch begegnungen mit menschen, die einem mehr oder weniger ans herz wachsen.
Solange die Begegnung virtuell bleibt? Aber das Übertragen dieser Begegnungen von hier in das Real-Live bzw. Real-Life ist schon wieder eine andere Sache. Na klar, man nimmt die ein oder andere Begegnung als Bereicherung mit in den Alltag. Meinst du das?
kamikatze hat geschrieben:wir sind halt alles verdammt globalisierte, emanzipierte und informationsgeile fories mit mehr oder weniger geltungsdrang, an sich nicht schlecht oder gut. und alle haben in irgend einer form ein RL daneben, davon geh ich jetzt mal aus.
Das ist es: Wir sind kosmo-politisch und nicht süchtig. Ein Kosmo-Polit, der ein richtiger sein will - schließt doch lieber hier, wo die ganze Welt zusammenkommt, Begegnungen ins Herz, als in seiner kleinen realen Welt.

Gruß,
Saul

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Beitrag Mo., 23.02.2009, 15:35

Antonia hat geschrieben:Stefan M, ich weiss das es viele Wege gibt Internet zu sperren, das Problem ist nicht das sperren sondern ICH bin das Problem.
Wie bereits gesagt: Du mußt es wollen! Wenn du weniger in virtuelle Welten abdriften willst, dann muß das von dir kommen und nicht von einer eigens dafür eingerichteten technischen Regelung. Die wird von der Sucht - wie du ja schon befürchtest - nämlich immer wieder hintergangen.

Wenn du also "clean" werden willst, dann räume doch besser ganz bewußt anderen Dingen Priorität ein, z. B. das Lesen eines Textes oder Gartenarbeit oder Laufen gehen. Wenn du all diese selbstauferlegten Verpflichtungen mit Freude abgearbeitet hast, dann kannst du dich ja mit dem PT-Forum belohnen. Aber solange das Verweilen im PT-Forum deine selbstauferlegte Verpflichtung ist ... naja, du weißt schon ...

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Nurse_with_wound
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Beitrag Mo., 23.02.2009, 15:44

das funktioniert fuer mich nur nach dem kalten Entzug. Wenn ich einen neuen Lebensrythmus gefunden habe.
Meine Situation ist auch nicht gerade foerderlich.
Mein Freund pendelt sehr weit und ist um 20 oder sogar 21 Uhr erst daheim. Es ist frustrierend genug.
Ich studiere habe gerade keinen Job und habe Ferien, in denen ich eigentlich ganz ganz viel fuers Studium tun muss wenn ich naechstes Jahr es abschliessen will.
Ich bin ganz alleine!!! Es faellt so schwer aufs Internet zu verzichten weil ich mich sooo einsam fuehle.
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Nurse_with_wound
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Beitrag Mo., 23.02.2009, 15:47

Saul, gruen ist hier kein Moderation, sondern Menschen die das Forum mal finanziell unterstuetzt haben und dafuer mehr als einen Thread die Woche eroeffnen duerfen.
Nein, sie ist denke ich keine Moralapostelin
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Saul
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Beitrag Mo., 23.02.2009, 16:15

Antonia hat geschrieben:Ich bin ganz alleine!!! Es faellt so schwer aufs Internet zu verzichten weil ich mich sooo einsam fuehle.
Naja, wenn du allein bist muß das ja nicht zwangsläufig bedeuten, daß du auch einsam sein mußt. Da spielt es bestimmt auch eine nicht geringe Rolle, wie und ob du dich mit dir selbst beschäftigen kannst.

Wenn ich auch noch so alleine war - mir wurde nie wirklich langweilig. Denn mir fällt es nicht allzu schwer, mich mit Dingen zu beschäftigen, ohne daß auch noch andere Menschen daran teilhaben bzw. teilnehmen. Ich kann ganz gut alleine sein und ziehe das oftmals sogar dem vor, mich ständig mit Menschen zu umgeben.

Meine Situtation ist zur Zeit rein objektiv wohl eine ähnliche wie die deine. Semesterferien, z. Zt. keinen Job, meine (Ex-)Freundin (jetzt Mitbewohnerin) ist viel unterwegs, Freunde und Bekannte haben entweder keine Zeit oder ich habe keine Lust. Trotz der Ähnlichkeit unserer Situation mache ich aber den ganzen Tag Dinge für mich allein: Zeitunglesen, mit den Hunden spazierengehen ... Außerdem widme ich mich mit völliger Begeisterung kulturwissenschaftlichen Texten ... dann lerne ich nebenbei noch eine Sprache, die eigentlich gar keine ist und nehme mir meistens viel Zeit für`s Kochen. Hin und wieder gehe ich mal ein Bierchen trinken, wenn es dann doch mal passt. Dann noch den einen oder anderen Blick ins Forum werfen ... abends noch etwas fernsehen - das war dann für mich ein ausgefüllter Tag.

Bekommst du das nicht auch irgendwie hin?

Gruß,
Saul

P. S. Danke übrigens für die Erklärung des "Grünen"!

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