Einsichtnahme in die Patientenakte (Psychotherapie)

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.

Tränen-reich
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 19:58

Naja, meine Grund auf ehrliche Therapeutin möchte ich da nicht als Lügnerin hinstellen, da bin ich meilenweit von entfernt.
Verweigern im gewissen Sinne schon, wenn es nachhaltig ungünstig für den Patienten ausfiele... Ich frage mich halt nur allgemein, ob ein Therapeut sein Fachwissen derart ausnutzen kann, dass seine Begründung berechtigt wäre...

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sandrin
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 20:00

Geht nicht, wie gesagt, einzige Ausnahme: Selbstmordgefährdung, ginge aber dann nur über gerichtlichen Beschluss. Mit "das schadet dem Therapieprozess" geht da gar nix. Es sei denn, der Patient spielt mit, dann geht alles.
Auch ich möchte deine Therapeutin nicht als Lügnerin hinstellen, aber damit hat sie schlicht und ergreifend die Unwahrheit gesagt.


pandas
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 20:00

@ Tränen-reich

Die rechtliche Situation, also die Gesetzestexte und die möglichen Auslegungen, wurde in den Anfangsseiten des Threads gut erörtert.
Einerseits, dass dem Patienten Akteneinsicht zu gewähren ist und andererseits, der Behandelnde aus bestimmten therapeutischen Gründen die Einsicht ablehnen kann.
Ja, das stimmt so. Aber Du schreibst doch selbst schon, dass es bestimmte therapeutische Gründe sind. Das heisst, der Th ist grundsätzlich rechtlich verpflichtet, worauf wir uns weiter oben bezogen haben.
In der Praxis versuchen Therapeuten in der Tat, es allgemein abzuwehren, so wie es auch Deine Therapeutin gesagt hat. Aber das entspricht nicht der rechtlichen Situation.

Das ist durchaus auch in anderen Dingen so, dass manche Menschen der Ansicht sind, dass das geltende Gesetz ihrer Meinung nach nicht Sinn macht. Deswegen gibt es ja auch Menschen, die Steuern in die Schweiz hinterziehen.

Aber natürlich ist es so, dass das Gesetz gilt, solange bis es verändert wird.
Das heisst, ja, die rechtliche Situation ist so, wie Du mich zitiert hast.

"Bestimmte Gründe" müssten supergut begründet sein. Wenn dann aber beispielsweise die Diagnose mittlere Depression und ein Kleckerchen ist, dann sind die bestimmten Gründen schon mal weit entfernt. Es würde auch nicht sehr für einen Therapeuten sprechen, wenn ihn plötzlich einfällt, dass er den Patienten für suizidär hält, wenn der Patient seine Aktenkopien haben möchte.

So wie ich es überblicke, haben alle hier im Thread, die auf ihr Recht bestanden haben, ihre Kopien bekommen.
Es ist wohl eher nicht förderlich, dass die Therapeuten zuvor teilweise versucht haben, es aus bestimmten Gründen abzulehnen,
dann aber, wenn der Patient nicht locker lässt, doch die Kopien herausgeben, weil die Th genau wissen, dass die bestimmten Gründe in der rechtlichen Situation längst nicht ausreichend sind.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


pandas
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 20:05

@ Tränen-reich

Der Therapeut ist da nicht die letzte Instanz.

Hält er/sie sich tatsächlich an bestimmten Gründen fest, kann die Sache über die Kammer o.ä. geregelt werden.
Und da ist es auch relativ einfach, da es rechtlich eindeutig ist.
Deswegen rücken die Th in der Regel letztlich die Kopien dann doch raus, bevor das weitergeht.
Patienten mit Rechtschutzversicherung können einfach auch einen Anwalt einschalten.
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Tränen-reich
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 20:31

Danke dir, Pandas.... ich hab mich noch mal genau in das Patientenrechtegesetz eingelesen...wobei für mich immer noch "erheblichen gesundheitlichen (Selbst-)Schädigung des Patienten" (wo ist steht hier der Maßstab geschrieben??) ziemlich Auslegungssache des Therapeuten sein könnte... aber mit deinem letzten Beitrag haste ja meine ungestellte weitere Frage schon beantwortet...


pandas
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 20:53

Tränen-reich hat geschrieben:..wobei für mich immer noch "erheblichen gesundheitlichen (Selbst-)Schädigung des Patienten" (wo ist steht hier der Maßstab geschrieben??) ziemlich Auslegungssache des Therapeuten sein könnte..
Ja, das ist nicht allein Auslegungssache des Therapeuten.

Zu jedem Recht gehört auch in diesem Maß Auslegung.
Deswegen gibt es ja die juristischen Verfahrensweisen.

D.h. die Auslegung des Therapeuten wird überprüft durch weitere Instanzen, wenn er es so auslegt, dass er deshalb die Kopien nicht herausgibt. ABER da es bei den meisten Fällen nicht standhalten wird, werden wohl die meisten Th den Patienten nunmehr die Kopien geben, wenn die Th merken, dass die Patienten ihre Rechte kennen.
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sandrin
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 20:56

Den Eindruck hatte ich auch. Zuerst versuchte er, mir weiszumachen, er dürfe bestimmte Dinge zurückhalten. Als ich ihn fragte, ob er nicht wisse, dass er das gar nicht mehr dürfe, war ihm der Schock ins Gesicht geschrieben. Das war für mich ganz offensichtlich, dass er das sehr wohl wusste, aber erst einmal abchecken wollte, wie weit er mich blenden kann.


pandas
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 21:01

sandrin hat geschrieben: Als ich ihn fragte, ob er nicht wisse, dass er das gar nicht mehr dürfe, war ihm der Schock ins Gesicht geschrieben.
Das war bei meinem auch so, als ich das Wort "Psychotherapeutenkammer" aussprach. Und dann wurde er zu einem Cocktail aus überheblich und aggressiv. Aber er wußte da wohl dann, dass es mir ernst war mit dem Begehr nach den Kopien
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sandrin
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 21:05

Tja, da zeigen dann manche noch mehr ihrer Charakterlosigkeit. Wobei in meinem Fall hat mich das gar nicht mehr überrascht ...

Das ist halt was anderes, als wenn man bei einem einfühlsamen Therapeuten ist, ihm die Bitte vorträgt und dieser MIT einem darüber redet, ob das sinnvoll ist oder nicht. Da liegen Welten dazwischen.


Tränen-reich
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 21:07

sandrin, hast du die Akte inzwischen gelesen? Oder hab ich hier im Forum was überlesen, oder, oder??

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sandrin
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 21:11

Teilweise hab ich sie gelesen. Die offziellen Berichte an den Gutachter sowie die Dokumentation der allerletzten Stunde, wo man gemerkt hat, wie krampfhaft er versucht hat, im Falle des Falles seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Es war so klar, dass er sehr wohl wusste, dass er Mist angestellt hat. Er hat mich wahrscheinlich einfach unterschätzt und nicht damit gerechnet, dass ich mein Recht mal einfordere.


Tränen-reich
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 21:15

sandrin hat geschrieben: Er hat mich wahrscheinlich einfach unterschätzt und nicht damit gerechnet, dass ich mein Recht mal einfordere.
Nun, ziemlich naiv von ihm... nun ja, nu isser ne Erfahrung reicher.
Und wie gehts dir damit?

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sandrin
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 21:22

Eigentlich inzwischen ganz gut. Der Bericht von der Klinik ist nämlich gänzlich anders. Während mich der ambulante Thera schon fast in Richtung Persönlichkeitsstörung geschubst hat, um sich zu rechtfertigen, wurde mir in der Klinik ausdrücklich eine sehr stabile Persönlichkeit bescheinigt. Meine Beschwerden sind auf neurotische Konflikte zurückzuführen. Also nichts mit Persönlichkeitsstörung. Es tut mir gut, dass dieses Bild zurechtgerückt wurde, auch in den Akten.


Tränen-reich
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 21:27

Danke dir für deine Mitteilung, und dass du dich bestätigst weißt und eine Gegendiagnose zum Besseren erhalten hast.

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Mia Wallace
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Beitrag So., 28.12.2014, 16:29

sandrin hat geschrieben:Den Eindruck hatte ich auch. Zuerst versuchte er, mir weiszumachen, er dürfe bestimmte Dinge zurückhalten. Als ich ihn fragte, ob er nicht wisse, dass er das gar nicht mehr dürfe, war ihm der Schock ins Gesicht geschrieben. Das war für mich ganz offensichtlich, dass er das sehr wohl wusste, aber erst einmal abchecken wollte, wie weit er mich blenden kann.
Liebe Sandrin, gut dass Du nicht mehr bei ihm bist und gut, dass Du Dir das alles irgendwann nicht mehr hast gefallen lassen

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