Panik vor AMS & Vorurteilen

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FreudsLeiden
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Beitrag Mo., 31.12.2012, 11:50

Hallo Arta,

ich hab alles gelesen und ja, das übliche.

Eine Antwort bin ich dir schuldig:
Arta hat geschrieben:Arta geht auch immer mit Leidenschaft gegen Leute vor, die sich nicht verteidigen können.


Und warum können sie das deiner Ansicht nach nicht?
Du beschuldigst, wie hier schon mehrfach geschrieben wurde, immer wieder andere Menschen, die an deinem Unheil schuldig sind. Ob der AMS-Mitarbeiter, der Ex-Chef, deine Ursprungsfamilie, wer auch immer. Diese Leute meinte ich.

Ich kann mich verteidigen und ich kann sagen, dass dein "Zittern vor dem Thread" nicht mein Verschulden ist, weil ich hier bin und etwas entgegnen kann.

Die Leute die sonst an deinem Elend schuld sind, können sich nicht verteidigen.
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Rezna
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Beitrag Mo., 31.12.2012, 11:51

Ratlosigkeit hat geschrieben:Meine Ersparnisse waren nach 2 Jahren Erwerbslosigkeit aufgefressen, aufgewohnt, eben einfach weg...
Wird bei mir ähnlich sein, daher plane ich auch nicht bis ganz zum Schluß zu warten. Ein volles Jahr gönne ich mir, dann gehts auf die Suche. Ich hoffe, dass ich mich in den verbleibenden Monaten bis dahin weiter so rasant erhole und aufbaue.
Ratlosigkeit hat geschrieben:Ausserdem fällt Arta der Allgemeinheit nicht zur Last, was ja gleichfalls irgendwie löblich ist.
Das ist in der Tat einer der heilsamen Aspekte. Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber mir schlug permanent latenter Hass entgegen, als ich öffentliche Gelder benötigte. Egal ob Krankenstand, AMS-Geld, Pensionsvorschuß. Subtil bis schwer offensiv wurde ich immer wieder angegangen. Mir wurde das Gefühl gegeben (und ja, durch meine Gestörtheit habe ich es auch angenommen), ich hätte keine Existenzberechtigung, wäre Schmarotzer, faul,... Vor allem wenn man eh schon eine soziale Phobie hat, ist das keine gute Basis. Selbst auf Reha wurde ich gefragt, ob ich "dieses Theater" wirklich nötig hätte, mich da so "verwöhnen" zu lassen. Als wäre meine Krankheit oder Schwäche ein Affront gegen Andere. Und ja, ich glaube das ist es auch, da ich damit Angst mache, sie könnten auch da landen. Wenn sie nicht zulassen, dass man "so tief sinken" kann, es mit abfälligen Bewertungen und Schuldzuweisungen zukleistern, fühlen sie sich geschützt, nach dem Motto: Gottseidank bin ich nicht so unwillig/faul.
FreudsLeiden hat geschrieben:Ich werde hingestellt, als ob ich nicht nachdenken würde, also ich dumm wäre, weil ich die Situation nicht analysieren kann,...
...nachdem du mir vorgeworfen hast, dumm zu sein, wohlgemerkt. Der erste Angriff kam von dir, gelt.
FreudsLeiden hat geschrieben:Oder man ist eben so arm, weil man keine Ersparnisse hat.
Ich tu dir doch auch wegen allem möglichen leid. Zwar nicht wegen so etwas schnödem wie Geld, aber ja, in deinen Augen bin ich doch auch ein armes Würstchen.
FreudsLeiden hat geschrieben:Für mich kommt da soviel Arroganz rüber..."Man kann es sich ja leisten, nicht auf´s Amt zu gehen", man muss nicht in die Trottelkurse gehen.
Das kann schon sein, dass es arrogant klingt. Weil ich mich nicht verstecke, es heimlich mache, oder mich dafür selbst bemitleide, sondern offen dazu stehe - und zu den Vorteilen die das bietet. Ich denke, auch wenn ich ein anderes Lebenskonzept fahre, darf ich es okay finden. Dass ich es mir leisten kann, hat ja einen Grund. JEDER könnte es sich leisten, wenn er wollte. Ich werfe Anderen ja auch nicht vor, lieber auf Urlaub zu fahren, ein Auto zu wollen oder ein Plasma-TV mit siebenundachtzig Kanälen. Und ja, diese Leute geben auch damit an, wie toll der Urlaub war, wie komfortabel ihr Auto ist und wie herrlich zerstreuend ihre Fernsehanlage. Ich selber sollte mich aber damit zurückhalten, mich über meinen eigenen Luxus zu freuen? Das wird nicht passieren. Nicht mehr.
Ja, ich wurde mehrmals argwöhnisch von meinen Geschwistern gefragt, woher ich denn das Geld hätte. Ich besitze nur das Notwendigste und meine Sachen halten eeeeewig. Schuhe oder Kleidung kaufe ich nur alle paar Jahre, wenn das Zeug auseinanderfällt. Zudem hatte ich keine Notwendigkeit gefunden, Kinder in die Welt zu setzen oder ein Haus zu bauen. Auto, Urlaub, Disco, Handtaschen - unwichtig. Ich werfe anderen nicht vor, das zu brauchen - aber nur weil ich all das aben NICHT brauche, bleibt mir das Geld für diese art von Luxus, und weil ich so lebe, geht er sich auch länger aus. Und so wie man mir stolz sein Auto oder sein neuestes Paar Schuhe zeigt, erzähle ich, wie herrlich es ist, jederzeit tun und lassen zu können, was ich will.
Die Arroganz, die da empfunden wird, liegt schlicht in der Natur des Ungewöhnlichen.
leserin hat geschrieben:Das es andere Realitäten gibt, wollen oder können sie einfach nicht wahrnehmen.
Daß es andere WAHRNEHMUNGEN gibt, kann ich durchaus annehmen. Sie sind die Grundlage für Diskussionen wie dieses. Könnte ich nicht wahrnehmen, dass andere Menschen in anderen Realitäten leben, wie könnte ich dann hier diskutieren?
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Rezna
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Beitrag Mo., 31.12.2012, 11:59

leserin hat geschrieben:Sie fühlt sich als Opfer..., daher fühlt sie sich vielleicht auch gar so erhaben,... "Handlungsfähigkeit" .... Die Frage ist halt nur wie lange und welche Konsequenzen das noch haben wird.
Jede Handlung hat Konsequenzen. Auf dem AMS mitzuspielen hätte sie im selben Maße, wie irgendeinen Job anzunehmen, nur damit ich halt was hab und man mich in Ruhe lässt, oder aber meinen Traumjob zu haben. Unter anderem das ist die Basis unserer Freiheit: Die Wahl zu haben, mit welchen Konsequenzen wir umgehen wollen. Freilich, die positiven Konsequenzen aus meiner Entscheidung (Energie, Kreativität, Lebensmut) ziehen negative Konsequenzen mit sich (weniger Geld/Pensionsanspruch, anstehende Pleite). Jede andere Entscheidung, hätte ihre eigene positiv/negativ Liste.
leserin hat geschrieben:Ich kann auch nicht nachvollziehen warum man nur in Extremen lebt/handelt ... In keinem der von ihr geschilderten Fälle hätte ich so gehandelt.
Du begründest dein Handeln dann zwar mit Eigenverantwortung, und ich entnehme daraus, dass du meine Extreme als das Gegenteil davon siehst, aber auch du bist nicht wie du bist, weil DU das so entschieden hast. Deine Vorgangsweise, dein Verhalten ist das Ergebnis aus Genen und Umwelt - und je nachdem, wie das gewesen ist, ermöglicht dir das, so oder anders zu leben. Ich entscheide genauso sehr, wie du dich zu deinem Handeln entscheidest, für diese Extreme. Ich will es auch nicht und ich kämpfe mein ganzes Leben lang dagegen an, denn es ist wahnsinnig Kräfteraubend. Meine Form der Eigenverantwortung liegt unter anderem auch darin, diese Gegebenheiten (Extreme) zu managen, denn verhindern kann ich sie (noch) nicht. Es ist aber schon um Welten besser geworden, um Welten. Vielleicht dämpft ja auch das Alter - oder aber, kommt ja auch oft vor - das Alter treibt mich wieder in die Extreme zurück. So zu tun als hätte ich sie nicht, wäre verantwortungslos.
FreudsLeiden hat geschrieben:Ich kann mich verteidigen und ich kann sagen, dass dein "Zittern vor dem Thread" nicht mein Verschulden ist,...
Habe ich das behauptet? Es ist meine Gestörtheit, selbstverständlich ist die nicht deine Schuld.
FreudsLeiden hat geschrieben:Du beschuldigst, wie hier schon mehrfach geschrieben wurde, immer wieder andere Menschen, die an deinem Unheil schuldig sind. Ob der AMS-Mitarbeiter, der Ex-Chef, deine Ursprungsfamilie, wer auch immer. Diese Leute meinte ich.
Ach so. Ich dachte du meinst Leute im Forum.
Unschuldige gibt es nicht. Auch ich bin nicht unschuldig. Schuld ist allerdings nicht exakt der Begriff - ich würde es eher mit "Ursache" beschreiben. Und ja, das Verhalten anderer Menschen und Umstände bilden Ursachen und Korrelationen. Die Welt beeinflusst mich, mein denken, mein fühlen. Genauso wie gewisse Menschen und Umstände an meinen negativen Folgen "schuld" sind, gibt es auch Dinge die sich positiv schuldig gemacht haben. So könnte man auch kritisieren, dass jemand "schuld" daran ist, dass ich mich gut fühle. Wenn mir etwas oder jemand Gutes widerfährt, negiere ich auch nicht dessen Einfluss auf mich.
Und ja, Ex-Chef oder meine Ursprungsfamilie sind auch an vielen guten Sachen "schuld".
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FreudsLeiden
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Beitrag Mo., 31.12.2012, 12:08

Arta hat geschrieben:             FreudsLeiden schrieb:
Ich kann mich verteidigen und ich kann sagen, dass dein "Zittern vor dem Thread" nicht mein Verschulden ist,...


Habe ich das behauptet? Es ist meine Gestörtheit, selbstverständlich ist die nicht deine Schuld.
Nein, hast du nicht behauptet.
Ich dreh jetzt den Rechner ab. Bis später.
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mo., 31.12.2012, 14:10

Ratlosigkeit schrieb:Meine Ersparnisse waren nach 2 Jahren Erwerbslosigkeit aufgefressen, aufgewohnt, eben einfach weg...

Wird bei mir ähnlich sein, daher plane ich auch nicht bis ganz zum Schluß zu warten. Ein volles Jahr gönne ich mir, dann gehts auf die Suche. Ich hoffe, dass ich mich in den verbleibenden Monaten bis dahin weiter so rasant erhole und aufbaue.
Arta, ich will Dir zwar wirklich keine Angst machen, und ich hoffe, dass Du in 2 Jahren so viel Kraft und Ausgeglichenheit aufbauen kannst, um durchzustehen, was da auf Dich zukommen wird, aber ich möchte Dich wirklich ein bissl warnen.

1) Das erste Jahr wirst Du vermutlich gut überstehen. Aber dann wirst Du Dich immer öfter dabei erwischen, wie Du panisch Deine (Rest)Finanzen überprüfst, nachdenkst, auf was Du noch verzichten kannst, damit Du das Geld strecken kannst. Da kommen dann Existenzängste auf, eventuell mit Panikattacken und Schlaflosigkeit. Du siehst das Ende Deiner Rücklagen permanent vor Dir, hast noch keinen Job und kannst sonst nirgends hin um Hilfe. Wenn Du ein paar Monate (oder Wochen) in diesem Zustand verbracht hast, ist jede vorher aufgebaute "Erholung" endgültig futsch. Und dann kommt das Schlimmste überhaupt:
2) Solltest Du keinen Job finden (und ich hoffe für Dich, dass Du einen finden wirst), wirst Du letztendlich doch zum AMS kriechen müssen, um Unterstützung. Und das meine ich so. Da werden zuerst Abweisungen kommen - schließlich scheinst Du in keinen Unterlagen auf, was sollen sie mit Dir machen? Dann kommen ganz fiese und gemeine Fragen: Warum haben Sie bis jetzt nicht? Wo waren Sie? Sind Sie zu blöd, um ein Formular auszufüllen? Ohne Unterlagen geht gar nichts! usw. usw. Dann musst Du Dich vor tumben, sturen Beamtennaturen "rechtfertigen", von denen Du noch dazu total abhängig bist - dagegen ist Dein Geplänkel mit Freudsleiden hier Kinderkram. Und ich garantiere Dir, dort gibts null Verständnis für Deine Argumente, die stecken Dich sofort in die Schublade "zu blöd für alles", dort bist Du dann der reine Störfaktor, weil nicht in Schema F passend, und alle, noch so klugen Erklärungen deinersets sind Zeitverschwendung.
Ob Du DAS in Deiner Verfassung durchstehen wirst?
Überleg Dir das.
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FreudsLeiden
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Beitrag Di., 01.01.2013, 12:56

Ratlosigkeit hat geschrieben:dagegen ist Dein Geplänkel mit Freudsleiden hier Kinderkram.
, danke schön

Was in diesem Falle zu tun wäre, wäre ein ganz normaler Standardantrag auf Mindestsicherung. Die Unterbrechung darf max. 62 Tage betragen, das ist dann mit 2 Jahren übertreten.

Die Mindestsicherung hat natürlich viel Kleingedrucktes, wie z.b. Vermögen, Wohnung, etc...
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Rezna
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 03:04

Ratlosigkeit hat geschrieben:....die stecken Dich sofort in die Schublade "zu blöd für alles", dort bist Du dann der reine Störfaktor, weil nicht in Schema F passend, und alle, noch so klugen Erklärungen deinersets sind Zeitverschwendung.
Das war bereits jetzt schon so.
Burnout gilt ja vielfach als "Modeerscheinung". "Will sich nur wichtig machen." - "Eine Ausrede für faul sein wollen."... man braucht nur diverse Kommentare lesen, wenn wo Burnout thematisiert ist. Man möchte erbrechen. (Weniger hier im Forum, aber das ist ja auch "speziell". Unter anderem das AMS findet ja "draußen" statt, und da sind die Vorurteile gegenüber psychisch Kranken prominent.) Auch Depression oder Anpassungsstörung wird unter "Will nur nicht." oder "Ist faul." abgelegt.
Ich fiel quasi so in dieses "Behindertenresozialisierungs"-Gehabe. Zwischen psychischen Problemen und geistiger Behinderung gibt es einen Unterschied - der nicht begriffen wird. Und ja, da ich Reha und Krankenstand hinter mir hatte - gab es auch da Probleme... denn offenbar gibt es für dieses Phänomen keinen Plan - zumindest danach zu urteilen, wie umständlich, verkrampft und barsch alles wurde. Ich musste einen Bescheid vom Arzt bringen, weil ich meinte, Vollzeit wäre noch nicht drin - Teilzeit wollten sie mir aber nicht vermitteln "Das enstpricht nicht unserer Philosophie" (ich kann nur lachen, wenn in den Medien geschrieben wird, Frauen würden in die Teilzeitfalle gelockt - ich habe die gegenteilige Erfahrung. Als ich von Teilzeit anfing zeichnete man mir mit Szenarien meines totalen Untergangs bis zu Obdachlosigkeit vor, machte mir massiv Existenzängste... ich würde krank und verwahrlost auf der Straße landen, wenn ich Teilzeit mache, Teilzeit könnten sie nicht verantworten zu vermitteln...) Als ich den Bescheid brachte, hieß es, den könne man aber nur drei Wochen berücksichtigen. Dabei schwang stets diese Unterstellung mit, faul oder blöd zu sein.

Wie das ist, weiß ich. Ich weiß auch, dass ich mich innerhalb einer gewissen Zeit wieder am AMS melden sollte, um weiterhin Anspruch auf Notstandshilfe zu haben. Mir ist auch klar, dass ich nicht warte, bis ich den letzten Cent ausgegeben habe. Nur psychisch Krank, nicht geistig behindert - ein bisschen weiß ich schon auch was ich tu, selbst wenn es so unüblich ist, dass man verwirrung unterstellen möchte. Als ich recherchierte (wollte wissen wie das mit Versicherung und Co ist) habe ich allerdings herausgefunden, dass das was ich mache weit mehr Leute tun, als man offiziell weiß. Die Gründe sind anders... oft Scham oder Stolz. Und da frage ich mich freilich: Warum muss man sich schämen, wenn man eine schlichte Versicherungsleistung in Anspruch nimmt, in die man eingezahlt hat? Keiner schämt sich, einen Schaden am Rückspiegel von der Versicherung refundieren zu lassen.
Aber ja, der Weg, der mir Aufgrund der Reaktionen der Leute als "völlig extremer Einzelfall" der so dermaßen abstrus ist, dass er schon fast ein Fall für den Verfassungsschutz ist, gespiegelt wurde, scheint doch nicht so besonders unüblich zu sein, viele reden halt nur nicht drüber - und ich weiß mittlerweile auch warum. In der Grundmentalität steckt: Alles was dir zusteht musst du nehmen, auch wenns unnanehmlich ist. Ist ja nicht nur beim AMS so, sondern in vielen anderen Lebensbereichen. Habe das auch Unterhaltstechnisch schon miterlebt, oder bezüglich Abfertigung...
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 09:55

Liebe Arta,
dann bleibt mir nur noch, Dir viel Kraft und viel Glück für Deinen Weg zu wünschen. Ich werde nie verstehen, warum man sich als ohnehin psychisch angeschlagener Mensch das Leben freiwillig so schwer macht, wie Du es tust. Du hast eben sehr feste Überzeugungen und Prinzipien, die Dir wichtiger sind als Dein Wohlergehen und zu denen Du scheinbar stehen MUSST, egal was es Dich kostet und wie fertig es Dich macht.
Dazu fällt mir ein Sprichwort ein.
"Sei biegsam und geschmeidig", sagte der Mühlstein zum Weizen.
Denn wer starr und hart ist wird unweigerlich gebrochen werden.
Trotzdem alles Gute.
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 10:43

Ratlosigkeit hat geschrieben:Du hast eben sehr feste Überzeugungen und Prinzipien, die Dir wichtiger sind als Dein Wohlergehen und zu denen Du scheinbar stehen MUSST, egal was es Dich kostet und wie fertig es Dich macht.
Einige wenige Menschen brauchen eben Überzeugungen und Prinzipien, damit es ihnen überhaupt gut geht. Ich kann da Arta schon verstehen.
Ratlosigkeit hat geschrieben:"Sei biegsam und geschmeidig", sagte der Mühlstein zum Weizen.
Es wollen eben nicht alle Menschen Weizen sein, mit dem einzigen Daseinszweck, von einem Mühlstein zermahlen zu werden. Auch da kann ich Arta sehr gut verstehen...

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Rezna
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 13:32

Ratlosigkeit hat geschrieben:"Sei biegsam und geschmeidig"
In der Tat, der alleinige Gedanke schon ist mir ein Greuel.
Und da fällt mir auch ein Satz ein, den ich letztens gehört habe: Für viele ist Konformismus Sozialkompetenz.
"Biegsam und Geschmeidig" sein, hört sich für mich an wie: "Tanz nach meiner Pfeiffe. Wenn alle beim Fenster runter springen, tu es auch. Friss Schei... - Milliarden Fliegen können nicht irren."

Für mich schließt sich biegsam und geschmeidig sein Authentiziät aus. Wenn Menschen biegsam und geschmeidig sind, frage ich mich, wer sie gebrochen hat, wo ihr Wille ist, ob sie ihren Wesenskern wirklich so schnell wegwerfen können oder nicht im Stillen beginnen, zu zersetzen. Vielleicht mache ich dabei den Fehler, von mir auf andere zu schließen. Meine Sozialphobie und das Drumherum dazu beeinhaltet ja auch die Angst, verschlungen zu werden. Und um Gottes Willen, ich will nicht von einer Mühle zermalmt werden. Im Übrigen werden die biegsamen halt nicht gebrochen sondern zermatscht.
Ratlosigkeit hat geschrieben:Du hast eben sehr feste Überzeugungen und Prinzipien, die Dir wichtiger sind als Dein Wohlergehen und zu denen Du scheinbar stehen MUSST, egal was es Dich kostet und wie fertig es Dich macht.
Weil ich fast zwei Jahrzehnte genau diese über Bord geworfen hatte und dabei fast drauf ging. Vermutlich bin ich auch krank geworden, weil selbst der Wille, meine Überzeugungen über Bord zu werfen, nicht geholfen hat - mein Kern hat gekämpft. Ich WOLLTE "normal" sein, um diesen berühmten jeden Preis den du gegenteilig ansprichst. Und es ist auch (fast) gelungen. Es gibt Fotos aus der Zeit, in der ich endlich genau so war, wie alle sind, wie man sein sollte - und das Umfeld regelrecht aufgeatmet hat, weil ich angeblich endlich "angekommen" sei in ihrer Wertewelt. Auf diesen Fotos bin ich fremd, ich wirke fast dissoziativ, todunglücklich - und denke ich an diese Zeit zurück, dann ist es, als als hätte ich nicht gelebt sondern gewartet. Gewartet das das Unwetter vorbei ist. Das war mir aber nicht bewusst. Wäre mir das klar gewesen, hätte ich rebelliert und wäre nie krank geworden.
Ich stamme aus einer Familie in der die Unterordnung an Systeme Anderer oberstes und alleiniges Gebot war, und jegliche eigene Identität ein Affront, eine Bedrohung die es nötigenfalls mit Gewalt auszutreiben galt - oder man wurde sozial ausgehungert, bis man begriff, dass man nach den Regeln Anderer tanzen muss, selbst wenn sie völlig idiotisch und sinnfrei waren.

Die Frage ist: WAS ist Wohlergehen? Im Außen so zu funktionieren, dass alles Reibungslos ist, innerlich aber geht man vor die Hunde? ODER: Außen zwar vor die Hunde gehen, innerlich aber intakt bleiben? Beides nicht toll, keine Frage. Aber von einem tollen Außen habe ich nichts, wenn ich innerlich vernichtet bin. Ich habe nichts davon, wenn ich alle Regeln zu dem Preis eingehalten habe, danach ein Zombie zu sein. Klar, ich will auch nicht im körperlichen Aus landen, daher kalkuliere ich ja auch - und weiß, bis zu einem gewissen Punkt werde ich mich für das äußerliche Überleben immer verraten müssen, immer meine Bedürfnisse ignorieren, immer meinen Wesenskern verraten. Aber akutell möchte ich das so wenig wie unbedingt nötig - auch weil ich eben schon so kurz davor war und heilen muss.
Die Alternative zu meiner jetzigen Aktionsweise wäre: Man läse jede Woche von mir einen Beitrag in dem ich meine Suizidalität dokumentiere, in dem ich mich permanent angegriffen fühle, unter Dauerbeschuß, indem ich mein Leben, meine Existenz ununterbrochen in Frage stelle - bzw. in Frage gestellt sehe. Es gab diese Zeit - und so lange ist es noch nicht her. Es macht mich eben NICHT ferig, so zu leben wie ich es grad tu. Ganz im Gegenteil.
Ratlosigkeit hat geschrieben:...dann bleibt mir nur noch, Dir viel Kraft und viel Glück für Deinen Weg zu wünschen.
Vielen Dank. Ich dir auch.


Im übrigen sollte ich dazu schreiben (sonst wirkt das ja mal wieder alles arrogant), dass ich eben aus irgend einem Grund "spröde geboren" bin. Ich kenne viele Menschen, denen ist es ein Bedürfniss und die fühlen sich sicher und wohl, wenn sie sich den Gegebenheiten anpassen. Sie verstehen mich nicht. Sie BRAUCHEN es, dass sie sich an Regeln und an die sozialen Bedingungen halten können, um sie selber sein zu können, gut schlafen zu können usw.
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 14:27

Eremit - Arta -
ich verstehe Euch - vom Kopf her. Es muss auch solche wie Euch geben.

Bei mir - und vielen anderen - beudeutet "sich der Gesellschaft anpassen" keinen Verlust der Eigenpersönlichkeit, sondern, im Gegenteil, den Gewinn an Freiheit und Handlungsspielräumen. Das ist keine aufgesetzte Fassade, hinter der sich der "wahre Mensch" versteckt, das ist für meinereins tatsächlich Authentizität vom Allerfeinsten. Nur so fühlt man sich wohl, ist bei sich angekommen.
Da ist einfach ein fundamentaler Unterschied im Denken, Fühlen und Wahrnehmen zwischen uns. Wir leben quasi auf unterschiedlichen Planeten.
Lasst uns einfach Frieden schließen - respektieren wir uns, bei aller Verständnislosigkeit
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FreudsLeiden
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 15:10

ich begreife Arta & Eremit, euch beide, mehr von der Spieltheorie her. Ihr habt keinen Sinn für Spielregeln. Das hat nichts mit Konformismus zu tun. Nur weil ich auf der Autobahn entgegen der Fahrtrichtung fahre bin ich nicht cool und authentisch.

Nur weil ich Spielregeln einhalte bin ich kein Spießer mit gebrochenem Willen.
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Beitrag Do., 03.01.2013, 02:31

FreudsLeiden hat geschrieben:Ihr habt keinen Sinn für Spielregeln.
Hast Du eigentlich gelesen, was mir passiert ist? Anscheinend nicht.

Ich HABE mich an die Spielregeln gehalten (gesetzlicher sowie gemeinschaftlicher sozialer Rahmen) und wurde DESWEGEN in Mitleidenschaft gezogen! Das hatte allerdings gar nichts mit mir persönlich zu tun, das ist ja das Tragische. Es hätte jedem anderen passieren können und ist auch vielen anderen passiert. Und es passiert auch weiterhin vielen Menschen. Das hat nichts mit persönlichen Einstellungen, Weltanschauungen, beruflicher Qualifikation oder sonstwas zu tun. DAS IST ES JA. Es ist ganz einfach Willkür.

Das finde ich schon ein starkes Stück. FreudsLeiden, bist Du etwa auch so eine, die sagt, daß Vergewaltigungsopfer auch selbst schuld daran sind, vergewaltigt worden zu sein? Na, tolle Einstellung!

Die große Illusion, der die meisten Menschen erliegen, ist, daß sie für ihren Opportunismus eines Tages entlohnt werden. Nur stimmt das nicht, davon können all die alten Menschen in den Altersheimen ein Liedchen singen.
Ratlosigkeit hat geschrieben:Bei mir - und vielen anderen - beudeutet "sich der Gesellschaft anpassen" keinen Verlust der Eigenpersönlichkeit, sondern, im Gegenteil, den Gewinn an Freiheit und Handlungsspielräumen.
"Krieg ist Frieden"

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FreudsLeiden
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Beitrag Do., 03.01.2013, 02:47

Arta hat geschrieben:In der Tat, der alleinige Gedanke schon ist mir ein Greuel.
Und da fällt mir auch ein Satz ein, den ich letztens gehört habe: Für viele ist Konformismus Sozialkompetenz.
Hallo Eremit, ich hab mich eigentlich auf diesen Argumentationsstrang bezogen.
Eremit hat geschrieben:"Krieg ist Frieden"
jaja und "Unwissenheit ist Stärke"

Es gibt eine Welt außerhalb der Dystopie in der du lebst.
Eremit hat geschrieben:Das finde ich schon ein starkes Stück. FreudsLeiden, bist Du etwa auch so eine, die sagt, daß Vergewaltigungsopfer auch selbst schuld daran sind, vergewaltigt worden zu sein? Na, tolle Einstellung!
Ab in Zimmer 101 oder was? Rundumschlag wie immer? Ich hab echt keine Lust mich länger zu verteidigen. Rache ist eine Sache, die man herrschen sollte und von der man nicht beherrscht werden sollte. Sonst ist man ein Opfer blinder Wut.
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Beitrag Do., 03.01.2013, 03:20

FreudsLeiden hat geschrieben:Hallo Eremit, ich hab mich eigentlich auf diesen Argumentationsstrang bezogen.
Verstanden hast Du's trotzdem nicht. Es stimmt, für fast alle Menschen im deutschsprachigen Raum ist Konformismus DIE Sozialkompetenz schlechthin. Beweis: Der Nationalsozialismus.
FreudsLeiden hat geschrieben:Es gibt eine Welt außerhalb der Dystopie in der du lebst.
Wir leben bereits seit langer Zeit in einer Dystopie. Klar gibt es auch Regionen, in denen keine Dystopie herrscht. Leider ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Regionen sich angepaßt haben.
FreudsLeiden hat geschrieben:Rundumschlag wie immer?
Schuldgefühle und Doppelbindungen eintrichtern wie immer? Kannst Du vergessen.
FreudsLeiden hat geschrieben:Ich hab echt keine Lust mich länger zu verteidigen.
Du verteidigst nicht Dich, sondern das System. Du existerst als moralische Entität sowieso nicht, dafür läßt Dein Text viel zu viele Doppelbindungen erkennen.
FreudsLeiden hat geschrieben:Rache ist eine Sache, die man herrschen sollte und von der man nicht beherrscht werden sollte.
Wer schreibt hier von Rache? Nur Du. Was würde überdies Rache bringen? Nichts. Davon habe ich garantiert weit mehr Ahnung als Du.

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