Sich selbst therapieren

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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hysperias
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Beitrag Mi., 05.08.2020, 11:09

montagne hat geschrieben: Di., 04.08.2020, 18:22 Ich denke da, genau das in der Tiefe forschen, geht nicht alleine. Man hat blinde Flecken und sa man nicht weiß, was man nicht weiß, braucht man jemanden, der ehrlich und ohne Eigenbeteiligung rückmeldet.

Hinzu kommt, wenn da etwas ist, was sagen wir mal traumatisch ist, also so richtig... kann man sich per Definition nicht selbst stabilisieren.
Was mich jetzt mal ehrlich interessiert, ist, wie ein Therapeut überhaupt auf "blinde Flecken" stoßen kann und wie er diese äußert. Gibt ein guter Therapeut ein Feedback, nennt er seine Eindrücke?

Da hast du recht. Ein Trauma liegt zum Glück nicht vor, das wurde in der Therapie getestet und dann wäre ich jetzt wohl kaum auf einmal stabil.
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Couch-Potato
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Beitrag Mi., 05.08.2020, 20:48

hysperias hat geschrieben: Mi., 05.08.2020, 11:06
Ich fühle mich persönlich angegriffen von der Therapeutin. Mein Anliegen war es, mit ihr zu besprechen, was ihr Eindruck von mir ist und völlig offene Karten auf den Tisch zu legen. Aber sie hat mir Vorhaltungen gemacht, das war auch nicht das erste Mal, aber eindeutig das schlimmste Mal. Egal, was ich sagte, es wurde immer mit "Das ist Borderline!" abgeschmettert und ich fühlte mich nicht mehr wie ein Mensch, einfach nur noch hilflos. Jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir auf, dass es meinen Mobbingerfahrungen ziemlich ähnlich kam - kein Wunder, dass ich mich hilflos fühlte. Die Therapeutin wusste sogar von diesen Erfahrungen und schob mir die Schuld dafür zu. Ich bin offen für Kritik, aber sie sollte bitte in einem menschlichen Ton geäußert werden.
Das klingt für mich noch ein bisschen mehr, als könnte Tiefenpsychologie (d. h. tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder Psychoanalyse) helfen. Gerade bei letzterer wird ja Wert darauf gelegt, therapeutische Beziehungserlebnisse zu bearbeiten, und auch mit Vergangenheit zu verknüpfen. Dafür ist dann viel Raum da. Plus, die Person hinter einem verhält sich weitesgehend neutral, also versucht nicht, so zu "überzeugen", wie es schlechte Eltern tun.
Lösungen erarbeitet werden in Analyse allerdings weniger, es geht eher darum, dass die Puzzleteile an eine passendere Stelle "fallen" - bei einer tfP kann man vielleicht eher noch mit Tipps rechnen.
Aber ja, das Ganze ergibt natürlich auch nur Sinn bei aktuellem Leidensdruck.

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Solage
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 20:26

hysperias hat geschrieben: Mi., 05.08.2020, 11:06

Ich fühle mich persönlich angegriffen von der Therapeutin. Mein Anliegen war es, mit ihr zu besprechen, was ihr Eindruck von mir ist und völlig offene Karten auf den Tisch zu legen. Aber sie hat mir Vorhaltungen gemacht, das war auch nicht das erste Mal, aber eindeutig das schlimmste Mal. Egal, was ich sagte, es wurde immer mit "Das ist Borderline!" abgeschmettert und ich fühlte mich nicht mehr wie ein Mensch, einfach nur noch hilflos. Jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir auf, dass es meinen Mobbingerfahrungen ziemlich ähnlich kam - kein Wunder, dass ich mich hilflos fühlte. Die Therapeutin wusste sogar von diesen Erfahrungen und schob mir die Schuld dafür zu. Ich bin offen für Kritik, aber sie sollte bitte in einem menschlichen Ton geäußert werden.

Probleme ausbreiten war alles, was in meiner Therapie geschehen ist. Lösungen wurden leider nie erarbeitet, aber die habe ich zum Glück selbst gefunden. Aber ja, Tiefenpsychologie würde mich sehr interessieren, gibt es nur leider in meiner Gegend nicht.
Naja, das ist alles Borderline, ist ein typisches Totschlagargument. Da zeigt sich eher die Hilflosigkeit der Therapeuten.
Solche Äußerungen machen hilflos! Solche Etikettierungen sind kontraproduktiv und ja, die haben echt Ähnlichkeit mit Mobbing. Schuldzuweisungen sind auch nicht therapeutisch.


montagne
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 20:38

@hysperias...
Ein Außenstehender sieht immer mehr....
Es geht nicht nur darum, dass es ein ausgebildeter Therapeut ist. Es geht auch darum, dass es überhaupt ein anderer Mensch ist.

Als soziale Wesen bedürfen wir der sozialen Interaktion, um uns weiterzuentwickeln.
amor fati

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Solage
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 20:39

Ich glaube und auch Fachleute sagen das so, dass es nicht unbedingt an der Therapieform/Art liegt, sondern in erster Linie an der Art des Therapeuten/der Therapeutin. Das ist das Wichtigste. Die Chemie zwischen Euch muss stimmen! Das Menschliche, das Vertrauen.


montagne
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Beitrag Sa., 08.08.2020, 20:26

Denke ich auch.
Martin Buber sagte dazu: Der Mensch wird erst im du zum ich.
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hysperias
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Beitrag So., 09.08.2020, 12:05

Couch-Potato hat geschrieben: Mi., 05.08.2020, 20:48 Das klingt für mich noch ein bisschen mehr, als könnte Tiefenpsychologie (d. h. tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder Psychoanalyse) helfen. Gerade bei letzterer wird ja Wert darauf gelegt, therapeutische Beziehungserlebnisse zu bearbeiten, und auch mit Vergangenheit zu verknüpfen.
Lösungen erarbeitet werden in Analyse allerdings weniger, es geht eher darum, dass die Puzzleteile an eine passendere Stelle "fallen" - bei einer tfP kann man vielleicht eher noch mit Tipps rechnen.
Da bin ich bei dir, als ich mich über Therapieformen informiert hatte, sprachen mich die tiefenpsychologischen Methoden auch weitaus mehr an. Falls ich mal in einer anderen Gegend mit mehr Tfp-Angeboten leben und Bedarf haben sollte, werde ich mich gerne in dieser Richtung umsehen.
Ich habe festgestellt, dass es für mich auch besser ist, selber meine Lösungen alleine zu erarbeiten, von daher passt das auch.
Wobei ich eben neugierig war, was für Lösungswege andere User kennen.
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hysperias
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Beitrag So., 09.08.2020, 12:09

montagne hat geschrieben: Fr., 07.08.2020, 20:38 Ein Außenstehender sieht immer mehr....
Es geht nicht nur darum, dass es ein ausgebildeter Therapeut ist. Es geht auch darum, dass es überhaupt ein anderer Mensch ist.
Da hast du recht! Und das bringt mich auf einen Gedanken. Müsste es nicht noch eine dritte Person in einer Therapie geben, den eigentlichen Therapeuten, der den Patienten und sein Gegenüber neutral beobachtet, um so sachlich feststellen zu können, wie der Zustand ist?

Mein Umfeld habe ich zur Diagnose, eher schon Vorhaltung, der Therapeutin befragt und niemand fand, dass ihr Eindruck passend war. Klar, es war kein Dritter in der Therapie da, aber zumindest außerhalb scheint da eine Widersprüchlichkeit zu sein.
Ich denke mal, dass man sich auch im Gespräch mit Freunden oder anderen Menschen weiterentwickeln kann. Vielleicht sogar besser als beim Therapeuten, zumindest ging es mit so.
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Sehr
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Beitrag So., 09.08.2020, 14:10

Warum ist die Diagnose so wichtig für dich? Es liest sich eher so, als wolltest du es nicht wahr haben. Natürlich kann auch ein Therapeut sich irren - aber dir macht es ja sehr zu schaffen.
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chrysokoll
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Beitrag So., 09.08.2020, 18:30

hysperias hat geschrieben: So., 09.08.2020, 12:09
Ich denke mal, dass man sich auch im Gespräch mit Freunden oder anderen Menschen weiterentwickeln kann. Vielleicht sogar besser als beim Therapeuten, zumindest ging es mit so.
Klar kann man sich im Gespräch mit Freunden weiterentwicklen.
Wenn das ausreicht braucht man keine Therapie.

Du scheinst da auch Dinge zu vermischen - Diagnose und Vorhaltungen

Wenn du Vorhaltungen der Therapeutin unangebracht findest, dann gehört das in Therapie geklärt.
Und die Diagnose: Wenn du das für eine komplette Falschdiagnose hältst dann kann man sich eine zweite Meinung einholen.

Mit Freunden (Laien!) würde ich das nicht ausufernd disktieren

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hysperias
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Beitrag So., 09.08.2020, 19:15

Sehr hat geschrieben: So., 09.08.2020, 14:10 Warum ist die Diagnose so wichtig für dich? Es liest sich eher so, als wolltest du es nicht wahr haben.
In der Stunde, in welcher sie die Diagnose stellte, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, als es offiziell war. Vorher war es schon lange mein Verdacht, dass es zutreffend sein könnte.
Aber seit dieser Stunde ging es mir plötzlich immer besser und das auch jetzt noch, Monate, nachdem die Therapie vorbei ist. Es war, als sei das der Tritt gewesen, den ich gebraucht hatte, um zurück ins Leben zu kommen...
Ich habe gerade noch einmal die Kriterien für BL angesehen und davon erfülle ich aktuell nur zwei. Fünf sind erforderlich.
Mir erschien es komisch, dass plötzlich meine ganze "BL"-Problematik verschwunden ist und deshalb wollte ich darüber mit der Therapeutin reden. Und außerdem hat sie seit Beginn der Therapie versucht, mich zu einem Klinikaufenthalt zu überreden.
Weißt du, wie das ist, wenn du endlich wieder gesund bist und dein Therapeut das nicht mitbekommt? Es gab vorher schon so viele positive Veränderungen in meinem Leben, aber sie hat davon anscheinend nichts mitbekommen. Es war, wie gegen eine Wand zu reden.
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hysperias
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Beitrag So., 09.08.2020, 19:21

chrysokoll hat geschrieben: So., 09.08.2020, 18:30 Klar kann man sich im Gespräch mit Freunden weiterentwicklen.
Wenn das ausreicht braucht man keine Therapie.

Wenn du Vorhaltungen der Therapeutin unangebracht findest, dann gehört das in Therapie geklärt.
Und die Diagnose: Wenn du das für eine komplette Falschdiagnose hältst dann kann man sich eine zweite Meinung einholen.
Das ist es ja, jeder sagt einem doch, man könne alles mit dem Therapeuten bereden, aber mit meiner war das leider nicht möglich! Sie wurde nur noch genervt und wütend, hat sie auch selbst gesagt. Ich habe es doch versucht, zu klären. Mehr kann ich nicht machen, als es dann sein zu lassen und den unguten Kontakt zu beenden. Sie hat übrigens die Trennung vorgeschlagen.
Darüber habe ich mich informiert und telefoniert.
Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mir eine Zweitmeinung wohl nichts bringen kann, die Diagnose wird nicht einfach so aus den Akten verschwinden. Dann muss ich eben zehn Jahre lang warten, bis ich evtl. eine Versicherung abschließe. Und die Therapeuten, mit denen ich telefoniert habe, hatten kein Verständnis dafür, dass ich eine Zweitmeinung möchte. Von dem einzigen Psychiater hier in der Gegend habe ich nie eine Antwort bekommen.
Ich glaube, ich stecke da noch viel zu viel Energie hinein. Aber es tut eben weh, dass das meine alten Erfahrungen mit Mobbing und Ausgrenzung aktiviert zu haben scheint...
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chrysokoll
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Beitrag So., 09.08.2020, 19:34

Wenn es dir aktuell so viel besser geht, du weder eine Therapie brauchst noch möchtest, verstehe ich deine permanente Beschäftigung mit der Diagnose nicht.
Das kann dir dann doch völlig egal sein.

Im übrigen kann ich nur dringend davon abraten sich dauernd irgendwelche Diagnosekriterien anzuschauen - je nachdem wie man drauf ist erfüllt man da alles und nichts.

Wenn du irgendwann wieder eine Therapie brauchst und möchtest dann geh da unvoreingenommen hin.
Wieso solltest du denn da zehn Jahre warten müssen??

Dass deine erste Therapie ungut lief steht ausser Frage, aber was hat das jetzt mit der Diagnose zu tun?

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hysperias
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 12:09

chrysokoll hat geschrieben: So., 09.08.2020, 19:34 Wenn es dir aktuell so viel besser geht, du weder eine Therapie brauchst noch möchtest, verstehe ich deine permanente Beschäftigung mit der Diagnose nicht.
Das kann dir dann doch völlig egal sein.

Wieso solltest du denn da zehn Jahre warten müssen??

Dass deine erste Therapie ungut lief steht ausser Frage, aber was hat das jetzt mit der Diagnose zu tun?
Permanent beschäftige ich mich nicht damit, lediglich hier in diesem Thread oder wenn zwischendurch Wut und Hilflosigkeit gegenüber der Therapeutin in mir aufkommen. Man kann eben gute und auch schlechte Tage haben.
Vielleicht habe ich eine andere Definition von gut als du. Für mich bedeutet das, dass ich mich wieder wie ein Mensch fühle, keine unaushaltbaren Emotionen mehr habe, keine Stimmungswechsel und dass ich ein Ziel vor Augen habe. Dass ich nicht mehr von Tag zu Tag kämpfe. Dass ich jetzt endlich wieder die ursprünglichen Probleme sehen und auch angehen kann. Deshalb eben auch eingangs die Frage, wie man selbst zu noch mehr Erkenntnissen kommen kann.

Auf eine Therapie muss ich keine zehn Jahre warten, es ging mir nur um die Aufbewahrungsdauer der Diagnose in meiner Krankenakte.

Ich bin mir nicht sicher, wie ich deine Frage verstehen bzw. beantworten soll. Ich möchte doch an mir arbeiten und mache das auch bereits, aber das, was die Therapeutin zu mir gesagt hat, das nagt tief an mir. Es ist wie mit den Menschen, die mich als dumm oder ähnliches bezeichnet haben.
Ich habe keine Gewissheit, ob ich denn nun BLer bin oder nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass es Unsinn ist, in diese Ungewissheit so viel Energie zu investieren. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, warum mich solche "persönlichen Angriffe" so hart treffen. Aber ich fühle mich eben als grundauf falsch und böse abgewertet.
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Sinarellas
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 14:34

Du selbst kannst dich weder selbst bewerten noch diagnostizieren, du kannst weder eine Diagnose für falsch erklären noch für richtig, das geht nur von außen.
Lerne, dass die Diagnose dir letztelich egal sein sollte, es ist grundlegend erstmal pupsegal was da drauf steht. Wenn es für dich nicht passt, dann ist das eben so. Du kannst zu einem anderen Diagnostiker gehen oder in eine klinik zu einem diagnostischen Interview.
Aber was hilft das alles?
Die allermeisten Menschen können sich von grundauf selbst therapieren, das ist keine Leistung sondern eine gesunde Resilienz, geringere Vulnerabilität usw. Mit selbst therapieren meine ich: Sich aus löchern selbst wieder hochhiefen, mit dem Umfeld durch Probleme gehen, Lösungen finden.
Warum solltest du das nicht auch können?
..:..

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