Cathexis-Gruppe Grönebach

Kliniken u.a. in Deutschland (keine generellen Fragen)
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Sadako
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Beitrag Di., 23.06.2020, 21:59

Hhmm, ja.
Ich habe da tatsächlich auch noch ein paar lose Enden und finde das überraschend.
Ich habe, dass was du vor sieben Jahren erlebt hast, eine ganze Weile immer zusammen phantasiert.
Noch mal dahin zurück. Irgendwie ging es in meinen halbgaren Phantasien oft um Anerkennung von Fehlern,die sie damals gemacht haben.
Weißt du, ich habe während der Grönenbachzeit eine fiese Trigeminusneuralgie entwickelt. (Anfallsartige Schmerzen am Gesichtsnerv). Da sollte ich dann Schmerztagebuch schreiben und nach Auslösern bei mir gucken und es in meinen Non-Vertrag mit aufnehmen... Hab ich alles brav gemacht, war ja überangepasst und ich hab soo gelitten. Blöd war halt, dass sich hinterher heraus gestellt hat, dass das ein früher MS-Schub war. Es hätte vorher sauber körperlich abgeklärt werden müssen, dann wäre mir einiges an Qual erspart geblieben. In meinen Phantasien stehe ich da dann immer in meinem Rolli vor der Rezeption und E. ist ganz betroffen und ... Gut das ich die inzwischen loslassen konnte.
Die Sehnsucht zurück zu kommen und nochmal in die Familie aufgenommen zu werden, hatte ich lange.
Wenn ich dich lese, bin ich ganz froh, dass ich das nicht versucht habe.
Letztlich habe ich in dem halben Jahr einiges bekommen und ich erinnere mich an eine manchmal schwierige, sehr lebendige und unter dem Strich gute Zeit. Das E. in der Retrospektive keine Lichtfigur... aber auch kein Monster ist, zeigt mir, dass in der Beziehung zu ihr und vor allem in meiner persönlichen Entwicklung nicht alles falsch gelaufen ist.
Ich kann mir vorstellen, dass das bei dir auch so ist. Du schreibst, E. hat dich gut erzogen... ich denke, du hast ihre Abwehr und vielleicht ihre Angst gespürt und bist ihr deshalb aus dem Weg gegangen. Das spricht für dich... da wäre wahrscheinlich nicht viel Konstruktives in der Klärung möglich gewesen. Das es „nebenbei“ deine Reha geschreddert und dich in einen ganz schlimmen Zustand gebracht hat, ist nachvollziehbar. Du bist diese schwierige soziale Situation mit der emotionalen Kompetenz einer reifen erwachsenen Frau angegangen, die die Abwehrsignale einer anderen Person respektiert und ihr Raum läßt. Das Kind, dass tief an E. gebunden ist, hat wahrscheinlich unendlich gelitten.

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Beitrag Mi., 24.06.2020, 11:10

Noch mal dahin zurück. Irgendwie ging es in meinen halbgaren Phantasien oft um Anerkennung von Fehlern,die sie damals gemacht haben.
So eine einschneidende Diagnose zu erhalten und dann zu erkennen, dass früher adäquat hätte gehandelt werden müssen, ist natürlich bitter.
Die Sehnsucht zurück zu kommen und nochmal in die Familie aufgenommen zu werden, hatte ich lange.
Dann hat dir in der Zeit möglicherweise eine andere Art von "Familie" gefehlt?
Du bist diese schwierige soziale Situation mit der emotionalen Kompetenz einer reifen erwachsenen Frau angegangen, die die Abwehrsignale einer anderen Person respektiert und ihr Raum läßt.
Eine schöne Sichtweise, die ich mir gern zu eigen machen möchte.
Das E. in der Retrospektive keine Lichtfigur... aber auch kein Monster ist, zeigt mir, dass in der Beziehung zu ihr und vor allem in meiner persönlichen Entwicklung nicht alles falsch gelaufen ist.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie viele schwierige Schritte zu gehen sind, bis es möglich ist, Menschen als Ganzes sehen zu können.
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
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Sadako
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Beitrag Mi., 24.06.2020, 16:13

Für mich war Grönenbach auch lange nach der Behandlung eine Art Idealfamilie. Da haben sich, teilweise schon während ich da war und später noch mehr meine Sehnsüchte und Wünsche mit den realen Erfahrungen gemischt. Ich wollte nicht nur irgendwie etwas Familiäres, ich wollte die Familie, die sieht, wie verletzt und verwirrt und verängstigt ich bin und die alles wieder gut und heile macht. Mit der Realität hatte das wenig zu tun und inzwischen sind solche Wünsche weniger geworden bzw. ich gehe damit um. Ich habe gerade noch über unseren Austausch drübergelesen und dann flitzte der Gedanke durch meinen Kopf, dass E. unsere Art mit den Erfahrungen umzugehen, gut heißen würde.
Ich entzaubere sie und parallel wünsche ich mir immer noch ihre Anerkennung... oh the irony.
Aber das ist auch ok. Ich habe ihr einen wichtigen Platz in meinem Leben zugestanden in dieser Zeit. Jetzt sehe ich vieles differenzierter und auch kritischer aber diesen Platz in meinem Herzen , diese emotionale Bedeutung die hat sie eben und das kann ich ihr (und mir) lassen.
An einer Lichterkette an meiner Schlafzimmerwand hängen Postkarten mit Sprüchen, die mir gerade wichtig sind. Auf einem steht: Am Ende zählt nur was du geliebt hast.

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Beitrag Mi., 24.06.2020, 18:05

Sadako hat geschrieben: Mi., 24.06.2020, 16:13
An einer Lichterkette an meiner Schlafzimmerwand hängen Postkarten mit Sprüchen, die mir gerade wichtig sind. Auf einem steht: Am Ende zählt nur was du geliebt hast.
Ich hab mir einen ähnlichen gemerkt (und nehme ihn auch als eine Art Richtschnur):
Man erinnert sich später nicht an das, was ein Mensch gesagt hat, sondern daran, wie man sich mit ihm gefühlt hast.

Und jene Nähe, die ich spüren konnte, werde ich nie vergessen (leider manchmal, weil sie mir erst seitdem fehlt ;-) )

Übrigens hab ich noch Audio-Aufnahmen von Klingel- und Abschiedsrunden und bisher nie den Mut gehabt, sie anzuhören - würde wahrscheinlich viel auslösen.
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Mie
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Beitrag Mi., 24.06.2020, 22:22

Ich war damals 04/05 dort. Die Cathexen waren halt im Vergleich zu den anderen Mitpatienten verhältnismäßig jung. Und ja emotional wars halt oft mal schwierig aber jetzt wo ich etwas älter geworden bin würde ich sagen die anderen Gruppen hatten einfach nur andere Probleme. Deren Probleme müssen ja nicht zwangsläufig einfacher auszuhalten oder zu bewältigen gewesen sein.

Beim Essen mussten eigentlich fast alle anstehen bis auf jene mit einer Essstörung. Die durften etwas früher rein damit sie etwas Ruhe bei der Auswahl hatten und nichts vergriffen ist. Und dann gabs da noch diesen speziellen Tisch wo Mitpatienten ein bisschen auf jene aufgepasst haben, die mit dem Essen auf Kriegsfuß stehen.

War schon eine interessante Zeit damals.

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Beitrag Do., 25.06.2020, 10:10

War es nur eine "interessante Zeit" oder konntest du auch von den Therapien profitieren?
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Beitrag Do., 25.06.2020, 10:47

Nach einigen Wochen ja (so 5-6). Anfangs war es schwer für mich sich als Teil der Gemeinschaft oder Gruppe zu fühlen. Einerseits wegen mir selbst und andererseits weil nach dem anfänglichen Interesse auch die meisten Anderen wieder mit sich selbst beschäftigt waren.

Die Themen damals weswegen ich dort war haben heute nur noch eingeschränkt Bedeutung oder anders gesagt alte Probleme haben sich aufgelöst und neue sind über die Jahre hinzugekommen die für mich nun mehr Bedeutung haben.

Dinge wie Depressivität, Angst und Emotionalität sind nie verschwunden aber zumindest teilweise für Jahre etwas in den Hintergrund getreten sodass ein mehr oder weniger, was eben für mich normal ist, normales Leben möglich war.

Allerdings verläuft manches bei mir auch in Wellenbewegungen oder ist eben ein beständiger Begleiter und das ist natürlich nicht so toll. Letztlich ist das aber etwas womit man rechnen muss.

Ich fand den Aufenthalt jedenfalls wertvoll, zumindest zu der Zeit als ich dort war. Danach war vieles noch nicht gut .. aber zumindest ist man irgendwie klargekommen (besser als zuvor).

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Beitrag Do., 25.06.2020, 11:25

Und du warst auch n der Cathexis-Gruppe?
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Beitrag Do., 25.06.2020, 13:42

Ja, ich war in der Gruppe bei Th. und E.

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Sadako
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Beitrag Do., 25.06.2020, 17:17

Wie lange warst du denn da Mie?

Als ich da war, also rund 10 Jahre vor dir, war ganz viel Thema, dass die Kostenträger diese richtig langen Therapien nicht mehr zahlen. Viele haben nur noch 16 oder 18Wochen bekommen und das war für das Konzept irgendwie zu wenig. Es hat zu meiner Zeit oft 6 Wochen oder mehr gedauert bis man den Non-Vertrag durch hatte und in die Kerngruppe konnte. Das war alles schwierig mit „Zeitdruck“ im Nacken.
Ist das Konzept angepasst worden oder wurden doch wieder längere Therapiezeiten bewilligt?

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Mie
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Beitrag Do., 25.06.2020, 23:49

Ich war 13 Wochen dort. Zu der Zeit war das ohnehin schon sehr lange. Die Allermeisten mit denen ich damals zusammen war waren weniger lange dort. Ich wusste nur von einer Mitpatientin die 16 Wochen blieb.

Ich glaube mittlerweile ist die Aufenthaltsdauer kürzer (8 Wochen, in Ausnahmefällen vielleicht etwas länger) aber zieht sich dieser Trend mittlerweile nicht durch sämtliche Kliniken?

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Sadako
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 06:28

Acht Wochen... Dann kann von dem ursprünglichen Konzept nicht mehr viel übrig sein.
Ja, ich weiß, dass es diese Tendenz generell gibt.
Ich bin zwiegespalten, weiß nicht ob ich das gut finde.
Einerseits ist der Käseglockeneffekt und die gefühlte Abhängigkeit, die da entsteht, ein echtes Risiko und schädigt einige Patienten.
Andererseits hat mir das Gefühl, ich darf jetzt da sein, es wird mir zugestanden, dass meine Entwicklung Zeit braucht , gut getan.
Das merke ich auch in der ambulanten Therapie, die ich jetzt mache. Das Wissen, dass ich Zeit habe, dass ich mich in „meinem“ Tempo auseinandersetzen kann und nicht schnell Ergebnisse bringen muss, ist sehr hilfreich.
Bei mir geht echte Veränderung nur im Schneckentempo.

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Beitrag Fr., 26.06.2020, 08:10

2013 waren die "Cathexen" schon noch bis zu einem halben Jahr da.
Bei mir sollten es 12 Wochen werden, ich war aber in der Gruppe für "Fortgeschrittene" ;-)
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Sadako
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 13:42

Bei den Struktis, Malia?
Oder gibt es die nicht mehr?

Die unterschiedlichen Erfahrungen mit den Therapiezeiträumen sind ja interessant.
Vor allen, wenn bei dir 2013 die Cathexen wieder deutlich länger bleiben konnten, als 2004 als Nie da war.

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Malia
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 15:15

Bei den "Basikern" war ich.
Es blieben nicht alle "Cathexen" ein halbes Jahr.
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