Angst vor der Altersarmut

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.

Maskerade
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Beitrag So., 15.09.2019, 12:03

Anna-Luisa schrieb: Ich werde nachher einen neuen Thread zum Thema starten, überlege mir aber noch den genauen Titel.
Das halte ich für eine sehr gute Idee. ;-)
Liebe Grüße, Maskerade

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Waldschratin
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Beitrag So., 15.09.2019, 12:15

candle hat geschrieben:Ich sehe da bei mir ganz klar das Problem mit dem geistigen Input, den ich dann kaum haben werde sowie mangelnde (Bewegungs-) Freiheit. Und vor allem ist es die Isolation. Ich habe es ja nicht geträumt, dass sich mein soziales Umfeld absentiert hat. Ich konnte da finanziell nicht mehr mithalten, dann bist du schnell raus. Und damals hätte es mir wirklich geholfen, wenn mich mal jemand einfach abgeholt hätte und mit mir spazieren gegangen wäre. Luxus pur!
Ich dachte mir schon, dass das eigentliche Problem eher da drin liegt.

Und ich habs ja schon erlebt : Mit knappen 40, innerhalb weniger Monate aus nem regelrecht getriebenen, mehr als gefüllten Leben auf die Schnauze gelegt und nahtlos vom Krankenstand in die EU-Rente marschiert. In fast ner Pflegebedürftigkeit gelandet, also auch ganz plötzlich aus nem aktiven Leben mit "dauernd unterwegs" in eins mit dem winzigen Radius meiner 4 Wände und angewiesen auf Leute von außen.

Ich bin die Wände hoch!
Das waren nicht nur Ängste, ich kam mir vor wie ein eingesperrtes Tier.
Hast du mal den Film "Australia" gesehen? Da geht ne Passage auch drum, dass ein Aborigine, den man einsperrt, schlichtweg stirbt, weil er sich nix vorstellen kann außer Freiheit. So ähnlich hab ich mich gefühlt damals...
Ich versteh dich da schon! :ja:
candle hat geschrieben:Und ich gebe zu, dass ich so wohl auch nicht leben könnte.
Das höre ich öfter mal. :->

Die Sache ist aber die : Wenn man vor der Wahl steht, vor den Unabänderlichkeiten seines Lebens, dann kann man sich immer noch entscheiden, wie man damit umgeht, was man draus macht.
Ob man sich "diktieren" lässt von dem, was nicht mehr möglich ist, man aber gerne gehabt hätte oder sogar für unabdingbar gehalten hätte.
Oder sich aufmacht und herauszufinden versucht, WAS noch geht.

Klar gehören sich die Unmöglichkeiten betrauert und die Wünsche und Ziele, die jetzt nicht mehr gehen.
Und das ist auch nicht "mal eben so" möglich und klar macht einen das depressiv.

Aber entscheidend bleibt da auch wiederum, was man dransetzt, was man investiert und worin.
Letztlich was man fokussiert.

Prinzip "halbvolles Glas" halt.

Ich hab da vielleicht nen Vorteil durch meinen Beruf. Ich hab als Krankenschwester so viele "Unmöglichkeiten" erlebt, so vielschichtig, dass ich mich schlichtweg nicht mehr hab drücken und flüchten können vor meinem eigenen Aufwand und meiner eigenen Anstrengung, trotz allem mich auf den Weg zu machen und auszuprobieren.
Auch wenn ich noch keine halbwegste Sicherheit haben konnte, dass sich dieser Aufwand mal lohnen würde.



Die Isolation und dass man ganz schnell in Einsamkeit landet ist ein wichtiger Punkt.
Das seh ich auch so, da landet man ganz schnell drin.

Nur find ich das nicht ganz so abhängig vom rein Finanziellen. Das mag erstmal dafür sorgen, dass sich das Umfeld gewaltig ändert, weil man halt finanziell nicht mehr mithalten kann.

Ausschlaggebend finde ich aber auch da eher die eigene Haltung, weil die dafür sorgt, was man wiederum nach außen ausstrahlt.
Und mal ehrlich : Wer umgibt sich denn freiwillig schon gerne mit Leuten, die dauerjammern und sich als Opfer fühlen?

Wenn ich meine Depression ständig (Betonung auf "ständig"!) mit meinem Umfeld auslebe, dann kriegt das zu leiden.
Die, die sich nicht vom Acker machen können (Kinder, Familie, Partner), werden drunter leiden und durch mich mit reingezogen ins Negativfühlen.
Die, DIE sich vom Acker machen können, werden sich vom Acker machen, ist doch klar!
Wer möchte schon Dauergast auf ner Depressionsparty sein müssen?

Da seh ich einen guten Teil meiner Eigenverantwortung mir selber gegenüber. Aber auch meiner Selbstwirksamkeit.

Als ich da "umgeschwenkt" bin, ergaben sich neue Kontakte wie von selber. Z.B. der zu ner Nachbarin, die selber zur Tafel gehen muss und das auch tut und vorbeikam und ihre "überschüssigen" Lebensmittel mit mir zu teilen begann.
Ich sag dir : Das dann anzunehmen muss man auch erstmal lernen!
Aber aus dem Kontakt wurde inzwischen ne Freundschaft und ein Geben und Nehmen gegenseitig.
Und ich hab da mehr als nur ein Beispiel erlebt...

Das Buch, das du da schreiben willst, gibt es schon : Haben zwei ehemalige Hartz-IV-ler geschrieben, ein Kochbuch für Arme. Ich such mal danach. :-)


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Beitrag So., 15.09.2019, 12:16


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Beitrag So., 15.09.2019, 12:29

Das Kochbuch kenne ich!
Und später mehr, dass man sich nicht mit jammernden Depressiven abgeben will, stimmt so zumindest bei mir nicht! Die Ursachen sehe ich da vorher. Schreibe ich später, wenn es interessiert, weil ich gerade noch unterwegs bin.

candle
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Maskerade
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Beitrag So., 15.09.2019, 12:30

Ich denke, es ist oft nicht so sehr die Tatsache, dass man so wenig hat, sondern dass man diese Existenzangst bekommt und dann nicht mehr in der Lage ist, eine Realitätsprüfung zu machen, und zu realisieren, dass es zwar verdammt wenig ist, aber dass es zum Überleben gerade so ausreicht.
Und dass man gar nicht anders kann, als Schwarz zu malen. Menschen mit viel Zuversicht haben es da sicher leichter, als solche, die nicht in allem noch etwas positives sehen können.
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag So., 15.09.2019, 12:38

Maskerade hat geschrieben:Menschen mit viel Zuversicht haben es da sicher leichter, als solche, die nicht in allem noch etwas positives sehen können.
Aber das kann man lernen.
Zuversicht ist ne Haltung, kein Gefühl. Die kann man entwickeln.
Genau wie man Realitätsprüfung lernen kann.

Mir ist das auch nicht "reingeflogen", Maskerade.
Da stecken ein paar gute Jahre Prozess und Entwicklung, mit allem "2 Schritte vor, 3 zurück" drin.

Und ich habs da auch heutzutage nicht "leichter". Das ist ne Sache, es zu TUN, was man gelernt hat.
Grade schlag ich mich wieder mal mit deutlichen Depressionen rum, mit allem, was dazugehört an Resignation und am liebsten aufgeben und und und.

Und um da Zuversicht haben zu können, braucht es ne ständige Entscheidung von mir dafür, jetzt nicht die Gefühle zu fokussieren und "herrschen" zu lassen und mich reinbegeben, sondern dagegenhalten und eben zu TUN und nicht nur "fühlen".
Und halt meine Bereitschaft, da entsprechend Energie reinzustecken.


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Beitrag So., 15.09.2019, 12:52

Das ist mir schon klar, Waldschratin, ich setze mich ja auch nicht hin und zerfließe in meinem Selbstmitleid. Bin sehr aktiv in diesen Dingen, aber ich stoße teilweise eben an Grenzen über die nicht drüber komme. Und das macht es noch schlimmer, weil ich mich dafür negativ bewerte.
Und um da Zuversicht haben zu können, braucht es ne ständige Entscheidung von mir dafür, jetzt nicht die Gefühle zu fokussieren und "herrschen" zu lassen und mich reinbegeben, sondern dagegenhalten und eben zu TUN und nicht nur "fühlen".
Und halt meine Bereitschaft, da entsprechend Energie reinzustecken.
Ganz genau so sehe ich das auch.
Da stecke ich sehr viel Energie rein, sonst wäre ich längst nicht mehr auf dieser Gottes Erde. Mein Behandler haben mir fast alle die gleiche Rückmeldung gegeben aber es scheint eben nie aus zu auszureichen. Und wie Du weißt, schwinden irgendwann auch die Kräfte.

Ich weiß, dass Du da sehr stark bist, was ich von mir nur phasenweise sagen kann. Aber nicht jeder kann das so langfristig durchhalten. Ich denke halt, das sollte respektiert werden. Jeder Mensch ist anders und jeder hat seine ganz eigene Geschichte und seine eigenen Ausgangsvoraussetzungen, Und Lernfähigkeit, usw. ...
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Beitrag So., 15.09.2019, 13:06

Maskerade hat geschrieben:Ich weiß, dass Du da sehr stark bist, was ich von mir nur phasenweise sagen kann.
Und das stimmt eben nicht! Ich bin nicht "sehr stark" und halte "langfristig" durch.
Ich setz dem mal das hier entgegen:
Maskerade hat geschrieben:aber ich stoße teilweise eben an Grenzen über die nicht drüber komme. Und das macht es noch schlimmer, weil ich mich dafür negativ bewerte.
Du bewertest dich dafür negativ, ich werde im selben Fall trotzig und stur.

DAS ist der Unterschied!
An meine Grenzen stoße ich genauso und meine Durchhänger hab ich auch genauso!

Bitte mach keine "Bewertungstour" da jetzt draus!
Wer "besser" ist oder "besser dran".

Da drum geht es (mir jedenfalls) nicht.

Es geht (mir) nicht drum, wer welche Ausgangsvoraussetzungen hat oder nicht oder wer "mehr" oder "weniger" und wer "unvermögender" (doppeldeutig grad :-> Kann sich ja auch auf Geld beziehen) etc.

Sondern aus dem was zu machen, was ist und was man hat und nicht ausschließlich (Betonung auf "ausschließlich"!!) das zu fokussieren, was man nicht hat.

Mir geht's um die Sicht auf die Dinge, nicht die "Menge" der Dinge.


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Beitrag So., 15.09.2019, 13:22

Ich versuchs nochmal anders rum zu erklären:

"Leistung" und "Entscheidung" ist nicht dasselbe.

Die Entscheidung ist noch keine Leistung an sich, aber sie gibt mir den Boden, auf dem ich stehen kann, damit ich nicht in die Verzweiflung absaufe.

Wird's bissl klarer?

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Beitrag So., 15.09.2019, 14:01

Waldschratin hat geschrieben: So., 15.09.2019, 12:15 Hast du mal den Film "Australia" gesehen? Da geht ne Passage auch drum, dass ein Aborigine, den man einsperrt, schlichtweg stirbt, weil er sich nix vorstellen kann außer Freiheit. So ähnlich hab ich mich gefühlt damals...
Ich versteh dich da schon! :ja:
Danke! Nein, den Film kenne ich nicht. Ja, das ist das Hauptproblem und das droht mir eben auch wieder nach jetzigem Stand. Ich weiß auch, dass ich da immer sehr alleine mit dastehe was das Verständnis angeht, außer mal einer Therapeutin, die das mit der Freiheit eben so sah.
Die Isolation und dass man ganz schnell in Einsamkeit landet ist ein wichtiger Punkt.
Das seh ich auch so, da landet man ganz schnell drin.
Das ist es ja eben. Ich hatte mal ein komplett anderes Leben, was für mich völlig normal war und auch andere Menschen so gelebt haben dieser Zeit. Wenn das Luxus ist OK. Für mich bleibt es immer noch- auch im Nachhinein- ein ganz stinknormales Leben wo man mit Freundinnen und Kollegen ausging, viel mit der Familie unternahm, arbeitete, sich seinen Jahresurlaub zusammensparte.... Und dann der Abflug, den ich auch nicht gerade selber verschuldet habe, fühle ich mich aber schuldig und peinlich berührt und so weiter...
Ausschlaggebend finde ich aber auch da eher die eigene Haltung, weil die dafür sorgt, was man wiederum nach außen ausstrahlt.
Und mal ehrlich : Wer umgibt sich denn freiwillig schon gerne mit Leuten, die dauerjammern und sich als Opfer fühlen?
Ich bin gar nicht mal der Jammertyp, das wird mir auch rückgemeldet, dass ich da eher gar nichts zu sage.

Nachgedacht habe ich aber schon darüber warum das mit den Freunden dann darüber hinaus nicht mehr klappen wollte und das ist ganz banal: Zwei von denen wollten die Fahrstrecke zu mir nicht auf sich nehmen, und ich konnte das derzeit auch nicht aus finanziellen Gründen.

Nun habe ich mich da schon öfter gefragt, ob ich einfach nur dumm und naiv gewesen bin, mir Freundschaften gekauft habe, indem ich für jedermann da war und sie noch rumkutschiert habe? Da komme ich aber auch auf keinen Nenner. Ich denke einfach, dass ich einfach so bin, und all die Jahre ist es ja auch nicht extrem aufgefallen, wenn ich mit Freundinnen ausgehe und die mal eben Zuhause abhole. Frißt ja kein Brot!

Irgendwie erscheint mir das gerade selbst zu kompliziert das zu erläutern. :lol:

Klar gab es da eine Freundin, die aus diversen Gründen keinen Führerschein gemacht hat, und sich gerne hat kutschieren lassen, wo ich dann schon mal gesagt habe, dass ich nicht ihr Taxi bin. Das wurde dann auch echt ausverschämt, dass sich nicht mal an Fahrtkosten beteiligt wurde, weil das nicht gerade kurze Strecken war. Da war dann auch schon recht früh der Kontakt weg.
Und dann tatsächlich dann noch zwei, denen ich einfach nicht zu Diensten sein konnte und recht zügig den Kontakt einstellten. Und die waren beide nicht arm dran!
Das fiel mir auch gerade ein, dass sich da einige echt an anderen bereichern und sich damit dann noch darstellen, dass sie diesen Luxus ja nicht benötigen.

Und als ich das Auto dann in Hartz IV abgeben mußte, weil ich es nicht mehr halten konnte, war eh Essig.

Ich bedauere meine guten Zeiten deswegen nicht, aber das war nochmal so ein Ding oben drauf, weil du für Freunde gerade nichts leisten kannst, bist du sie los. Diese Erfahrung habe ich ja schon mit Familie gemacht. Ob ich das hätte vorher sehen müssen oder die Leute nicht mit mehr bedacht ausgewählt habe? Keine Ahnung! Und diese Freundschaften bestanden ja durchaus schon zwei Jahrzehnte.

Waldschratin gab es da noch ein "Hartzer Buch"?

Ich weiß jetzt nicht, ob das so hier rüberkommt wie ich es geschrieben habe. Also nein, ich jammere nicht rum, eher hätte es mir gut getan, wenn mal wer mit mir rausgegangen wäre, aber da kam keiner mehr. Ich bin vom Grunde her echt ein fröhlicher Mensch, aber wenn ich damit nur allein bin, kann das auch irgendwie nichts werden.
Ich sag dir : Das dann anzunehmen muss man auch erstmal lernen!
Das stimmt! So viele Menschen lernt man da leider auch nicht kennen. Und auch die sterben dann noch. :-(

LG candle
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Maskerade
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Beitrag So., 15.09.2019, 15:03

@ Waldschratin, Bewertungstour ?

kann ich nicht sehen, ich habe einen Vergleich gemacht und gut ist.

Ich denke, ich hab verstanden, was Du meinst aber ich möchte nicht näher darauf eingehen, einfach erst mal stehen lassen.
Zuletzt geändert von Maskerade am So., 15.09.2019, 15:04, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag So., 15.09.2019, 15:04

Nee, candle, ich kenne jetzt nur dieses Hartzer-Buch. Und das auch nur, weil ich dazu mal nen Bericht über die beiden, die es verfasst haben, im Fernsehen gesehen hab.
Für mich ist das mit dem Essen nicht mehr so relevant, weil ich ja seit der Magen-Darm-OP und wegen meines kaputten Stoffwechsels (und diverser Allergien) eh nur noch wenig zu essen brauch. Von daher bin ich da eh recht kostengünstig, brauch ja kaum was.

Ich erleb dich jetzt auch nicht als ausgesprochenen Jammertyp. Was ich da geschrieben hab, hab ich auch nicht unmittelbar auf dich bezogen.

Aber ich kenns halt auch viel "dezenter", dass man halt ausstrahlt, was man sich als innere Haltung zugelegt hat.

Und sicher liegt nicht alles, was einem passiert, ausschließlich an einem selber. Da hätte man ja dann "volle Kontrolle" über sämtliche Umstände, z.B. eben auch über gute Freunde zu bekommen oder so.

Die Krux ist ja eher, dass man eben nur bedingt Kontrolle hat und abhängig ist von anderen. Nicht nur in Bezug auf Freunde, sondern überhaupt bezogen auf Umstände an sich.
Da ist ja auch "Schicksal" mit dabei, "Zufall" oder wie man es nennen kann.
Und da drüber hat man keine Kontrolle.

"Dumm und naiv". :-> Kenn ich irgendwoher... :roll: So denk ich auch oft von mir, wenn mal wieder was nicht klappen will oder danebengeht.
Ich wurde schon oft ausgenutzt, finanziell jetzt weniger, aber halt anderweitig. Und hab da auch draus gelernt, bin jetzt mehr "arschig" und anspruchsvoller etc.
Aber ich denk nicht, dass es da dran lag, dass ich doch wieder Freunde fand, und auch noch gute.

Vielleicht, weil ich mich hab wieder öffnen trauen, wieder Risiko eingehen, erneut und wieder feste verletzt zu werden.

Deins liest sich nämlich so für mich, dass du einfach noch einiges an Verletzungen und Enttäuschungen zu verarbeiten hast.
Noch nen Weg vor dir hast, zu betrauern, zu bewüten und dann loszulassen nach und nach und wieder offener zu werden für gute Kontakte.

Da kann man ja auch nicht einfach "umschalten" von "Bin verletzt und am Boden" mal eben klick! hin zu "Jetzt mach ich mich mal wieder verletzlich und lass mich auf Neues/erneut ein".
Bzw. würde man dadurch innerlich auch wieder nur nen "Kurzschluss" veranstalten und die eigentliche innere Verletztheit und Verletzlichkeit und letztlich Schutzhaltung käme beim Gegenüber an und würde sich da auswirken aufs Miteinander.

Du bist vom Grund her fröhlich, kannst hinstehen und packst an : Mach dir das zunutze!
Konzentrier dich da drauf, fokussiere das und beweg es in dir, wie sich das gestalten könnte etc.

Wenn ich an meinem Unvermögen und meinem Versagen "klebenbleibe", dann kann ich auch keine Vision vom "Bessergehen" entwickeln.

Das meine ich mit der Sicht auf die Dinge verändern.

Das Bisherige, Schmerzliche, Verletzte, Enttäuschte oder Versagende/Peinliche, was auch immer, muss deshalb nicht "weg" oder so.
Ich "ergänze" es durch die "Erforschung" der anderen Seiten, die diese "Medaille" auch noch hat. Und das sind mindestens noch zwei weitere, denn ne "Medaille" hat "vorne" und "hinten" und den "Rand". ;-)

Was ich noch dazu sagen "muss", auch wenns nicht für jeden was ist : Mir hilft sehr bei meinen Existenzängsten, dass ich mich an ne "höhere Macht" wenden kann damit.
Und auch die Möglichkeit, jederzeit in ne Gemeinde gehen zu können mit der Prämisse, dass man mir da mit hoher Wahrscheinlichkeit überwiegend wohlwollend erstmal begegnen wird, hilft auch viel, wenns um neue Kontakte/nicht alleine bleiben müssen geht.

Aber auch das Sozialzentrum in meinem Viertel und die katholische Gemeinde hier nebenan, die viel Aktivitäten anbietet, unverbindlich und ohne "heilige Pflichten" nutz ich als Möglichkeiten.
Da hab ich kurze Wege, da sind Veranstaltungen für Ältere und Behinderte, da kann ich dann auch mithalten.

Nebst sozialer Netzwerke und Treffpunkte wie das Forum hier. :->
Im Netz gibt's ja auch allerhand zum Thema Nachbarschaftstreff oder -hilfe.

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Beitrag So., 15.09.2019, 15:11

Candle, was kosten eigentlich deine Zigaretten monatlich? Soviel Bio kann man nicht kochen, wie man seine Gesundheit durch Rauchen oder Übergewicht ruiniert. Und was den geistigen Input und die Geselligkeit angeht... da gäbe es mehr als genug kirchlich oder sozial geprägte Projekte, in denen man sich engagieren könnte.

Keiner kann in die Zukunft schauen. Aber jeder kann seine Gegenwart gestalten und seinen Möglichkeiten entsprechend die Weichen für die Zukunft stellen. Was hilft es, seinen nicht verwirklichten Lebensträumen nachzutrauern und sich damit auch die Gegenwart zu vermiesen?

Lebe gesund und so aktiv, wie möglich und schätze, was du hast. Für mich ist es z.B. Luxus, in einem Land leben zu dürfen, in dem Frieden, Demokratie und Meinungsfreiheit herrschen und in dem ein funktionierendes Sozialsystem existiert.

Und zeig mir doch bitte mal, wo Blume laut geworden sein soll...

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Beitrag So., 15.09.2019, 16:23

Wald, du schreibst mir wirklich aus dem Herzen. Ich sehe das auch so. Vieles was an Frust über das Finanzielle geäußert wird, bezieht sich eigentlich auf die empfundene Ungerechtigkeit des Schicksals, dass einem die Krankheit, Einsamkeit, Schicksalsschläge usw. beschert hat. Es ist besser, alle Unzufriedenheit auf das Finanzielle zu schieben, weil das subjektiv besser beeinflussbar und kontrollierbar erscheint als das Schicksal an sich und das führt dazu, dass man sich dann weniger hilflos fühlt. Ist zwar sehr verständlich, aber leider nicht hilfreich.

Ich behaupte jetzt mal ganz dreist, dass finanzielle Möglichkeiten und Lebenszufriedenheit nur relativ wenig mit einander zu tun haben. Wenn man gesund ist und ein funktionierendes soziales Netz hat, kann man auch mit Hartz IV gut und zufrieden leben. Wenn Gesundheit und soziales Netz nicht vorhanden sind, nützt auch etwas mehr Geld nicht wirklich viel.

Ich habe mich während des Studiums von Mitte 30 bis Mitte 40 voll selbst finanzieren müssen, weil es in dem Alter keinerlei Unterstützung mit Bafög o.ä. mehr gibt. Dadurch hat sich das Studium in die Länge gezogen und ich musste etwa 10 Jahre mit deutlich weniger als dem Hartz IV Satz auskommen. Geht alles und ich habe nicht nur trockenes Toastbrot gegessen. Dabei war mir die Tafel sehr hilfreich und ich habe was die Lebensmittel angeht, da eigentlich sehr gute Erfahrungen gemacht. Die anderen Kunden sind aber fraglos manchmal gewöhnungsbedürftig. Natürlich muss man kreativ sein und schauen, wo man netzwerken und sparen (z.B. sich mit mehreren zusammentun und größere Mengen kaufen) und auch z.B. mit selbstgemachten Dingen mal einen Euro irgendwo dazu verdienen kann und darf keine großen Ansprüche haben. Dafür hatte ich die geistige Auslastung und die sozialen Kontakte, die für mich wichtig waren. Und dadurch ging es mir allmählich immer besser. Obwohl ich in dieser Zeit mit Abstand die geringsten finanziellen Mittel zur Verfügung hatte und es manchmal trotz aller Bemühungen sehr eng zum Monatsende wurde, war es eine deutlich glücklichere Zeit, als die Zeit vorher, wo ich einen ordentlich bezahlten Job hatte und finanziell ein "normales Mittelstandsleben" führen konnte. Zufriedenheit hängt definitiv nicht nur vom Geld ab.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

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Beitrag So., 15.09.2019, 16:24

Waldschratin hat geschrieben: So., 15.09.2019, 15:04 Ich erleb dich jetzt auch nicht als ausgesprochenen Jammertyp. Was ich da geschrieben hab, hab ich auch nicht unmittelbar auf dich bezogen.
Weiß ich doch! :ja:
Und sicher liegt nicht alles, was einem passiert, ausschließlich an einem selber. Da hätte man ja dann "volle Kontrolle" über sämtliche Umstände, z.B. eben auch über gute Freunde zu bekommen oder so.
Naja eben, aber wenn man psychologisch draufschaut, scheint man ja immer irgendwie selbst daran Schuld zu sein.
Aber grundsätzlich schaue ich dann eben doch was ich in entsprechenden Situationen alles machen kann oder tue es. Wenn ich da an den Kinderwunsch denke wo eine wirkliche Menge Geld reingeflossen ist- ich habe es probiert bis es keine Lösungen mehr gab und auch kein positives Ergebnis und kann damit auch in den Spiegel schauen, auch wenn ich viele Jahre als Karrieregirl bezeichnet wurde. Menschen wissen einfach nicht was sie so den ganzen Tag vor sich her reden, von daher habe ich dort mindestens schon gelernt da nichts persönlich zu nehmen.
Deins liest sich nämlich so für mich, dass du einfach noch einiges an Verletzungen und Enttäuschungen zu verarbeiten hast.
Noch nen Weg vor dir hast, zu betrauern, zu bewüten und dann loszulassen nach und nach und wieder offener zu werden für gute Kontakte.
Mir ist das gar nicht so bewußt mit den Verletzungen. Ich dachte auch mehr an einen Wandel der Zeit. Früher gab es ja auch viele Kinder um mich rum und war ja der gerne genommene Babysitter. Jetzt habe ich darauf gar keine Lust mehr, so dass da ein Kreis von Freundschaft ausfällt. Ich vermute mal, dass ich mich unter Singlefrauen gerade gut aufgehoben fühlen würde. :lol:
Ich "ergänze" es durch die "Erforschung" der anderen Seiten, die diese "Medaille" auch noch hat. Und das sind mindestens noch zwei weitere, denn ne "Medaille" hat "vorne" und "hinten" und den "Rand". ;-)
Ich komme mir da immer so wie ein Zauberwürfel vor und das ist mir dann doch zu viel. :lol:
Was ich noch dazu sagen "muss", auch wenns nicht für jeden was ist : Mir hilft sehr bei meinen Existenzängsten, dass ich mich an ne "höhere Macht" wenden kann damit.
Und auch die Möglichkeit, jederzeit in ne Gemeinde gehen zu können mit der Prämisse, dass man mir da mit hoher Wahrscheinlichkeit überwiegend wohlwollend erstmal begegnen wird, hilft auch viel, wenns um neue Kontakte/nicht alleine bleiben müssen geht.

Aber auch das Sozialzentrum in meinem Viertel und die katholische Gemeinde hier nebenan, die viel Aktivitäten anbietet, unverbindlich und ohne "heilige Pflichten" nutz ich als Möglichkeiten.
Hm, ja, das ist schwierig.
Ich hatte immer irgendwie das Problem, dass ich aus den Gruppen irgendwie herausfalle. Da gab es Familiengruppen, Behindertengruppen und Seniorengruppen wo ich mich nie so wohlgefühlt habe. Dafür fand das "Bodenpersonal" aber, dass ich super geeignet wäre Gruppen für meine "Gruppe" aufzubauen. Das fand ich irgendwie immer blöd, dass ich mich da nie irgendwie mal "ausruhen" konnte. Das ist mir leider mit diversen Selbsthilfegruppen auch passiert.

Aber vielleicht klappt es ja jetzt, weil ich mich einer "Seniorensportgruppe" anschließen will, was tatsächlich in meinem Alter jetzt im Sportbereich vielfach so bezeichnet wird. :anonym:

LG candle
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