Devot/Masochistisch trotz PTBS

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Viele_Fragen
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Devot/Masochistisch trotz PTBS

Beitrag Fr., 28.04.2023, 21:34

Hallo ihr da draußen!

Ich hoffe, dass man mich für die nachfolgenden Fragen nicht verurteilen wird.

Phuu, wie fängt man hier denn an? Das ist gerade etwas „komisch“. Ich versuche es kurz zu halten..

Bei mir wurde im Alter von 15 Jahren eine PTBS diagnostiziert, die vor 4 Jahren zu einer Komplexen PTBS geändert wurde. Soweit so gut. Ich wurde in meiner Kindheit/Jugend missbraucht und misshandelt. Ich glaube, mehr „müsst“ ihr auch nicht wissen.

Vor ein paar Jahren (durch eine Internetbekanntschaft) lernte ich die BDSM Szene kennen. Nach wie vor frage ich mich, weshalb ich jetzt Dinge erotisch und gut befinde, die ich damals schrecklich fand? Warum? Und da geht es teilweise um wirklich schlimme Dinge, wie Rape Games und DDLG - genau diese Erfahrungen haben mich psychisch krank gemacht. Weshalb finde ich es jetzt erregend?! Ehrlich, ich verabscheue mich deshalb selbst. Für mich ist das ganz und gar nicht normal. Ich habe einige Therapeuten aufgesucht. Jeder von denen meinte, das sei mit meiner Vergangenheit normal. Auf das warum bekam ich keine zufriedenstellende bzw. nachvollziehbare Antwort. Bestrafungen, Demütigung, Schläge.. WIESO mag ich das jetzt? Ist das überhaupt gesund für mich? Mich hat bisher selten etwas getriggert. Das Schlimmste für mich ist es, dass ich mich selbst nicht verstehen kann und mich für diese Neigung verabscheue.

Bitte sagt mir nicht, ich solle es einfach nicht mehr hinterfragen oder es einfach akzeptieren. Das kann ich nicht. Ich bin ein Mensch der verstehen muss, um akzeptieren zu können.

Danke, für‘s Lesen und eventuell auch beantworten.

Liebe Grüße

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candle.
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Beitrag Sa., 29.04.2023, 06:48

Hallo Viele_Fragen!
Viele_Fragen hat geschrieben: Fr., 28.04.2023, 21:34 Auf das warum bekam ich keine zufriedenstellende bzw. nachvollziehbare Antwort.
Diese "Warum- Frage" ist immer schwierig und eigentlich auch schon beantwortet. "Warum" reicht dir das nicht? Du wirst dich so nur im Kreise drehen, was dir letztlich auch nichts hilft. Ist das vielleicht auch nur ein "Gedankenkreisen"? Das kenne ich jedenfalls von der PTBS. Da kommt man nie zu einen Ergebnis, auch nicht auf "tieferliegendes". Es ist wirklich so wie es ist.

Noch eine Frage, weil mir das nicht so klar geworden ist: Praktizierst du denn BDSM regelmäßig? Wichtig ist mir einzig und allein, dass du wirklich einen "sicheren" Partner hat, der das (Dich) nicht zusätzlich mißbraucht.

Um diese negativen Gedanken loszuwerden, würde ich mich bewußt den positiven und schönen Dingen zuwenden.

Ich weiß, dass ich mich vor Jahren bei einer sehr schlimmen akuten PTBS auch der Gewalt "zugewendet" hatte (Kein BDSM) um mich zu "heilen", wenn ich vermeintlich extreme Erlebnisse "vorschalte". Dass das nicht funktionierte, dürfte klar sein. Deshalb habe ich mich dann mehr "künstlerischen Aktivitäten" zugewendet, was mir half Abstand zu gewinnen.

Viele Grüsse
candle
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Sinarellas
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Beitrag Sa., 29.04.2023, 07:12

Die Frage ist auch ob du das Rätsel befriedigend lösen kannst und wie lange du dich mit der Ergründung beschäftigen willst und Zeit, Kraft und Energie da rein stecken willst.
Nach meiner Erfahrung gibt es zu dem Thema gefühlt zwei Meinungen, die die sagen "Finger weg von bdsm als TraumaüberlebendeR" oder "Annehmen, auf Probleme achten, genau schauen wo man reinszeniert und wo Spaß dabei ist". Ich gehöre zur zweiten Kategorie.

Manche erleben BDSM auch als heilsame Bewältigungsstrategie von der Machtlosigkeit von damals zur Entscheidungsmöglichkeit und machtvollen Selbstbestimmung im hier und jetzt.
Es ist bei jedem völlig unterschiedlich, aus welchen Gründen was wie warum gut gefunden wird.

Es gab auch mal einen ganz guten Beitrag zur Thematik: BDSM, Gewalt und Trauma Von Reviktimisierung bis Ressource
Leonhard Kratzer, Stefan Tschöke, Melanie Büttner:
https://www.melanie-buettner.de/wp-cont ... r-2021.pdf

Ich fand das recht hilfreich die verschiedenen Aspekte zu lesen und zu beachten/betrachten.
..:..

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Viele_Fragen
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Beitrag Sa., 29.04.2023, 08:45

Hallo!

Herzlichen Dank‘, für euer beider Antworten.

@candle Ja, ich praktiziere BDSM immer wieder mal real mit Spielpartnern. Da ich viele Dinge in diesem Bereich eben auch erregend finde, denke ich nicht, dass ich mich damit selbst verletzen möchte. Weißt du, wie ich meine?

Mein jetziger Partner hat mit BDSM nichts am Hut, weshalb ich die letzten Jahre darauf verzichtet habe. Ich merke aber, dass es mich frustriert, weil ich diese Art von Sex stark vermisse. Zurückgezogen aus der Szene hatte ich mich, weil ich zum Einen mit den beiden Phantasien (Rape Games und DDLG) stark überfordert war. Diese beiden Praktiken habe ich noch nicht ausgelebt. Zum Anderen lernte ich meinen jetzigen Partner kennen, der nichts von BDSM hält. Kam mir also sehr gelegen, denn so musste ich mich nicht weiter damit auseinandersetzen. Seit gut 1 Monat vermisse ich aber BDSM so stark, dass ich wieder zu phantasieren begann und mir vorstellte, wie denn eine Session wieder aussehen könnte..

@Sinarellas Danke, für deinen Link - werde mir den Beitrag gleich mal durchlesen. Weißt du, diese „normalen“ Praktiken kann ich einfach ausleben. Gut, die Frage, weshalb ich es erregend finde, wird mich wohl ewig begleiten. Schlimm finde aber, dass mich Rape Games und DDLG so reizen. Den Schritt es auszuprobieren habe ich (noch?) nicht gewagt. Dafür schäme ich mich einfach zu sehr.

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candle.
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Beitrag Sa., 29.04.2023, 09:04

Viele_Fragen hat geschrieben: Sa., 29.04.2023, 08:45 Seit gut 1 Monat vermisse ich aber BDSM so stark, dass ich wieder zu phantasieren begann und mir vorstellte, wie denn eine Session wieder aussehen könnte..
Und was hat das vor einem Monat ausgelöst?

candle
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Sinarellas
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Beitrag Sa., 29.04.2023, 09:23

Das verstehe ich gut, dass Scham eine riesige Rolle spielt.
Warum man etwas mag oder nicht, ist das so wirklich wichtig?
Warum mag ich gerne Wasabi-Erbsen, aber keine Himbeeren? Ich habe absolut keine Ahnung und habe mich das auch nie gefragt. Im Kontext von Trauma und BDSM ist das natürlich eine andere Nummer, am Ende aber auch ein: Warum frage ich mich das so sehr? Würde ich es mich auch fragen, wenn von außen da nie ein Fragezeichen dazu käme? Weißt du was ich meine?

Ich verstehe gut, dass das Bedürfnis in der Richtung weiter zu experimentieren dich mittlerweile wieder stark in Phantasien bringt, ist ja auch mistig, wenn der Partner so gar nicht das mag, was ich mag :(
Vorstellen darf man sich alles und dabei auch mit sich selbst spaß haben - also nur mal so.
Die Beziehung würde ich auch mal überprüfen, ob es Zukunft hat so wie ihr es aktuell gestaltet oder ob ihr da nicht ein wenig agiler sein müsstet auch deine Wünsche mit einzubeziehen, sonst landet man am Ende vor einem Scherbenhaufen
..:..

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Beitrag Sa., 29.04.2023, 09:52

Der Auslöser? Dass wir wieder Sex hatten, ich seine Hand an meinen Hals führte und er diese wieder kommentarlos zurückzog. Es frustriert mich. Danach durfte ich mir anhören, dass sich kein normaler Mensch im Bett würgen lassen würde. Ich habe gewartet, bis er eingeschlafen war, bin auf die Couch und habe mir „Die Geschichte der O“ angesehen. Ich war leider auch kurz davor gewesen, mich in der SZ anzumelden, um mich zumindest online austoben zu dürfen. Das schlechte Gewissen hinderte mich davor.

Nein, @Sinarellas, wahrscheinlich würden mich diese Fragen nicht so quälen, wenn man mir nicht sagen würde, dass meine Vorlieben nicht normal seien. Ich hatte, trotz meiner Neigung, bisher immer Partner, die mit BDSM nichts anfangen konnten. Vielleicht ist das aber auch mein Fehler? Weil ich mit unterbewusst nur solche Partner suche? Vielleicht trenne ich unterbewusst meine Lebenspartnerschaften und Spielbeziehungen im BDSM.

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Beitrag Sa., 29.04.2023, 09:54

Meine bisherigen Dom‘s waren alle wesentlich älter als ich. Die Altersunterschiede betrugen von +10-35 Jahre. Also definitiv zu groß, für eine richtige Partnerschaft.

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candle.
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Beitrag Sa., 29.04.2023, 10:17

Viele_Fragen hat geschrieben: Fr., 28.04.2023, 21:34 und mich für diese Neigung verabscheue.
Nun, das scheint ja jetzt im Verlauf des Threads kein Thema mehr zu sein?

Warum suchst du dir nicht einen Partner wo alles zusammen paßt? Das scheint für mich gerade die einzige Lösung.

candle
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 29.04.2023, 12:24

Ich denke sadomasochistische Vorlieben sind einfach eine sexuelle Orientierung. So wie es sein kann dass jemand Traumaopfer und schwul oder trans ist so kann man halt auch Traumaopfer sein und BDSM Neigung haben.

Das ist ja nun keine seltene Vorliebe und Kindheitstraumata sind keine seltene Erkrankung, von daher muss es klarerweise eine Schnittmenge von Leuten geben, bei denen beides zutrifft.

Es stellt sich halt die Frage, was und wie viel davon kannst du real umsetzen ohne dass die Traumatisierung getriggert wird und wie findest du einen Partner der da auch Spass dran hat, und wo die Chemie und das persönliche Verhältnis stimmt sodass das in einer Atmosphäre gegenseitigen Vertrauens stattfinden kann.

Der Unterschied zwischen einer Gewalttat und BDSM ist ja nun, dass beim BDSM vorher vereinbart wird was stattfinden darf und was eben nicht und der passive Part kann jederzeit abbrechen, und von daher ist das ja kein echter Kontrollverlust wie eine Gewalttat. So wie es keine echte Gewalt ist, da nur erwünschte Handlungen stattfinden werden.

Ich habe es nie umgesetzt, weil ich erstens ein Problem mit dissoziativen Zuständen habe und ich daher da sehr vorsichtig rangehen hätte müssen, und ich zweitens ein paar nicht soo intensive Versuche gemacht habe da einen passenden Partner zu finden (übers Internet) und ich da nie Kontakte hatte wo ich ein sehr gutes Gefühl gehabt hätte. Und jetzt seit ich in den Wechseljahren bin ist bei mir die Libido schlagartig ziemlich erloschen, kein nenneswertes sexuelles Verlangen mehr da (das war bei mir allerdings auch in all den Jahrzehnten stets auch jeden Monat mit dem Zyklus extrem stark schwankend)

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Beitrag Sa., 29.04.2023, 16:01

@candle … weil es sich nicht richtig anfühlt, jemanden zu verlassen, den man liebt. So passt ja alles..

@münchnerkindl Wie geht es dir damit, kaum sexuelles Verlangen zu verspüren?

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Beitrag Sa., 29.04.2023, 16:06

@candle … doch das ist mitunter trotzdem noch ein Thema. Weil ich nicht weiß, wie ich mit diesen Phantasien umgehen soll. Wie machst du das? Schaffst du es, alles auszublenden?

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 29.04.2023, 16:22

Viele_Fragen hat geschrieben: Sa., 29.04.2023, 16:01 @münchnerkindl Wie geht es dir damit, kaum sexuelles Verlangen zu verspüren?


Stellenweise irritierend, andererseits, wenn da ein Verlangen ist das man so in dem Moment nicht ausleben kann ist das ja auch auf Dauer kacke. Also, mal so, mal so. Und wenn ich jetzt einen Partner hätte wäre es ja nicht so dass ich Sex jetzt eklig finden würde, aber das Thema kommt einfach nicht mehr von sich aus als attraktive Idee hoch.

Ich kenne das ja von früher auch, also von jedem Zyklus hatte ich ca 2 Wochen Interesse an Sex, 2 Wochen absolut keines.

Also durchwachsen. Hat Vorteile und Nachteile. Ich fange aber demnächst mit Hormonersatztherapie an und dann mal sehen ob das daran was verändert.

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Sinarellas
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Beitrag Sa., 29.04.2023, 17:00

"Dass wir wieder Sex hatten, ich seine Hand an meinen Hals führte und er diese wieder kommentarlos zurückzog. Es frustriert mich. Danach durfte ich mir anhören, dass sich kein normaler Mensch im Bett würgen lassen würde."
Ahje, bitter. Es hätte auch ein "ich mag dich nicht würgen" gelangt - ohne Bewertung.
Aber wenn einem das Thema so fürchterlich fremd ist, wundert es nicht, dass er so dramatisch reagiert.
Was ist SZ? Dein gewissen hat schon auch recht, ich würde trotzdem mit ihm Klartext sprechen: Ich weiß, dass du das nicht möchtest, für mich ist es ein Bedürfnis-, finden wir einen Kompromiss (online bspw.)? Ansonsten kriegt er es irgendwann raus und dann ist sowieso Schicht im Schacht, das wissen wir beide oder? Also klar kann man machen, am Ende ein Spiel mit dem Feuer.

"wenn man mir nicht sagen würde, dass meine Vorlieben nicht normal seien."
Aus meiner Perspektive: Es ist normal und völlig in Ordnung, du schadest niemandem mit deinen Wünschen und Bedürfnissen, weil es im Spiel auf Gegenseitigkeit beruht. Für mich ist da absolut nichts unnormales dran, aber ich bin nur irgendwer aus dem anonymen Internet. Falls du magst können wir uns privat austauschen als Angebot.

"Vielleicht ist das aber auch mein Fehler?"
Nein nicht dein "Fehler", denn auch wenn du in der Szene aktiv sein würdest, bedeutet das nicht, dass der Rest neben dem Sexuellen passt. Es ist ein Glücksspiel? Und auch das wie viel Raum du dem in deinem Leben gibst.

"Vielleicht trenne ich unterbewusst meine Lebenspartnerschaften und Spielbeziehungen im BDSM."
Guter Gedanke, dachte ich auch gleich dran. Möglich?
..:..

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Beitrag Sa., 29.04.2023, 17:12

@münchnerkindl Ich wünsche dir, dass die Hormonersatztherapie dein Verlangen wieder entfacht.

@Sinarellas die SZ ist die Sklavenzentrale.. da habe ich bisher fast alle meiner Spielpartner gefunden. Und danke, für dein Angebot - würde ich sehr gerne annehmen. Kann man hier denn PN‘s verschicken?

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