Wie mit all den Wichtigtuern im Leben umgehen?

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.

kaja
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Beitrag Sa., 23.09.2023, 05:19

Geht es hier nicht viel mehr um deinen eigenen Egoismus?

Du findest deine Probleme wichtig und willst darüber jammern. Klingt eher wie Neid, das andere das tun was du selbst gerne machen würdest.

Deine Schilderung der dich umgebenden Menschen klingt sehr einhaltlich danach, als wären es alles böse Egoisten. Das lässt mich so in der Masse etwas hellhörig werden.

Egoismus ist ein Begriff der oft in einem negativen Kontext verwendet wird. Grundsätzlich sind eigene Bedürfnisse jedoch immer egoistisch.
After all this time ? Always.

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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 23.09.2023, 06:29

Hallo Molly
Ohne Infos/Einsicht über die Arbeit von anderen zu haben!! Von mir denkt jeder irgendwie oft automatisch, ich hab nie was zu tun. Oder ich habe mit meinem Mann nie Probleme und habe eine tolle Beziehung. Ich habe niemals (ernste) Krankheiten, mir gehts ja gut usw - wobei das oft NICHT der Fall ist…. Die Leute gehen einfach automatisch davon aus. Und jammern mir die Ohren mit ihren Problemen voll.
Mit dieser Problematik schlage auch ich ich derzeit rum. Meine Nachbarn sehen nur, "die ist in Rente, die ist den ganzen Tag zu Hause, die hat unendlich viel Zeit, ... ich hingegen muss arbeiten, ich habe Stress, ...., also kann die, die zu Hause rumhängt, doch das und das und das, ... machen.

Der Knackpunkt ist in der Tag der, dass andere sich in ihrem Urteil nur auf das stützen (können), was sie sehen und hören können. Sie haben, so wie Du es formulierst, "keine Einsicht" in das Leben des anderen. Keiner weiß, wie es mir den ganzen "lieben faulen Tag" hinter meinen vier Wänden wirklich geht. Keiner weiß, wie Dein Arbeitstag aussieht. Keiner kann wissen, wie oft es bei anderen hinter deren vier Wänden mit dem Partner knallt.
Was sie nicht sehen und nicht hören können, können sie nicht wissen und somit auch nicht in dein Urteil über dich einfließen lassen.

Du hast somit die Wahl. Du kannst so werden wie die, die ständig erzählen, wie viel Stress sie haben, welche Probleme sie haben. Du kannst alternativ aber auch entscheiden, dass Du dich vor niemanden erklären und rechtfertigen musst.
So könnte ich meinen Nachbarn gewiss detailliert erzählen, wieviel Stress ich habe, wie sehr ich jeden und jeden Tag unter meiner Krankheit leide, ... ich könnte so "rumjammern", wie sie es tun. Doch dann wäre ich genauso wie sie.
Ich kann alternativ auch sagen, "ich werde mich weder vor dir noch vor irgendwen anderes erklären und rechtfertigen."

Es kann sicherlich verletzend sein, wenn man das Gefühl hat, selber nicht gesehen zu werden, wenn andere nur von sich selber reden und nicht fragen "Wie geht es Dir?".
Meine Gedanken dazu waren beim Lesen Deines Postings:

Wie möchtest Du Beziehungen / Freundschaften gestalten? Wie wichtig ist es dir, dass andere von deinem Stress, von deinen Problemen, von deinem Streit mit deinem Partner erfahren?
Wenn ich mich mit Freunden treffe, dann rede ich über meine Krankheiten und meine Sorgen nur sehr selten. Ich möchte einfach eine schöne Zeit mit anderen verbringen, mal lachen und die ganzen Probleme einfach mal für eine Weile vergessen. Ich baue Freundschaften nicht Problemen auf. Ich erlaube es ihnen nicht, der Mittelpunkt meiner Freundschaften zu sein. Wenn jemand nur rumjammert, dann passt es zwischen uns eben nicht.

Warum hörst Du dir das "Gejammere" der anderen an? Du könntest Dir alternativ andere Freunde suchen. Oder Du könntest lernen einen Umgang mit dem Gejammere anderer zu finden.
Wenn es mir zu viel wird, dann sag ich klar und deutlich: "Jammere nicht ständig rum, ändere was!".

Was erwartest Du von Menschen, die nur rumjammern, anstatt ihre Probleme zu lösen? Wie können Dir solche Menschen bei deinen eigenen Sorgen hilfreich sein, wenn sie sich nicht einmal selber helfen können?
Meine Erfahrung ist: Je mehr Menschen mit sich selber beschäftigt sind, desto weniger können sie zusätzlich auch noch die Probleme anderer gebrauchen.

Wenn mir Menschen mit dem Spruch kommen, wie gut ich es doch habe, ... ich müsse nicht arbeiten, ..., dann biete ich ihnen einen Tausch an: Ich gehe für sie arbeiten, fahre für sie in den Urlaub, treffe mich mit ihren Freunden, ... und sie dürfen mein Leben leben. Aber mit allen Konsequenzen! Mit meinen Krankheiten, mit meiner sozialen Isolation, die meine Krankheiten mit sich bringen, mit den finanziellen Einbußen, die eine Rente bedeutet, ... Ich zähle ihnen all das auf, was sie nicht wollen, ... und erinnere sie somit daran, wie gut sie es haben.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Molly88
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Beitrag So., 01.10.2023, 10:39

kaja hat geschrieben: Sa., 23.09.2023, 05:19 Geht es hier nicht viel mehr um deinen eigenen Egoismus?

Egoismus ist ein Begriff der oft in einem negativen Kontext verwendet wird. Grundsätzlich sind eigene Bedürfnisse jedoch immer egoistisch.
Glaube, du hast mich etwas falsch verstanden. Andere zeigen grundsätzlich nie Interesse an mir. Sie laden ihre Probleme und Geschichten ab, haben aber kein Interesse an mir und an meinen Dingen. Was ist hier nicht egoistisch?

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candle.
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Beitrag Mo., 02.10.2023, 07:57

Molly88 hat geschrieben: So., 01.10.2023, 10:39 Glaube, du hast mich etwas falsch verstanden. Andere zeigen grundsätzlich nie Interesse an mir. Sie laden ihre Probleme und Geschichten ab, haben aber kein Interesse an mir und an meinen Dingen. Was ist hier nicht egoistisch?
Du magst dich aber offenbar nicht selber auf dein Thema einlassen. Wer sind DIE denn? Eltern, Geschwister, Onkel, Tante, Oma, Opa, Freunde?
Ich denke nicht, dass das ALLE sind. Und selbst wenn, wärest du ja auch in der Lage anders zu handeln.

Ich habe da gerade interessante Erfahrungen gemacht und Personen direkt darauf angesprochen. Aber das Ergebnis mag ich hier nicht verraten. :lol:

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Nico
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Beitrag Mo., 02.10.2023, 11:07

Molly88 hat geschrieben: So., 01.10.2023, 10:39

Glaube, du hast mich etwas falsch verstanden. Andere zeigen grundsätzlich nie Interesse an mir.
Wenn dem tatsächlich so ist, würde ich mir zuallererst mal Gedanken über mich selbst machen und erst danach die Fehler bei den anderen suchen.
Sonst würde das ja ein bissl dem Geisterfahrer der sich über die ganzen Falschfahrer die ihm entgegenkommen wundert, gleichen. ;)
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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wind of change
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Beitrag Mo., 02.10.2023, 12:05

Hallo Molly88,
ich hab jetzt nicht alles aus dem Thread durchgelesen:
Wenn du schreibst, dass grundsätzlich alle kein Interesse an dir haben:
Vielleicht signalisierst du durch dein Verhalten, Körperhaltung etc, dass du "gerne zuhörst", Anteil nimmst usw und erzählst gleichzeitig wenig von dir selbst? Dadurch könnten dich deine Mitmenschen so verstehen dass sie gerne immer weiter erzählen dürfen , du keine "Probleme" oder Erzählbedarf hast ...... vielleicht bist du insofern sogar ganz automatisch mit den "passenden" Leuten zusammengekommen (in Anführungszeichen, weil dieses eventuelle Verhalten von dir die dazu passenden Leute angezogen hat?)
Menschen sind grundsätzlich erstmal auf sich selber focussiert, ist ja auch irgendwie erstmal natürlich, weil "ICH" die Person bin der "ICH" am meisten und sogar immer "ausgeliefert" bin.
Das ist nur das, was mir spontan dazu einfällt (mein ich auch nicht wertend, sondern als möglichen Gedankenanstoß ;-) )
Gehe so weit, wie du sehen kannst. Wenn du dort ankommst, wirst du sehen, wie es weitergeht.
(Autor unbekannt)
Wege entstehen, indem man sie geht. (Franz Kafka)
Glaub nicht alles was du denkst (Heinz Erhardt (?))

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wind of change
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Beitrag Mo., 02.10.2023, 12:50

Hab mir jetzt doch mal den Thread durchgelesen:
Molly88 hat geschrieben: Do., 21.09.2023, 16:21
Beispiel: andere sind immer davon überzeugt, dass sie im Job total viel leisten, immer Stress haben usw und viel mehr als andere. -> Ohne Infos/Einsicht über die Arbeit von anderen zu haben!! Von mir denkt jeder irgendwie oft automatisch, ich hab nie was zu tun. Oder ich habe mit meinem Mann nie Probleme und habe eine tolle Beziehung. Ich habe niemals (ernste) Krankheiten, mir gehts ja gut usw - wobei das oft NICHT der Fall ist…. Die Leute gehen einfach automatisch davon aus. Und jammern mir die Ohren mit ihren Problemen voll. Wie schwer sie es nicht haben, von ihren ganzen Wehwehchen und Krankheiten und Stress im Job. Abgesehen davon kommt niemand auf die Idee zu fragen, wie es mir geht 🙈 in all diesen Bereichen. Man geht einfach automatisch davon aus, dass bei mir alles paletti ist und ich nie Stress im Job habe. Obwohl ich nichts davon erzähle (also die Leute keine Ahnung haben KÖNNEN).

Wie geht man mit so etwas um?

Sowas kenn ich auch. Hab eine Bekannte, wo ich das Gefühl habe, sie "muss" mir erzählen dass sie es doch viel schwerer hat. Geht mir auch manchmal auf die Nerven. Gleichzeitig hab ich mich aber auch svhon öfter gefragt: ist das die einzige Art oder Möglichkeit, "Zuwendung" zubekommen? A la "ach du arme(r) (und unschuldige(r) :!!: " ?
Ich muss nicht immer von "meinen Problemen" erzählen, scheinbar wird sowas oftmals so aufgefasst dass der oder die andere auch wirklich keine Probleme hätte (und dadurch ein Stück alleingelassen) und der andere umso bedauernswerter wäre. Aber was ist das für eine Art, Zuwendung zu erhalten? Allein dadurch, bedauernswert zu sein?
Wenn solchen Verhalten immer noch "Futter" gegeben wird durch "ach ja du arme(r)" wird "der arme" auch gleichzeitig in der "armen Rolle" (und auch egoistischen Rolle, weil der Blick für die Anderen verlorengeht) festgehalten.
Was anderes finde ich, wenn jemand konkret um Hilfe bei etwas bittet.
Und ja, manchmal ist es auch nötig, zu "jammern" und auch Trost zu finden, aber das sollte doch in einer Freundschaft in einem ausgewogenen Verhältnis stattfinden.

Mit der Bekannten hab ich jetzt nicht sooo viel zu tun (sie hat aber auch ihre positiven Seiten), und manchmal geht so ein "inneres Warnsystem" an wenn mir der Gedanke kommt, jetzt lieber nicht kontaktieren bevor sie mir wieder (indirekt/direkt) erzählt, wie viel schwerer sie es doch hat und mich das nervt (weil ich mich dadurch nicht gestern oder sogar ernstgenomnem fühle). Dann lass ich das sein mit dem kontaktieren.

Grundsätzlich kann ich es auch auf die Spitze treiben wenn mir jemand anderer erzählt, wie viel besser ich es doch habe a la "ja, bon such stolz darauf, was ich geleistet habe"o.ä. Das kann das Gegenüber dann auch nicht so gut hören.


Und ja, es gibt einfach Menschen die sind so 'laut', da komm ich auch nicht zwischen. Da hab ich auch svhon gedacht "soll ich jetzt einen 'Wettstreit' anfangen, wer am meisten Gehör findet? Zu anstrengend" und dann hab ich mich auch innerlich zurückgezogen.

Ich muss auch nicht mit jemandem in Wettstreit geraten, wer es gerade am schwersten hat. Finde dieses Verhalten wirklich merk-würdig aber ist wohl irgendwie menschlich und auch weit verbreitet.
Es gibt doch auch Möglichkeiten sich anderweitig Zuwendung zu holen als bedauert zu werden!

Mir hilft auch ein bildlicher Vergleich:
Jeder hat "sein Päckchen" zu tragen.
Wenn ich mich mit jenanden treffe, dann "picknicken" wir beide und legen beide unser Päckchen für diesen Zeitpunkt erstmal zur Seite. Haben sozusagen Pause.

Klar, so überhaupt keine Hilfe zu finden wenn es mit dem "Päckchen" zu schwer wird kann schon bitter sein, aber das ist dann vielleicht ein Thema, was zu einem anderem Zeitpunkt (als beim "picknicken") angegangen werden sollte.
Gehe so weit, wie du sehen kannst. Wenn du dort ankommst, wirst du sehen, wie es weitergeht.
(Autor unbekannt)
Wege entstehen, indem man sie geht. (Franz Kafka)
Glaub nicht alles was du denkst (Heinz Erhardt (?))

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