Probleme mit der Psychiaterin (PIA)

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.
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Frances2
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Beitrag Mo., 06.11.2023, 20:20

@ candle

Ja, so kenne ich das auch von einem früheren Psychiater, den ich als fachlich kompetent, eher sachlich, aber empathisch und sehr abgegrenzt erlebt habe. Das ist meine Erwartung an einen Psychiater, mehr nicht.

@ chrysokoll

Guter Rat, das mit dem Therapeuten zu besprechen, habe ich heute gemacht.
Er sagte u.a, dass ich mich auch verstricken darf und dass die Verantwortung für das abgegrenzt sein auf ihrer Seite liegt oder in der therapeutischen Beziehung eben auf seiner.

Und ja, ich möchte das Notfallmedikament noch weiterhin haben, damit ich weiß, dass ich in bestimmten Situationen handlungsfähig bleibe (meistens reicht es ja völlig aus, es dabei zu haben), aber ich bin bereit, mit dem neuen Psychiater über Alternativen zu sprechen, nur sprechen sollte er eben schon mit mir und es sollte ihn interessieren, was ich dazu zu sagen habe.
Aber davon gehe ich jetzt auch erst mal aus.

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Sydney-b
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Beitrag Mo., 06.11.2023, 22:10

Ich finde, dass hört sich jetzt erstmal alles richtig gut an.
Wenn du problemlos den Psychiater wechseln kannst, dann wäre das super für dich.
Vielleicht hat dieser dann ganz andere Ideen und Vorschläge für dich, was deine weitere Medikation betrifft.

Wie geht es dir nun nach dem Gespräch mit deinem Therapeuten?
Treibt dich das Verhalten der Psychiaterin noch um?
Oder konntest du es mittlerweile einigermaßen „loslassen“?

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Frances2
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Beitrag Di., 07.11.2023, 09:41

Ich wechsle den Psychiater, aber nicht innerhalb der PIA, das wäre nicht möglich gewesen.
Jetzt bin ich gespannt auf den ersten Termin bei ihm, ich wünsche mir wieder mehr Sachlichkeit und vielleicht
hat er wirklich noch mal neue Ideen, was das Medikament angeht.
Das Gespräch gestern mit dem Therapeuten war ganz wichtig für mich, um damit abschließen zu können.
Vor allem seine Bemerkung in Bezug auf Verstrickung und Abgrenzung hat viel bei mir ausgelöst (und auch
gelöst?) Das wirkt noch sehr nach.

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Beitrag Mi., 08.11.2023, 22:42

Frances2 hat geschrieben: So., 05.11.2023, 22:03 Solange ich das Medikament nur selten und in Notfällen nehme, sehe ich das Problem nicht und wie sie selbst gesagt hat, bin ich auch nicht das Problem, sondern andere Patienten, die es evtl. missbrauchen.
Ja, gut, dass du gewechselt hast.

Ich bekomme auch Tavor und muss mir jedes Mal diesen Vortrag anhören.
Und keine, Ahnung ob es überhaupt das gleiche Medikament bei dir ist, aber Fakt ist es macht nach wenigen Tagen abhängig, Entzug soll die Hölle sein ist auch nicht ganz unkritisch bei Überdosierung. Im Alter soll es Demenz fördern und die Sturzgefahr erhöhen, glaube aber das bezieht sich auf regelmäßige Einnahme. Es ist wirklich ein nicht so ideales Medikament, gerade wenn an psychisch labil ist. Naja.
Ich denke, man hat da die Verantwortung für sich selbst. Ich habe das seit Jahren zuhause und nehme oft 6 Monate oder länger keine einzige Tablette, neige da auch nicht zu selbstschädigendem Verhalten mit Medikamenten. Ich bekomme, es halt nach dem Vortrag, dass ich das eigentlich nicht bekommen sollte, es "totaler Wanhsinn" ist, dass ich das seit Jahren so machen... trotzdem verschrieben.
Auch in Kliniken bekommt man neuerdings diesen Vortrag. Und früher wurde das verteilt wie Bonbons. Als ob denen jetzt erst die krasse Abhängigkeits- und Missbrauchsgefahr bewusst geworden ist. Also mir war die immer bewusst.


Aber es gibt eventuell auch Alternativen. Meistens Neuroleptika als Notfallmedikament. Das ist zwat nichts für mich. Wollte es aber erwähnt haben. Ich denke, er wird dir Neuroleptika in niedriger Dosierung vorschlagen.

Würde mich interessieren, wie das Gespräch so lief. :)
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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alatan
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Beitrag Do., 09.11.2023, 05:47

Tavor (Lorazepam) ist ein sehr gutes Medikament mit strenger Indiktationsstellung in Notfallsituationen und z. B. bei sehr schwerer Depression mit "Erstarrung" auch über mehrere Tage, ggf. sogar Wochen. Der Entzug ist in der Tat schwierig, aber nicht "die Hölle", in der Regel muss man auf ein anderes Benzodiazepin wechseln, was leichter auszuschleichen ist.

Der Nachteil an langfristiger Einnahme sind nicht nur Abhängigkeit, Sturzgefahr un Demenz im Alter, sondern in jedem Alter Einschränkung der kognitiven Leistungsfähigkeit und vor allem die depressionsfördernde Wirkung. Ich habe viele ältere Damen gesehen, denen es jahrzehntelang wie Bonbons verschrieben wurde, weil sie dadurch schnell "zufriedengestellt" werden konnten und sichere "Kunden" waren (also der Arzt als Dealer). Auch heute wird es von manchen Ärzten leider noch leichtfertig verteilt.

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Sinarellas
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Beitrag Do., 09.11.2023, 09:11

alatan hat geschrieben: Do., 09.11.2023, 05:47 und sichere "Kunden" waren (also der Arzt als Dealer). Auch heute wird es von manchen Ärzten leider noch leichtfertig verteilt.
Nicht nur bei Benzos, sondern vor allem auch bei Antideps die wie tiktaks verschrieben werden und das auch noch über viele Jahre und Jahrzehnte... WIrkung bei leichten/mittleren Deprs. nicht nachweisbar zu einem Placebo, bei schweren kann das ebenfalls kein Dauerzustand sein. Bitter. Die legalen Drogendealer.... sfz
..:..

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Frances2
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Beitrag Do., 09.11.2023, 09:43

Genau das ist aber der Punkt, ab dem ich irgendwie nicht mehr mitkomme.
In dem Gespräch mit der Psychiaterin, in dem sie mir vorwarf, kein Antidepressivum zu wollen, meinte sie, Benzodiazepine seien nicht "gesund". Ich habe sie daraufhin gefragt, ob sie tatsächlich der Meinung ist, AD seien gesund?
Sie hätte mir auch sofort ein Neuroleptikum aufgeschrieben. Mal abgesehen davon, dass ich das in der Klinik probiert habe und es nicht entsprechen gewirkt hat, bin ich mehr als skeptisch, was die Nebenwirkungen angeht.
Sie reagierte so, als würde ich alles ablehnen an Hilfsangeboten, was aber nicht stimmt. Ich bin überzeugt davon, dass
mir Psychotherapie hilft und es ist nicht meine Idee, nach einer best, Anzahl von Stunden eine 2-jähige Sperre einzubauen, in der ich jetzt irgendwie klarkommen muss und froh bin, die Quartalsgespräche mit dem Therapeuten noch zu haben.

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Shukria
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Beitrag Do., 09.11.2023, 10:21

Mhm, ich finde schon bevor man zu Tavor als Notfallmedikament greift - auf Dauer, also über Jahre? so wie bei dir, da sollte schon die Überlegung sein sie Grundanspannung so runter zu bekommen zb über Antidepressiva das es das Tabor eben nicht mehr braucht.

Und ja auch Neuroleptikas wirken gut als Notfallmedikament. Vielleicht nicht das erste aber es gibt ja viele Optionen.

Tavor dauerhaft als Notfallmedikament zu nutzen ohne auch nur in Betracht zu ziehen das das nicht gut tut, da verstehe ich schon das das in der Pia wo ja in einem Team gearbeitet wird das kritisch reflektiert wird von Oberärztn. Zumal dort ja oft Berufsanfänger arbeiten.

Vielleicht sieht der nächste Kollege das wieder unkritischer oder auch kritisch.
Bei freier Arztwahl kannst du ja entscheiden zu wem du gehst.
Ich persönlich würde eher an der Grundanspannung arbeiten als Tavor für die gefühlt unaushaltbaren Angstzustände zu nehmen.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 09.11.2023, 10:48

Frances2 hat geschrieben: Do., 09.11.2023, 09:43
In dem Gespräch mit der Psychiaterin, in dem sie mir vorwarf, kein Antidepressivum zu wollen, meinte sie, Benzodiazepine seien nicht "gesund". Ich habe sie daraufhin gefragt, ob sie tatsächlich der Meinung ist, AD seien gesund?
Sie hätte mir auch sofort ein Neuroleptikum aufgeschrieben. Mal abgesehen davon, dass ich das in der Klinik probiert habe und es nicht entsprechen gewirkt hat, bin ich mehr als skeptisch, was die Nebenwirkungen angeht.
das war sicherlich unglücklich formuliert, "gesund" sind all diese Medikamente nicht.
Bzw. es ist immer ein Abwägen mit der Gesamtsituation.

Ich kann dir nur nochmal raten es mit einem Neuroleptikum zu probieren. Auch hier muss man rumprobieren was die Dosierung, das Wirkprofil anbelangt.
Und natürlich haben die starke Nebenwirkungen wenn man sie täglich über Jahre nimmt.

Aber ganz gelegentlich ein paar Tropfen als Notfallmedikament ist komplett zu vernachlässigen. Der große Vorteil ist nunmal: Die machen nicht abhängig.
"Ich will aber Tavor" wirkt nie besonders gut

Was die Pause bei Therapien anbelangt: Da stimme ich dir zu, man ist ganz oft nicht "fertig" wenn die Kassenfinanzierung endet. Aber hier gibt es Möglichkeiten und ich möchte dir raten die genau anzuschauen und zu probieren. Es ist deine Lebenszeit die du mit der Warterei verbringst.

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alatan
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Beitrag Do., 09.11.2023, 10:52

@Frances2: So, wie du es mit dem Medikamenten"angebot" erlebst, werden Psychiater "sozialisiert". Es wird geradezu ein Reflex anerzogen, anders können die gar nicht denken. Habe ich selbst in meiner Weiterbildung zum Psychiater so erlebt und dann später ein ganz anderes Denken entwickelt. Psychotherapie hilft in sehr vielen Fällen, wenn der Pat. gewillt ist und die Störung nicht zu schwerwiegend. Oft wird auch behauptet, nur eine Kombination aus Medikamenten und PT wäre sinnvoll. Das stimmt so einfach nicht, denn dauerhaft genommene Antidepressiva und Neuroleptika hemmen ganz enorm das Gefühlserleben und damit die tiefere psychische Arbeit.

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Frances2
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Beitrag Do., 09.11.2023, 11:53

Genau so erlebe ich das.
Ja, es wäre sicher gut, die hohe Grundanspannung zu reduzieren, aber die Frage ist ja, wie mache ich das?
Ich will nicht ausschließen, dass es schneller geht mit dem passenden AD, aber ich musste bestimmte Gefühle
überhaupt erst zulassen, differenzieren lernen, die Ursache dafür kennenlernen (so eine hohe Grundanspannung hat eine Ursache).
All das ist erst in der ambulanten Therapie passiert.
Das ist ein mühsamer, schmerzhafter, langwieriger Prozess und es hat Jahre gedauert, bis überhaupt mal von Traumafolgestörungen die Rede war. Das wurde auch in div. Kliniken nicht erkannt bzw. wurde mir sogar geraten, da nicht mehr genauer hinzuschauen.
In der Zeit hätte ich aber, zum Teil auch ohne ausführliche Diagnostik, jederzeit AD bzw. Neuroleptika haben können.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 09.11.2023, 11:57

es ist leider eine Tatsache, die ich auch so erlebt habe: Psychiater wollen etwas verschreiben. Das scheint einfach zu ihren Selbstverständnis zu gehören.
Wie oft habe ich gehört "ach da nehmen Sie jetzt mal ein Antidepressivum..."
Ich bin vieles, aber nicht depressiv. Und ja, mir ist klar dass manche Antidepressiva auch gegen alles mögliche andere eingesetzt werden. Ich will das aber nicht. Ich hatte nie eine positive Wirkung, nur massivste Nebenwirkungen. Und ich bin nicht bereit die zu akzeptieren. Das rief auch in Kliniken immer wieder totales Unverständnis hervor.

Mir wurde auch ernsthaft geraten, dass man gegen die Nebenwirkungen ja auch wieder was nehmen könnte. Ja klar, super Idee.

Einmal hatte ich eine Psychiaterin die ganz bedauernd sagte "jetzt kann ich Ihnen leider gar nichts verschreiben".
Ich fand das super!

@ Frances: Hast du weitere Möglichkeiten ausprobiert um zwischendurch nicht nur mit den Quartalsstunden dazustehen?

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Frances2
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Beitrag Do., 09.11.2023, 11:59

@ alatan

Danke für deinen Beitrag.

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Frances2
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Beitrag Do., 09.11.2023, 12:05

@ chrysokoll

Ich habe lange Zeit tatsächlich gedacht, ich muss das jetzt auch alleine schaffen.
Welche Möglichkeiten meinst du denn genau?

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chrysokoll
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Beitrag Do., 09.11.2023, 12:10

nunja, eine Finanzierung über den Fonds, falls das für dich zutrifft. Verfahrenswechsel, Tagesklinik, Selbsthilfegruppe, verordnete Ergotherapie und und
Teile der Stunden selber bezahlen - natürlich auch nur falls du das kannst.
Beratungsstellen
Erlernen von Entspannungstechniken (falls das für dich geht!) oder von kreativen Methoden

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