Psychisch erkrankter Bruder

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 29.12.2023, 17:12

Takli hat geschrieben: Fr., 29.12.2023, 10:42 Mit Zwang und Druck erreicht man meist nur das Gegenteil. Es bedarf einiges Geschick den Betroffenen zum Arzt oder in die Psychiatrie zu bekommen. Manchmal klappt es auch gar nicht und man muß zusehen, daß man sich selbst schützt und Abstand hält. Bei Gewalttätigkeit kann man natürlich auch die Polizei rufen, dann kommt es zu einer Zwangseinweisung. Diese ist für die Beziehung meist recht belastend, da muß man abwägen.

Ich kenne eine Frau die ist auch an Psychose erkrankt, die hatte das eine ganze Weile und es war auch recht qualvoll, es gab aber keine Hilfe, bis sie in ihrem Wahn angefangen hat Gegenstände aus ihrer Wohnung auf die Strasse zu werfen. Daraufhin wurde sie mit der Polizei abgeholt und zwangseingewiesen. Sie hat berichtet dass sie das recht traumatisch fand, aber ihr im Endeffekt in der (auch geschlossenen) Psychiatrie dann ganz gut geholfen wurde. Sie ist jetzt schon seit Jahren auf Medikamenten eingestellt und ohne Symptome, hat halt ein paar Nebenwirkungen von den Medikamenten.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 29.12.2023, 17:15

Sanellaa14 hat geschrieben: Fr., 29.12.2023, 11:13 Vielen lieben Dank!
Eure Antworten helfen mir alle sehr!!!!

ich gebe jedem Einzelnen Recht!
Der schwierige Punkt einer Zwangseinweisung ist, dass, mein Bruder dort nicht länger als 2-3 Wochen bleiben wird. Er ist irrsinnig clever und wird den Ärzten erklären, dass es eine einmalige Situation war, er seine Schuld einsieht und dies nie wieder tun wird (er erklärt uns ja auch immer wieder, dass alles in Ordnung ist. Und das wirklich glaubwürdig. Deshalb haben wir ja 4 Jahre "zugesehen"). Wenn man ihn dann entlässt, ist unsere Beziehung komplett kaputt und ein weiterer Versuch ihn zur eigenen Heilung zu bewegen fast unmöglich.


Ich würde dann den Kontakt auf ein Minimum runterfahren und sollte er auf der Arbeit nicht normal und ohne soziale Auffälligkeiten seinen Job machen können heimschicken mit dem Kommentar er soll sich krankschreiben lassen.

Wenn er so gesund ist soll er einfach sein Leben leben und euch nicht behelligen. Er will als gesunder Mensch durchgehen? Dann hört auf sein untragbares Verhalten in Schutz zu nehmen.

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Candykills
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Beitrag Fr., 29.12.2023, 17:26

Ich würde eine Zwangseinlieferung empfehlen. Und das schreibe ich als jemand mit Schizophrenie und mehreren Psychosen im Leben. Ich selbst war schon mit Paragraphen untergebracht und weiß, wie schwer es ist im akuten Zustand ohne Hilfe zur Einsicht zu erlangen.
Deswegen bringen diese Tipps mit "ihr müsst ihm die Grundlagen nehmen, damit er zur Einsicht kommt" gar nix und zeugen nur davon, dass überhaupt kein Wissen und Verständnis zur Psychose besteht.
Ein Symptom ist, dass eben keine Einsicht da ist, selbst wenn er auf der Straße lebt und nix mehr hat, kann es gut sein, dass eben keine Einsicht da ist und er einfach nur komplett verwahrlost.
Jetzt ist es so, dass er euch hat und soweit nicht kommen muss. Er hat die Mutter angegriffen, vielleicht ist es möglich ist ihn unter diesen Umständen zwangseinzuweisen. Wenn das passiert und er wirklich dort auf Medikamente dann eingestellt wird, dann kann auch das Wahnkartenhaus zusammenbrechen und er wieder erkennen, dass er krank ist.
Von selbst wird die Einsicht nicht kommen, er wird euch nur immer weiter beschäftigen und das wird unendlich so weiterlaufen.

Mir haben die Zwangseinweisungen im Nachhinein gesehen geholfen. Wenn man die Krankheit Schizophrenie verstehen will, muss man als erstes verstehen, dass die Überzeugungen unabhänderbar sind ohne Medikamente ohne zumindest professionelle Hilfe in einer Soteria.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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amorfati
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Beitrag Fr., 29.12.2023, 18:31

@Candykills
Dass er in einer akuten Psychose nicht fähig ist, Krankheitseinsicht zu zeigen oder vernünftige Entscheidungen zu treffen, bestreite zumindest ich gar nicht.
Das Ding ist aber doch, dass wir gar nicht wissen, ob er aktuell akut psychotisch ist oder an einer Schizophrenie erkrankt ist.

Und wenn es so ist, gilt trotzdem, dass sich seine Schwester und Mutter ebenfalls abgrenzen und schützen können müssen. Er muss ja nicht hart fallen gelassen werden bis zur Obdachlosigkeit. Aber ebenso wenig muss er - ob mit oder ohne Psychose - behandelt werden, als ob er Sonderrechte hätte.

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