Bin ich bloß feige?

Leiden Sie unter Depressionen, wiederkehrenden depressiven Phasen oder anderen Stimmungsschwankungen, ermöglicht dieser Forumsbereich den Austausch Ihrer Fragen, Tips und Erfahrungen.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Traffix
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 28
Beiträge: 16

Beitrag Fr., 09.12.2016, 22:28

Ja ich lese hier noch mit, danke für eure Beiträge.
Manchmal möchte ich schreiben, lass es dann aber doch wieder sein weil ich mich teilweise mit dem Geschriebenen nicht mehr zu 100% identifizieren kann. Mich kotzt mein Selbstmitleid an, nur scheinen die Dinge die ich versuche nicht die erhoffte Veränderung zu bringen. Meine Therapeutin meint es sei klug sich weiterhin beängstigenden Situationen auszusetzen, so das irgendwann eine Gewöhnung eintritt. Nur hab ich schon Probleme mit alltäglichen Dingen die ich seit Jahren mache. Ein mal kurz in den Kiosk etwas kaufen, oder eine Beratung im Geschäft. Dann fangen die Überlegungen an was jetzt das richtige wäre was ich an der richtigen Stelle sagen kann, dabei auch noch Blickkontakt halten usw.

Ich singe weiter im Chor, ebenfalls sehr nervös dort und eher distanziert zu den anderen. Sport treibe ich auch regelmäßig, gehe zur Ergotherapie, mache soziales Kompetenztraining und besuche an den Wochenenden meistens meine Oma und Freunde die außerhalb der Stadt wohnen. Bewerbungen hab ich auch geschrieben, allerdings noch nicht abgeschickt. Ich habe Angst die Lücke im Lebenslauf zu erklären, die nicht gerade klein ist. Handelt sich auch nur um eine halbe Stelle, daher erfüllt der Arbeitgeber glaub ich auch nicht die Quote für Behinderte bzw. kann Unterstützung beantragen. An denen sitz ich seit Monaten und guck mir dabei zu wie ich nichts mache aus Angst es könnte falsch sein. Hab den Grad der Behinderung mit in die Bewerbung aufgenommen, noch etwas was mich verunsichert.

Vor kurzem war ich mal allein feiern, bin losgezogen und hatte mir vorgenommen mit ein paar fremden Leuten ein paar Worte zu wechseln. Hatte dabei keine Erwartungen. Das Ergebnis war ein kurzer lustiger Austausch mit dem Türsteher und ca 10 Leute mit denen ich ungefähr 3-6 Sätze geredet habe. Habe dabei versucht zu lächeln und auf meine Haltung geachtet. Ganz banaler Smalltalk. Sobald ich von der aktiven in die passive Rolle ging was zwangsläufig im Rahmen eines Gesprächs bei mir passiert, endete es. Bei so was kommen Leute oft mit blöden Tips wie offen sein und sich drauf einlassen. Ich glaub wenn man dass so wie ich analysiert und versucht da irgendwelche Richtlinien zu befolgen kommt nicht viel dabei raus. Entweder man hat soziale Skills und ein gewisses Urvertrauen oder eben nicht.

Manchmal wenn ich meine Betreuerin sehe, sitzen wir einfach nur da und schweigen. Das ist quasi die Quintessenz des ganzen. Ich weiß es nicht, du weißt es auch nicht, ich will sterben.

Werbung

Benutzeravatar

wind of change
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 49
Beiträge: 3415

Beitrag Mo., 12.12.2016, 16:52

Hallo Traffix, 

als ich deinen letzten Beitrag hier gelesen hab, hab ich gedacht " ganz schön viel ( was du machst), alle Achtung!", andererseits aber auch, hauptsächlich als ich das vom alleine-feiern las: Überforderung. 
Traffix hat geschrieben: Das Ergebnis war ein kurzer lustiger Austausch mit dem Türsteher und ca 10 Leute ...
 

War es Wirklich LUSTIG? 

Ich finde das sehr mutig, alleine loszugehen. Ich war auch mal alleine los, zur Disco, schon lange her, und war so schnell wieder raus, dass es sogar dem " Türsteher " oder " Mann an der Kasse " aufgefallen ist, mich sowas von unwohl gefühlt. War es wirklich dein Bedürfnis, alleine feiern zu gehen? Oder war es eine Handlung nach der Devise "ich halt das alleinsein nicht mehr aus und weil Leute in meinem Alter feiern gehen mach ich das jetzt auch" ? 

Was interessiert DICH? Fremde Länder, lesen, Geschichte, Religion, Psychologie, Sprachen, bestimmte Sportart, Tiere?
Chor? Ich glaube, am wichtigsten wäre, wenn du etwas machst, dass du es machst, weil ES Dich vorrangig interessiert. Die Leute kommen dann vielleicht auch von selber. Gleichgesinnte.
Und wenn du Gleichgesinnte ( oder auch Leidensgenossen ) in z.B. einer Selbsthilfegruppe triffst, könnte das auch ein erster Schritt sein raus aus der Einsamkeit. Dich selber zeigen. Oder auch nicht, einfach nur zuhören und merken, ich bin nicht allein. Kann sehr entlastend sein, so meine Erfahrung 
Gehe so weit, wie du sehen kannst. Wenn du dort ankommst, wirst du sehen, wie es weitergeht.
(Autor unbekannt)
Wege entstehen, indem man sie geht. (Franz Kafka)
Glaub nicht alles was du denkst (Heinz Erhardt (?))

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Traffix
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 28
Beiträge: 16

Beitrag Mi., 14.12.2016, 01:02

wind of change hat geschrieben: 

War es Wirklich LUSTIG? 
Nur das kurze Gespräch mit dem Türsteher. Der Rest war eher ernüchternd.
wind of change hat geschrieben:

Ich glaube, am wichtigsten wäre, wenn du etwas machst, dass du es machst, weil ES Dich vorrangig interessiert. Die Leute kommen dann vielleicht auch von selber. Gleichgesinnte.
Es ging mir einfach um dass trainieren sozialer Kompetenzen.
Vielleicht auch nur um mal ein Date mit nach Hause zu nehmen. Aber unvoreingenommen Leute kennen zu lernen ohne erst irgend eine Tätigkeit vorzuschieben wie ein Hobby/Verein ist dass Ziel. Ich bin ja auch nicht erst seit gestern im Chor, und es funktioniert sozial gesehen nix da ich nicht aktiv werde.
Nein, ich verharre und warte das sich was ergibt, so wie ich oft darauf warte das mich jemand anruft und mich in ein durchgeplantes Wochenende involviert. Ich halt diesen angstdurchsetzten Zustand nicht mehr länger aus.

Meine Interessen sind rar gesäht, mit der Zeit die ich bisher vor dem PC verbracht habe kann ich jedenfalls nicht anknüpfen. Würde ich mich so sehr für andere interessieren wie für mich hätte ich dass Problem vermutlich nicht.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag