Burnout oder Postnatale Depression?

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Babyburn
neu an Bo(a)rd!
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Burnout oder Postnatale Depression?

Beitrag Mi., 22.07.2009, 20:31

Hallo liebe Leser!

Ich bin neu hier und muss mir erstmal alles von der Seele schreiben..

Ich bin 28, lebe in einer glücklichen Beziehung mit meinem Traummann. Gelernt habe ich Diplomierte Krankenschwester - dann wurde ich schwanger.
Mein Sohn ist gerade 20 Monate und meine Tochter ist 4Monate alt.
Eigentlich dachte ich, dass ich niemals schwanger werden kann (durch diverse Vorerkrankungen) und hatte auch schon mit dem Kinderwunsch abgeschlossen , doch mit dem richtigen Mann hat es gleich geklappt.

Ich war schon immer ein sehr ehrgeiziger Typ und mache eigentlich auch immer alles alleine...da weiß ich das es gut gemacht wird.

Ich liebe meine Familie über alles und möchte sie natürlich glücklich machen - bis jetzt hat das auch immer gut geklappt. Haushalt, Kinder versorgen - alles gar kein Problem.
Ich habe auch keine Problemkinder (bis jetzt) eher das Gegenteil, sie sind glücklich und ausgeglichen - nur ich bin das nicht mehr

ich spüre in letzter Zeit, wie ich immer gereizter reagiere wenn etwas nicht so klappt wie ich das will oder etwas einfach zu lange dauert. Ich kann mich über nichts mehr freuen und generell habe ich irgendwie in letzter Zeit keine Gefühle mehr.
ich verspüre keinen Hunger, Harndrang, Müdigkeit - ich funktioniere

Ich bin auf der Strecke geblieben bei den Bemühungen alles "Perfekt" zu machen. Zeit für mich habe ich praktisch nicht und wenn die Kids abends im Bett sind fehlt mir jegliches Verlangen etwas für mich zu tun.
Seit ein paar Wochen, weine ich dann einfach nur noch wenn ich abends nichts mehr zu tun hab. Ich weine und kann nicht mehr aufhören.
Seit ein paar Tagen habe ich auch aufgehört zu schlafen.
ich lege mich zwar ins Bett aber es stellt sich kein Schlaf ein. Morgens bin ich zwar völlig matt aber nach ein paar Stunden gehts auch schon wieder.

Mein Partner versucht mir soviel es geht zu Helfen, aber ich hab irrsinnige Probleme Hilfe anzunehmen, weil ich dann das Gefühl habe zu Versagen.
Ich könnte auch meine Mutter um Hilfe bitten mir zumindest den Großen abzunehmen aber selbst dafür finde ich eine Ausrede, damit ich sie nicht "belaste". Generell möchte ich andere nicht belasten.

Heute war ich dann doch mal mein Hausarzt und hab ihm meine Problemchen geschildert. Der hat sofort gemeint ich solle eine Therapie machen. Außerdem sollte ich abstillen, damit ich Trittico nehmen kann zum Schlafen.

Eine Therapie wäre ja nicht schlecht, aber finanziell ist das momentan auf gar keinen Fall drin und abstillen möchte ich auch nicht nur um mir Pillen reinknallen zu können - damit hätte ich dann vollkommen versagt.

Ich bin auch ziemlich schüchtern und kontaktscheu - war ich schon immer und dadurch dass ich praktisch nicht mehr unter Leute komme, fällt es mir noch schwerer Kontakt zu anderen zu finden.

Ja und nun sitz ich hier und beschaue mein Problem von allen Seiten und versuche eine Lösung zu finden....

Vielleicht hat ja jemand eine Idee?!
Hilfe annehmen ist keine Schwäche!

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foobar
Forums-Insider
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männlich/male, 45
Beiträge: 422

Beitrag Mi., 22.07.2009, 20:53

mache eigentlich auch immer alles alleine...da weiß ich das es gut gemacht wird.
Schon mal schlecht. Soweit ich mich erinnere hatten das viele in der Burnout Gruppe.
Ich bin auf der Strecke geblieben bei den Bemühungen alles "Perfekt" zu machen.
Klar, weil Du perfekt nie erreichen wirst. 80% reicht auch.
Der hat sofort gemeint ich solle eine Therapie machen.
Eine gute Idee. Eine Diagnose kann hier ja keiner stellen.
Eine Therapie wäre ja nicht schlecht, aber finanziell ist das momentan auf gar keinen Fall drin
Finanziell ist es wesentlich schlimmer wenn Du irgendwann total zusammenbrichst. Ich spreche da aus Erfahrung. Ausserdem, was sollte finanziell bei einer ambulanten Therapie nicht zu schaffen sein? Du musst ja nicht gleich die Klinik-Version buchen.

EDIT:

Nur noch mal für Dich zum Nachdenken. Wenn ich "totaler Zusammenbruch" sage, dann meine ich auch total. So total das absolut nichts mehr geht. Ich habe mich irgendwie in Richtung Auftraggeber geschleppt, stand vor dem Tunnel durch den ich musste und habe nichts mehr richtig gesehen. Glaub mir einfach, Du willst es nicht so weit kommen lassen.


Lg foobar
Zuletzt geändert von foobar am Mi., 22.07.2009, 21:26, insgesamt 2-mal geändert.
Das Leben ist ein Sack voll Spaß und ich darf ihn aufmachen!

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Dunkle
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 44
Beiträge: 839

Beitrag Mi., 22.07.2009, 21:09

Hallo Babyburn,

mein Vorschreiber hat Recht -

einen von Deinen Vorbehalten, Deinen Wällen, mit denen Du Dich schützst aber abschottest, musst Du nun niederreißen, um Dir Hilfe zukommen zu lassen.

Deine Kinder haben nichts von einem traurigen Mama-Roboter!

Auch bei Euch in Austria kann es doch nicht allein am Geld hängen, eine Therapie zu machen... Lies doch hier mal im Forum herum, da findest Du so viel Infos darüber!

Abstillen, um Schlafmittel zu nehmen - mhmm, das würde ich erst mal anders versuchen, Du bist Krankenschwester, Dir fällt doch bestimmt noch was ein...

Aber irgendwie ist es recht klar, und Du hast uns das auch ganz klar dargestellt - zwei Kinder so kurz hintereinander und Dein Perfektionismus - jetzt sagen Deine Seele und Dein Körper NEIN.

Ich wünsche Dir Kraft, Dir Hilfe zu suchen!
Lieben Gruß
Dunkle

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Schauspielerin
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 36
Beiträge: 37

Beitrag Sa., 01.08.2009, 16:09

Hallo Babyburn!
Ich kann nachempfinden, wie du dich fühlst, mir ging es vor vielen Jahren nämlich genauso, auch ich war (und bin) eine Perfektionistin, hatte zwei kleine Kinder, die altersmäßig knapp beinander waren, die mich restlos überforderten, einen Mann, der im Berufsleben aufging und Karriere machte, Kinder, die rund um die Uhr von mir betreut wurden (denn nur ich konnte ihnen gerecht werden), auch ich war (und bin) sozial einsam, abgeschnitten vom Berufsleben, ohne Anerkennung. Ich funktionierte mehrere Jahre, bis es dann durch den Tod meiner Oma zum großen Zusammenbruch kam und ich das Haus schlussendlich nicht mehr verlassen konnte. Die folgenden Monate waren schwer auszuhalten, Ängste, Panikattacken, Depressionen, dann Medikamente und Verhaltenstherapie. Die hat mir vorrangig gut geholfen, ich arbeitete zwar an den Problemen, die das soziale und Alltagsleben betrafen, jedoch nicht an mir selbst. Einige Jahre ging es einigermaßen gut, ich konnte mich in einem sehr beschränkten Umfeld relativ angstfrei bewegen, voriges Jahr ist es durch Ausbruch einer Krankheit und den damit verbundenen Sorgen wieder zu einer dramatischen Verschlechterung gekommen und ich musste wieder alles von vorne lernen.
Ich für mich habe aus diesen beinahe 10 Jahren gelernt, dass ich an mir selbst arbeiten muss, mich mit mir selbst beschäftige und was ganz, ganz wichtig ist und ich in meiner derzeitigen Therapie gerade lerne, mich selbst anzunehmen und mich selbst so zu lieben, wie ich nun mal bin! Das hilft mir enorm und ist dennoch soooo schwer. Wie sieht es mit deiner Selbstliebe aus? Schaust du auf dich? Weisst du noch, was du möchtest, was dir gut tut? Ich hatte mich in den letzten Jahren vollkommen verloren, konnte mich nicht mehr spüren, nicht mehr auf mich selbst achten und versuche nun in der Therapie, mich zu akzeptieren, wie ich nun mal bin.
Ich denke, dass du dir mit einer zu dir passenden Therapie und mit einer zu dir passenden Therapeutin bzw. Therapeuten am Besten helfen kannst, probier es aus, so es deine finanziellen Mittel zumindst eine Zeit lang zulassen, bis du eine Therapie auf Krankenschein in Anspruch nehmen kannst.
Möchtest du dich gerne mit mir austauschen??

Alles Liebe
Schauspielerin
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird.

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Kanit
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 47
Beiträge: 9

Beitrag So., 02.08.2009, 09:55

Hallo Babyburn,
Heute war ich dann doch mal mein Hausarzt und hab ihm meine Problemchen geschildert. Der hat sofort gemeint ich solle eine Therapie machen. Außerdem sollte ich abstillen, damit ich Trittico nehmen kann zum Schlafen.
Die postnatale Depression ist eine leider ziemlich häufige Komplikation des Kinderkriegens (10-20%). In unserer Kultur wird erwartet, dass Mütter nach der Geburt die glücklichsten Menschen der Welt sind, obwohl Kinderkriegen (und außerdem noch andere kleine Kinder versorgen) selbst für die Mütter, die glücklicherweise nicht von postnataler Depression betroffen sind, ein gewaltiger Stress ist.

Die von dieser Erkrankung betroffenen Mütter erhalten leider anscheinend oft nicht die richtige Hilfe. Die Gefahr für das Leben von Mutter und Kind durch von der Depression erzeugte Wahngedanken wird anscheinend weit unterschätzt. Selbst Fachpublikationen wie http://www.diesie.at/export/sites/fsw/d ... _druck.pdf
transportieren die Message, dass es hauptsächlich Frauen mit psychischen Vorbelastungen trifft. Ich glaube, dass Vorbelastungen natürlich Risikofaktoren darstellen, dass es prinzipiell aber auch völlig gesunde Frauen treffen kann und dass man sich um ggf. vorbestehende Probleme jedenfalls erst nach dem Überwinden der akut depressiven Phase zu kümmern braucht.

abstillen möchte ich auch nicht nur um mir Pillen reinknallen zu können - damit hätte ich dann vollkommen versagt.
Die postnatale Depression ist eine Erkrankung, für die die Betroffenen m.E. so wenig etwas können wie für eine Blinddarmentzündung (wenn man prophylaktisch nicht schwanger wird oder sich vorbeugend den Blinddarm herausoperieren lässt, kann es einen natürlich nicht treffen).

Nachdem ich http://www.rosenfluh.ch/images/stories/ ... lub-01.pdf gelesen habe, erscheint es mir zweifelhaft, ob für die Anwendung eines Antidepressivums wie Trittico wirklich unbedingt das Abstillen zu fordern ist. Jedenfalls sollte eine unterstützende Psychotherapie nicht versäumt werden.

Die Wartezeiten auf eine Therapie bei psychologischen Psychotherapeuten sind in Deutschland für diese Erkrankung viel zu lang. Bei einem niedergelassenen Psychiater sollte es möglich sein, kurzfristig einen Notfalltermin zu bekommen.

Eine Therapie wäre ja nicht schlecht, aber finanziell ist das momentan auf gar keinen Fall drin
In Deutschland brauchen Kassenversicherte beim Psychiater nichts zu bezahlen, wenn sie die Praxisgebühr in dem Quartal schon beim Hausarzt oder einem anderen Facharzt gezahlt haben. Wie ist das in Österreich?

foobar hat geschrieben:Ausserdem, was sollte finanziell bei einer ambulanten Therapie nicht zu schaffen sein? Du musst ja nicht gleich die Klinik-Version buchen.
In Deutschland kostet jeder Krankenhausaufenthalt für Kassenversicherte in den ersten 28 Tagen pro Kalenderjahr eine Tagesgebühr, längere Aufenthalte sind dann kostenfrei. Ambulante Psychotherapien sind viel teurer, werden aber möglicherweise nach vorherigem Antrag bis zu einem gewissen Stundenumfang komplett von der Krankenversicherung übernommen. Wie ist das in Österreich?

Es kostet bestimmt viel Überwindung, zu einem Psychiater zu gehen, aber das wäre m.E. für dich jetzt das Richtige.

Viele Grüße und alles Gute der ganzen Familie!
Kanit

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josch-wien
sporadischer Gast
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männlich/male, 59
Beiträge: 17

Beitrag Fr., 14.08.2009, 22:38

Postnatale Depression?

Gern wüßte ich mehr, was ich darunter mit meinen logischen Hausverstand verstehen soll .
Ein neues Modewort??

LG Josch

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hungryheart
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 35
Beiträge: 1968

Beitrag So., 16.08.2009, 11:09

josch-wien hat geschrieben: Ein neues Modewort??

eine depression, die im zusammenhang mit der geburt eines kindes auftritt.
in den internationalen klassifikationen psychischer störungen schon seit langem mit einem eigenen code versehen.
weder neu, noch in mode.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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