Starke Angst vor Schmerzen, Verletzungen, Krankheit

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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CarCom
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Starke Angst vor Schmerzen, Verletzungen, Krankheit

Beitrag Mi., 10.12.2014, 14:09

Hallo.

Ich hab mich hier frisch angemeldet und das ist mein erster Post ... was ich damit bezwecken will weiß ich selbst noch nicht.
Fangen wir mal an.

Ungefähr seit ich meine Milchzähne verloren habe als Kind habe ich heftige Reaktionen auf Verletzungen und der gleichen. Darüber schreiben kann ich auch nur im Sitzen. Es gibt Wörter die ich seit Jahren nicht gesagt oder geschrieben habe, weil sie mich so anekeln.

Ich kippe fast schon regelmäßig um wenn jemand über Verletzungen oder Arztbesuche spricht.
Eine Person (die EIGENTLICH weiß dass ich da empfindlich bin aber es hat noch niemand ernst genommen) wurde mal von meinem Haustier gezwickt. Sie hat mir die Wunde der spitzen Zähnchen mit "boah hier guck mal was der gemacht hat!" gezeigt.
In dem Moment bin ich einfach gegangen. Die kommende Nacht musste ich weinen und konnte nicht schlafen.

Man sieht also: gesund ist irgendwie anders.

Seit ich 14 oder so bin steht für mich fest, dass ich es nicht länger als 40 machen will. Die Gefahr, dass irgendwas passiert oder ich krank werde ist mir zu groß. Ich hab aus dem Grund auch keine extra Rentenversicherung abgeschlossen.
Einen Aufenthalt im Krankenhaus zum Beispiel würde ich nicht schaffen.
Es ist für mich schon lange klar, dass ich mein Leben vorher beenden müsste.
Und auch da steht diese Angst wieder im Weg. Hätte ich nicht so eine Panik vor Schmerz und "ekeligen" Dingen hätte ich es wohl schonmal versucht.

Vor einem Jahr hatte ich mal ein paar Psychologen abgeklappert - versuchen kann mans ja mal. Auch wenn ich dem kritisch gegenüber stehe.
Natürlich hatte niemand einen Platz. Nichtmal Wartelisten, weil es so viele Patienten sind.

Ich habe noch nie mit jemandem darüber gesprochen.
In letzter Zeit bin ich so unkonzentriert auf der Arbeit, ich will nur noch weg und schlafen. Ich denke mir sogar manchmal Ausreden aus. Wintertief?
Wenn etwas auf das ich mich freue nicht klappt, mag es noch so klein sein, weine ich woe ein Schlosshund und bin den ganzen Tag nicht zu gebrauchen.

Ich schätze es ist grad das alles auf einmal was mich dazu bewegt much das erste Mal dazu zu äußern.

Auch wenn ihr nichts dazu zu sagen habt: danke fürs Zuhören

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Seit über einem Jahrzehnt ein Leiden" auf obige präzisiert. Bitte zukünftig - siehe Netiquette! - möglichst aussagekräftige Betreffzeilen wählen! Danke.)

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hope_81
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Beitrag Mi., 10.12.2014, 15:48

Warum verneinst du das Leben?
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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CarCom
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Beitrag Mi., 10.12.2014, 16:08

"Verneinen" tu ich es nicht.

Wie gesagt: mit meinen jetztigen Ängsten, die so stark ausgeprägt sind dass sie mich auch körperliche Beschwerden auftreten (ohnmächtig werden, manchmal auch übergeben) ist es für mich einfach nicht möglich so lang zu leben.
Man wird alt und Unfälle können immer passieren. Ich möchte nicht leiden und manche Dinge kann ich nicht über mich ergehen lassen.

Es ist halt die Idee mit der ich mich am meistem angefreudet habe. 40, vielleicht 50 werden. Mehr möchte ich nicht.

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Chancen
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Beitrag Mi., 10.12.2014, 16:50

Hallo CarCom!

Du sagst, du hältst Leiden nicht aus und könntest nicht damit umgehen. Allerdings leidest du seit Jahren vor dich hin und hast es ganz gut geschafft, so weit zu kommen. Du hast es ausgehalten.

Ich denke, dass dir die abstrakte Vorstellung von Leiden Angst macht, dass du es aber ganz gut hinkriegst, wenn es konkret wird. Du kannst weinen, du kannst dich übergeben, du kannst ohnmächtig werden. Und es geht weiter.

Die Vorstellung, krank zu werden und dann ins Krankenhaus zu müssen ist für Viele von uns unvorstellbar und macht eine riesen Angst. Sollte es je konkret werden, dann steht man jedoch meist ganz anders dazu. Die Angst, die man sich gemacht hat, trifft nicht so zu, wie man es sich vorstellt.

Die ängstlichen Vorstellungen sind immer viel schlimmer, als das, was man dann wirklich erlebt.

Warst du denn schon mal krank?
Wie ist es dir ergangen?


Mit Angst kann man lernen, umzugehen.

Wartelisten bei Psychotherapeutinnen hin oder her.

Wenn du dich vor einem Jahr registriert hättest, dann hättest du wohl jetzt einen Platz.

Versuche es erneut.

Du bist es Wert, dass du auf dich schaust und zusiehst, dass es dir besser gehen kann.

Chancen

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CarCom
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Beitrag Mo., 15.12.2014, 23:17

Ich finde es doch sehr bedenklich so vor mich hinschleichend weiterzuleben/überleben.

Ja ich habe es bis jetzt ausgehalten. Und ausgehalten ist das richtige Wort.

Ich war noch nie so krank dass ich ins Krankenhaus musste.
Bzw. Ich weiß auch einfach nicht ob ich es bin. Es war schon ein paar mal im Raum "wir müssen Proben nehmen und diese untersuchen".
Dazu ist es nie gekommen. Vor ein paar Jahren fingen so ein paar Symptome an die den Arzt auf Schilddrüse scharf gemacht haben. Ich weiß bis heute nicht was es war/ist.

Ich bin auch nicht geimpft/gepiercet/tätowiert oder Ähnliches.

Es gab tatsächlich aber mal eine größere Behandlung beim Zahnarzt. Ich hatte bis kurz vor der Behandlung solche Schmerzen, dass ich nicht essen konnte. Ich habe damals mehrere Kilo abgenommen bis ich die Behandlung vollzogen habe.
Deswegen kann ich in meinem Fall nur widersprechen wenn du sagst "wenns dann soweit ist ist es nicht so wild"
Ich leide bis heute darunter. So mit mir selbst zu leben ist schwer.
Ab und an ist es noch so schwer, dass ich nichts mehr essen kann. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Der Ekel, der Hass, dass da etwas an und in meinem Körper war ist verzweifelnd.


Ich weiß dass es schwer ist zu verstehen, ich hatte nur gehofft dass zumindest hier es einer ernst nimmt und nicht wieder abtut.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Do., 29.01.2015, 23:48

Hallo,


also ich kannte das zum Teil aus meiner Kindheit.
Ich war extrem schmerzempfindlich und habe mich bei ärztlichen Untersuchungen sehr auffällig im negativen Sinn verhalten. Also verweigert und übertrieben reagiert.

Leider wurde ich immer dazu gezwungen.

Auch beim Spielen mit anderen Kindern wurde ich immer vorsichtiger, denn wenn ich mich mal verletzt habe, tat es richtig weh!
Deshalb habe ich mit der Zeit immer mehr Kontakt zu Menschen und Tieren vermieden.
Ich konnte z.B. erst reiten lernen, als das Problem deutlich besser wurde.


Ich war ein mal mit 10 Jahren im Krankenhaus, wegen einem gebrochenem Arm.
Dort habe ich mich wegen den ganzen medizinischen Maßnahmen dermaßen auffällig verhalten, dass die Krankenschwestern schon zu mir gesagt haben, dass ich eigentlich in die Psychiatrie gehöre.

Zwei Jahre später war ich dann tatsächlich in der Psychiatrie und habe dort gegen meinen Willen ein starkes Neuroleptikum (Haloperidol) bekommen, weil man meinen Autismus, meine damals beginnende Persönlichkeitsstörung und meine Zwangsstörung fälschlicherweise für eine Psychose gehalten hat!


ABER: Seitdem bin ich nicht mehr so übertrieben Schmerzempfindlich und habe nicht mehr so eine starke Angst vor medizinischen Untersuchungen.

Das Medikament hat anscheinend irgendwas in meinem Gehirn dauerhaft abgetötet.


Wenn ich jetzt immer noch so wäre, würde es mir wahrscheinlich ähnlich wie dir gehen.
Aber ganz normal ist meine Körperwahrnehmung immer noch nicht, ich bin immer noch empfindlicher als es normal ist.
Aber ich kann mir mittlerweile z.B. die Knie-Reflexe messen lassen ohne deswegen zu weinen oder zu schreien.
Das war früher nicht möglich. Ich hatte dabei wirklich starke Schmerzen aber meine Mitmenschen haben es einfach als Verhaltensstörung abgetan (und oft kam der Vorwurf an meine Eltern, dass sie mich schlecht erzogen hätten).


Manche Menschen sind eben einfach sensibler.

Man kann seine Schmerzwahrnehmung aber auch (zum Teil) psychisch trainieren, das habe ich damals getan, als das Medikament wieder abgesetzt wurde, weil ich danach wieder etwas sensibler wurde (aber nicht mehr so sensibel wie vorher, zum Glück).

Es dauert zwar eine Weile bis man sein Gehirn "umstrukturiert" hat, aber es lohnt sich!

Vielleicht kannst du dir Bücher zu diesem Thema besorgen oder an einer Schmerztherapie von einer Ambulanz einer Uniklinik oder Ähnlichem teilnehmen.


Es gibt auch Therapeuten, die einen darauf trainieren können, dass man unsensibler wird.
Du musst auf jeden Fall GEDULD haben!!!!


Kimba&Blacky

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CarCom
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 00:03

Es ist weniger die Angst vor Schmerz (die Betreffzeile wurde nicht von mir verfasst sondern von einem Mod geändert).
Überempfindlich bin ich denke ich nicht. Oder nicht so stark. Wenn ich mir den Musikantenknochen ordentlich anstoße fluch ich einmal kräftig wie jeder andere.

Es geht um bestimmte Dinge die ich nicht sehen kann (selbst darüber nachdenken gibt mir meist schon Symptome).
Es sind eher Verletzungen und sowas ... ich weiß nicht wie ich das erklären soll.
Wenn mir einer auf den Schenkel klatscht und das richtig zwiebelt is das unangenehm aber das wars. Da denke ich später nicht drüber nach.
Aber bevor man bei mir eine Probe nimmt oder Ähnliches würde ich mir momentan lieber das Leben nehmen. Das Leben danach könnte ich eh kaum ertragen


Wie gesagt Therapie ist mein letzter Strohhalm ... habe mich immer noch nicht aufgerafft einen Therapeuten zu beschaffen.
Finde persönlich "mit jemandem drüber reden" völlig sinnlos. Es bringt mir persönlich halt nichts.
Immer wenn einer jemandem einen Tip gibt wie "red doch mal drüber" denk ich mir nur: joa bringt mir aber nix.

Manche sind ja so emotional abhängig von Menschen und brauchen dieses "gehört werden".
Ich halt absolut gar nicht. Deswegen weiß ich nicht was mir rumschnacken bringt außer Zeitverlust. Ich glaub das geht nur für Menschen denen es hilft zu reden? Bin aber nicht so.

Bin immer hin und her zwischen Leiden und Therapiesuche.
Weiß nicht wann und ob ich den ersten Schritt gehen werde. Hab mich zumindest schon ein bisschen informiert.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 00:23

Hallo,

also ist es so, dass du keine übertrieben Schmerzen hast, sondern Angst und Ekel davor, dass etwas in deinen Körper eingeführt wird?



Kimba&Blacky

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CarCom
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 00:30

Auf mich bezogen ja.
Ich krieg aber auch das Schwitzen/Kotzen/Umfallen, wenn man über soetwas oder Verletzung usw. spricht oder wenn ich es bei anderen sehe.

Ein einfaches "Aua. Das tat weh" greift bei mir nur wenn das Gedankenkarussell verrückt spielt. Manche Sachen verursachen es halt und manche nicht. Warum weiß ich nicht.
Nach all den Jahren weiß ich halt was ich besser vermeiden sollte.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 12:48

Hallo,


das kenne ich nicht, kann dazu also nicht viel sagen.
Vielleicht ist sowas ähnlich behandelbar wie Zwänge, aber ich weiß es nicht.



Kimba&Blacky

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HarleyQuinn
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Beitrag So., 01.02.2015, 13:36

"Manche sind ja so emotional abhängig von Menschen und brauchen dieses "gehört werden".
Ich halt absolut gar nicht. Deswegen weiß ich nicht was mir rumschnacken bringt außer Zeitverlust. Ich glaub das geht nur für Menschen denen es hilft zu reden? Bin aber nicht so."

Du bist jemand der gehört werden möchte und das hat sich in dich reingefressen. Es ist in Ordnung den Schmerz eines anderen zu fühlen, doch du kannst dich von deiner Vergangenheit gar nicht mehr abgrenzen. Zu reden ist menschlich, es sich verbieten ist fies und es anderen zu verbieten ist grausam. Außerdem verlierst du mehr Lebensfreude wenn du nicht einmal etwas anderes machst als sonst. Schlimmstenfalls bist du ein paar Worte losgeworden.

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Kimba&Blacky
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Beitrag So., 01.02.2015, 20:44

Hallo CarCom,

ich denke auch, das du gehört werden willst, denn sonst hättest du ja dieses Thema nicht eröffnet, oder?


Kimba&Blacky

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