Angst zu telefonieren (Telephonophobie)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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blue heart
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Angst zu telefonieren (Telephonophobie)

Beitrag Mo., 28.05.2012, 11:40

Hallo, vielleicht finde ich hier jemanden, dem es genau so geht.

Schon immer eigtl hab ich Angst davor andere Leute anzurufen, vor allem wenn ich die nicht kenne. Ich kämpfe dann sehr mit mir selbst endlich die Nummer zu wählen, fang an zu schwitzen, mein Herz rast und kann vor lauter zittern nicht ruhig sein. Ich befürchte dann immer komplett durchzudrehen. Obwohl ich weiß, dass mich die andere Person nicht auffressen kann, dauert es stets mehrere Stunden bis Tage, bis ich mich dazu überwunden habe. Es kostet mich unglaubliche Kraft. Ich fürchte etwas falsches zu sagen, etwas nicht zu verstehen und nachfragen zu müssen, oder etwas vergessen zu haben, oder dass ich überhaupt nicht weiß was ich sagen soll! Vielleicht hört sich meine Stimme blöd an, rede ich zu laut, zu leise, zu unverständlich?!

Bei Menschen die ich kenne bzw vorher persönlich kennengelernt habe, da funkt alles bestens. Nur eben bei Fremden nicht. Und auch wenn ich eine Person (z.B. Freund/in) seit vielen Jahren nicht mehr kontaktiert habe.

Ich will wissen wieso das so ist bzw was muss passiert sein, damit sich bei mir so eine Angst entwickeln konnte .

Bin über jede Antwort erfreut =)
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Stacheldraht
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 12:49

Hi,

den Horror mit dem Telefon kenne ich nur zu gut. Woran es bei Dir liegt, kann ich Dir aber natürlich nicht sagen. Schon mal dran gedacht deswegen einen Therapeuten aufzusuchen?

LG Stacheldraht
Lache und die ganze Welt wird mit dir lachen. Weine und du weinst allein.
Oldboy

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stilleswasser
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 14:39

Hallo blue heart,

ich hab früher auch nie gern telefoniert und es vor mich hergeschoben. ich habe mir immer aufgeschrieben, was ich sagen möchte. also den kompletten text vorformuliert und dann abgelesen. selbst kleinste dinge wie "stilleswasser, guten tag". wichtig ist auch, dass man genau weiß was man möchte, dann verhaspelt man sich auch nicht, wenn man freiredet.
ich hab mir sogar bei freunden aufgeschrieben, was ich sagen möchte. in der regel gingen die eltern dran und dann lies ich meinen text ab "hallo hier ist stilleswasser, ist xy da?" irgendwann brauchte ich diesen zettel nicht mehr, ich fühlte mich sicher und hab nicht groß drüber nachgedacht, ihn zu nehmen oder weg zu lassen. mein selbstbewusstsein war diesbezüglich gestärkt.
heute benutze ich keine zettel mehr. ich weiß, dass ich frei reden kann. allerdings formulier ich im kopf immer das vor, was ich anfangs sagen möchte. aber ich schreibe es nicht mehr auf. was sich nach meinem anfangssatz ergibt, das krieg ich so hin. schon immer. wie gesagt, wichtig ist, dass du weißt, was du möchtest und es klar im kopf hast. dann ist die gefahr sich zu verhaspeln gering.

gegen die angst empfehlen sich entspannungsübungen. also ein paar mal tief durchatmen oder bestimmte konzepte wie autogenes training oder progressive muskelentspannung und dergleichen.
wichtig ist auch nicht lange zu überlegen, nicht zu zögern. einfach machen. sonst verstärkt sich nur die angst.

alles gute,
stilleswasser.
*
Ich bin gerade sehr empfindsam und schnell verletzt. Ich bitte dies zu berücksichtigen, wenn du mir antworten möchtest, da mir achtlose, grenzüberschreitende Kommentare sehr weh tun können u ich aber weiterhin im Forum bleiben möchte. Danke.
*

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blue heart
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 15:11

hallo stacheldraht und stilleswasser =)

danke für eure schnelle antwort.
also, ich befinde mich derzeit in psychotherapie, allerdings erst seit februar, noch nicht lange. ich hab das thema mal angerissen, und der thera hat mir auch ein paar tips gegeben und so, aber recht lang konnte ich nicht darüber reden, da mir allein schon deswegen unwohl wird...

generell fällt mir der kontakt mit anderen schwer. liegt wohl an meiner soziophobie, und borderline. ein arzt hat mir unlängst gesagt, dass diese krankheit sehr komplex ist. naja...

sätze aufschreiben mach ich auch hin und wieder, v.a. wenn es was wichtiges ist und ich anrufen muss. auch in gedanken gehe ich mehrmals das gespräch durch, wie es sein könnte etc etc. wenn ich weiß was ich sagen muss, dann gehts. ich weiß aber, sobald ich telefoniere ist alles gut, meistens.

irgendwie ist alles einfacher gesagt als getan...

sollte jemand wissen wie diese angst entstehen kann, wär ich sehr dankbar =)

und danke euch 2 für eure nette antwort =)
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Inanna
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 15:45

Du fragst wie soetwas entstehen konnte.
Wie sind denn Deine Eltern mit Dir umgegangen als Du Kind warst, wenn Du Fragen hattest?
Waren sie genervt? Haben sie Dir das Gefühl gegeben, dass Du dumm bist, weil Du etwas nicht auf Anhieb verstehst oder nachfragst?

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stilleswasser
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 17:43

blue heart hat geschrieben:Ich will wissen wieso das so ist bzw was muss passiert sein, damit sich bei mir so eine Angst entwickeln konnte
ich vermute durch schlechte erfahrungen in kombination mit einem angeknackstem selbstbewusstsein. wenn zb. dein gesprächspartner unhöflich ist und dich im schlimmsten fall zur schnecke macht, dann kratzt das an deinem selbstbewusstsein. negative gedanken und negative gefühle werden ausgelöst. neigst du dann dazu das telefonieren zu vermeiden, verstärken sich deine ängste im laufe der zeit.
nicht nur blöde gesprächspartner können sowas auslösen, auch wenn man sich mal verhaspelt oder vielleicht zu leise spricht, sodass der gesprächspartner nachfragen muss plus die eigene bewertung können dazu führen. also kleinste dinge überbewerten und dann vermeiden, dass es dazu kommt.

stilleswasser
*
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blue heart
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 18:45

Inanna hat geschrieben:Du fragst wie soetwas entstehen konnte.
Wie sind denn Deine Eltern mit Dir umgegangen als Du Kind warst, wenn Du Fragen hattest?
Waren sie genervt? Haben sie Dir das Gefühl gegeben, dass Du dumm bist, weil Du etwas nicht auf Anhieb verstehst oder nachfragst?

Alle Fragen kann ich, leider, mit ja beantworten...
stilleswasser hat geschrieben:
blue heart hat geschrieben:Ich will wissen wieso das so ist bzw was muss passiert sein, damit sich bei mir so eine Angst entwickeln konnte
ich vermute durch schlechte erfahrungen in kombination mit einem angeknackstem selbstbewusstsein. wenn zb. dein gesprächspartner unhöflich ist und dich im schlimmsten fall zur schnecke macht, dann kratzt das an deinem selbstbewusstsein. negative gedanken und negative gefühle werden ausgelöst. neigst du dann dazu das telefonieren zu vermeiden, verstärken sich deine ängste im laufe der zeit.
nicht nur blöde gesprächspartner können sowas auslösen, auch wenn man sich mal verhaspelt oder vielleicht zu leise spricht, sodass der gesprächspartner nachfragen muss plus die eigene bewertung können dazu führen. also kleinste dinge überbewerten und dann vermeiden, dass es dazu kommt.

stilleswasser
Das kann durchaus stimmen. Wobei ich mich besonders an ein Erlebnis erinnern kann: ich war im Poly und musste eine Firma anrufen um einen Termin zum vorstellen, wegen 2 Schnuppertage, ausmachen. Es war der Tag vor Faschingsdienstag. Also zwang mich meine Mutter dort anzurufen, sie hat mich angeschrien und mich dazu gezwungen. Der Termin wurde am Tag darauf ausgemacht, und als ich vor der Tür stand, war alles finster, keiner da. Nur damals wusste ich auch nicht, dass die einen Hintereingang hatten...
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foxontherun
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Beitrag So., 17.07.2016, 12:46

Hallo ihr,

ich wende mich nochmal vertrauensvoll an euch. Vielleicht könnt ihr mir helfen.

Mir geht es genau so, wie der TE hier.
Ich habe panische Angst, wenn ich telefonieren muss. Das artet in richtigen Attacken aus. Das Dumme ist, dass ich beruflich viel telefonieren muss. Ich liebe meinen Job, wenn da nur nicht diese Panik wäre.

Irgendwie helfen mir die Tipps hier nicht wirklich weiter.
Wie krieg ich das hin?

Gruß foxontherun

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Candykills
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Beitrag So., 17.07.2016, 12:51

Hey Foxontherun

Also ich kann auch erst in letzter Zeit telefonieren. Ich hab mir angewöhnt immer etwas zu machen während ich den Hörer in der Hand hab und es piept. Zum Beispiel Müll wegzuräumen oder irgendwelche Bücher zu sortieren oder im Kleiderschrank zu wühlen. Also mich darauf zu fokussieren, so dass ich mich in die Aufregung nicht so hereinsteigern kann. Das klappt bei mir inzwischen richtig gut und Telefonieren ist eigentlich fast kein Problem mehr.

LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


HuÄmEi
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Beiträge: 1

Beitrag Do., 29.09.2016, 18:04

Hallo,

auch mir geht es so, dass ich mich allein in der Umgebung eines Telefons sehr unwohl fühle und erst recht, wenn es klingelt und ich weiß, dass von mir persönlich verlangt wird bzw. erwartet, dass ich ggf. das Gespräch annehme. Auch wenn ich man von mir verlangt irgendwo anzurufen ist das so. Von allein vermeide ich das dann von vorne herein, weil es für mich ein absoluter Horror ist. Ich erstarre in solchen Momenten regelrecht zur Salzsäure, bekomme einen trockenen Mund, mein Herz klopft schneller und es fühlt sich so an als würde sich mein Hals zuschnüren.  
 Wenn Leute da sind die von meinem Problem wissen und mir diese "Verpflichtung" abnehmen bzw. es nicht von mir erwarten - sprich u.a. auch wenn ich irgendwo zu Besuch bin - bleibt es ruhig in mir. Ansonsten schrecke ich bei jedem Klingeln hoch und erstarre. Selbst der Anblick eines Telefons versetzt mich in innerliche Unruhe.
 Da ich wegen anderer Sachen vor Jahren schon in Therapie war habe ich dort auch diese Problematik angesprochen und es wurde mir dort wie auch in einer "Ausbildungs-Rehabilitationseinrichtung" versucht zu helfen indem man versuchte es mit mir zu trainieren. Leider brachte es keinen Erfolg.
Meine anderen Probleme von damals habe ich mittlerweile gut im Griff, aber die Telephonobie (übrigens hat mir damals niemand diesen Begriff sagen können ... Den habe ich erst vor einer Weile gehört und bei weiterer Eigenrecherche im Internet herausgefunden, dass es komplett auf mich zutrifft).
 Da in fast jedem Job das Telefonieren unabdinglich ist und von einem erwartet wird, bin ich schon lange arbeitslos. Selbst Minijobs auf dem normalen Arbeitsmarkt kann ich nicht machen, weil es scheinbar keine Jobs ohne diese Aufgabe gibt. Und wenn doch, würde es mir auch schwer fallen für gewisse berufliche Absprache Kollegen anzurufen ... bei so etwas wähle ich immer den schriftlichen Weg. Nur meine engsten Familienmitglieder kennen meine Nummer und mit denen fällt mir der telefonische Kontakt auch nicht schwer. Bei anderen - selbst wenn sie mit mir verwandt oder befreundet sind - ist es mir genauso unmöglich wie bei Fremden.
 Ich bevorzuge es Leute persönlich zu treffen bzw. aufzusuchen, weil ich dann von Angesicht zu Angesicht das von Ihnen gesagte besser einschätzen und mit dem Gespräch besser umgehen kann.
 Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass ich nicht arbeiten möchte. Ich habe alles mögliche versucht und nach Lösungen gesucht - um letzten Endes dann halt ohne telephonische Aufgaben etwas für mich zu finden. Nach wie vor wäre das ein Wunsch von mir, wenn er sich realisieren ließe! Doch bis jetzt habe ich leider keinen solcher Jobangebote gefunden. So zieht sich das Problem schon durch mein gesamtes Leben. Es ist ein gutes Gefühl hier von anderen zu lesen denen es ähnlich geht wie mir, denn bis vor Kurzem dachte ich noch ich bin mit dem Problem allein. 
 Es ist auch immer schwer Leuten denen das Telefonieren nichts aus macht die Symptome zu erklären und die Frage nach dem Grund nicht gänzlich und logisch beantworten zu können. Die Meisten verstehen das nicht oder meinen, dass es nur gewisses Training bedarft womit sich das Ganze mit der Zeit lösen lässt.
 Da ich das jedoch schon mehrfach hinter mir habe, weiß ich, dass es zumindest bei mir so einfach leider nicht geht.
 Ich weiß, dass das ziemlich viel Text ist, aber ich wollte meine gesamte "Geschichte" in dem Zusammenhang mal aufschreiben.  Vielleicht erkennt sich hier ja auch der eine oder andere wieder.
 


sine.nomine
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 1373

Beitrag Do., 29.09.2016, 22:55

Ich habe es nur überflogen.
Was ich aber sagen kann, ist dass ich mich oft zu Telefonaten überwinden muss und dabei meist nicht gesammelt bin. Was einen entsprechenden Eindruck bei anderen hinterlässt.
Beruflich telefonieren könnte ich nicht, eben deswegen. Was aber wegen meiner fehlenden (Büro-)Erfahrung eh kein Thema mehr wird.

Ich habe mein Handy in der Regel abgedreht.
Unter anderem deshalb, weil ich oft zu unpassenden Zeiten angerufen wurde, als ich gerade auf was anderes konzentriert war. Dabei entstanden zig falsche Eindrücke und ich wurde von meiner Beschäftigung nachhaltig abgelenkt.

Ich habe eine Zeit lang "gepfuscht"(öst. Wort), das heißt ich habe eine Reinigungs-Dienstleistung privat angeboten. Dabei habe ich, wenn ich angerufen wurde, wirklich IRGENDWIE was ins Handy gesprochen, wie es mir gerade einfiel. Weil mir die vielen Anfragen zuwider waren und ich dachte, so werde ich die los.

Am meisten überwinden muss ich mich, wenn ich Freunde anrufe. Da ich wie gesagt meist nicht gesammelt bin und nicht weiß wie ich auf sie wirke. Eine Absage auf meine Anfrage(z.bsp Essenfahren) bekomme ich meist wegen meiner Ungesammeltheit.

Schriftlich habe ich weniger Probleme. Da bin ich manchmal erstaunt, wie schnell mir Begriffe einfallen. Jedenfalls wenn es um E-Mails geht, hier im Forum eher weniger.

Jetzt wo ich nochmal überlege, sehe ich einige Parallelen zu dir. Ich hoffe, ich kann oder konnte dir damit etwas helfen. Du bist sicher nicht die Einzige, die mit dem Telefonieren Probleme hat.

LG

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MissPiggy1973
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Beiträge: 24

Beitrag So., 02.10.2016, 08:58

Die Beiträge oben erzählen schon das meiste, was mir auch so durch den Kopf ging, als ich alles durchgelesen habe.

Es ist erschreckend für mich zu sehen, daß es noch vielen anderen so geht wie mir. Ich hasse telefonieren, aber am schlimmsten ist es, wenn das Telefon klingelt und ich nicht sehe, wer dran ist. Dann kann es schon passieren, daß ich erst gar nicht ran gehe.
Woran das liegt, weiß ich sogar. Meine Eltern hatten mir nie dieses Urvertrauen vermittelt, Konflikte hab ich nie gelernt, auszutragen. Bei Fragen oder Problemen wurde ich als Kind/Teenie immer alleine gelassen und sogar noch ausgeschimpft. Irgendwann hab ich mich dann auch nicht mehr meinen Eltern anvertraut, sondern alles in mich reingefressen. Daß das auch noch auf mich als Erwachsene nachwirkt, ist für mich heute kein Wunder.
Klingelt das Telefon, heißt das für mich, da will jemand was von mir (egal ob positives oder negatives) und sofort wird innerlich der Alarmknopf gedrückt, weil ich nicht weiß, wie ich darauf reagieren soll.
Eigentlich ist das ja lächerlich, bin ja kein kleines Kind mehr, Kontakt zu den Eltern hab ich auch nicht mehr, kann das aber einfach nicht abstellen.

Mir hilft in dem Fall, wichtige Dinge, die zu erledigen sind, größtenteils auf Email oder per Schneckenpost umzustellen. Da hab ich genug Zeit, um zu überlegen, was ich schreibe bzw. antworte.

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Erdbeere02
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Beiträge: 216

Beitrag Mo., 07.12.2020, 20:30

Dieses Jahr ist ganz sch... für mich gelaufen: eine Freundin und einen Freund verloren (beide verstorben), einen Nebenjob verloren, fast meinen Hauptjob verloren und dann auch noch Corona. Fürs neue Jahr habe ich mir vorgenommen, wieder etwas von dem zurückzubekommen, soweit es möglich ist. In der jetzigen Situation fällt natürlich der natürliche Kontakt zu fremden Menschen (Vereine, Sport, Kneipe usw.) flach, also bleibt nur das Internet oder telefonieren. Ob diese massiven Einschränkungen (sog. Lockdown) in dieser Form überhaupt sinnvoll oder notwendig sind, ist eine ganz andere Frage. Und da liegt mein Problem: Ich habe große Angst, mir unbekannte Leute anzurufen. Wie wird der/diejenige reagieren oder geht da nur die Mailbox an ? Selbst beim Psychotheraputen anzurufen und nach einem Termin zu fragen, fällt mir schwer. Kann mir jemand weiterhelfen ?

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saffiatou
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Beitrag Mo., 07.12.2020, 22:34

Mit fremden Menschen telefonieren und wünsche genau zu definieren ist gar nicht so leicht. Ich versuche herauszufinden, ob es für mich ein günstiger Tag dazu ist und bereite mich vor, bei der Terminfrage, schreibe ich kurz auf, was ich sagen will und habe immer einen Zettel und Stift liegen, da notiere ich den Namen des Gegenüber und bin bereit für Notizen (Daten etc) es erfordert etwas Übung, die leider nur dann entsteht, wenn der Sprung ins kalte Wasser getan wird.

Wenn die Mailbox anspringt, deinen Namen, Telefonnummer nennen und um Rückruf. Titeln, eventuell ist noch Zeit für den Grund deines Anrufes.

Viel Glück
never know better than the natives. Kofi Annan

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seelenversteher21
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Beitrag Mo., 11.01.2021, 10:13

Hallo,

ich fand es auch mal unangenehm zu telefonieren. Gerade mit Leuten, die ich nicht kenne. Aber ich habe da so meine Strategien entwickelt. Ich schreibe mir vorher die wichtigsten Punkte, die ich beim Telefonat klären will, auf. Während des Telefonats versuche ich dann, wenn möglich, mir kurz Notizen zu machen, was schon alles besprochen wurde. Und Fragen, die ich noch habe. Terminvereinbarungen notiere ich mir auf jeden Fall und auch, was ich zum Termin mitbringen soll. Da frage ich dann auch gerne nochmal nach, ob ich das richtig verstanden habe (weil ich immer Panik habe, dass ich was falsch verstanden habe und dann am falschen Tag oder zur falschen Zeit erscheine).
Was mir auch noch hilft, ist tief durchatmen. Also vor dem Telefonat. Das beruhigt mich.
Inzwischen hab ich kaum noch Probleme beim Telefonieren.

LG
Verstehen kann man das Leben rückwärts; leben muss man es aber vorwärts.
(Søren Kierkegaard)

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