Angst vor Besuch, alles ist mir peinlich

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
Antworten

Thread-EröffnerIn
snowshoe
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 22
Beiträge: 1

Angst vor Besuch, alles ist mir peinlich

Beitrag Di., 04.06.2013, 14:37

Hallo an Alle,
ich habe schon öfter in diesem Forum gelesen und fand es immer sehr hilfreich. Im Moment habe ich leider ein sehr dringendes Problem, deswegen hab ich mich endlich auch mal angemeldet.

Das Problem ist, dass ich Angst davor habe, Besuch bei mir zuhause zu empfangen.
Irgendwie ist mir mein Zimmer immer peinlich. Ich bin auch sehr unordentlich, in schlechten Zeiten geht es sogar in Richtung Messie :/
Das ist ja auch irgendwie logisch, dass mir ein unordentliches Zimmer peinlich ist.
Aber es ist schon ab und zu mal vorgekommen, dass sich Besuch angekündigt hat und ich dann alles aufgeräumt habe, aber mein ordentliches Zimmer war mir dann auch peinlich.
Es ist mir dann zum Beispiel peinlich, was ich für Möbel habe und dass ich keine coolen Dekosachen habe.
Wenn ich bei anderen Leuten zu Besuch bin, finde ich es dort immer viel gemütlicher.

Ich bin allerdings auch schon von zuhause ausgezogen, in eine WG. Aber das neue Zimmer war mir dann auch peinlich.
Kurz nach dem Umzug, als nur wenige Sachen im neuen Zimmer standen, hatte ich noch ein paar Mal Besuch.
Aber umso "bewohnter" mein Zimmer dann mit der Zeit wurde, desto peinlicher wurde es mir.
Ich hatte bisher schon zwei Beziehungen und die Männer fanden es zwar merkwürdig, dass ich nie besucht werden will, aber haben es mehr oder weniger akzeptiert.

Nun habe ich gerade jemand Neues kennengelernt und habe Angst, dass er mich komisch findet und ich mit diesem Problem alles kaputt mache, bevor es überhaupt angefangen hat.
Wir wohnen in zwei unterschiedlichen Städten und ich war bisher nur ein paar Mal bei ihm.
Letztes Mal hat er vorgeschlagen, dass er mich ja auch mal in meiner Stadt besuchen kann.
Das fand ich eigentlich total nett von ihm, aber gleichzeitig möchte ich es doch lieber vermeiden.
Wenn er mich besuchen würde, wäre ich eh die ganze Zeit unentspannt. Ausserdem müsste ich erstmal alles total aufräumen und herrichten.
Ausserdem müsste ich mir auch überlegen, was für Sachen ich mit ihm in meiner Stadt unternehme. Das ist mir echt zu viel auf einmal. Irgendwie fühle ich mich überfordert...
Ich habe ihm jetzt erstmal gesagt, dass ich dieses Wochenende wieder in seine Stadt komme.
Aber wie soll es bloß weitergehen?
Ich befürchte, dass ich dieses Problem nicht so schnell in den Griff kriege. Wahrscheinlich muss ich ihm die Wahrheit sagen und das ist doch total abschreckend, dann mag er mich bestimmt nicht mehr.
Wir kennen uns eigentlich noch nicht so gut, da will ich nicht gleich sowas Extremes erzählen.

Ausserdem frage ich mich natürlich woher dieses Problem kommt und wie ich daran arbeiten kann.
Ich glaube ich habe allgemein Angst davor, dass ich etwas Privates preisgebe und dann ausgelacht werde. Also Angst vor Ablehnung.
Es ist wohl auf jeden Fall auch familiär bedingt, denn meine Mutter empfängt auch sehr ungern Besuch, weil ihr Zuhause ihr peinlich ist.
Ausserdem habe ich auch manchmal andere Ängste, zum Beispiel Angst vorm Friseur, aber da konnte ich mich nach einiger Zeit dann überwinden und im Nachhinein war es natürlich nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.

Soll ich eher der Ursache auf den Grund gehen? Oder soll ich vielleicht einfach trainieren, erstmal Leute in mein Zimmer einzuladen, vor denen es mir nicht ganz so peinlich ist, zum Beispiel Familienmitglieder?

Vielen Dank schonmal fürs Zuhören/Lesen!

Werbung

Benutzeravatar

Jugendstil
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 604

Beitrag Di., 04.06.2013, 16:42

Ja, du hast es von der Mutter schon übernommen und spürst, dass viel Persönliches sichtbar wird in dem, wie eine Wohnung aussieht. Unordnung ist nicht per se "schlecht", sie kann aber ein Zeichen für geringe Selbstachtung sein und zur Folge haben, dass diese noch weiter sinkt. Für ein angenehmes Umfeld zu sorgen, ist Ausdruck davon, dass man sich selbst wertschätzt.

Fürs Aufräumen ist man schon zuständig, da geht kein Weg daran vorbei, aber das andere? Gemütlichkeit ist z. B. viel, viel wichtiger als tolle Möbel; es gibt Designerwohnungen vom Feinsten, in denen ich mich keine Sekunde wohlfühlen würde, weil sie kalt und steril wirken.

Sich für seine Wohnung zu genieren, zeugt von Selbstunsicherheit. Achte auf eine gewisse Wohnlichkeit und räume vielleicht ein mal in der Woche ein wenig auf - aber dir selbst zuliebe, tu dir den Gefallen. Du lebst dort, und dass du dich selbst wohler fühlst, ist wichtiger als dass es anderen gefällt.

Wie schaut denn die Wohnung deines Freundes aus? Falls er kein Ordnungsfanatiker ist, wird ihn eine noch überschaubare Unordnung kaum stören. Bad und Küche sollten möglichst auch begehbar und sauber sein, alles andere ist ihm ein bisschen lässig vielleicht angenehmer als allzu penible Ordnung.

Wenn er dich mag, wird er auch deine Wohnung mögen oder sie wird ihm zumindest nichts ausmachen, weil er sie nicht mit dir selbst gleichsetzt. Die Liebenswürdigkeit eines Menschen hängt nicht von seiner Wohnung ab!

Es ist wichtig, sich dies bewusst zu machen, aber gleichzeitig die Scheu, dich zu zeigen wie du bist (also auch deine normale Umgebung) zu überwinden. Steh zu dir. Noch mal: Du bist auch dann liebenswert, wenn du das Ordnung halten nicht so drauf hast.

Eine Hilfe für den Anfang könnte sein, eine enge Freundin zu bitten, mit dir gemeinsam einmal "klar Schiff" zu machen und sie dann nach ihrem persönlichen Eindruck zu fragen, was vielleicht nicht so hübsch ist. Dann könntest du das, was ihr eventuell negativ auffällt, ja vielleicht mit viel Phantasie und wenig Geld verändern?

Benutzeravatar

Städterin
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 23
Beiträge: 5

Beitrag Do., 27.06.2013, 13:06

Wenn du nicht gerade zum Messie neigst, was ich nach deiner Beschreibung eher bezweifle, kann es auch einfach sein, dass du deine Wohnung mit Dingen füllst, weil du selbst leer zu sein glaubst. Eigentlich ist das sogar eine Krankheit der Moderne, wie Georg Simmel mal feststellte, wir stopfen unser Leben voll mit Plunder und sind dann damit so beschäftigt, dass wir keinen vernünfitgen Gedanken mehr verfolgen können.
Deine Wohnung muss zuallererst für dich selbst bewohnbar sein. Soriere das aus, was du nicht jede Woche brauchst. Die am meisten beanspruchten Sachen müssen gut sein, also ein gutes Bett, ein dicker Schrank. Wenn kein Sofa zu r Hand ist, nimm ein Knautschi (hier meins), damit du auch mal bei Gelegenheit richtig Couch-Potato-mässig entspannen kannst.
Ein paar fotos von deinen Lieblingsmenschen an deinem Arbeitsplatz, und mal sehen, ob du dich nicht besser fühlst.

Benutzeravatar

Geist Reich
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 52
Beiträge: 62

Beitrag Fr., 28.06.2013, 07:28

Hallo snowshouh,

also eigentlich hast du doch schon zwei Wege gefunden (deine Fragen am Ende) die du verfolgen könntest. Eine dritte könnte sein, dass du dir etwas Disziplin antrainierst, dann gibt es nicht gleich Panik wenn es Klingelt. Fühlst du dich den in deinem Zimmer wohl wenn du alleine bist? Und sieht es wirklich so schlimm aus oder hast du den gut bürgerlichen deut. Hausfrauenstil als Vergleich im Kopf?

Ich bin jetzt nicht das beste Beispiel, weil mir als alleinstehender Mann viel verziehen wird (Ach ja der Junggeselle), aber ich habe da so ein Level in der Wohnung mit dem ich gut leben kann. Wenn ich mich gehen lasse und ich bin gerade an so einem Punkt, fange ich Leute schon auf der Treppe ab und verabrede mich auch nicht mehr bei mir. Und dann liegt bei mir auch etwas im Argen.

Also ein bisschen „Dreck“ und Unordnung dürfen bei mir schon sein. Es sieht halt bewohnt aus, denn ich habe keine Vorzeigewohnung sondern mein Lebensraum. Vielleicht ist dein neuer Freund ja auch gar nicht so so penible.

Für die Disziplin-Übung habe ich eine ToDo-Liste am Kühlschrank kleben. Du kannst auch einen Kalender nehmen. Hey, du bist noch jung, du schaffst das schon noch. In einer WG z.B. ist der häufigste WG-Krach die Unordnung und..... der Abwasch!

Sieht es bei dir aber doch so richtig übel aus. Solltest du dich wirklich hinterfragen. Z.B. „Warum ist es mir egal das die Pizza-Schachtel noch da rum liegt? Ist es mir eigentlich egal? Geht es mir gut damit?“ Ich meine du tust es ja schon, dich selbst zu hinterfragen. Und wenn man erst einmal ein Problem erkannt hat, dann ist das im Kopf auch wie ein Selbstläufer und irgendwann machst du den ersten Schritt und nimmst die Pizzaschachtel mit wenn du in die Küche gehst. Ist doch kein Akt, oder?

Andere Ratschläge und mögliche Ursachen sind ja schon angesprochen worden.

Werbung


AnnaChen1109
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 30
Beiträge: 1

Beitrag Mi., 25.11.2020, 20:00

Hey. Es ist schön zu lesen, dass ich nicht die einzige bin, die Angst vor Besuch in der eigenen Wohnung hat
Ich lasse niemanden rein, ausser zwangsläufig ganz bestimmte Personen die ich an einer Hand abzählen kann. Ich weiß gar nicht so recht wovor ich Angst habe. Ich denke einerseits immer dass es chaotisch oder dreckig ist . Aber auch dass sich jemand nichz benehmen könnte macht mir Sorgen. Am liebsten gehe ich auch allein raus oder einkaufen, da weiß ich , dass nichts schief laufen kann.

In den ganzen letzten 8 Jahren war ausser mein Mann und meine Kinder nur 2 Freundinnen und die Tochter meines Mannes *aus erster Ehe* inkl Enkelin und Schwiegersohn bei mir. In den letzten beiden Wohnungen auch. Meine Tochter darf nur 2 bestimmte Freunde mitbringen, aber auch nur mit Anmeldung und nur dann, wenn es unbedingt sein muss... Immer wenn sich jemand ankündigt, fange ich wie wild an zu putzen, fegen,wischen etc.
Am liebsten würde ich renovieren bevor ich die Türe öffne. Ich kann meine Ängste gar nicht richtig definieren und finde auch nichts im Internet. Kurz und knapp, jeder Besucher ist Stress pur für mich, egal in welcher Form. Gibt es dafür ein Krankheitsbild? Auf der Arbeit zb muss ich fremde ansprechen, transportieren usw--- ohne Probleme.... es geht wirklich nur um meine Wohnung. Ich mache jedes Mal 3 xxx wenn ich wieder allein bin, auch wenn ich meine Familie liebe , bin ich froh, wenn alle weg sind
Zuletzt geändert von Pauline am Mi., 25.11.2020, 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Absätze für bessere Lesbarkeit angebracht. Bitte darauf achten, danke.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag