Masernimpfung und Arztphobie - wie entscheiden

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Masernimpfung und Arztphobie - wie entscheiden

Beitrag Fr., 17.07.2020, 12:55

Hallo, ich weiß gerade nicht, wie ich mich entscheiden soll :red:

Kurze Vorinfo:

Ich bin seit einem Jahr in Therapie wegen schwerer Traumatisierung in der Kindheit. Ein Teil meiner Traumafolgestörung ist eine Ärztephobie, deren Ursache in meiner letzten Impfung liegt. Mir wurde 3 Jahre von meinen Eltern täglich erzählt, dass man durch Impfungen behindert würde und sogar sterben kann. Und mir wurden diverse Bilder und Geschichten von Fallbeispielen vorgelesen. Dann wurde ich ohne Vorwarnung mit 12 zum Arzt gebracht und dort unter Festhalten gegen Tetanus geimpft. Danach hatte ich natürlich Angst jetzt behindert zu sein. Mit dieser Angst wurde ich dann alleine gelassen.

Zum jetztigen Problem:
Ich arbeite in einem Bereich, in dem die jetzige Masernimpfpflicht auch für mich gilt. Bisher ging ich davon aus, dass für mich die Übergangsfrist bis 31.07.21 gilt und habe bisher darauf hingearbeitet die fehlende Impfung ( eine hab ich) bis dahin nachholen zu können. Jetzt wird dies überraschend von mir bis 01.08. 20 gefordert :roll:

Ich hab mit meiner Therapeutin jetzt verschiedene Handlungsmöglichkeiten herausgearbeitet. Hier muss ich mich jetzt zügig entscheiden.

Option 1:
Titerbestimmung in der Hoffnung ich hab eine genügende Immunität (auch ein Megakraftakt, da Bĺut abgenommen werden muss)

Option 2:
Mich festhalten lassen und eben gegen Masern impfen lassen. ( hier besteht das Risiko, dass ich dann erstmal nicht mehr arbeiten kann, da ich sehr stark zum Somatisieren und dissoziieren neige)

Option 3:
Mit medikamentöser Unterstützung die Impfung nachholen (Konkret: Einmalgabe von Tavor für die Impfung und ergänzend Psychopharmaka um die Folgen abzumindern, bisher nehme ich keine Medikamente und hab ich auch nie)

Option 4:
Medizinische Kontraindikation wegen meiner Traumafolgestörung (Muss eventuell genauer attestiert werden, was dann der Arbeitgeber mitbekommt, ich müsste die Impfung nicht nachholen. Hab aber schon als ein Therapieziel, es irgendwann zu schaffen mit der Impfung, möchte also nicht in die Vermeidung,)


Jetzt bin ich völlig ratlos und überrumpelt. Vorallem weil die Zeit drängt. :kopfschuettel:

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candle.
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 13:44

Und was möchtest du jetzt hier? Was erwartest du dir aus dem Forum?
Du hast ja in Therapie ausreichend Lösungen erarbeitet.

LG candle
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CrazyChild
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 14:00

Ich verstehe Deine Angst.

Aber weisst Du, Du warst damals 12 Jahre und jetzt bist Du erwachsen. Und Du weisst mittlerweile sicherlich genau, dass sowohl eine Tetanusimpfung weder behindert noch sonstwas macht, sondern dass es sogar unverantwortlich wäre, diese jemandem vorzuenthalten.
Genauso sieht es mit der Masernimpfung aus. Diese ist für Dich zwingend notwendig, um Deine Arbeit ausführen zu können. Denn Deine Arbeit ist Deine Existenz. Du kannst es natürlich lassen und Dich nicht impfen. Genau dadurch forderst Du das Schicksal eher raus, daß irgendwas passiert.
Sich impfen zu lassen, ist weitaus weniger riskant. Und sicher sind diese lang erprobten Impfstoffe in jedem Fall. Natürlich gibt es immer wieder irgendwelche Aluhüte, die gegen das Impfen sind, aber die waren selbst noch nie in so einer prekären Situation als dass es ihnen überhaupt zustehen würde, dementsprechenden Quatsch in die Welt zu setzen.

Weisst Du, das ist wie mit dem Fliegen. Ich hatte früher auch Angst vorm Fliegen. Schlimme, schlimme Angst. Und hab mich damit auseinandergesetzt und kapiert, dass es gar nicht gefährlich ist zu fliegen. Im Gegenteil. Es ist sicher. Viel gefährlicher ist der Weg mit dem Auto zum Flughafen. Aber das empfindet man nicht so.

So gehts Dir mit der Impfung. Du denkst, wenn Du Dich impfen lässst, passiert irgendwas. Das Gegenteil ist der Fall. Lässt Du Dich nicht impfen, kann viel eher was passieren.

Also geh hin. Es ist ein kleiner Pieks. Mach es nicht noch komplizierter. Du bist ein erwachsener Mensch und kannst die Situation gut einschätzen und weisst was Deine persönliche, irreale Angst ist, und was Realität ist.

Du wirst auch danach nicht viel spüren. Die Enstichstelle könnte 2 Tage lang etwas heiß sein und schmerzen. Das war dann auch schon alles. Danach wirst Du Dich gut fühlen. Weil Du es gemacht hast und dann auf der sicheren Seite bist.

Ausserdem ist es ein gutes Training sich auch mal der Angst zu stellen. Sonst trittst Du nämlich ewig auf der Stelle und kommst nicht vorwärts. Deine Thera würde das bestimmt auch als großen Erfolg werten.

Also.....los !!!!
LG, CrazyChild

***stay strong***

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 14:29

dem kann ich nur zustimmen!
Ich würde als erstes mal den Titer bestimmen lassen.
Denn Blut abnehmen, das sollte man hinkriegen!
Ich mein das jetzt ausdrücklich nicht im Sinne von "stell dich nicht so an", aber Blut abnehmen ist etwas das muss immer mal wieder im Leben sein.

Und eine Therapie ist eine wundervolle Möglichkeit gerade solche irrationalen Ängste wie die vor Impfungen zu bearbeiten, sich dem Schritt für Schritt zu stellen.

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 14:47

In Anbetracht der Tatsache, dass Masern du dich nicht selbst nur durch eine fehlende Masernimpfung in Gefahr bringen kannst, sondern auch dein "Klientel", finde ich, dass Option 4 ausscheiden sollte.

Eine Masernimpfung muss nur einmal wiederholt werden - meist geschieht das schon in der Kindheit. Hast du noch deinen alten Impfpass? Oder hat dein damaliger Kinderarzt noch deine Akte?

Zum Ausgleich der Horrorgeschichten die von Impfkritikern phantasiert wurden, kannst du mal nachlesen, welche Folgen eine Masernerkrankung haben kann.

Um einige (traurig)- prominente Beispiele zu nennen: Eine Schwester Sophie Scholls starb an Masern. Ebenso ein Geschwister von Hitler. Oder die Tochter von Roald Dahl.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Malia
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 15:18

Neben die Vorstellungen/Fantasien, was alles schlimmes passieren könnte, könntest du auch neue Bilder stellen, nämlich die, dass gar nichts passiert, wenn du dich impfen lässt und du dich danach sicher und frei fühlen wirst mit einer guten Erfahrung.
Es kommt nur darauf an, was du glauben willst.
Was letztendlich passieren wird, kannst du nicht kontrollieren - eigentlich nie.
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Wundermensch
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 15:26

Anna-Luisa hat geschrieben: Fr., 17.07.2020, 14:47

Eine Masernimpfung muss nur einmal wiederholt werden - meist geschieht das schon in der Kindheit. Hast du noch deinen alten Impfpass? Oder hat dein damaliger Kinderarzt noch deine Akte?
Ja ich hab einen Impfpass und ja ich wurde ja gegen Masern geimpft. Aber eben nur wie damals üblich 1 mal. Damals gab es noch keine Empfehlung ein 2. Mal zu impfen.

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Beitrag Fr., 17.07.2020, 15:28

candle. hat geschrieben: Fr., 17.07.2020, 13:44 Und was möchtest du jetzt hier? Was erwartest du dir aus dem Forum?
Du hast ja in Therapie ausreichend Lösungen erarbeitet.

LG candle
Ja schon hab ich Lösungen erarbeitet. Aber eben 4 und nicht eine🙄.
Und ich kann mich ebeb nicht für eine entscheiden

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Beitrag Fr., 17.07.2020, 15:39

CrazyChild hat geschrieben: Fr., 17.07.2020, 14:00

Also geh hin. Es ist ein kleiner Pieks. Mach es nicht noch komplizierter. Du bist ein erwachsener Mensch und kannst die Situation gut einschätzen und weisst was Deine persönliche, irreale Angst ist, und was Realität ist.

Du wirst auch danach nicht viel spüren. Die Enstichstelle könnte 2 Tage lang etwas heiß sein und schmerzen. Das war dann auch schon alles. Danach wirst Du Dich gut fühlen. Weil Du es gemacht hast und dann auf der sicheren Seite bist.

Ausserdem ist es ein gutes Training sich auch mal der Angst zu stellen. Sonst trittst Du nämlich ewig auf der Stelle und kommst nicht vorwärts. Deine Thera würde das bestimmt auch als großen Erfolg werten.

Also.....los !!!!
Das ist richtig. Ich weiß rational durchaus, was Realität ist. Das Problem ist eben, dass meine emotionale Ebene das nicht weiß und auch wenn ich das 1000 mal sage kommts (noch) nicht an.

Ja, von der Einpieksstelle werd ich gewiss nicht viel spüren. Aber es wird mich aus der Bahn werfen, weil mein innerstes dann glaubt, dass ich mit einer Behinderung rechnen muss (auch wenn ich rational weiß, dass das Quatsch ist).

Ich trainiere ja daran. Mittlerweile kann ich ohne weitere Person zum Arzt gehen und da was sagen, dass war vor einigen Monaten noch ganz anders. Am Anfang bin ich darein und war komplett desorientiert. Nachher wusste ich nichtmehr was überhaupt in der Zeit und der Arzt konnte sich null vorstellen, dass ich arbeiten gehe und da anders bin. Danach hab ich dann immer gut 2 Tage gebraucht um überhaupt nochmal normal agieren zu können. Mittlerweile brauche ich nur ca 5 Stunden Pause danach.

Untersucht wurde allerdings bisher nichts. Das wollte ich in den nächsten Wochen angehen mit "leichteren" Dingen.

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Beitrag Fr., 17.07.2020, 15:41

Malia hat geschrieben: Fr., 17.07.2020, 15:18 Neben die Vorstellungen/Fantasien, was alles schlimmes passieren könnte, könntest du auch neue Bilder stellen, nämlich die, dass gar nichts passiert, wenn du dich impfen lässt und du dich danach sicher und frei fühlen wirst mit einer guten Erfahrung.
Es kommt nur darauf an, was du glauben willst.
Was letztendlich passieren wird, kannst du nicht kontrollieren - eigentlich nie.
Durchaus richtig. Nur das reine glauben wollen hilft bisher nicht. Ich kann mir eine Sache 1000 mal sagen und es kommt oft garnichr oder erst Wochen später an😖

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Beitrag Fr., 17.07.2020, 15:47

chrysokoll hat geschrieben: Fr., 17.07.2020, 14:29 dem kann ich nur zustimmen!
Ich würde als erstes mal den Titer bestimmen lassen.
Denn Blut abnehmen, das sollte man hinkriegen!
Ich mein das jetzt ausdrücklich nicht im Sinne von "stell dich nicht so an", aber Blut abnehmen ist etwas das muss immer mal wieder im Leben sein.

Und eine Therapie ist eine wundervolle Möglichkeit gerade solche irrationalen Ängste wie die vor Impfungen zu bearbeiten, sich dem Schritt für Schritt zu stellen.
Ich bearbeite das Thema ja in der Therapie (unter anderem, leider gibt es viele solche Themen). Und ich möchte mich auch Schritt für Schritt stellen. Ich kanm das aber nicht auf einmal in einem Schritt. Und ich bin bei Schritt 2 von 10 bis dahin

Und ich hab tatsächlich noch nie Blut abgenommen bekommen, so unglaublich das vielleicht klingt. Ich hab eben auch Angst, dass der Titer dann nicht reicht. Das Blutabnehmen wird mich auch einige Tage aus der Bahn werfen😞 ( Wäre geplanter Schritt 7 gewesen von den 10).

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CrazyChild
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 16:03

Wundermensch hat geschrieben: Fr., 17.07.2020, 15:47 Das Blutabnehmen wird mich auch einige Tage aus der Bahn werfen
Erstaunlich, daß bei Dir noch nie Blut abgenommen wurde. Kann ich mir gar nicht vorstellen. Bei mir passiert das im Jahr bestimmt 4 - 5 x. Die ganzen Vorsorgeuntersuchungen, die ich immer schon mache, dann um von Zeit zu Zeit den Spiegel vom AD bestimmen zu lassen, dann wenn man irgendeinen Infekt hat um zu gucken wegen der Entzündungswerte, usw.

Blut abnehmen ist auch nicht schlimm. Wenn man jetzt mal von "schlimm" sprechen möchte, dann ist impfen vom Vorgang her noch das schnellere und einfachere.

Aber egal. Du musst sowieso irgendwann damit anfangen. Das sind ganz normale und wichtige Untersuchungen. Da musst Du Dich unbedingt Schritt für Schritt Deiner Angst stellen.

Ich meine, je älter man wird umso öfter muss man manchmal zum Arzt um Untersuchungen zu absolvieren. Wie willst Du denn das künftig alles machen ? Es wäre ja fatal, deswegen nicht hinzugehen.

Es wird wirklich Zeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Und Du hast bereits damit angefangen. Das ist doch schon mal was :-P
LG, CrazyChild

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candle.
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 16:41

Ich würde für "Augen zu und durch" plädieren. Du hast es schon mal geschafft und wirst es wieder schaffen!

LG candle
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Pianolullaby
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 17:46

Gilt Deine Phobie nur für Ärzte oder gehen Apotheker auch darunter?
Denn eine Impfung kann auch ein Apotheker machen, und er könnte Dir vllt mit dem Hintergrund des Medikamentes noch bessere Aufklärung geben, als ein Arzt
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 17:53

Pianolullaby hat geschrieben: Fr., 17.07.2020, 17:46 Denn eine Impfung kann auch ein Apotheker machen,
Ernsthaft jetzt?

candle
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