Extremer Würgreiz

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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Philidor
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Extremer Würgreiz

Beitrag Do., 10.12.2009, 19:37

Hallo

ich bin 19 Jahre alt und schleppe nun, wie mir gerade besonders bewusst wurde, seit 4 oder 5 Jahren ein Problem mit mir herum:
Ich verspüre zu manchen Zeiten, phasenweise besonders morgens, immer in Momenten von Anspannung (Prüfungssituationen, Arzt-Termine, manchmal sehr ungewohnte Situationen), was mir aber besonders zu denken gibt, in Momenten, in denen kein offensichtlicher Grund zur Beunruhigung besteht, einen extremen Würgreiz.
Es trat das erste mal mitten in der Pubertät auf, als ich mich zum ersten mal wirklich in ein Mädchen verliebte; an Tagen, an denen wir uns treffen wollten, in den Stunden vor unserer Vereinbahrung. Es war so unerträglich, dass ich nicht wusste, wie ich das Treffen überstehen oder überhaupt weiter machen sollte. Jede Berührung am Hals ist in so einem Moment die reinste Qual. Muss ich zu dieser Zeit einen Pullover anziehen, würgt es mich extrem, manchmal für längere Zeit, wenn der Stoff dann zu nahe am Hals anliegt. Es ist für mich undenkbar einen Rollkragenpullover oder eine Krawatte zu tragen. Selbst wenn ich es durch extreme Konzentration bewältige, einige Sekunden, vielleicht sogar eine Minute, nicht zu würgen, so ist es für mich doch unmöglich zu Sprechen, manchmal auch nur meine Blickrichtung zu verändern.

Interessanterweise konnte ich letztes Jahr ohne Probleme zum Frisör gehen und mir die Manschette um den Hals legen lassen. Eines Tages bei einem Besuch, trat das Problem aber wieder auf. Ich glaube ich habe sofort konditioniert, seitdem ist es für mich unvorstellbar, dass ich diese Enge zuvor ausgehalten habe. Ich muss seither bei jedem Besuch darum bitten, den Umhang komplett geöffnet zu lassen.

Ich habe das Gefühl, diffuser Ängste ausgesetzt zu sein. Wer kennt das Phänomen, wer weiß Rat?

Beste Grüße

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Thomas1
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Beitrag Fr., 11.12.2009, 20:57

Hallo Philidor,

ich würde dir zuerst empfehlen das Problem von deinem Hausarzt untersuchen zu lassen!!
Wenn dann kein organischer Befund erhoben werden kann solltest du einen Facharzt für Psychiatrie aufsuchen, der kann dir dann ein spezielles Medikament verschreiben was dir helfen wird!!

Ich wünsche dir alles Gute,

Lg Medizinstudent

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katl
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Beitrag Di., 22.12.2009, 11:57

Hallo Philidor,

ich hab deinen Beitrag erst jetzt gesehen.

Ich kenne das Problem mit diesem Würgereiz sehr gut, ich dachte bis eben dass ich der einzige Mensch bin der das hat, "schön" zu wissen dass es nicht so ist. Bitte nicht falsch verstehen, ich finde es alles andere als schön weils zumindest mich auch im Alltag sehr einschränkt. Ich bin jetzt 22 und hab das wohl schon so ca seit 20 Jahren, ich kann selbst kann mich erst daran erinnern seit ich so 3-4 war, aber aus Erzählungen weiß ich dass es früher angefangen hat. Ich war deswegen beim Arzt aber man fand nichts körperliches. Da ich in Therapie bin, hab ich das auch ansgesprochen und bei mir hängt es damit zusammen dass das mein Ventil für meine Gefühle ist, egal ob positve oder negative Gefühle - sobald die Gefühle zu intensiv werden kommt dieser Würgereiz - gut nun weiß ich es, aber weg ist es deswegen auch nicht. Auch das Problem mit den engen Sachen (Schal, Rollkragenpulli) kenn ich, das halte ich Alles nicht aus - wenn ich alle bin kanns sein dass ich alles obenrum ausziehe und mir kommts immernoch vor als wärs zu eng - in dem Fall dann eben der Hals selbst.

Mir hilft es wenn ich in den Momenten Wasser in kleinen Schlucken trinken kann oder wenn ich irgendwelche Zuckerl mit hab die ich dann wie eine verrückte lutsche und sobald ich merke dass der Würgereiz wieder kommt versuche ich mich so wenig wie möglich dagegen zu wehren, ich red mir gut zu dass es ok ist dass das jetzt kommt aber dass ich es nicht brauche. Manchmal hilft das Alles manchmal nicht.

Ich würd so wie Thomas1 auch zuerst mal alles von der organischen Seite abchecken lassen und wenn sich da nichts findet dann zum Psychiater oder auch möglicherweise über eine Therapie nachdenken - kommt halt drauf an wie sehr es dich belastet und einschränkt.

Alles Liebe Katl

@ Thomas1, gibts Medikamente gegen so einen (wahrscheinlich) psychisch ausgelösten Würgereiz?

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DeafeningSilence
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Beiträge: 67

Beitrag Mi., 23.12.2009, 17:27

Hallo Philidor!

Also,am besten ist es, wenn du deswegen einmal einen Arzt aufsuchen würdest oder vielleicht sogar gleich einen Therapeuten.
Das Problem wird wohl Ursachen haben,die viel tiefer liegen.Ich würde dir wirklich zu einer Therapie raten- nicht,dass es noch schlimmer wird.

liebe Grüße,
DeafeningSilence
"Man muss zu dem erwachen,was wirklich existiert,um zu verstehen,was nicht existiert. Kann jemand etwas nicht begreifen,soll es deshalb aber nicht als -Leere- oder -Nichts- bezeichnet werden;Unverständnis ist einfach eine Form der Unwissenheit."

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Space Jockey
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Beitrag Do., 31.12.2009, 21:14

Hallo!

Habe mich hier registriert nachdem ich diesen Beitrag gelesen habe. Leide auch an einem Würgereiz, der sich in den letzten Wochen etwas verschlimmert hat. Ärztlich wurde alles bereits abgeklärt, bin in Psychotherapeutischer Behandlung! Wie kommt ihr eigentlich im alltag damit zurecht?? Bin Student, und hatte vor ca 1 Monat einen schweren 'Anfall' auf der Uni überleg jetzt deshalb aufzuhören :(

Liebe Grüße

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katl
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Beiträge: 52

Beitrag Sa., 02.01.2010, 17:16

Hallo space jockey,

wie ich in meinem vorigen Beitrag schon geschrieben habe, hab ich gewisse Techniken oder Tricks gefunden wie ich den Würgereiz meistens soweit verringern kann damit ich mich nicht übergeben muss. Natürlich hilft es nicht immer und mir ist es auch schon öfter passiert dass ich in der Arbeit war oder sonst irgendwo und ich mich übergeben musste. Manchmal hemmt mich das schon auch davor rauszugehen aber andererseits ich hab mich daran gewöhnt und hab die Hoffnung aufgegeben dass das jemals wieder aufhört bei mir. Auch wenn es mir in der Öffentlichkeit passiert find ich es mittlerweile nicht mehr so schlimm, meine Freunde/Arbeitskollegen wissen es - für die ist das normal und alle anderen sind mir egal.

Ich hab wie gesagt IMMER Zuckerl mit dabei und was zu trinken, sicherlich ist das auch anstrengend immer daran denken zu müssen ob ich sie eh eingepackt habe, aber es hilft.

Ich denke es wäre von Vorteil wenn du herausfinden kannst mit was dieser Würgereiz zusammenhängt, das heißt zwar nicht dass er dann weg geht aber man kann sich besser darauf vorbereiten. Ich gehe zb. im Sommer auf ein Konzert und ich weiß jetzt schon dass ich mit der ganzen Freude, mit den ganzen Gefühlen wahrscheinlich nicht umgehen kann und es mich wieder würgt, aber gut - ich hab meine "Skills" dabei, rede mir gut zu und dann werd ich mich schon wieder irgendwie beruhigen

Lg katl

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Space Jockey
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Beitrag Sa., 02.01.2010, 19:59

Hallo katl, danke für deine Antwort!

Ja das mit Zuckerl und trinken hilft wirklich ein wenig, Kaugummi ist auch nicht schlecht, dachte immer der sei kontraproduktiv, da mir vielleicht durch den Speichel noch mehr schlecht würde! Ich weiß´nicht wie das bei dir ist aber bei mir kann so eine Übelkeitsattacke schonmal einige Stunden dauern inklusive würgen ^^, naja ich kann leider auch nicht richtig damit umgehen, hab Angst wenn die Öffentlichkeit das mitkriegt. Frage mich auch ob das was wir haben einen Namen hat, Emetophobie oder Reizmagen hab ich grad gegoogelt weiß aber nicht ob das auf mich zutrifft!

Naja habe jetzt noch Ferien und werde wahrscheinlich nochmal bei meinem Gastroenterologen vorbeischauen

LG

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miharbi
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 01:38

Hallo

Hier hat zwar länger keiner was geschrieben, aber nun gut.
Wow- ich dachte, ´wäre wirklich die Einzige mit dem würgen.
Ich habe das immer, wenn ich mich aufrege oder weine.
Also aufregen, wenn mich jemand unrecht behandelt.
Überhaupt bei starker Wut im kombi mit weinen würge ich stark. Es tut danach echt weh.
Der Rachen und der Magen. Kein Wunder, wenn da nichts rauskommt.
Ärtzlich gesehen ist nichts gefunden worden. So richtig ist aber in der Thera nie jemand darauf eingegangen. Wenn ich das aber so lese, das des ein Ventli ist...Joa. Stimmt. Bei ir hat es nach meinen Zusammenbruch angefangen.
Obwohl in der Schulzeit hatte ich immer einen dicken fetten klos im Hals und konnte nicht mal Wasser trinken. Heute ist es so, das ich immer Wasser, Minze Bonbons (die scharfen) in meiner Handtasche hab. Ohne die gehe ich schon gar nicht mehr raus.

Man müsste nur ein anderes Ventil für diese Gefühle finden, die einen würgen lassen. Wenn man zuhause ist, heiß duschen. Laut Musik hören oder die Treppen ganz schnell hochlaufen. Aber wie in einer Gruppe...Hm, da würde vlt. ein kleines kissen helfen, wo man rein kneten kann.

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katl
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Beitrag Mi., 17.03.2010, 21:32

Hallo ihr Lieben,

ich war jetzt 8 Wochen stationär in einer Klinik und unter anderem haben wir bei mir auch noch mal genauer hingesehen was es mit meinem Würgereiz auf sich hat (hab weiter oben ja schon mal etwas geschrieben).

Zuerst wurde körperlich soweit alles abgeklärt und man hat natürlich nichts gefunden, durch wochenlanges ausfüllen von Verhaltens- bzw. Gefühlsanalysen wenn es mich würgte und sehr vielen Gesprächen kam man dann doch zu der Diagnose dass es wirklich rein psychisch ausgelöst wird bei mir und sie nannten es Psychogenes Erbrechen (F50.5)

Ich selbst habe gemerkt dass der Würgereiz nur dann so extrem ist wenn ich weiß dass ein Gefühl da ist und ich es aber nicht "greifen" kann, wenn ich keinen Zugang finde. Bisher konnte ich ja ganz gut damit umgehen und eine neue Strategie ist zum einen dass ich mit Jemanden wirklich in dem Moment rede und ihm erkläre was in mir vorgeht und zum anderen gings auch ganz gut wenn ich dann "einfach" irgendein Gefühl versucht habe auszulösen, nur damit Irgendeins da ist.

ich wünsch euch was

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