Psychosomatische Taubheit

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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Lia.
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Psychosomatische Taubheit

Beitrag So., 15.07.2018, 16:34

Hallo zusammen,
Ich will mir ein bisschen Frust abschreiben und vielleicht gibt es hier jemanden der ähnliches erfahren hat.

Alles fing vor ungefähr 3 Wochen an, plötzlich merkte ich, das mein Fuß taub war (er war nicht taub! Er fühlte sich innerlich so an) ich dachte mir nichts dabei und wartete eine! Woche ab. Mit der Hoffnung es würde ja verschwinden. Nach etwas über einer Woche wurde mir klar ich muss was unternehmen. Dennoch wartete ich. Ungefähr 8 Tage später wachte ich auf und hatte zusätzlich zum tauben Fuß, meine Gesichtshälfte taub! Plus Sehstörungen!

So ging ich morgens um halb 6 in eine Klinik die mich weiter schickte zum Notdienst, dieser schickte mich weiter zur Notaufnahme. In dieser saß ich erstmal 4! Stunden rum bis ein Neurologe kam und mich schnell untersuchte. Er fand nichts! Ich wurde zur weiteren Abklärung stationär aufgenommen. Ab da hatte ich wahnsinnige Angst vor MS .,bildete mir alle Krankheiten ein die es gab ...viele Untersuchungen ließ ich über mich ergehen MRT,eeg,meg,lumbalpunktion.....es war sehr belastend ...nach zwei tagen : Sie haben nichts, funktionelle Störung. Psychosomatisch!

Ich bin zum Glück schon in Therapie, mein Therapeut ist momentan nicht da.

Jetzt versuche ich, mit diesem erlebten klar zu kommen, aber es ist so schwer, so traumatisch. Teilweise hasse ich meinen Körper dafür was er mir angetan hat, diese heftige Angst, diese Panikattacken. Diese Taubheit, die Sehstörungen

Es ist wie ein kleines trauma
Es gibt nichts schlechtes das nicht auch für irgendwas gut ist

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beitrag Di., 17.07.2018, 13:41

Liebe Lia,

diese Symptome können tatsächlich große Angst machen! :hugs:

Es ist aber gut und sehr mutig von Ihnen, dass Sie sie bereits fachärztlich abklären ließen - so ist sichergestellt, dass organische Ursachen (hierbei ein ganz wichtiger Faktor, der zu prüfen ist!) bei Ihnen ausgeschlossen werden können.

Nun wird es wichtig sein, Ihrem Therapeuten von Ihren Beobachtungen und Erlebnissen zu erzählen. Ihr Gespür ist vielleicht richtig: es könnte sich um Traumafolgen handeln (muss es aber nicht). Sicher finden Sie gemeinsam mehr darüber heraus.

Ihren Körper brauchen Sie dennoch nicht zu hassen: er tut ja nur, was er tun "muss" - weil sich Ihr gesamter Organismus nicht mehr anders zu helfen weiß, und hilflos tut, was er nur kann, um Aufmerksamkeit zu erregen! So jedenfalls könnte man versuchen, diese Vorgänge psychosomatisch zu erklären. Hören Sie also eher in Ihren Körper hinein und machen Sie so viele Beobachtungen, wie nur möglich, schreiben Sie sie auf und arbeiten Sie das dann mit Ihrem Therapeuten durch. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie auf diese Weise den Ursachen in nicht allzu langer Zeit auf die Spur kommen. Ich hoffe, Sie können bald mit Ihrer Psychotherapie fortfahren!

Freundliche Grüße und alles Gute,
R.L.Fellner


mio
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Beitrag Di., 17.07.2018, 21:40

Hallo Lia,

ich kenne diese "körperlichen Ausfälle" ohne Grund auch und als ich noch nicht so recht wusste woher das kommt (es hat bei mir einen traumatischen Hintergrund) dachte ich auch oft an MS und so und hatte Angst davor. Ich war allerdings wegen den meisten Symptomen nie beim Arzt, wohl weil meine Angst vor Ärzten wohl noch größer ist als die Angst vor Krankheiten...und mir wenn ich früher da war auch keiner helfen konnte diesbezüglich und es sich immer wieder irgendwann scheinbar "von allein" gelegt hat... ;-)

Was ich Dir zur "Beruhigung" sagen kann ist, dass sich bei mir mittlerweile nahezu alle dieser "Ausfälle" gen Null oder fast Null reduziert haben. Die Psychotherapie hat da wirklich sehr gut gegriffen, wenn auch natürlich nicht von "jetzt auf hier".

Ich kann sehr gut nachvollziehen dass Dir das Angst macht und auch, dass es echt "schockierend" ist sowas zu erleben. Aber ich denke es ist immer noch besser als eine ernsthafte körperliche Erkrankung die "unwiderruflich" wäre. Mir ging es teilweise ähnlich wie Dir, dass ich dieses (vordergründig grundlose) "unkontrollierbare körperliche Erleben" als für sich schon "traumatisch" erlebt habe und ich glaube so ganz "verdaut" habe ich das auch immer noch nicht, aber es ist deutlich besser geworden. Es ist ja auch einfach "schockierend" und entzieht einem das "Selbststeuerungsgefühl" faktisch in diesen Momenten.

Aber es ist wie Herr Fellner sagt: Dein Körper hat "Gründe" für diese "Reaktionen". Und diese Gründe sind ebenso "faktisch" wie zB. eine körperliche Erkrankung. Und das Gute ist dass sie "reversibel" sind wenn Du in der Therapie auf "die richtige Spur" kommst, anders als zB. MS oder eine irreversible körperliche Erkrankung.

Vielleicht hilft Dir das ja ein bisschen dabei es einfach erst mal zu akzeptieren dass es gerade ist wie es ist aber eben noch lange nicht so bleiben muss und sich verändern lässt?

Lieben Gruss,

mio

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Sehr
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 15:21

Ich hatte sowas glaube ich auch. Zumindest fühlte es sich so an aber ich war mir unsicher ob mein halbes Gesicht wirklich taub war und das Bein, das ging ein paar Tage so, öfter - aber jetzt schon länger nicht mehr.
[wegzudenken, mehr nicht]

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Lia.
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 17:35

Vielen dank für die Antworten,
mittlerweile sind die Symptome komplett weg. Ich bin sehr erleichtert, dennoch bin ich zwischen den Stühlen. Ich habe das beste und schönste was einem im Leben passieren kann: Gesundheit. Aber dennoch bin ich psychisch nicht gesund. Ich habe eine Persönlichkeitsstörung und immer schon psychosomatische Probleme gehabt. Magenprobleme, aber noch nie Taubheit!!!

Mir mach zu schaffen wie man am Anfang mit mir umgegangen ist. Von einem Arzt zum nächsten geschickt zu werden. Dumm belächelt zu werden...Das macht mich wütend! ich hatte Taubheit in Fuß, halbe Gesichtshälfte plus Sehstörung. Was ist daran bitte zu belächeln? ich kann es nicht begreifen. Es hätten Anzeichen von Schlaganfall sein können, aber nein man schickt mich unfreundlich von einem Arzt zum nächsten, zum Not bereitschaftsdienst und wieder zum nächsten bis ich am ende in der klinik landete wo man mir dinrgend empfohl, stationär zu bleiben. Auch das war erst ein schwerer!! Kampf. Hinterher bin ich froh geblieben zu sein.

Immerhin habe ich dann stationär gute Erfahrungen gemacht. Ich konnte mich dann gut erholen, nachdem ich alle Untersuchungen durchlaufen bin.
Wenn mein Therapeut aus dem Urlaub ist, hoffe ich, dass wie die Ursache finden werden. und ich vermute das wird nicht angenehm
Es gibt nichts schlechtes das nicht auch für irgendwas gut ist

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