Ich kann einfach nicht aufhören zu essen!

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)

theweirdeffekt
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 10:06

Hallo Wutengel,

wie siehts denn bei dir mit der Bewegung aus? Machst du Sport?

Ansonsten finde ich wirklich Zucker ist nicht zu unterschätzen. Man glaubt gar nicht wie sehr man davon abhängig ist/wird und wo der überhaupt überall drinnen ist. Ich verfall da regelrecht in einen Rausch und kenn auch so Fressattacken. Wenn ich dann keine Süßigkeiten esse, kompensier ichs mit Brot... Ich würd auch, wie schon gesagt wurde, die Werte testen lassen. Hab mal gelesen, dass bei der Insulinresistenz (scheinbar eine Vorstufe von Diabetes) auch das Sättigungsgefühl ausgehebelt werden kann.

Wieviel Pause machst du denn zwischen den Mahlzeiten? Für die Bauchspeicheldrüse wärs auch wichtig mindestens 3-4h dazwischen zu haben. Umstellung fand ich am Anfang schwierig, weil ich eher so der Eichhörnchentyp bin, der ständig vor sich hinknabbert. Seit dem ich das aber befolge, funktionierts für mich aber besser.

Ansonsten wirklich auch, wie schon gesagt wurde, überlegen ob du seelisch etwas damit zu füllen versuchst. Beschäftigt dich im Moment irgendwas mehr als sonst?

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Wutengel
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 17:59

Hallo IntoDust,

tausend Dank für deine schnelle Reaktion auf meinen gestrigen Beitrag. Gestern war mal wieder einer der Tage, an denen mich wieder 2 solcher Fressattacken überwältigt haben und an denen ich wieder vollkommen verzweifelt war. Auch heute hat sich wieder einen Großteil des Tages in meinem Kopf alles um den gestrigen Tag (und meine Fresserei) gedreht, wie ich den ganzen Scheiß, den ich gestern sinnlos in mich hineingestopft habe, wieder los werden bzw. den Kalorienüberschuss wieder ausgleichen kann. Gleichzeitig haben mich mein dicker Blähbauch und die Aufgedunsenheit in meinem Gesicht und meinem Körper immer wieder daran erinnert, was ich gestern wieder getan habe. Es macht mich wirklich fertig und ich will einfach nur die Kontrolle über mein Leben und das Essen wieder haben. Der Kampf damit kostet so viel Kraft, die ich wirklich anderweitig bräuchte, denn ich habe bei Weitem wirklich genügend "Aufgaben" und "Herausforderungen" in meinem Leben :-(.
Zu deinen Fragen:
Zu richtig schlimmen Zeiten haben mich mehrmals täglich solche Fressattacken übermannt. Im Moment passiert es mir im Schnitt jeden 2.-3. Tag, dass mich mindestens eine Fressattacke erwischt, die ich bei allem Willen nicht unterbrechen oder aufhalten kann. Inzwischen habe ich vor jedem Bissen Angst, den ich mir in den Mund stecke, weil ich Angst habe, dass daraus wieder eine Fressattacke wird, die ich nicht mehr aufhalten kann und die dann über mich hinweg rollt. An Tagen mit Fressattacke(n) nehme ich zwischen 3500 und 7000 kcal zu mir. Wie es mir danach geht, kannst du dir vielleicht vorstellen. Die Auswirkungen verfolgen mich mindestens 2 Tage, dann kommt meist der nächste Austicker. Tatsächlich schäme ich mich auch, darüber zu sprechen. Auch bei meinem Therapeuten, bei dem ich wegen anderer Themen bin, hat es über ein Jahr gedauert, bis ich diesbezüglich angefangen habe, reinen Tisch zu machen und ihm auch nur ansatzweise davon zu erzählen. Ich habe mir kürzlich sogar noch zusätzlich privat Stunden bei einer Therapeutin geleistet, um hinter diese Fressattacken zu steigen. Ich muss aber dazu sagen, dass das Ganze auch so seine Geschichte hat, weil ich in der Vergangenheit jedes Mal, wenn ich versucht habe, mir diesbezüglich Hilfe zu holen, nicht wirklich ernst genommen wurde. Richtig massiv hat das mit den Fressattacken Ende 2016 begonnen. Seitdem kämpfe ich. Und dieser Kampf ist so anstrengend.
Du schreibst, dass du selbst Fressattacken hattest und dass du sie inzwischen im Griff hast. Darf ich fragen, wie du das geschafft hast?


Wutengel
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 18:16

Hallo theweirdeffekt,

auch dir herzlichen Dank für deine Antwort.
Tatsächlich scheint bei mir mit der Blutzuckerregulation etwas nicht ganz zu stimmen, allerdings hat bislang noch keiner das Kind so recht beim Namen nennen können. Die Fressattacken können auf jeden Fall pervers sein und wenn ich mir ansehe, wie mein Körper darunter leidet, kann das nicht gut sein. Teilweise schreit alles in mir und mein Körper, dass ich doch jetzt endlich mit Essen aufhören soll, aber ich erlebe da wirklich einen Kontrollverlust und kann nicht mehr intervenieren, obwohl es mir wirklich schon elend geht. Es ist, als ob in diesen Momenten etwas Anderes von mir Besitz ergreift und ich selbst irgendwo tief in mir selbst handlungsunfähig eingesperrt bin. Ein anderes Sinnbild fällt mir leider nicht ein, aber vielleicht verstehst du ja, was ich meine.
Ich habe bereits versucht, meinen Essrhythmus anzupassen, kleinere Mahlzeiten in Abständen von 3-4 Stunden zu mir zu nehmen, mich ausgewogen zu ernähren, bestehende Mängel aufzufällen etc. pp.. Leider hat sich unter all diesen Maßnahmen bislang noch kein Erfolg eingestellt und ich bin wirklich vollkommen verzweifelt.
Gerade habe ich mir gedacht, ob meine Fressattacken ein Symbol dafür sind, wie ich von außen aufgefressen werde bzw. mich in den letzten Jahren habe auffressen lassen. Vielleicht blieb meiner Psyche tatsächlich keine andere Möglichkeit, um mich auf diesen Umstand aufmerksam zu machen, denn ich verfalle unter extremen Bedingungen häufig in einen "Robotermodus", in dem ich einfach nur funktioniere und das leider ohne Rücksicht auf Verluste und mögliche Kosten für meine seelische Gesundheit. Daran arbeite ich im Moment verstärkt mit meinem Therapeuten. Allerdings ist das ein großes Thema, das sicherlich noch viel an Bearbeitung brauchen wird, bis ich es auch nur ansatzweise für mich gelöst haben werde bzw. damit Frieden finden kann. Die Frage ist, was mache ich bis dahin...?! Ich kann so wirklich nicht weitermachen. Diese Fresserei und damit Handlung gegen mich selbst bringt mich wirklich an den Rand meiner Kräfte. Es macht mich mehr und mehr kaputt... Besonders bitter ist es für mich, wenn ich versuche, Rücksicht auf meine Bedürfnisse zu nehmen, mich im Rahmen meiner Möglichkeiten nach außen abzugrenzen, mir Ruhe oder etwas Schönes gönne oder mir selbst etwas Gutes tue und mich genau dann an einem solchen Tag die Fresserei wieder übermannt. Es lässt mich mich nur umso hilfloser fühler :-(.
Sport habe ich lange Zeit (mit Ausnahme von Spaziergängen) nicht gemacht. Zu Beginn des Jahres habe ich mir wieder eine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio abgeschlossen und versuche dort regelmäßig 2-3 Mal die Woche hinzugehen. Dort habe ich mich auch für einen Yoga-Kurs angemeldet. Oft fühle ich mich aber einfach zu müde und erschöpft :-(.


theweirdeffekt
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 19:31

Hallo Wutengel,

Ich finds gut, dass du in therapie gehst. Und wahrscheinlich denkt sich dein körper, auch wenn du auf dich schaust "naja, jetzt hat sie solange nicht auf mich geschaut, wer wer weiß ob sie das überhaupt durchzieht" so habs ich mir bei meinen panikattacken zumindest mal erklärt. War da auch total frustriert, weil nicht von jetzt auf gleich alles anders wurde. Aber so muster entwickelt die seele ja leider auch nicht von heut auf morgen. Auf alle fälle ists gut wenn du dir bewusst auszeiten nimmst.

Und ich würd mich auch nicht frustrieren lassen, wenn du diese fa auch hast, wenn du auf dich achtest. Zumindest kannst du dann mit gutem Gewissen sagen, hey heut hats nicht funktioniert aber ich hans geschafft (unabhängig davon) auf mich zu achten.

Spazieren gehen ist ja auch schonmal ganz gut. Wie siehts denn mit deinen Freunden und dem Umfeld aus? Hadt du jemanden der dich unterstützt und für dich da ist? Bist du sonst mit deinem Leben zufrieden, oder gibt es möglicherweise Bereiche die mühsam sind, du aber nicht ändern willst?

Deine Überlegung zum Symbol find ich übrigens auch spannend.

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IntoDust
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 20:01

Hallo,
also bei mir war es eine Kombination aus Aufarbeitung alter belastender Themen (die ich immer mit Essen verdrängt hatte, weil es einfach lange so schmerzhaft war, mich ihnen zu stellen) und konsequenter Umstellung der Ernährung auf möglichst wenig Zucker. Inzwischen habe ich es so weit gut im Griff, dass ich nur noch in Ausnahmesituationen so etwas wie eine leichte Essattacke habe, aber das ist absolut nicht vergleichbar zu früher und kommt ungefähr 2 Mal im Jahr vor. Ich hoffe natürlich, dass es weiter so stabil bleibt, allerdings bin ich nicht sicher, ob man Essstörungen wirklich je ganz zu den Akten legt.

Übrigens waren die Attacken während der schweren Zeit in der Therapie heftiger als je zuvor, ich fühlte mich komplett hilflos und ausgeliefert - Skills brachten erst etwas, als die Aufarbeitung schon weiter vorangeschritten war und ich das Gefühl hatte, das ganze System beruhigt sich endlich.

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Chero
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Beitrag Mi., 10.04.2019, 21:45

Hallo,

Ich kenne das Problem von Julia987 sehr gut.

Ich leide an Fr(esssucht) bzw. Binge Eating und suche auch nach andere Betroffenen zum Schreiben. Vielleicht kann man sich gegenseitig bei der Lösung des Problems Unterstützung geben, wenn man quasi das selbe Problem hat und sich besser in den anderen hineinversetzen kann.

Mein Gewicht ist zwar im Normalbereich, allerdings sehr stark schwankend, je nach dem ob ich gerade in einer (Fr)essphase oder in einer "normalen" Phase bin.
Das Überessen hat bei mir eine Art betäubende Wirkung, womit es mir zwar kurz besser geht, aber nach solchen Anfällen sowohl psychisch als auch physisch deutlich schlechter.

Würde mich über eine Nachricht freuen.

Viele Grüße

Chero

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goldlocke1610
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Beitrag Mo., 20.05.2019, 18:40

Hallo,
ich habe gerade die Beiträge durchgelesen und es war als würde wer meine Situation beschreiben. Ich würde auch sagen, Binge Eating trifft auf mich zu. Auch meine Mutter ist verstorben als ich 15 war. Ich denke auch, dass das irgendwie mitspielt. Und ich verstehe 100000 prozentig das hilflose Gefühl während so einer Fressattacke und ich bin auch des Kampfes schon müde geworden. Es könnte alles so schön sein. Ich mache mehrmals die Woche Sport den ich liebe, habe eine super Arbeit, Mann, Haus, aber die Gedanken über Essen und das Essen beherrschen mal mehr mal weniger mein Leben :-(


theweirdeffekt
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Beitrag Mo., 20.05.2019, 18:57

Hallo Goldlocke,

das tut mir leid zu lesen. Gehst du denn in Therapie?

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goldlocke1610
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Beitrag Mo., 20.05.2019, 19:10

theweirdeffekt hat geschrieben: Mo., 20.05.2019, 18:57 Hallo Goldlocke,

das tut mir leid zu lesen. Gehst du denn in Therapie?

Alles Gute
Danke :-)
Naja, das mit der Therapie ist so eine Sache. Hatte vor ein paar Jahren angefangen, nach den Fressattacken mir den Finger runterzustecken. Das war für mich ein Alarmzeichen. Hatte dann Gesprächstherapien. Auch so Halbhypnose hab ich versucht, aber der Erfolg hielt sich in Grenzen. Ich habs einfach satt über Vergangenes zu sprechen, ich bin im hier und jetzt. Ich hätte wahrscheinlich mit 15 psychologische Hilfe gebraucht, aber jetzt ist es wie es ist. Mit Sport hab ich wirklich wieder Energie gefunden, toll abgenommen, aber jetzt hab ich wieder öfters diese Attacken. Und ich hab die Panik davor , dass jetzt meine tolle Abnahme wieder fürn Hugo ist. Ich möcht doch einfach nur "normal " sein. Ich hasse es, wenn ich mir jeden Tag Gedanken um das scheiss Essen machen muss. Ich hab ja teilweise sogar Futterneid, Angst ich könnte zu wenig bekommen. Wenn ich mich gut halte, hab ich aber auch wieder schlechtes Gewissen, wenn ich Gesundes esse. Prinzipiell hab ich wenn ich esse immer schlechtes Gewissen, ich kann eigentlich nie genießen. Wenn ich was esse was lecker ist, hoffe ich, es wird nieee weniger. So krank:-(

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goldlocke1610
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Beitrag Mo., 20.05.2019, 19:19

Und der Kampf beim Essen. Vorher überleg ich 1000 mal, esse ich das oder nicht, Engerl und Teuferl kämpfen auf meinen Schultern. Dann halte ich das nicht mehr aus und gebe nach. Und da wird dann kreuz und quer gegessen, von Süßes über Herzhaftes ....
Und währenddessen sagt meine innere Stimme " hör auf" aber es gelingt einfach nicht. Danach das schlechte Gewissen, was eventuell dann noch zu weiterem Gefresse verleitet. Manchmal provoziere ich daheim sogar Streits , damit ich die Fresserei begründen kann. Aber das Gefresse hat keinen bestimmten Auslöser es kann sein das ich aus Glück und Zufriedenheit esse, aus Langeweile, aus Stress, usw.
Und irgendwie weiß ich jetzt gar nicht mehr, wie ich den Kack endlich mal loswerden kann.


theweirdeffekt
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Beitrag Mo., 20.05.2019, 19:50

goldlocke1610 hat geschrieben: Mo., 20.05.2019, 19:10 aber jetzt hab ich wieder öfters diese Attacken
Gibts denn irgendwas, was sich in letzter Zeit verändert hat?
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goldlocke1610
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Beitrag Mo., 20.05.2019, 19:55

Nein, gar nichts. Es ist einmal besser, einmal schlechter. Das Wetter nervt mich, das denk ich, kann bei mir schon mitspielen. Da hab ich dann wieder eine Ausrede für mich um zu essen. Obwohl wenn ich trotzdem raus geh, taugts ma dann auch, aber da kann ich mich nicht immer motivieren:-(
Mein Mann sagt immer, ich soll mich ablenken. Das macht mich dann böse weil ich will mich ja nicht non stop vom essen ablenken, ich will ein normales Verhältnis zu Essen haben.

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Pianolullaby
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 20.05.2019, 20:56

Das wirst Du jedoch ohne Therapie kaum hinkriegen,
denn aus einem Grund isst Du ja, und solange Du den Grund nicht kennst,
bzw. es nicht verarbeitet hast, wird sich das auch nicht verändern.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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goldlocke1610
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Beitrag Di., 21.05.2019, 05:17

Guten Morgen, ich hab jetzt mal ein Buch zu lesen begonnen. Mal schaun, ob ich da was mitnehmen kann bzw. fahr ich im bald Kur. Vielleicht hilft dieses "weg vom Alltag" auch.

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