Anorexie/Orthorexie, kein Appetit trotz Hunger?

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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Anorexie/Orthorexie, kein Appetit trotz Hunger?

Beitrag Sa., 07.07.2018, 19:53

Hallo!

Ich bin mir nicht sicher, was ich jetzt mit diesem Post bezwecke, vielleicht geht es mir nur darum, mir mein Problem bewusst zu machen? Wie auch immer, ich würde es einfach gern loswerden, vielleicht findet sich ja auch jemand darin wieder.
Ich habe seit Jahren ein mehr oder weniger gestörtes Essverhalten. Begonnen hat es mit Anorexie. Seit damals ist jedes Mal, wenn ich in irgendeine Situation gekommen bin, die mich psychisch überfordert hat, das selbe (Ess)Verhaltensmuster hervorgebrochen. Je nach Grad der Überforderung dann stärker oder schwächer. Ich hab es bisher immer wieder geschafft, mich da rauszuwinden, ohne Behandlung. Hatte aber immer das Gefühl, dass die ES in mir "schläft". Den nächsten Schub hatte ich dann während der Endphase im Studium.
Jetzt war einige Jahre lang Ruhe, als ob nie etwas gewesen wäre. Ich habe in den letzten Monaten einen recht gesunden Lebensstil verfolgt, zum einen habe ich mich jetzt einige Zeit vegan ernährt und es ging mir damit so gut wie seit langem nicht! Ich habe immer schon gern gekocht, aber das war für mich eine ganz neue Welt und eine Möglichkeit, neue Rezepte und Gewürze kennen zu lernen. Ich habe mich richtig, richtig gut gefühlt und war eigentlich der Meinung, dass ich das alles jetzt hinter mir hätte. Auch Sport mache ich seit einiger Zeit, und auch damit geht es mir gut.
Durch den vielen Sport musste ich aber auch entsprechend viel essen und dafür eben auch viel kochen. Anfangs war das okay, aber nach einigen Wochen ist mir das Kochen und Einkaufen usw. dann einfach nur mehr auf die Nerven gegangen, das hat auch echt viel Zeit verschlungen und ich wollte mich nicht mehr dauernd damit beschäftigten, ob meine Mahlzeit jetzt wirklich ausgewogen ist oder nicht.
Ich hatte dann die Idee, statt den Mahlzeiten Shakes zu trinken. Also KEINE Diätshakes, sondern wirklich welche mit normalem Nährstoffgehalt und ausbalancierten Vitaminen und Eiweiß usw. So ein bisschen wie das Soylent Green, falls das jemand kennt? Das war anfangs die Lösung für mich, ich bin so sehr gut klar gekommen, war immer satt und hab mich sehr gut gefühlt, war auch nicht unterversorgt oder so, auch keinen Heißhunger. Mir war und ist es wichtig, meinem Körper alles zu geben, was er braucht, also das hat sich schon sehr geändert im Vergleich zu "damals".
Seit ein paar Tagen gibt es in meinem Umfeld ein paar "Turbulenzen", was im Endeffekt dazu geführt hat, dass ich die vegane Ernährung in Frage stelle und diese Shakes zunehmend als restriktiv empfinde. Der mir schon recht gut bekannte Schalter in meinem Kopf wurde leider wieder umgelegt und die Krankheit macht mir bewusst, dass ich diese Shakes missbrauchen kann, weil die Kalorienanzahl sehr leicht berechenbar und dadurch natürlich auch einschränkbar ist. Ich habe jetzt leider das Problem, dass ich nicht weiß, wie ich zu einer "normalen" Ernährung zurück kann und wirklich richtig Hunger habe, aber überhaupt keinen Appetit. Und ich will nichts "Falsches" essen und wegen des Appetitmangels fällt es mir auch wahnsinnig schwer, mich überhaupt für irgendein Essen zu entscheiden. Es müsste nicht einmal etwas Veganes sein, ich würde auch vegetarisch essen. Aber selbst auf vegane Gerichte habe ich überhaupt keinen Appetit. Egal welches Gericht ich mir vorstelle, auch meine Lieblingsspeisen, so hab ich überhaupt keinen Appetit mehr darauf. Ich würde mir auch Essen bestellen, aber ich weiß nicht einmal annähernd was, und ich "traue" mich irgendwie nicht, was anderes als so einen Shake zu trinken. Ich glaube, ich habe da einen Zwang entwickelt, als Hauptmahlzeit nur die Shakes zu mir zu nehmen.
Und so bleibt es eben in diesem Hin und Her dann immer bei den Shakes. Ich habe zwar kein Untergewicht, aber ich kann nicht einfach etwas anderes essen und das empfinde ich als sehr belastend. Mich zum Essen zwingen funktioniert bei mir nicht, da verweigere ich nur noch mehr. Trotzdem denke ich mittlerweile ständig nur noch ans Essen.
Das ist so ein merkwürdiges Gefühl, ich kenne das eigentlich nur umgekehrt. Ich hatte in meinen schlechten Zeiten so oft extremen Appetit auf irgendein bestimmtes Nahrungsmittel, habe es mir aber dann einfach nicht erlaubt. Oder ich hatte streckenweise weder Hunger, noch Appetit.

Jetzt weiß ich eigentlich gar nicht mehr, woran meine kleine Krise liegt; liegt das an der Umstellung von vegan zu vegetarisch, die ich mir mittlerweile wieder wünsche? Oder ist es nur wegen der blöden Shakes? Dabei ging es mir ursprünglich darum, etwas zu haben, um bei Zeitmangel oder so trotzdem gut versorgt zu sein und nicht irgendeinen Müll in mich rein zu stopfen. Nicht darum, schleichend die Kalorienmenge zu reduzieren oder mich damit einzuschränken. Das ist schon sehr absurd.

Hat jemand vielleicht eine Idee dazu? Ich bin wirklich ratlos.
Danke fürs Lesen!

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spirit-cologne
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Beitrag Sa., 07.07.2018, 22:00

Hmmm, das ist schwierig dazu was zu schreiben, da du ja nichts zu den Hintergründen schreibst. Ist ein bisschen wie Kaffeesatzleserei. Wie empfindest du deine Situation denn selbst? Du schreibst von einer "kleinen Krise" aber andererseits habe ich den Eindruck, dass dir dein Essverhalten ziemliche Angst macht. Auffällig ist ja, dass es da (zumindest zur Zeit)wenig lustvolles in Verbindung mit dem Essen/Trinken gibt, sondern dass es hauptsächlich um ein Gefühl von Kontrolle geht. Was war denn so in deinem Leben los, als das anfing mit den Shakes? Gab es da vielleicht irgendetwas, wo du Sorge hattest, die Kontrolle zu verlieren? Ist jetzt mal so ins Blaue hinein spekuliert, wie gesagt, dein Beitrag bietet ja auch nicht gerade viele Anhaltspunkte. In jedem Fall wäre es m.M.n. wichtig, herauszufinden, wozu die ES (wenn du es denn derzeit als erneute Phase der ES empfindest) dient, was ihre Aufgabe ist. Was soll damit kompensiert werden?
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Beitrag So., 08.07.2018, 16:06

Danke für deine Rückmeldung.
Also du hast völlig Recht damit, dass Essen/Trinken im Moment nichts Lustvolles/Schönes für mich ist. Es ist leider wirklich nur noch ein Mittel zum Zweck, eine reine Notwendigkeit.
Was vermutlich damit zusammenhängt, wenn ich ein paar Wochen zurückdenke: in der Arbeit hat sich sehr viel bei mir getan, einige sehr nette Kolleginnen gehen in Babypause. Da tu ich mir schwer, weil ich die Arbeit als solches ohnehin schon nicht als sonderlich spannend/passend für mich empfinde. Aber die Kolleginnen haben es dann doch meistens zu einer guten Zeit gemacht, wir haben auch privat einiges unternommen, und das fällt jetzt so ein bisschen weg, weil die neuen Kollegen auch nicht so unbedingt mein Fall sind.
Ansonsten ging es mir zum Zeitpunkt, als ich die Shakes gekauft habe, psychisch erstaunlich gut, und diese Shakes waren ja wie gesagt eher als "Notfallessen" gedacht (wenn man mal zu spät aufsteht und keine Zeit für ein richtiges Frühstück hat, oder über Mittag kein brauchbares Essen findet - ist in meiner Gegend als Veganer nicht so leicht). Aber mittlerweile sind sie mein einziges Nahrungsmittel, auch weil sie mir gut schmecken.
Es macht mir immer dann Angst, wenn ich mir denke "aber eigentlich würde ich jetzt gerne etwas anderes essen" (wobei ich eben nicht weiß, was genau dieses andere sein soll) und dann fühle ich mich so eingesperrt in mir selbst, weil das eben einfach nicht geht im Moment. So schlimm ist es erst seit ca einer Woche und eigentlich wäre es gar nicht schlimm, weil es mir körperlich ja ganz gut geht. Aber ich möchte eben gerne wieder dieses Schöne und Genussvolle am Essen zurückhaben, ich finde nur irgendwie nicht mehr dort hin zurück. Ich kann nicht einfach in den Laden gehen und etwas kaufen und dann noch kochen. Klappt einfach nicht.

Es fällt mir auch so schwer, überhaupt wieder zu einer "durchschnittlichen" Ernährung zurückzukehren, und ich fühle mich auch unsicher, wie ich mich gut ernähren kann. Ich dachte eigentlich, dass ich mit dem Veganismus etwas für mich Gesundes und Gutes entdeckt hätte, aber auch da gibt es ja so viele negative Meinungen. Wie bei allem. Mir kommt es ein bisschen vor, als würde ich mich weder vor, noch zurück trauen, und kann daher nur bei den Shakes bleiben (von denen ich ja auch nicht weiß, ob das nun wirklich so gesund ist).

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Sinarellas
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Beitrag So., 08.07.2018, 16:12

Wie wäre es wenn du einfachmal aufhörst deine Meinung von anderen bilden zu lasssen und schklicht auf dein bauchgefühl hörst? Lernst zu hören was dein Körper gerade braucht? Und aufhörst alles zu bewerten?

Ich habe in Streßphasen auch anorektische Züge, esse manchmal tagelang nix, klar ist das nicht "gesund" aber auch nicht die totale Katastrophe. Es pendelt sich immer wieder ein und ich habe kein Untergewicht. Lass doch mal 6 Monate alles so wie es dein Gefühl und Bauchgefühl möchte und ignoriere die Meinungen und Aussagen anderer. Besonders von Medien und vermeindlichen besserwisserischen Freunden ;)

Wenn shakes gerade das gelbe vom Ei sind, dann istd as eben so. Aber sei auch offen für andere Nahrungen. Wenn das nun eben ein paar Wochen und Monate geht ist das eben so. Aber verbiete dir nicht anderes auch zu essen,w enn plötzlich mal appetit da ist.

Ich habe momentan keinen Hunger auf irgendwas, ich weiß vom Verstand her ich muß was essen, aber es gibt nix mehr was mir schmeckt. Ist eben so. Ich weiß, es wirdx irgendwann wieder anders sein und schenke dem keine Aufmerksamkeit. Lerne dich und deinen körpe kennen ihr seid zusammen die perfekten Ärzte und Spezialisten.
..:..

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spirit-cologne
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Beitrag So., 08.07.2018, 16:21

Vielleicht solltest du dein Essverhalten erst mal von allen äußeren Regeln und Vorschriften entrümpeln, was "gut", "gesund" oder "richtig" ist und einfach mal üben, dir und deinem Körper wieder zu vertrauen. Wenn du Hunger hast, oder planst, was einzukaufen, dann nimm dir vorher mal etwas Zeit und mache eine kurze Imaginationsübung: denke an deinen Hunger und warte welche Bilder auftauchen. Wenn du dich damit schwertust, kannst du auch einfach dir verschiedene Lebensmittel vorstellen. Versuche genau dir vorzustellen, wie diese Lebensmittel aussehen, riechen und schmecken. Wenn du ein bisschen Geduld hast, wird dein Körper dir schon mitteilen, was er sich gerade wünscht. Wenn es ein Shake ist, der dir gute Gefühle bereitet, dann trink ihn, ist es irgendwas anderes, dann besorg es dir, egal ob es als gesund gilt oder nicht. Du kannst auch mal zu Hause alleine ein Genusstraining durchführen. Besorge dir einfach mal verschiedene Lebensmittel, die du vielleicht früher gerne mochtest, unabhängig davon ob du gerade Lust darauf hast oder nicht und versuche sie mal ganz in Ruhe ausführlich mit allen deinen Sinnen zu erkunden, Konsistenz, Optik, Geruch, Geschmack, Gefühl im Mund usw. und achte dabei darauf, was du empfindest. Lerne einfach deine Vorlieben neu kennen und vergiss einfach mal diesen ganzen Regeln, was "gute" Lebensmittel sind und was nicht. :)

Nachtrag: Hat sich wohl mit vorhergehendem Beitrag zeitich überschnitten.
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Beitrag Mi., 11.07.2018, 20:19

Vielen Dank für euren Ratschlag! Es hat nach einigem Ringen mit mir selbst dann wirklich funktioniert.
Ich glaube, die Gedanken die ich hatte, waren quasi ein Schuss vor den Bug für mich. Gut, dass ich da wieder rausgekommen bin, leider komme ich sonst recht schnell in so eine Art Abwärtsspirale. Aber diesmal nicht :).

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