Essstörung seit der Kindheit (Binge Eating)

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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Draculara
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Essstörung seit der Kindheit (Binge Eating)

Beitrag So., 16.09.2018, 11:19

hallo Leute,

ich bin neu hier. Nun muss ich erst mal erzählen. Seit meiner Kindheit esse ich heimlich Süßigkeiten, aber auch Salzgebäck. Damals hauptsächlich wegen der Zähne die weichen Sachen, da gibts harte und weiche Näschereien, ich hab die weichen hauptsächlich gegessen, weil meine Zähne kaputt waren und ich große Angst vor dem Zahnarzt hatte. Das ging eigentlich los, als ich feststellte, die verbotenen Sachen, die dick machen, schmecken so furchtbar gut.

Was meine Mutter gekocht hat, war eine ungenießbare Pampe ohne Geschmack, die ich fast auf den Teller gewürgt habe, nur mit knurrendem Magen runter gekriegt hab und dann hab ich gesagt, ich sei satt, obwohl ich noch Hunger hatte, weil es so eklig war. Am Wochenende, wenn der Papa mit aß, hat sie so gekocht, dass es auch ihm schmeckte, dann ging es einigermaßen. Hatten wir Gäste, schmeckte es allen, also auch mir. Ansonsten konnte ich ohne nachzusalzen, das Zeug halb zerkaut runter würgen, wenn der Hunger groß genug war.

Als Konsequenz habe ich später, in der Lehre, Mittag außerorts gegessen, und nach Feierabend mir die Näschereien rein gepfiffen und fürchterlich dadurch zugenommen. Meine erste langwierige Diät habe ich mit 20 durchgezogen, mit 10 kg Übergewicht, das ich in 6 Monaten runter kriegte. Es folgten Jahre mit ausschweifigen Fresskapaden und monatelanger streng disziplinierter Diät, in der ich dann auch Sport trieb, um das Abnehmen voran zu treiben. Dadurch, dass ich nie länger als 3-5 Monate so eine Gewaltkur durchhielt, ereilte mich jedesmal der Jojo-Effekt. Es kam zum Startgewicht und darauf noch mal 5-10 kg Zinsen, so dass ich über die Jahrzehnte über einen Zentner Übergewicht ansammelte.

Vor einem Jahr konnte ich mich nicht mal mehr nach Kleingeld bücken. In meinen schwersten Zeiten musste ich zur Pediküre und brauchte in manchen Örtlichkeiten sogar eine Toilettenzange. Waschen mit Hilfe von Bürsten und Waschlappen gehören seit 13 Jahren zu meinem Alltag. Seit 10 Jahren konnte ich nicht mehr richtig abnehmen. Seit 11 Jahren nehme ich Psychopharmaka wegen einer anderen psychischen Krankheit. Seit letztem Jahr bin ich Diabetikerin, achte gezwungenermaßen auf mein Essen, wegen des Diabetes und der Hämorrhoiden kaufe ich meine sog. "Suchtmittel" nicht mehr ein und habe inzwischen im letzten Jahr 11 kg abgenommen.

Bei mir ist es kein wahlloses Reinstopfen. Es war schon von Anfang an ein Überessen, das heißt ich habe auch noch gefuttert, als mir schon der Bauch weh tat und eigentlich nichts mehr rein passte. Aber ich bin auch imstande, stundenlang zu warten, trotz Hunger, bis ich etwas zu essen gekauft habe oder in einer Gaststätte bin, wo es mir schmeckt. Bevor ich irgendwas esse, esse ich lieber gar nichts. Weil das an meine Kindheit erinnert, Dinge essen zu müssen, die ich hasse.
viele Grüße
Draculara

Ich hasse Spiegel, Knoblauch und vertrage wenig Sonnenlicht. Darum der Nick

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